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Msvnfpvechev Wv. Lv. 8L. Jahrgang. Jernfprecher Mr. Lv.
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227
Montag dm 28. September
1908
„Dev Gesellschafter"
ersucht seine Freunde und Leser uar immer weitere Verbreitung und emsige Empfehlung bet ihren Mitbürgern und Bekannten. Das kommende Vierteljahr wird eines der politisch bewegtesten der letzten Jahre werden.
Im Reichstag muß die Entscheidung über die Reichssteuer- uud Fiuauzrefor« fallen.
In der wnrtkembergischeu Ubgeordueteuka««-» wird die Schulreform und die Errichtung der Laud- wirtfchaftskammer» zur Verhandlung stehen.
„Der Gesellschafter"
wird eingehend nud rasch Berichte Wer diese Verhandlungen, sowie allen übrigen politischen, wirtschaftlichen und komum» ualen Angelegenheiten bringen. Dabei wird das „Feuilleton" nicht vernachlässigt weiden. So hofft „Der Gesellschafter" zu seinen alten Fretud:-: viele neue zu gewinnen.
U K Probeuummer« bitten zu verlange«.^
Amtliches.
Dis Ortsbehöedeu
derjenigen ^Gemeinden, welche dem Gemeiudeverbaud der Schwarzwaldwaffervrrsorgurrg angehören, werden gemäß Beschlusses des Verwaltnvgsarrsschnfles vom 29. August d. I. beauftragt, dafür Sorge zu tragen, daß in den Gsmeinüea stets ein Brurrneuwärter aufgestellt iß, und diesen Wärter» aufzügedrn, daß st, falls ein Defekt an einem Brunnenstrck oder an der Wasserleitung voraaaden ist, solchem sofort wenn Möglich abzuhelfen Md dis Leitung abzusteüeu, jedenfalls aber alsbald dem Maschinenwärter durch telephonisches Anraftn des Schultheißenamts Aichelberg Schuf? Abhilfe Nachricht zu geben. Das gleiche Verfahren ist bei jcdm Brandfall zu beobachten.
Auch haben die Ortsbchörden den BrmMnwäiteru von der nächsten Anwesenheit des Streckenwärters Vollmer Kenntnis zu geben, damit dieser Gelegenheit hat, die Brnnnenwaxter angemessen zu instruieren.
Die Bezahlung der Brunmnwä'tcr ist Sache der Gemeinden.
Calw, den 26. September 1908.
K. Oberaust: Voelter.
Bekanntmachung
Aus Grund von § 1 der bezirkspolizettichen Vorschriften in Betreff Verhütung der Verschweuimug dsS Wassers der Schwarzwüldwasserdrrsorgung bat der Verwaltungsansschuß durch Beschluß vom 29. August d. I. die Einrichtung von Wssserstmh pgulpcn, die Erstellung von Elsesgerüste», den Betrieb vsu LsstvenÜlatoreL und von Waschmsschiueu und dergl. durch die Wasserleitung für unzulässig erklärt Die Ortsbehörden derjenige» Gemeinden, welche dem Gemeinde-
Verband der Schwarzwaldwafserversorgung angehören, werden beauftragt, den Vollzug dieser Anordnung zu überwachen. Calw, den 26. Sept. 1908.
_K. Oberamt. Voelter.
Unter dem LS. d. V. ist von d»r Evangelisch«» Obnschulbi- Hürde die Stelle de» Oberlehrer» für Zeichne» an dem Schuklehrer- seminar in Nagold de« Untrrlehrer Karl Bach in Stuttgart- Gablenbrr, übertragen worden.
Die liberale Einigung.
In den jnngliberalen Blättern legt Dr. Kauffmauu (Stuttgart) den Unterschied zwischen Liberalismus und Demokratie dar. Er- sieht grundsätzliche Unterschiede zwischen beiden Gelstesrichtnngen und bezeichnet dm weit verbreiteten Glauben an Gemeinsamkeit gewisser Fuu- damentalsätze ausdrücklich als falsch. Weun eine liberale Einigung eintrete, handle es sich nicht »nr gleichlautende uud gleich zu verstehende Prinzipien, „sondern nur-mn eine Reihe gemeinschaftlicher nächster Ziele". Der Verfasser führt weiter aus: Die nächste Erfahrung zeigt, daß Liberalismus und Demokratismus „zwei Dinge find, die ihrem Wesen nach gar nichts miteinander zu tun haben, zwei Kreise, die sich schneit» n können, aber nicht müssen. Wir haben in der Schweiz Beispiele genug von radikalen Demokratien, mit Referendum und Initiative und allem Zubehör — die dabei in ihrer ganzen Politik das Stockksu- fervativste find, was zu deuten ist. Aber kann man sich einen konservativen Liberalen vorstclle«? Uud umgekehrt: es ist nichts leichter, als aristokratische Liberale zu finden (im England des 18. und 19. Jahrhunderts z. B.), aber na aristokratisch gesinnter Demokrat: eontraätetio in nälvoto." Dr. Kanffmann kennzeichnet dann den Unterschied in der Geistesverfassung des Liberalen und Demokraten etwa dahin: während zwar,Beide gleichsam freie Bahn für den Wettlanf der Strebenden herzustelle« wünschen, will der Liberale, daß jeder nach seiner Kraft vorwärts komme uud daß es Sieger und Besiegte gebe, der Demokrat dagegen will eine Gleichheit des za Erreichenden und kann daher nicht zugebrn, daß einer mehr werde als jeder andere. Der Liberale strebt durch die Gleichheit der Vorbedingungen zur tatsächlichen Freiheit, der Demokrat will den durch den kompakten Willen gleichartiger Masten geleiteten Staat. Das Ziel des Liberalismus ist der Einzelne, das der Demokratie die Masse. „Der ernstlich durchgesührte Demokratismus führt zur hyperkouserdativen Bauernrepublik oder zum sozialdemokratischen Zvkunftsßaat; der Liberalismus wird sich im konstitutionellen Staate der Gegenwart — Monarchie oder Republik — am wohlsten befinden." Für die Politik des Tages uud der nächsten Jahre folgert Kauffmaun daraus: „Wenn man von uns liberale Einigung verlangt und meint, damit eine allgemeine Verschmelzung, ein grundsätzliches, dauerndes Zusammengehen von allem, was im Reichstag links vom Herrn von Hehl fitzt, so müssen wir in aller Freundschaft sagen, daß das nicht geht. Aber wir müssen mit ausgebreiteten Armen auf jeden Bundesgenossen zugehen, der erbötig ist, mit uns die Zwing
burg uiederzureißeu, die. alles, was wir an liberalen Er
rungenschaften haben, bedroht, die uns verhindert, liberale Eroberungen zu machen auf den Gebieten, wo'S nötig ist (und wo ift's nicht nötig heutzutage?). Bei solchen Bundesgenossen könne« wir uns je nach dem Vorbehalten, getrennt zu marschieren, aber wir müssen bereit sein, vereint zu schlagen". Bon dem jungltberaku Verfasser, der in die innere Wesensart liberaler uud demokratischer Bestrebungen sich versenkt hat, ist das Auseiuaudergehen der Endziele des Liberalismus uud der Demokratie ganz richtig festgestellt worden. Aber nicht alle Wähler find sich über die grundsätzliche Bedeutung der Parteipriuzipieu, zu denen sie sich bekennen, klar. Durch die fortlaufende Erörterung der Unterschiede dürften manche Wähler zu der Erkenntnis geführt werden, daß ihnen selbst gar nicht so lehr daran liegt, sich uud anderen den „kompakten Willen e uer gleichartig» Masse" aufgelegt zu sehen, sondern daß es ihrer Natur mehr entspricht, die Freiheit des Handelns für sich selbst zu erstreben und sie anderen zu gönne«. Je mehr Politiker bewußt auf diese Seite treten, desto leichter wird sich eine Einigung erzielen lassen.
Uotttilche Keberstcht.
Der Kaiser hat a» die Priifideute« des Prefse- losgrefse- folgendes Telegramm gerichtet: Für das mir übermittelte freundliche BegrüßunMelegramm der in Berlin versammelten Vertreter der Presse spreche ich ihnen meinen aufrichtigen Dank aus. Ich hoffe, daß Sie alle sich in meiner Haupt- und Restdeuzstadt wohl fühlen werden und hege die Erwartung, daß Sir auch die neuen Beziehung u, die Sie dort bei dieser Gelegenheit aukuüpfen, in dm Dienst der großen zivilisatorische« Aufgaben stellen werden, welche der iuter ationaleu Presse obliegen. Wilhelm I. R.
Der bayrische Laudwirtschastsrat bezeichnet tu seinem neuesten Jahresbericht das Wirtschaftsjahr 1907 als gleichbefrirdigeud wie das Jahr 1906. Für sämtliche Getreidearten «achte sich eine Preissteigerung bemerkbar. Die Vühpretse seteu bis Ende des Jahres, mit Ausnahme der für Schweine, auf gleicher Höhe geblieben; der sich allmählich zeigende Rückgang sei ans überreiches Angebot zu- rückzusührev. Die Besserung der landwirtschaftlichen Verhältnisse kommt auch in der Abnahme der Zwaugsveräuße- rungen zum Ausdruck, der eine bedenkliche Zunahme der Güterzertrümmernugeu gezeuübersteht. Ueber Mangel an Arbeitskräften wird nach wie vor geklagt.
Die Münchener Zeutrnnrspresse überfällt den dortigen Erzbischof Dr. von Stein unvermittelt mit schwere» Angriffen, die in einer ungemein derben Sprache gehalten find. Man wirst ihm vor, daß er die kirchliche Macht gegenüber der staatlichen nicht energisch genug vertrete uud so den „katholischen Gedanken" schwäche; d. h. nämlich, daß er sich um die politischen Geschäfte des Zentrums nicht genügend kümmere. Das Gewissen der hörenden Kirche in München stehe mit dem der lehrenden Kirche in betrübender Dissonanz. Die Juful müßte in München die größte Macht
Kern ach.*)
Einen köstlichen Heröststrauß hat Meister Wilhelm Busch in den letzten Jahren seines Lebens gesammelt und ihn dm Srinigen geschenkt mit dem Wunsche, daß sie ihn weitergeben sollen an die Bllgcmeirrh tt — hernach! Hernach — wenn alles vorüber wäre! In diesem einen Wort „Hernach" liegt unendlich viel von dem Wesen des Einsiedlers voa Mechtshausen, der allmählich auS einem lachenden ein lächelnder Philosoph geworden war und irr lächelnder Wehmut auch dem Ende entgegensah. BilLcrpossen schuf er nicht mehr. Der Mann, dessen Sou toller Lustigkeit überquellende Humoresken einst in der Welt ein Lachen geweckt, wie vordem vielleicht nur der Decamerone und der Don Quichote, warf im Aller, wen» seine Seele Heiterkeit überflog, nur hi» und wieder ein flüchtiges Epigramm in Bild und Wort hin, das im Stil wohl noch „ganz Busch" war, aber den Thorheiten der Welt nicht mehr mit scharfem Florett- sttch, höchstens mit eiaem leichtes Gerteufchlag zu Leide ging. WarS der Mühe wert, so wurde ein Gedicht daraus, wie in dem köstlich reifen Erntebaud „Zu guter Letzt" ihrer so viele nud gute beisammen sind. Oft reichte rs auch nur ans eiae Vignette, ans einen Vier- oder Zweizeiler, auf eine winzige Brlderfolge. Aus solchen lustleichten Kleinigkeiten, hinter denen doch soviel Kunst und Weisheit steckt, setzt stch der Baud „Hernach" zusammen. Den Anstoß zu
') .Hernach' von Wilhelm Busch, München, Lothar Joachim» Verlag.
diesen Dingen gab irgend eine Beobachtung im Vorübergkh'u, ein menschliches llrr- und Mißgeschick, ein drolliges Tierge- ficht. Oder der Malerpoet fand eines von den launigen Federspielen, die er wohl abends bei der Lampe entwarf, ein kleines Gelegcnheitswerk, gelungen gerug, um „hernach" noch einmal die Well zu ergötzen. So sind der Sammlung etliche NeujatzrSgrüße eiuvttkibt, die in ihrer Knappheit gar charakteristisch sind. Zum Beispiel: ein urkomischer neugeborener Gockel mit wett offenem Schnabel vor seiner Eischale:
Da steht er und kräht er.
Vielleicht gerät er.
Eine dürre Alte, die stch mit ihrem leeren Korbe nach dem Htutergrnnde verzieht und vorne eine runde Dirne, die dea Beschauer anlacht und ein Schweinchen am Stricke hält: Das Schwein sei Dein! Das Thema vom Werden uud Vergehen, das Busch so gern and in hundert Varianten ab- gewandell hat, ist auch hier wieder angeschlagen. Drei Blätter, Die Zeit: Zunächst trägt die Zeit, als alte H xe auf dem Besen reitend, die Sanduhr in der Hand, ein lachendes, bacchantisches Menschenkind auf de« Rücke». Dann schleppt ein humpelnder Alter mühsam die triumphierende Hexe selbst. Uud zuletzt purzelt der Alte von der Erde herunter uud die Hexe Zeit auf ihrem Besen saust davon:
So ist nun mal die Zeit cllhie,
Erst trägt sie Dich — Daun trägst Du sie;
Uud wanus vorüber, weißt Du nie.
Auch die Geschichte vom „Fliegenden Frosch" umfaßt nur drei Blättchen uud gibt in diesen wie t« Extrakt das ganze Wesen des Humoristen Busch. Ein Fröschleiu sitzt ben auf eiae« Baum bei einem Vogel, will ihm daun das Fliegen uachahmen und plumpst zuletzt elendiglich herunter: Weun einer, der mit Mähe kaum Gekrochen ist auf einen Baum,
Schon meint, daß er ein Vogel w4r,
So irrt stch der!
Prägnanter uud schlagender hat doch kaum einer die Leute verspottet, die sich wichtig nehmen!
Mit Vorliebe finds überhaupt Tiere aller Art, die der unfehlbar treffende Stift des Meisters als Akteure hinstellt und einige von diesen Tieridtzlleu und Tierkarrikatureu des Büchleins gehören zu den besten, die Basch je gezeichnet. Zum Beispiel das Stäub che», das Frosch, Käfer uud Heuschreck io der FrühlingSnacht der Rose bringen, das Abeud- kovzert im Sumpfe, der Verdächtige — ein Kater und ein Spatz —, der Maitaoz von Maikäfer und Schmetterling, der Osterhas, der treue Schnauz, der Frosch mit den tanzenden Fliegen, Eule uud Star:
Guten Tag, Frau Eule!
Habt Ihr Langeweile?
Ja, eben jetzt,
So lang Ihr schwätzt!
Ganz wie Frau Eule konnte bekanntlich Busch selber neugierige Besucher abfertigeu, die ihm mit ihre« Geschwätze lästig fielen. Auch „Bewunderer" — ja, die erst recht!
Ost ists nur ein ganz harmloses Bildchen mit einem