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Mutterfreuden entgegen. Der Elefant hat am Ostersonntag früh wieder Herrn Nill einen Schrecken eingejagt. Derselbe hatte sich abends — statt wie er sonst pflegt zu stehen — zu Boden gelegt und war am Sonntag früh nicht mehr aufzubringen. Wie im vorigen Jahre mußte der Koloß mit Flaschenzügen in die Höhe gewunden werden, eine mühsame aber von Erfolg gekrönte Arbeit. Die Besucher des Gartens werden auch auf die im Kassenhäuschen angebrachte Brutmaschine aufmerksam gemacht, welche vorzüglich funktioniert.
Bietigheim, 24. April. Gestern nachmittag fand man in der Metter, an einem Gerberstege hängend, ein etwa 2—3 Tage altes Kind männlichen Geschlechts, dessen Kopf mit einem blutgetränkten Tuch umhüllt war. Da es sich hier jedenfalls um ein Verbrechen handelt, so ist heute die gerichtliche Kommission in Thätigkeit, um nähere Erhebungen hierüber anzustellen und die nötigen Schritte einzuleiten, um der Urheberschaft desselben auf die Spur zu kommen.
Vom Lande, 22. April. Die frechen Spatzen sind, so schreibt die „Lauchert Ztg.", wenig dankbare Vögel, denn sie richten in den Gärten immer Schaden an, auch wenn man sie den ganzen Winter über gefüttert und erhalten hat. Ganz besonders haben die Schlauberger es auf die Zerstörung der Erbsenpflänzchen und der Blüten edler Obstbäume abgesehen. Es werden viele Mittel angegeben, wie man die Erbsensaat schützen könnte, aber diese Mittel sind meistens zum umständlich. Die Spatzen sind sehr vorsichtige Vögel und gerade deshalb kann man sie ganz leicht von den bepflanzten Beeten abhalten. Schon einige Jahre bespanne ich die Erbsenbeete mit Garnfäden mit dem besten und sichersten Erfolg. Die klugen Spatzen halten die unschuldigen Garnfäden für Schlingen und es ist wirklich komisch, wenn man zusieht, wie die Schlauberger so mit einigen Garnfäden bespannte Beete fürchten und sie mit ihrem Besuch verschonen. Auch auf Bäumen und an Spalieren leisten die Garnsäden sehr nützliche Dienste. Dieses Schutzmittel kostet nichts weiter als ein kleines Bischen Arbeit und der Erfolg ist sicher. _
— Die Wiener Pferdebahnkutscher wollten eine Herabsetzung der Dienstzeit von 15 Stunden täglich auf 12, andernfalls eine verhältnismäßige Lohnerhöhung. Da ihren Wünschen nicht entsprochen wurde, begannen sie vor dem Osterfest zu streiken. Die Arbeiterbevölkerung der Vorstädte nahm sich der Kutscher an und nun kam es am Ostersonntag zu argen Ausschreitungen. Männer füllten ihre Taschen, Weiber ihre Schürzen mit großen Kieselsteinen, die ihnen als Geschosse dienten, Bier- und Weingläser flogen auf die Wachorgane und das anrückende Militär. Kaum war die tumultierende Menge an einem Platze zersprengt, sammelte sie sich auch schon wieder in verstärkten Massen. Schließlich wurde das Militär dennoch Herr, d. h. den Exedenten ward die Lust am Ostermontag fvrtzumachen, vertrieben.
Wien, 25. April. Der Ausstand ist beendet. Der gestrige Abend verlief in Folge militärischen Massenaufgebots verhältnismäßig ruhig, wei Trambahnkutscher und Führer des Ausstands sind heute zu dem aiser beschieden. Der Gemeinderat beschloß Bestrafung der Trambahngesellschaft mit 50,000 fl. Kautionsoerlust und 10,000 fl. für jeden weiteren Tag Verkehrsstörung.
Wevrnischtes.
Deutsche Klavieraussuhr. Nach dem Bericht des öster- reichisch-ungarischen Konsulats in Marseille hatte einer der letzten von Marseille nach Australien und Neu-Caledonien abgegangenen Dampfer u. a. eine
Ladung von 109 Klavieren deutscher Erzeugung an Bord, wovon 12 für Adelaide, 60 für Sydney und der Rest für Melbourne bestimmt waren. Der Marseiller „Sömaphore" bemerkt hierzu: „Wenn Deutschland so viele Instrumente dieser Gattung auf französischen Packetbooten verfrachtet, so kann man sich einen Begriff machen von der Menge der durch die eigenen Dampfer ausgeführten Klaviere."
— Wie man in Ostafrika Krieg führt. Folgende hübsche Mitteilung über die seltsame Art und Weise, wie sich manche der aufständischen Araber die zum Kriegführen gegen die Deutschen notwendigen Mittel verschaffen, entnimmt der „Hann. Cour." dem Privatbriefe eines deutschen Matrosen aus Bagamoyo: Interessant ist folgende, die große Kriegslust der Araber beweisende Thatsache, die sich in Dar-cs>Salaam vor dem Gefecht vom 25. Januar ereignete. Der Anführer des dortigen Aufstandes war der Bruder des Ministers (früheren Barbier») des Sultans von Sansibar und hieß Soliman den Seef. Dieser, ein Gutsbesitzer in Dar-eS-Salaam, bekam auch Lust, einmal auf eigene Faust Krieg zu führen und zu versuchen, ob es ihm nicht gelingen möchte, sich auf diese Weise zum Sultan oder Herrscher von Dar-eS-Salaam zu erheben. Nun aber gehört zum Kriegführen auch in Afrika Geld, was ihm, wie vielen anderen Arabern, die gern flott auf ihre Weise leben, indessen fehlte, und so beschloß er nun, Alles, was er besaß zu verkaufen. Zuerst kam die Schamba daran, wofür er natürlich in diesen erbärmlichen Zeiten für Handel und Ackerbau auch nur die niedrige Summe von 200 Dollars erhielt. Das war noch nicht genug, ihm waren ja aber noch seine beiden Frauen übrig geblieben, die brachte er nun ebenfalls unter den Hammer und verkaufte sie an zwei Araber, welche ihm für eine 100 und die andere 90 Dollars zahlten. Mit diesem Gelds nun machte er sich Freunde und Anhänger und es gelang ihm, mehrere hundert Krieger für sich zu gewinnen und das Gefecht bei Dar-es-Salaam zu entrieren, wobei er gänzlich geschlagen und selbst stark verwundet wurde, und nun in Condutchi liegt als armer Mann und Krüppel. _
Standesamt Kakw.
Geboren:
10. April. Luise Pauline, Tochter des Karl Widmaier, Kupferschmieds.
10. „ Paul Christian, Sohn des Christian Hauser, Tuchmachers.
14. « Emma Bertha, Tochter des Wilhelm Schofer, Maschinenstrickers.
18. „ Ernst Friedrich, Sohn des Joseph Schneider, Zimmermanns.
20. „ Heinrich Gotthilf, Sohn des Friedrich Schnürte, Spinners.
21. - Karl Jakob, Sohn des Johann Jakob Nothacker, Cigarrenmachers.
Getraute.
6. April. Georg Friedrich Müller, Verwaltungsaktuar in Neubulach und Marie Dorothea Scheuerte, hier
22. „ Johann Melchior Sattler, Bäcker hier und Emilie Linkenheil, hier.
25. „ Eduard Bayer, Friseur und Luise Sofie geb. Narr, Wwe. des ch Julius
Reinhardt, Friseurs.
Gestorbene-
8. April. Hermann Friedrich Jehle, Sohn des Fr. Jehle, Feilenhauers, 3 I. alt. 13. „ Marie Köhler. Tochter des 1' Johannes Köhler, Strickers, 14 I. alt.
13. „ Margarethe geb. Grießler, Ehefrau des Leopold Großhans, Hau
sierers, 68 Jahre alt.
13. „ Ludwig Baither, Goldarbeiter, 82 Jahre alt.
18. . Amalie Walter, Tochter des Karl Walter, Steinhauers, 3 Mon. alt.
19. „ Wilhelm Keller, Fabrikarbeiter, 56 Jahre alt._
Gottesdienste am Sonntag, den 28. April 1889.
Vom Turm: 330. Vormittagspredigt Herr Helfer Eytel. 1 Uhr Christen- lehre mit den Söhnen. 2 Uhr Bibelstunde im Vereinshaus Herr Helfer Eytel.
Dotteräiealte in äer Metkoäistenkupekke am Sonntag, den 28. April 1889, morgens 9 Uhr, abends 8 Uhr.
Calw.
Gerichtstag
wird vom K. Amtsgericht Calw auf dem Rathaus zu Neuweiler am Montag, den 29. ds. Mts., von vormittags 10—12 Uhr, abgehalten werden.
Den 25. April 1889.
Amtsgerichtsschreiber Nagel.
Revier Hirsau.
8treureistg-Verkauf
am Montag, den 29. April, vormittags 9 Uhr,
aus dem Staatswald „Rittweg" Streureisig in 23 Flächenlosen im „Lamm" in Oberkollbach.
Revier Langenbrand.
Stammholz- und Arennholz-Herkauf
am Dienstag, den 7. Mai d. I., von vormittags 10 Uhr an auf dem alten Rathaus in Langenbrand aus den Staatswaldungen Seelach, Oberer Tannberg und Erlenmiß:
679 Nadelholzstämme, meist Rotforchen, mit 704 Fm.„ 44 dto.
Klötze, dto.. mit 50 Fm., 26 dto. Baustangen mit 6,63 Fm.,
1 Rm. Eichen-Scheiter, 1 Rm. dto. Prügel, 1 Rm. dto. Anbruch, 53 Rm. Nadelholzscheiter, 42 Rm. dto. Prügel und 42 Rm. dto. Anbruch.
Verkauf
einer Forderung.
Aus einer Konkursmasse wird am nächsten
Mittwoch, den 1. Mai, nachmittag» 1>/e Uhr, eine zur Zeit uneinbringliche, durch Arrest teilweise gesicherte Forderung von 480 «4L in meiner Kanzlei im öffentlichen Aufstreich gegen Barzahlung »verkauft.
Teinach, den 25. April 1889.
Der Konkursverwalter: Amtsvotar Schmid.
Ottenbronn.
Aokz-Verkaul.
Am 1. Mai, nach- mittags 1 Uhr, werden aus dem Gemeindewald Oberholz und Mädig 101 St. Langholz mit 66 Fm., 30 Bau- und 27 Stück Gerüststangen auf dem Rathaus verkauft.
Gemeinderat.
Wildberg.
Eichen-Verkauf.
um Donnerstag. den 2. Mai d. I., vormittags von 8 Uhr an, kommen aus
_ den Stadtwalv-
ngen Gemeindsberg, Kengel, Lange- alden zum Verkauf : aus Gemeindsberg: 76 Eichen, 5b»s 10 m lang, 18—30 cm Durch- messer, mit 25.27 Fm.. 38 Eichen- stangen von verschiedener Stärke; au» Kengel: 96 Eichen, 5—10 m lang. 16—46 cm Durchmesser, 32,68 Fm., 7 Eichenstangen; uch diesem, nachmittag» 2 Uhr: au» Langehalden, oberhalb der Thal
straße nach Nagold: 16 Eichen, 4—10 m lang, 22—50 cm Durchmesser, 8,36 Fm. Zusammenkunft beim Dröllinshof. Den 25. April 1889.
Waldmeister Haar er.
Liebelsberg.
Wagnerhoh-Verkauf.
Am Montag, den 29. ds. Mts., von morgens 9 Uhr an
werden aus dem hiesigen Gemeindewald ^21 Festm. buchenes -Wagnerholz und 107 Stück Birken ver«
_^schiedener Länge und
-tärke, im Aufstreich verkauft. Zusammenkunft beim Rathaus. Den 24. April 1889.
Verkauf.
Im Vollstreckungswege wird am Montag, den 29. d. Mt»., mittags 1 Uhr,
vor dem Rathaus in Ernstmühl 1 Gopha, 1 Kleiderkasten, 1 :Pfei1erkommode gegen sogleich bare Bezahlung öffentlich versteigert.
Gerichtsvollzieher Wochele.