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Fernsprecher Wr. LS.

8L. Jahrgang.

Fernsprecher Ar. LS.

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A«ÜicheS.

«» di- Ort-poliz-ib-hörd-u.

ES ist Veranlassung gegeben, ans die Bestimmung des § S der Min.-Berf. v. 15. Jan. 1896, R.-Bl. S. 11, hin- zuweiseu, wonach die Ortspolizeibehörden von dem Verdacht eiueS SeuchenanSbrnch« »nvrrzügltch u«d auf kürzestem Wege de« Obera«t «ud de« Oberamt-tirrarzt, sofern nicht letzterer de» Seuchenanfall selbst zur Kenntnis derOrtspoli- zribehörde gebracht hat, Anzeige zu erstatt'U haben.

Die Ortspolizeibehörden wollen dies beachten.

Nagold, den 9. Septbr. 1908. K. Oberamt: _ Mayer, Reg.-Ass.

Bekanntmachung

detr. die Schonzeit der Forelle».

Diejenigen Fischwafferbesttzer uud -Pächter, »elchr am Ditpeusatioa vo» de« Verbot de» Forellevfavgs während der «chonzett vo« 10. Okt. bis 1. Februar uachzusuchen deabstchtigeu, werden ersucht, ihre Gesuche iu Bälde beim Oberamt anzubringen.

Nagold, 17. Sept. 1908.

K. Oberamt.

Mayer, Reg.-Ass.

WoMifche Mebersicht.

Der Bnndesrat tritt morgen zu seiner ersten Be­ratung nach der Sommerpause zusammen, um die Vorlage über die Retchsstnauzrefor« entgegeuzuuehmen. Mit welchem Interesse dieser Arbeit eutgegeugeseheu wird, geht daraus hervor, daß z. B. aus Bayern außer dem Ftnauzminister auch Herr von PodewilS der Sitzung beiwohnen wird. Den Vorsitz wird diesmal Reichskanzler Fürst Bülow selbst führen.

Die Mitteilung-«, die Fürst Bülow in Norder- uey demStaudart«-KorrespoudtuLcu gemacht hat, werden selbstverständlich in der gesamten englischen Presse lebhaft erörtert. Es zeig! sich hierbei, daß es in England aller­dings noch verständige Publizisten gibt, die den nnentwegteu Hetzern vom Schlag desStandard deutlich die Meinung sagen. So schreibt z. B. derDaily Chrouicle«:Wir wünschen, daß wir daS Bestehen der iu dem lächerlichen Gefasel über deutsche Spione so offenkundig zutage tretenden wachsenden Reizbarkeit des Engländers in Abrede stellen könnten. Wir gestehen ein, daß wir über diese Symptome beschämt find. Das find Sitten und Charakterzüge die eiueS Engländers unwürdig find. Glücklicherweise ist aber dieser krankhafte Zustand charakteristisch nur für einen Teil des Volks.«

An de» Ober-Sozialdemokraten Bedel richtet dieFrets. Ztg.« die folgende verfängliche Frage:Wir vermissen immer noch eine Erklärung auf die Enthüllung des Redakteurs Sommer vom sozialdemokratischenVolks­boten« iu Stettin. Sommer hat vor einigen Tagen iu feinem Blatt erzählt, Bebel habe ihm gegenüber schon 1890 den Ausspruch getan: ,Deu Arbeitern sei der Kamm ge- schwollen und ste stürzten sich in frivole Streiks. Möchte Abg. Bebel sich mcht hierüber möglichst bald äußern, damit nicht aus seinem Schweigen entsprechende Schlüsse gezogen werden r

Die holländische« Kammern find «it einer Thron­rede eröffnet worden, vie vom Minister des Innern verlesen wurde, da die Königinzu ihre« Bedauern am Erscheinen« verhindert war. Die Thronrede führt aus, daß die freund­schaftlichen Beziehungen zu Venezuela eine Unterbrechung er­fahren haben, die die Regierung in friedlicher Weise zn be­seitigen suche. Die Beziehungen zu den anderen Mächten seien dir freundschaftlichsten. Die Regierung bedauere leb­haft die Unruhen auf Sumatra. Die Kolonie Caracas leide unter den schädlichen Wirkungen der Unterbrechung der Handelsbeziehungen zu Venezuela. Der Staub der Fiuauzen erfordere eine dauernde Vermehrung der Einnahmen, um das finanzielle Gleichgewicht aufrecht zn erhalten. Die in der Thronrede augekündtgteu Gesetzentwürfe Setreffen eine Er­höhung der Erbschaftssteuer und eine allgemeine Einkommen­steuer mit ErgäuzungSsteuer auf das Kapital. Zur Be­seitigung des Defizits des Rechnungsjahres wird die Er­hebung eines Zuschlags-Centimes auf die Einkommensteuer »od eine Vermehrung der Verbrauchssteuer auf Alkohol au- geküudigt. Etwa 2000 Personen haben im Haag einen groben Demoustrationszug zugunsten des allgemeinen Wahl­rechts veranstaltet.

Dt- Einbeknfnn- de- dänischen Reichstage»

ist beifällig ausgenommen worden.. Die öffentliche Meinung verlangt aber sofort nach dem Zu^mmentreten des Reichs-

Arettag de» 18 . Septemöer

tags die Auflösung und Neuwahlen. Ein Manifest des

Misisterpräfidenteu Christrosen au seine Wähler wird recht abfällig beurteilt. Christeuseu erklärt, daß er ei« ehrlicher Manu fei, und bedauert nur, daß er sich von de« Verbrecher Albertt dermaßen habe hinters Licht führen lassen. DaS Manifest dürste außerhalb ChristeufeuS eigeyem Wahl­kreis keine nachhaltige Wirkung ausüben. Am Montag wmde Alberti einem kurzen Verhör unterzogen. Was er sagte, war teils recht wertlos, teUS lehnte er eine Antwort wegen seines angeblich geschwächten Gedächtnisses ab. Der König soll ihm eine Summe von über eiurr Million Kronen vor­gestreckt haben, die verloren sein dürfte.

Zwischen de« r«ffifche« Minister de» Aus­wärtige», JswolSkt, und seinem österreichisch-ungarischen Kollegen, Freiherr» von Aehreutal, fand gestern und heute in Buchlall eine Zusammenkunft statt. Sie wurde von österreichisch-ungarischer offiziöser Seite mit folgenden Worten eingeleitet: Die Begegnung bedeutet die sichtbare uud end­gültige Widerlegung der Ansicht, daß au Stelle der früher bestandenen österreichisch-russischen Entente ein Gegensatz getreten sei. Dieses Bild sei vo« Kreisen entworfen worden, deren Bestreben ei» dauernder Zwiespalt oder mindestens ein äußerst kühles Verhalten zwischen Österreich-Ungarn «ud Rußland entsprechen würde. Die wirklichen gegenseitigen Beziehungen der beiden Mächte trügen keineswegs dieses Gepräge. Für Oesterreich-Uugarn und Raßlaud als Nach­barn der Türkei sei die Pflege freundschaftlicher Fühlung und ein einveruehmltcheS Zusammenwirken in der Behand­lung der dieses Gebiet betreffenden Fragen das Ergebnis der politischen Logik, uud die jetzige Zusammenkunft lasse mit voller Deutlichkeit erkennen, daß auf beiden Setten der Wunsch nach Erhaltung dieser Harmonie, der auch vom gesamteuropäischen Standpunkt ein nicht-geringer Wert bei- zulegeu sei, fortdauernd bestehe.

I» Kairo wurde am Montag, dem Jahrestag der Besetzung des Landes dnrch die Engländer, eine Protestier, sammlung der Nationalpartei abgehalte». Nach England wurde eine Protestadreffe abgesandt. An demselben Tag fand iu Genf eine Versammlung vo« Delegierten der Ber­einigungen von Aegyptern statt, die Europa bewohnen, wo­bei beschlossen wurde, au Sir Edward Grey ein Telegramm zu senden, «« gegen die Okkupation Aegyptens durch Englaud zu protestieren und die sofortige Räumung Aegyp­tens zu verlangen. Ferner wurde beschlossen, auch an den Khediveu ein Telegramm zu senden, ihn von dem Telegramm an den englischen Minister des Auswärtigen zu unterrichten und ihn zn bitten, die Verfassung in Aegypten wiederher- zustelleu.

Rach Meldungen an» Marokko gelten dte mili- tärischeu Operationen au der algerischen Grenze als beendet. Die sranz. Truppen werde« nach Colomb Bechar zurückge­zogen. El Meuebbi, der Vertraute Mulay Hafids, hat das neu geschaffene Amt eines Rates des Sultans für Tanger erhalten. GuebbaS, Darniaba uud der Polizeipa­scha von Tanger bleiben in ihren Aemtern. In San Sebastian hatte der deutsche Geschäftsträger mtt dem span­ischen Minister des Aeußeru eine Besprechung über die srau- zöstsch-spauische Note. Bald darauf ist der spanische Ge­sandte Merry del Val mit Anweisungen für die Anerkenn­ung Mulay Hafids nach Tanger abgereist. Zn der fran­zösisch-spanischen Note veröffentlicht die Agence HavaS jetzt einen laugen offiziösen Kommentar, durch den die loyale, so gar nicht selbstsüchtige Haltung Frankreichs dargelegt wer­den soll. Soweit eS sich um eine Interpretation der iu der Note geforderten Garantien handelt, hätte es eines Kommentars nicht bedurft, denn auch ohne diesen war es klar, was jetzt ausdrücklich festgestellt wird, daß Frankreich und Spanien zur Erlangung der Wiedererstattung der für die militärischen Aktionen aufgeweudeten Ausgaben und einer Entschädigungszahluug für die Ermordung gewisser Personen noch ein besonderes Hühnchen mit Mulay Hafid pflücken wollen. Daß Frankreich hierbei gerade nicht allzu große Bescheidenheit an den Tag legen wird man spricht bereits heute von 150 Mill. Frank, erscheint gewiß. Eine ganz besondere Unverschämtheit leistet sich der Kom­mentar mit dem folgenden Schlußsatz:Die Note achtet die Rechte aller. Uud jede Weigerung, ste zu prüfen, jede Ge- famtabweisuug von Vorschlägen, wie es die formulierten find, würde den Beweis liefern, daß diejenige Macht, die so handelte, Hintergedanken nährt, die mit der Achtung der AlgeciraSakte wenig zu vereinbaren find.« Es zeugt uicht von viel diplomatischem Geschick, wenn mau glaubt, durch solch- Wendungen Zustimmung um jeden Preis erzwingen zn können. Vielmehr erregen solche Worte den Verdacht, daß Frankreich noch irgendwelche Hintergedanken hegt, vo« denen es furchtet, «an könnte bei allzu sachlicher Prüfung der Vorschläge auf ste stoßen.

1908

Gozialdemokratifcher Parteitag.

Nürnberg 16. Sept. Bei der heutigen Besprechung der Staatshaushaltsbewilligungsfrage wurde be- schloffen, auch einem württembergischeu Genossen das Wort mtt unbeschränkter Redezett z« erteilen. Alsdann »<chm Bebel das Wort uud führte auS: Ich muß bekennen, daß noch niemals eine Frage eine solche Erregung hervorgerusen hat wie jetzt die Staatshaushaltsbewilliguug durch unsere Genoffe« iu Bayern and Baden, und zwar ganz besonders deshalb, well die Zustimmung zum Staatshaushalt den Beschluß des Lübecker Parteitags verletzt hat. Es hieß in dem Beschluß: In dringenden Fällen ist unseren Genossen gestattet, bei der Schlußabstimmung für daS Budget zu stimmen. Dieser dringende Fall lag aber weder iu Nahem noch iu Baden vor. Man hat erklärt, es seien für die Beamten Md Arbeiter dadurch höhere Löhne und Gehälter bewilligt worden. Dadurch, daß ste bei der Gesamtabstim- «nug daS Budget verweigern, wird die Erhöhung der Arbeitslöhne und Beamtengehälter uicht verneint. Unser Ziel ist es, die heutige Staats- uud Gesellschafts­ordnung zu untergraben und bessere Zustände anderen Stelle zu setzen. Wenn Sie aber trotz unserer Bestrebungen der Regierung ein Vertrauensvotum durch die Bndget- bewilligung erteilen, dann hören wir auf, Sozialdemokraten zu sein. Ich bi« der Meinung: Unsere Genossen iu Süd- deutschlaud bewegen sich iu äuem zu engen Gesichtskreis. Gerade die badische Regierung hat stets die reaktionärsten Maßnahmen befolgt. Aber die Genossen Kolb und Frank haben eS mtt ihrer Parteistelluug sogar für vereinbar ge­halten, au der Beerdigung des Großherzogs von Baden teilzuuehmeu. Kolb entschuldigte sich damit, er habe es getan, damit die Regierung sehe, daß die Sozialdemokraten nicht die schlimmen Leute seien, für die mau ste halte. Wenn aber derartiges in der Sozialdemokratie maß­gebend wird, dann hören wir auf, Sozialdemokraten zu sein, dann lösch« wir das Wort Soziademokratie «ud schreiben: Soztalresormerische Partei. (Zurufe: Sehr richtig!) Ferner sagen die badischen Genossen: Wenn wir den Staatshaushalt nicht bewilligt hätten, daun wäre das Zentrum wieder Ms Ruder gekommen. Ich halte es aber für erforderlich, daß unsere Genossen über­haupt auf keine bürgerliche Partei Rücksicht nehmen, ob liberal oder Zentmm, denn die bürgerlichen Parteien find eine reaktionäre Masse. Auch in Bayern find die Zustände nicht besser. Allerdings, wenn Sozialdemokraten gewisser­maßen Hausfreunde der Minister find und der Frau Mini­ster die Hand küssen, da gelaugt die Regierung schließlich zn der Ueberzeuguug, die Sozialdemokraten seien nicht die Leute, für die man ste halte, MM sagt, iu Preußen habe «au noch nicht das allgemeine Wahlrecht. In Bayern ist das allgemeine Wahlrecht auch nur dadurch erreicht worden, daß es t« Interesse des Zentrums lag. In Preußen find alle bürgerlichen Parteien ohne Ausnahme, auch das Zen­trum, gegen das allgemeine Wahlrecht. In Preußen liegen die Verhältnisse derart, daß, wenn das allgemeine Wahl­recht einmal erreicht ist, vir auch noch ganz andere Dinge verlangen werden. Die Klugheit verbietet es mir, den Weg, den wir iu Preußen gehen werden, näher darzulege». Wenn wir die uns noch fernstehenden Arbetter gewinnen wollen, daun müssen wir unsere Grundsätze «U aller Schärfe und Rücksichtslosigkeit verfechten. Hierauf ersuchte Bebel, den Antrag des Parteivorftandes uud der Zentralkommisstou auzuuehmeu.

Timm-München führte zunächst über den Parteivor- stand Klage, dessen Pflicht es gewesen wäre, den unerhört« Preßangrtffeu desVorwärts« gegen die bayrischen Ge­nossen Einhalt zu gebieten. Redner führt daun weiter Ms: Die Arbeiter in Bayern würde« eS nicht verstehen, wenn wir bei der Gesamtabsttmmuug den Staatshaushalt verweigert hätten. Wenn wir die uns noch fernstehenden Arbeiter gewinnen wollen, daun müssen wir den Arbeitern zeigen, daß wir bemüht find, die Lage der Arbetter schon im heutigen Staate zu verbessern. Wenn wir eine Partei deS Volkes sein wollen, so dürfen wir im Parlament nicht bloß negieren oder protestieren, sondern wir müssen praktisch Mitarbeiten. Wenn wir das uicht wollen, dann ist es besser, wir stellen Ms auf den Standpunkt der Anarchisten «ud verwerfen überhaupt jeden Parlamentarismus. Das wäre die Folge der Kautzkyscheu Theorie. Der vom Par- tetvorstand und der Kontrollkommission vorgelegte Beschluß ist für uns unannehmbar. Wir Bayern können daS uicht mttmacheu. Wir werden Ms auf keinen Fall unterwerfen. Wir hoffen, daß der mutwillig heraufbeschworeue Parteistreit verschwinden wird. Wir hoffen auch, daß sie es uicht auf eine Kraftprobe aukommeu lassen. Wir wären andernfalls genötigt, die Folgen zu ziehen. Abg. Hildenbrand'