Srfchrist Uiglich «it U»L»ah«, dt, Sr««» ,»d grsitag».

Pr ei» vtntrljShrttch Hi,, L «tt Lrägkr- ;»h« L.dv i» NtjirkS» *»d io k» WrHehr !.» i« übriren

MLrtte«berr i ^r,

SK»aiSai,»»»r«k»tL »ach »rrhSlt«ir.

Mevrrspvechev Nr. LS.

8L. Jahrgang.

Isernfprecher Mv. LS.

»n,rigev>G»L»h, f. d. Ispalt. Zetl» ««» ge»vh»l. GchNft »d», deren Si«m» dei l«al- »tnrLS»», II bet «rhnmüiitt «ntsprechend Rabatt

«it de« PlauderKübchr»

^ 8»d

SchwSb. «a»d»tt:

^ 222

Menstag de« 22. September

1988

UoMifche Webersicht.

Die erste Sitzung des Buudesrats eröffnete Reichskanzler Fürst von Bülow mit einer längeren Ansprache, in der er um er Vorlegung der Reichsfinanzresorm-Borlage auf die große irmcrpolitische und nationale Bedeutung der Verhandlungen hinwies und an die anwesenden Vertreter der verbündeten Regierungen die Aufforderung richtete, an­gesichts der unbedingten Notwendigkeit einer Neuordnung des deutschen Finanzwesens die Arbeite« mit allem Nach­druck zu fördern. Freiherr von Podewils erklärte hierauf i« Namen der bayrisches Regierung seine volle Ueberein- stinmung «it den Darlegungen des Reichskanzlers, wobei er gleichzeitig die Einmütigkeit betonte, mit der die ver­bündeten Regierungen an die Lösung der bevorstehenden Aufgabe herauzutreteu gewillt seien. Seine» Ausführungen schlossen sich die leitenden Minister von Sachse», Württem­berg, Baden, Hessen sowie Vertreter weiterer Bundesstaate« mit entsprechenden und eingehenden Erklärungen au. Hier­auf wurden die zur Reichsfinanzreform eiugebrachten Gesetz­entwürfe den zuständigen Ausschüssen überwiesen.

Deutschland und die Mar»kk»uote. Das Bu­reau Reuter verbreitet eine Meldung über die bevorstehende Annahme der französisch-spanischen Marokko-Note durch Deutschland. Biese Meldung ist, wie dieNene politische Korrespondenz" erfährt, ein Bersuchs-Ballo«; Deutschland hat über seine Stellung zu der Note bisher nichts verlauten lassen, da die Prüfung ihres I«Haltes noch nicht abgeschlos­sen ist. Wie übrigens an unterrichteter Stelle verlautet, dürste die französisch-spanische Marokko-Note auf keinen Fall ans eine glatte Zustimmung Deutschlands rechnen, vielmehr würden in einigen Punkten Aenderaugea vorgenommeu wer­den muffen.

Der Interparlamentarischen Bereinigung ging folgendes Telegramm des Kaisers zu:Den in Berlin ver- süwmeltW Parlamentariern aller KulturstaaLeu spreche ich für den mir übersandten Gruß meinen herzlichsten Dank ans und hoffe, daß die von so vielen bedeutenden Männern des Erdenrunds besuchte Versammlung sich in meiner Resi­denzstadt wshlfühleu und au ihrem Teil wirken möge für die Erhaltung der mir so ganz besonders am Herzen liegen­den Segnungen des Weltfriedens." In der Freitagfitzrmg wurden folgende Beschlüsse gefaßt: 1.Die Konferenz spricht den Wunsch ans, daß der Entwurf des SchiLdsge- richtsvertrages der ersten Kommission der Haager Konferenz vom Jahr 1907, der dort die Zustimmung der großen Mehrheit der Mächte gefunden hat und der auf einem all­gemeinem Vertrag basiert, den die Interparlamentarische Konferenz im Jahr 1906 in London angenommen hat, als Ausgangspunkt für die weiteren Verhandlungen zwischen den Mächten genommen werde, um zu einer allgemeinen Verständigung über die Frage des obligatorischen Schieds­

gerichts zu gelangen und lädt die 32 Staaten, deren Dele­gierte für das Projett eines permanenten Schiedsgerichts gestimmt haben, ein, dieses Projekt zu einem definitiven Vertrag sobald wie möglich umzugestalteu, und bittet die übrigen Staaten, nachträglich diesen definitiven Vertrag auzuuehmeu." 2.Die Interparlamentarische Konferenz drückt den Wunsch aus, daß die Staaten in die Schieds­gerichtsverträge die Klausel aufnehmen, daß im Fall des Ausbruches eines Streites, der nicht unter den Bereich der SchiedSgrrichLSpartei fällt, die vertragsschließende« Parteien zn keiner feindlichen Maßregel irgendeiner Art greifen dürfen, ehe ste gemeinschaftlich oder jede für sich die Vermittlung edier oder mehrer befreundeter Mächte augerufeu haben, und die Mitglieder der Konferenz aufqefordert werden, da­für zn sorgen, daß dem vorstehenden Folge geleistet wird." 3.Die Konferenz spricht den Wunsch aus, daß die dritte Haager Konferenz als Grundsatz aufstelleu möge, daß im Weg eines internationalen Uebereinkommens aner­kannt wird, daß unter Kriegskouterbaude nur Waffen, Mu­nition und anderer Kriegsbedarf zu verstehen ist, daß weder daS Schiff, das Kriegskonterbande an Bord führt, noch andere Waren außer der Konterbande vernichtet werden dürfen, daß das Privateigentum unverletzlich ist und offene Häfen niemals blockiert werden dürfen."

Zwei Professors» der Universität Petersburg, die zur Kadetteupartet gehören, legten ihr Amt nieder. Sämtliche Professoren der Universität beschlossen einstimmig, bei dem Unterrichtsministerium gegen die kürzlicheu Ver­ordnungen über die Aufhebung und Stellung der Fakultäts- Sltesten sowie über die Beschränkung der studentischen Ver­sammlungsfreiheit und geaen die Bestimmung, daß Uuiver- fitätSprofefforen nur der Regierung genehmen Parteien an- gehöreu dürfen, zu protestieren. Der Protest weist auf die Unvereinbarkeit der Verordnungen mit dem kaiserlichen Mas vom 2. September 1905 hin, der die Autonomie der Hoch­schulen garantiert.

Auf dem Orieutbahue» ist es vorgestern dochuoch zum allgemeinen Ansstanb gekommen, weil die Direktion nicht alle Forderungen der Angestellten bewilligt hat. Außer der bereits bewilligten Lohnerhöhung verlangen die Angestellten u. a. die Einsetzung einer Kommission, die über die Ver­setzung Angestellter, Auferlegung von Geldstrafen usw. ent­scheiden soll. Hierauf will die Direktion unter keines Um­ständen ringehen.

Die persische« Revolutiouare i« Dabei- find zur Auslieferung ihrer Waffen aufgefordert worden. Sollten ste sich widersetzeu, so würde das Stadtviertel der Revo­lutionäre von neue« bombardiert werden. Dir Revolutio­näre beschlossen, Widerstand zu leisten, dis Europäer nicht an? der Stadt zn lassen und sogar den Abgang der Post zu verhindern. Die Endschumen richteten an alle Gesand- schasteu in Teheran die Bitte um Vermittlung und um Wiederherstellung der Verfassung.

Rach MelduuGs» a»S Marott» hat Mulay Hafid seinen Brüdern Mnlay Mohammed und Mulay Jaffas, die nach Fez kommen, n« ihm zu huldigen, Ehrengabe« entgegengesaudt. Wie Frankreich bekannt gibt, haben bis jetz 3000 Mann des LauduugskorpS Casablanca verlassen. 1000 Manu stehen zur Abfahrt bereit, 3000 werden sich vor Ende Oktober eiuschiffeu. Zurück bleiben in der Region von Casablanca 8000 Manu, deren Einschiffung in dem Maß vorgenommeu werden soll, wie die Organisation der Polizei durch eingeborene Reiter sortschreitet. Gestern wurde die Bahnlinie Casablaucä-Bereschied eröffnet, die hier­auf sofort dem Betrieb übergeben wurde.

I« Rvrde« der chtuefifche« Provinz Fukien find infolge der durch Trockenheit verarsachten Mißernte Unruhen ausgebrochen. Die Aufständischen nahmen die Kreisstadt Kienyanghfie ein. Der Generulgsuveruenr ent- sandte von Fuschau aus Truppen zur Wiederherstellung der Ordnn-g.

Prafideut Roosevelt gab am Donnerstag in Osterbay einen Empfang, zu dem die ganze Einwohnerschaft geladen war und Lei dem sich Roosevelt vor der Abreise nach Washington von den Bewohnern Osterbays auch in seiner Eigenschaft als Präsident verabschiedete. Der deutsche Sängerbund des benachbarten Hicksville brachte aas besonderen Wunsch des Präsidenten Liedervorträge zu Gehör. Der Vorsitzende des Sängerbundes dankte dem Präsidenten in einer längeren deutschen Ansprache für seine Einladung. Roosevelt übersetzte diese Ansprache für diejenigen Gäste, die deutsch nicht verstanden und hob zum Schluß die Ver­dienste des Deutschtums um den Anbau des Landes hervor.

Simo« Eopper aus de« Kries-Pfad.

Windhuk, 21. Sept. SimonCopper ist auf dem KrirgSpfad. Der Osten des Schutzgebietes ist für Weiße gesperrt.(Mpst.)

Sozialdemokratischer Parteitag,

Nürnberg, 19. Sept. Die Begeisterung für den Parteitag hat stark abgeflaut. Ein sehr großer Teil der Delegierten, darunter der Abg. Bebel, find bereits abgereist. Geyer-Leipzig erstattete Bericht über die RcichSstuanzrefor«. Der Gegeusiaud wurde ohne Besprechung durch Annahme einer von ihm beantragten Erklärung erledigt. Auch die übrigen Punkte der Tagesordnung wurden rasch ohne be­merkenswerten Zwischenfall durchberateu und die dazu ge­stellten Anträge angenommen. Die von der Koutrollkom- mifston beantragte Erklärung bezüglich der Kriegshetze wurde ohne Besprechung einstimmig angenommen. Darnach wurden als Parteivorsitzende Bebel und Singer gewählt. Die Arbeiten des Parteitages waren damit beendet. Nach einem Schlußwort deS Abg. Singer verließen die Dele­gierten unter Absingen der Marseillaise nach zwei Uhr dru Saal.

Aus dem Manöver.

Es schließt einen eigenartigen Zander ein, das Wort Manöver," einen Zauber, dem sich nur weuige völlig zn entziehen vermögen. Zn dies.n wenigen gehören vielleicht bloß solche ältere Krieger, denen in einer rangen Reihe von Manövern mit stets sich steigernden und mehrenden An­strengungen »nd Mühen nach und nach der Sinn für die Poesie des friedlichen Kriegszustandes abhanden gekommen ist. Mit diesen, denen die Berechtigung für ihre Art der Auffassung keineswegs abgcsprochen werden soll, wollen wir «ns heute aber weniger befassen, sondern vielmehr mit denen, die noch mehr oder weniger stark die poetische Seite, das Reizvolle des vom gleichförmigen GarntsonSdienst doch in vielen Punkten wesentlich abweichenden, freieren Soldaten­lebens und nicht zum mindesten auch die vielfach vorhandenen günstigeren LebeuSbediugungen während der kurzen Mauöver- zrit auf sich wirken lassen. Und zu diesen gehören vor allem doch die Mannschaften, die ja nur zwei oder höchstens drei Manöver mitmachen, und denen das gute Bürgerquartter mit liebevoller Verpflegung als eine angenehBe Abwechslung gegenüber dem Leben in der Garnison erscheint. Auch mancher Unteroffizier und Leutnant, der noch nicht mit verantwortungsvollen Aufgaben betraut ist, zieht frohgemut hinaus, zumal wenn eS in einegute" Gegend geht, wo angenehme Quartiere winken, oder wo landschaftliche Reize die Abwechslung der kriegerischen Bilder erhöhen. Daß der passionierte Patroaillenführer stch freut, Wenns in Manöver geht, wird niemanden wundern, denn hier ist das Feld, wo ihn dank feiner Sicherheit und Gewandtheit Lob und An­erkennung aus dem Munde seiner höheren und höchsten Vorgesetzten erwartet. Auch der ältere Offizier mit starker

Mhrerbefähiguug wird mit Freude den Tag heraukommeu sehen, wo eS ihm vergönnt ist, au der Spitze einer aus Truppen aller Waffengattungen zusammengesetzten Abteilung zu zeigen, waS er auf dem GrfechtSfeld zu leisten vermag. Mögen dann auch die «it schwerer Verantwortung beladenen Kompaniechefs und ihre Kollegen bei den anderen Waffen mitunter seufzen und den Tag herbeisehnen, wo ste daS ihnen auvertrante Häuflein, zumal die edlen Rosse, wieder sicher in die Garnison zurückgebracht haben, so wird doch auch von ihnen mancher trotz aller lastenden Verantwortung die Reize des ManöverlebeuS aus sich wirken lassen.

Aber nicht nur das Heer und seine Angehörigen stehen im August und September unter dem Eindruck des Ma­növers. Zauberhaft wirkt dieses Wort auch auf wette Kreise der Bevölkerung in den für die Uebungen eines jeden Jahres oder such schon für den Durchmarsch der Truppen bestimm­ten Gebieten. Auch hier find es natürlich gemischte Ge­fühle, mit denen man de» Eintreffen der Truppen im eigenen Städtchen, der Ankunft der Einquartierung in Dorf und HauS eutgegrusteht. Aber wenn auch mancher Minder- begüterte vielleicht seufzt ob der bevorstehenden Last der Einquartierung, wenn selbst da und dort einer, der ver­hetzenden Einflüssen sein Ohr geliehen hat, es für entsprechen­der hält, aufs Militär za schimpfen, die Einquartierung für eine ungerechte Belästigung, das Manöver selbst für Unsinn, dir allgemeine Abrüstung für daS einzig Wahre zu erklären, so find doch diese tu der Minderzahl und kommen gegen­über den Andersgesinnten gar nicht auf oder aber weichen sie selbst praktisch von ihrer eifrig verfochtenen Theorie bald ab und find der eigenen Einquartierung gegenüber trotz allem gute Wirte.

Und daS muß man sagen und mit aufrichtigem, herz­

lichem Dank aussprecheu, man mag in unserem lieben, schönen Württemberger Land hiukommeu wo mau will, auf die Höhen des Schwarzwaldes, auf die Berge der Rauhen Alb, in die gesegneten Fluren deS Unterlandes, in die Wald- uns seeureichen Flächen des Oberlandes, au den Neckar, au die Donau oder au den Bodeusee, überall wird man als Sol­dat froh und freundlich empfangen; überall tun die Leute, was ste können, überall ertragen sie willig die zum Teil doch recht großen StnquartierungSlasteu, die durch die kriegs­mäßige Gestaltung der Uebuugeu unbedingt nötigen Ein­griffe in ihre Besitz- und BequemlichkettSvrrhältnifse, und überbieteu sich, de« ermüdeten Soldaten, de» abgearbetteteu Pferde den Aufenthalt in Stube und Stall so angenehm wie möglich zu machen. So recht erkennt das ein jeder, der auch einmal in weniger heeressreundlichen oder in weniger wohlhabenden Gebieten unseres gesamten Bater- laudes au Manövern teilgeuommeu hat. Immer und immer wieder wird er au die guten Quartiere und die freundliche Aufnahme im heimischen Württemberger Land zurückdeukeu. Und offen und dankbar erkenne» das auch jahraus jahrein die zu württ. Truppen kommandierten Offiziere aus anderen Teilen Deutschlands an.

Und wie die Allen suagen, so zwitschern auch die Jungen! Die Freude wenn das Militär kommt! Ost ist eS schon kein Zwitschern »ehr. In vielen Gegenden artet der Jubel über den Anblick der Truppen in einen geraden ohrenbetäubenden, auch fromme Rösser zum Scheuen bringen­den Lärm ans, der höchstens unterbrochen wird für einen kurzen Augenblick, der gerade genügt, um der ewig wieder- kehrenden Frage Raum zu lassen:Kommet no mal?" Wie oft haben wir schon darüber gelacht und ms gefreut! Der kleinste KuirpS, der »och kaum lallen kaou, er nrst uns