«4. Jahrgang.
Aro. S0.
Amts- uml Intekkigenzbkatt für äen Kezirü.
Erscheint Menstag, K»»«rr»t«g L Samstag.
Die SinrückungSgebühr betrügt 9 ^ p. Zelle tm Bezirk, sonst 12 H. «
Ä^onnements-Einkaäung.
Für die Monate Mai und Juni nehmen die K. Postämter Abonnements auf das „Calwer Wochenblatt" zum Preise von 75 Pfg. an und ladet hiezu freundl. ein
die Wed. L Krped. d. Kairoer Wochenblattes.
Amtliche ZSekcmntmachungsn.
Die Ortsrwrsteher
öer Landgemeinden des Wezivks werden angewiesen, sich mit den Bestimmungen des in Nco. 49 des Calwer Wochenblatts veröffentlichten Statuts für die Krankenpflegeversicherung der Anftskyrppration Calw vertraut zu machen, dasselbe in ihren Gemeinden zu verkündigen, und sofort einen Aufruf zur Anmeldung der versicherungspflichtigen Personen zu erlaffen, wobei darauf hinzuweisen ist, daß zur Anmeldung der Arbeitgeber oder Dienstherr verpflichtet ist und daß die Unter- laffung der Anmeldung nicht nur eine Geldstrafe bi» zu 20 nach sich zieht, sondern auch die Folge hat, daß der Arbeitgeber oder Dienstherr alle Aufwendungen erstatten muß, welche von der Kaffe zur Unterstützung einer vor der Anmeldung erkrankten Person gemacht worden sind. Die Zahl der auf 1. Mai d. I. versicherungspflichtigen und angemeldeten Personen ist bis 15. Mai d. I. hieher anzuzetgen.
Die Quittungsbücher werden in den nächsten Tagen versendet werden.
Calw, 25. April 1889. K. Oberamt.
Supper.
Die Grtsvorkeher
der an der Landesgrenze gegen das Großherzogthum Baden gelegenen Gemeinden werden unter Hinweis auf die Bekanntmachung des K. Ministeriums des Innern, betreffend das Verfahren zur Erhaltung und Berichtigung der Landesgrenze gegen Baden, vom 29. Februar 1888 (Minist.-Amtsblatt S. 86) daran erinnert, daß die jährliche Begehung der Landesgrenze im Monat Mai und zwar Heuer mit Zuziehung des Oberamtsgeometers stattzufinden hat.
Calw, 25. April 1889. ' K. Oberamt.
Supper.
Abonnementspreis halbjährlich 1 80 durch
die Post bezogen im Bezirk 2 30 H, sonst in
ganz Württemberg 2 ^ 70 H.
Die Ortsvorsteher
werden beauftragt, über den Vollzug des § 9 der Vollziehungsverfügung zur Landesfeuerlöschordnung vom 24. November 1885 (Reg.-Bl. S. 510) biS 1. Juni d. I. zu berichten.
Calw, 25. April 1889. K. Oberamt.
Supper.
Gages-Weirigkeiten.
fAmtliches.) Das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Abtlg. für die Verkehrsanstalten, hat durch Entschließung vom 24. April d. I. den Güterabfertigungsbeamten und Bahnhoskassier Fischer in Calw seinem Ansuchen gemäß auf die erledigte Stelle eines Eilgüterabfertigungsbeamten in Cannstatt versetzt.
Herrenberg, 23. April. Gestern fand in Affstätt eine Plenarversammlung des landwirtschaftlichen Vereins statt, wobei der Vorstand Oberamtmann Völter, einen Vortrag über Feldbereinigung hielt, der allgemeinen Anklang fand. Nachher wurde der Teil der Markung, auf dem eine Feldbereinigung bereits ausgeführt iß, besichtigt. Unverhohlen drückte jeder Anwesende, auch wenn er bisher Gegner eines solchen Unternehmens war, seine Freude über die schöne Feldeinteilung mit den zweckmäßig geformten Grundstücken aus. Es ist zu hoffen, daß in der Mehrzahl der Gemeinden des Bezirks Vereinigungen zur Durchführung kommen.
Herrenber g, 24. April. Gestern passierte dem hiesigen Metzzer Ascher das Unglück, daß die Deichsel eines entgegenkommenden Fuhrwerkes seinem wertvollen Pferde ca. 20 Zentimeter in den Leib drang. Da» Pferd verendete sofort an der Verletzung.
Stuttgart. Dienstag nachmittag gegen 1 Uhr wurde bei der Gemüsehalle ein Mann verhaftet, welcher bei einer Obsthändlerin ein Pfund Aepfel kaufte und solches mit einem falschen Fünfmarkstück bezahlte. Als er bei einem anderen Händler ebenfalls ein solches falsches Fünfmarkstück zum Wechseln gab, vsranlaßte dieser die Verhaftung des Falschmünzers, bei welchem sich noch 40 solcher falscher Fünfmarkstücke vorfanden. Auf der Polizeiwache soll'er noch mit einem Galgenhumor bemerkt haben, seine falschen Thaler seien doch täuschend den ächten ähnlich, so gut werde sie ihm kein anderer nachmachen. — Im Nill 'scheu Tiergarten werden, sobald es die Witterung gestattet die beiden Kapellen Schlay und Prem jede Woche abwechselnd konzertieren. Im Garten selbst stehen mancherlei Ueberraschungen bevor. Außer der Leopardin sehen auch die Löwin und die Königstigerin
8mn8tag, äen 27. Aprik 1889.
DeuMrton. «°ch»-u<-
Jerschkmrgme Jaden.
Roman aus dem Englischen von Hermine Frankenst ein.
(Fortsetzung.)
38. Kapitel.
Mr. Josef Healp, der Detektiv, nach welchem Cleveland telegraphiert hatte, war in der That, wie der junge Künstler es sagte, ein in seinem Fach nicht nur selten begabter Mensch, sondern auch von einem unermüdlichen Eifer. Mit nimmer rastender Beharrlichkeit verfolgte er selbst die unbedeutendsten Spuren in den seiner Ausforschung übertragenen Fällen und es war ihm dadurch schon oft gelungen, selbst in die dunkelsten und verwirrtesten Geheimnisse Licht zu bringen.
An dem Morgen, an welchem Hugh Cleveland nach King-Dene abgereist war, saß Mr. Healp in seinem ArbeitHimmer und starrte mit finsterer Miene auf einen Brief, den er soeben erhalten hatte. Der Brief war von Mr. Phineas Hyam und bezog sich auf Mr. Healp's Neffen, einen jungen Mann von etwa dreiundzwanzig Jahren, den der Detektiv an Kindesstatt angenommen hatte und wie einen Sohn liebte. Der junge Mann war Angestellter bei einer Bank und hatte seit einem halben Jahr eine Lebensweise angenommen, die seinem Onkel sehr vielen Kummer machte.
»Ich wollte, ich könnte an diesem Phineas Hyam Rache nehmen," murmelle der Detektiv wild, den Brief, den er in Händen hielt, nochmals durchlesend. „Er hat schon manchen jungen Mann ruiniert und er wird auch meinen armen Jungen zu Grunde richten, wenn ich mich nicht ins Mittel lege. Ich glaube, es bleibt mir nichts Anderes übrig, als zu ihm hinzugehen und die Sache persönlich mit ihm auszumachen."
Er setzte seinen Hut Ms und schickte sich an, auszugehen, als ihm Hugh's Telegramm überbracht wurde. Nachdem er es gelesen hatte, studierte er sogleich eine Fahrordnung, au» welcher er ersah, daß er noch Zeit hatte, zu Hyam zu gehen, ehe er nach KingS-Dene abreisen konnte.
Er telegraphierte Hugh, mit welchem Zuge er in W*** eintreffen würde, und begab sich dann zu Mr. Phineas Hyam.
Man sagte ihm, als er bei dem Wucherer erschien, daß derselbe nicht zu Hause sei, aber bald kommen würde, und Healp beschloß, ihn zu erwarten.
Er wurde in ein ziemlich dunkles Zimmer geführt, in welchem eine bedeutende Unordnung herrschte, und er ging ungeduldig auf und ab, fortwährend suchende Blicke umherwerfend, denn sein Spürsinn und seine Neugierde ließen ihn niemals zur Ruhe kommen; in einem Raume, in welchem er sich zum ersten Mal befand, durfte seiner Beobachtung Nichts entgehen.
Während er in dem Zimmer auf- und abging, erblickte er auf dem Fußboden in einer Fensternische ein Häuflein zerrissener Papierstücke liegen, welche offenbar die Ueberreste eines Briefes zu sein schienen. Mißbilligend schüttelte er den Kopf.
„Es ist ein Unsinn, Briefe, die mm verheimlichen will, zu zerreißen," bemerke er, „denn selbst die kleinsten Stücke lasten sich nochmals zusammenfügen, wenn man sich nur die nötige Mühe geben will. Der sicherste Weg, sie zu vernichten, ist, sie zu verbrennen."
Er bückte sich und hob die Papierstückchen auf und durch einen seltsamen Zufall waren die ersten Worte, die er auf einem der Fragmente erblickte, die Worte ,Kings-Dene' in etwas eigentümlicher, männlicher Hmdschrift, zwei winzige Worte nur und doch dazu bestimmt, den Schlüssel zu liefern zu einem unentwirrbar scheinenden Geheimnis, dessen verschlungene Fäven jetzt noch keiner sah !
Die in seinem Beruf gemachten Erfahrungen hatten Healp gelehrt, daß oft die unbedeutendsten Kleinigkeiten in einer Beweiskette von ausschlaggebender Wichtigkett sein können und unwillkürlich steckte er die Fragmente, sorgfältig eingewickell, in seine Tasche, nicht ahnend, in Ivücher Verbindung sie zu dem Falle standen, der ihm durch Hugh übergeben werden solltet Er wollte sie zu gelegener Zeit zusammenfügen, um über den Inhalt Aufschluß zu bekommen.
(Fortsetzung folgt.)