Ars. 52.
64. Jahrgang.
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Amtliche Mekcrrrntmcrchungen.
Die Ortsvorsteher
werden unter Bezugnahme auf § 9 der Ministerialverfüzung vom 29. DecLc. 1886 (Rsg.-Bl. v. 1887, S. 4 ff.) und §§ 57 und 58 des Statuts der Bezirks-(qemeinsamen Orts-)Krankenkasse für den Bezirk Calw angewiesen, für die Anmeldung der in land- und forstwirtschaftlichen Betrieben beschäftigten Personen Sorge zu tragen, gegen Säumige nötigenfalls mit Strafen vorzugehen, die fraglichen Personen der Bezirkskrankenkaffe zu überweisen und überhaupt die Organe dieser Kaffe bei Durchführung des Statuts möglichst zu unterstützen (vgl. auch die Bekanntmachung des Vorstands der Kaffe in Nr. 51 der Calwer Wochenblatts).
Calw, 30. April 1889. K. Oberamt.
Supper.
Deutsches Reich.
Berlin, 29. April. Der Kaiser ist heute nachmittag um 5'/« Uhr von Weimar hierher zurückgekehrt; er wurde am Bahnhof von der Kaiserin empfangen. Ec beabsichtigt, morgen mit der Kaiserin die allgemeine deutsche Ausstellung für Unfallverhütung zu eröffnen. Die Ausstellung, so sagt die „Karlsr. Ztg.", verfolgt nicht, wie die meisten anderen Ausstellungen, in erster Linie materielle Zwecke, sondern sie ist aus dem Streben hervorgegangen, die Sicherheit des Arbeiters vor Betriebsunfällen zu erhöhen, indem sie ein möglichst erschöpfendes Bild aller sinnreichen und neuen Einrichtungen gewährt, durch welche Unfälle vermieden werden können, und dadurch wohl auf die allgemeinere Kenntnis und Verbreitung solcher Einrichtungen, auf einen erhöhten Schutz der Arbeiter hinwirken wird. Die Ausstellung dürfte den Beweis erbringen, daß nirgends für den Schutz des Arbeiters in dem Maße gesorgt ist wie in Deutschland.
Berlin, 30. April. Der Kaiser und dieKaiserin speisten heute beini Reichskanzler. Der Kaiser fährt morgen früh nach Pots
dam und von dort zur Jagd des Grafen Hochberg in Schlesien. Sonntag erfolgt die Rückkehr, worauf sich das Kaiserpaar zur Taufe des Sohnes de« Prinzen Heinrich nach Kiel begiebt.
Berlin, 29. April. Die Trauung des Prinzen Friedrich Leopold mit der Prinzessin Luise-von Schleswig-Holstein findet am 24. Juni in der Schloßkapelle Hierselbst durch den Oberhofprediger Dr. Kögel statt. — Die erste Sitzung der Samoa. Konferenz in Berlin am 29. April dauerte von 2>/z bis gegen 4 Uhr. Ueber den Inhalt der Verhandlungen ist auf Antrag Deutschlands strenges Stillschweigen fest, gesetzt, doch sprechen sich die amerikanischen Bevollmächtigten überaus befriedigt über den Verlauf derselben aus. Soweit man hört, hat Staatssekretär Graf Bismarck die Sitzung mit einer längeren Begrüßungsrede in französischer Sprache eröffnet. Die amerikanischen Bevollmächtigten baten, im Laufe der Beratungen sich der englischen Sprache bedienen zu dürfen, und dieser Wunsch wurde gerne von allen Bevollmächtigten gewährt. Der Tag für die zweite Sitzung ist noch nicht festgesetzt. Staatssekretär Graf Bismarck hat die Be- vollmächtigten zu einem Essen zum nächsten Freitag eingeladen. Der Empfang der Bevollmächtigten beim Reichskanzler ist noch nicht anberaumt.
— Kaiserin Friedrich hat, wie der Sportswelt mttgeteilt wird, der Kasseler Ausstellung für Jagd, Fischerei und Sport das Geweih des letzten, von dem Kaiser Friedrich erlegten EvelhirscheS, eines weißen Sechszehn- Enders, nebst künstlerisch modelliertem Kopf überwiesen. Gleichzeitig hat Kaiser Wilhelm dem Ausstellungsvorstand bestimmte Vorschrift erteilt, in welcher Weise diese letzt« Jagdtrophäe seines kaiserlichen Vaters aufzustellen sei, und dabei insbesondere befohlen, daß dieselbe einen bevorzugten Platz unter den bereits au« seinem Privatbesitz überwiesenen Ausstellungsgegenständen erhalten soll.
— Die Kaiserin von Oesterreich befindet sich gegenwärtig in Wiesbaden; sie macht jeden morgen Ausflüge zu Fuß, nur begleitet von einem Forstbeamten und nimmt jedesmal auf diesem Gange frisch gemolkene Milch zu sich. Seitens der Polizei sind strenge Maßregeln getroffen, um die Kaiserin vor Belästigungen durch die Neugierde des Publikums zu schützen. — Der Dichter. Friedr. v. Badenstedt feierte in Wiesbaden dieser Tage seinen 70. Geburtstag, vielfach geehrt durch festliche Veranstaltungen, Glückwünsche hochstehender Persönlichkeiten. Ehrengeschenke rc. — Hofprediger Stöcker, an welchen von einer Stelle, deren Wünsche die höchste Beachtung heischen, das Ersuchen gelangte, zwischen Hofprediger und polit. Agitator zu wählen, entschied sich zum elfteren, mit dem Vorbehalt, im Falle sich die getroffene Wahl für ihn als unausführbar erweisen sollte, sein Amt niederzulegen. — Die bayerischen Königsschlösser sind
JeuiUeto».
UachdruL »«rbotin.
verschlungene Iäden.
Roman aus dem Englischen von Hrrmtne Franken st ein.
(Fortsetzung.)
„Nun denn, ich glaube. Miß Farquhar haßt Miß Egerton und würde sich nicht scheuen, ihr ein Leid zuzufügen, wenn sie nur eine Gelegenheit dazu hätte."
Der Detektiv rieb sich die Hände.
„Wir haben hier alle Elemente zu einem Drama beisamen, — zwei Frauen, die mit einander rivalisieren," murmelte er in fast vergnügtem Tone. „Sie haben mir eine Spur gegeben. Ich glaube, ich werde vorläufig meinen Aufenthalt in Kings-Dene nehmen."
„Gewiß; Mr. Egerton kann ihre Ankunft kaum erwarten und auch ich werde einstweilen hier bleiben."
Gleich nachdem sie in Kings-Dene eingetroffen waren und Healp dem Squire vorgestellt wordm war, bat er diesen, ihn in das Gehölz auf den Schauplatz des Mordes zu führen und ihm daselbst genau zu zeigen, wie und wo Farquhar gelegen hatte, — eine Aufgabe, die keine Schwierigkeiten verursachte, denn der Boden trug allenthalben noch die Spuren des grausigen Vorganges.
Der Geheimpolizist untersuchte das Mos, die Brücke, jeden Baum und jedes Gesträuch ringsum mit unermüdlicher Genauigkeit und zollte besonders dem hohlen Baumstamm, in welchem der Revolver gefunden worden war, die eingehendste Aufmerksamkett.
Nachdem er erklärt hatte, mit seiner Untersuchung fertig zu sein, und sie sich nach dem Güter begaben, wo Mr. Egerton und Jsabella am vergangenen Abend gewartet hatten, sagte der Elftere:
„Ihre Untersuchung hat wohl keinen Erfolg gehabt, indem auch sie nichts gefunden haben dürsten, was Ihnen zu Nutzen sein könnte?"
Healp lächelte und zog ein Papier aus seiner Tasche, dem er eine Patronenhülse und ein kleines Stückchen schwarzen Stoffes entnahm.
„Ich habe diese beiden Gegenstände gefunden," erklärte er, „und ich halte sie für wichtig genug, um für meine Mühe reichlich belohnt zu sein. Sie sehen, daß die Patronenhülse den Fabrikstempel trägt, und da sie auf dem Platze geftmden wurde, wo Mr. Farquhar tot zusamenstürzte, zweifle ich nicht daran, daß sie in dem Revolver war, der ihm den Tod gab. Ueberdies kann ich mich davon leicht überzeugen, indem ich nach W*** gehe und sehe, ob sie in den Revolver paßt."
„Und das Stückchen schwanen Stoffes, wo haben Sie das gefunden?" fragte Hrigh.
„Es hing an einem vorspringenden Aste außerhalb der Höhlung des Baumes, in welchem der Revolver gefunden wurde, und da es ein Stück scheinbar von dem Aermel eines Frauenkleides ist, so deutet es darauf hin, daß eine Frau die tötliche Waffe in die Höhlung des Baumes versteckt hat. Wenn ich nun das Kleid finden könnte, zu welchem dieser Fetzen Zeug paßt, so wäre das ein äußerst wichtiges Beweismaterial; ja, ich erachte für so wichtig, daß es ausschlaggebend wäre in der Sache."
„Außer," fügte Cleveland hinzu, „es hätte sich schon früher als gestern Abend an dem Baumast gefangen."
„Das glaube ich nicht. Sie erinnern sich, daß wir in der gestrigen Nacht einen heftigen Sturm mü Platzregen hatten; dieses Stückchen Stoff aber sieht fast neu und unversehrt aus. Was nun die Ein- und Ausgänge dieses Gehölzes betrifft, giebt es außer diesem Gitter noch einen anderen Eingang?"
„Ja," antwortete der Squire, „etwas weiter rechts von hier ist ein kleines Pförtchen, welches in dm altm Teil von Kings-Dene führt; man kommt bei dem einstigen Refektorium vorbei und gradewegs in die Dienerschaftshalle."
„Und würde es längere oder kürzere Zeit brauchen, von dem Schauplatz des Mordes dorthin, oder nach diesem Gitter dorthin zu gelangen?" fragte Healp.
„Es würde um drei bis vier Minuten weniger Zeit benötigen, dmn jener Weg ist kürzer, als dieser hier, der mehrere Windungen macht."