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Aro. 49.

64. Jahrgang.

Amts- unä Intekkigenzökatt Eür äen Oezir^.

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Donnerstag, äen 25. Aprik 1889.

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Amtliche Bekanntmachungen.

Bekanntmachung.

Das am 1. Mai 1889 für die Landgemeinden in Kraft tretende Statut für die Krankenpflegeversicherung der Amtskörperschaft Calw wird in der Anlage hiemit bekannt gemacht.

' Calw, 15. April 1889. K. Oberamt.

Supper.

Deutsches Reich.

Berlin, 22. April. (Vom Hofe.) Dem Chrrfreitag-Vormittags- gottesdienste im Dome, wohnten der Kaiser und die'Kais er in bei. Hofprediger Stöcker predigte über die erste Epistel St. Pauli an die Corinther, Kap. 1, Vers 18. Die Schlußliturgie hielt Hofprediger Bayer. Vorgestern empfing der Kaiser u. A. den neuernannten Militär-Attache bei der hiesigen großbritannischen Botschaft, Obersten Frank Ruffel. Am Abend war der Kaiser mit anderen Mitgliedern des Kaiserhauses zur liturgischen Andacht im Dom anwesend, hatte eine Besprechung mit dem Chef des Marine-Kabinetts, Kapitän zur See Fchrn. von Senden-Bibrau, und begab sich alsdann zum Thee bei der Kaiserin Augusta. Gestern begab sich das Kaiserpaar zur Bsi- wohnung des Gottesdienstes nach der Garnisonkirche. Nach Beendigung des­selben stattete dasselbe der Kaiserin Augusta einen längeren Besuch ab. Die Kaiserin Augusta wohnte gestern dem Gottesdienste in der Kapelle des Augusta-Hospitals bei.

Berlin, 23. April. Das Kaiserpaar ist heute früh 6'/? Uhr nach Dresden abgereist, wo der König von Sachsen heute seinen Geburts­tag feiert.

Der Kaiser beantwortete kürzlich in Wilhelmshaven den Trinkspruch des Admirals v. d. Goltz folgendermaßen:Die Worte, welche der kommandierende Admiral gesprochen, haben Mich tief gerührt, und danke Ich Ihnen Allen für die Gefühle, deren Ausdruck diese Worte waren, auf das Wärmste. Zwei Gründe veranlaßten Mich zu Ihnen zu eilen. Erstens, um der Korvette, dis Ich einst noch im Allerhöchsten Auftrag meines Hoch­seligen Herrn Großvaters taufte, das Abschiedsgeleit zu geben. Sie trägt

den Namen der Lieblingsschwester unseres unvergeßlichen Dahingeschiedenen, des einzigen noch lebenden Gliedes aus Kaiser Wilhelms Generation. Möge die Korvette dem hohen Namen, den sie tragen darf, Ehre einlegen, und Gott seine schützende Hand stets über ihr halten! Zweitens aber drängte es Mich, mit Ihnen gemeinschaftlich der tapferen Männer zu gedenken, die ein so jäher T 02 in Samoa uns entriß. Geteiltes Leid ist halbe» Leid. Wackere Männer waren es, und gewiß Manchem von Ihnen gute Freunde und Kameraden; daß sie tapfer waren, hatten wenige Monde eher sie be­wiesen. Doch nicht in eitle Klagen wollen wir uns um sie ergehn. Nein! Als Vorbild sollen sie uns dienen! Nachdem sie siegreich gegen Menschen­hand gefachten, fanden sie im mutigen Kampf gegen die entfesselten Elemente ihren rühmlichen Tod. Gott hat es also gewollt! Auch .so starben sie den Tod für Kaiser Wilhelm und Reich! Hier muß ich an ein schönes Dichter­wort denken, das Manchem unter Ihnen bekannt sein wird. Als der Admiral Medina Sidonia gebeugten Hauptes dem König von Spanien meldet, daß seine gewaltige Armada vernichtet sei, beruhigte ihn der König und sagte: Gott ist über mir! Gegen Menschen sandte ich Euch aus, nicht gegen Wellen und Klippen !"So ist es auch hier! Möge einem Jeden von Ihnen, der Kommandant ist, oder es noch werden wird, das stets gegenwärtig sein: der Kommandant, welcher rühmlich im Kampf mit den Elementen durch Gottes Fügung sein Schiff verliert, oder mit ihm untergeht, stirbt in Meinen Augen gerade eben solchen Heldentod für das Vaterland, als der Kommandeur, der seinem Regiment voran im Sturm auf die feindliche Stellung, den Degen in der Faust, fällt. Nicht ertrunken sind unsere Kameraden in Samoa, oder auf derAugusta", sondern gefallen, ihre Pflicht bis zum letzten Augen­blicke erfüllend. Nun meine Herren Kameraden, möge dieses schöne Beispiel, welches jene braven Männer uns gegeben, uns Allen jederzeit voranleuchten und zum Nacheifern anspornen, und möge der Geist der Hingebung, Dis­ziplin und des totesmutigen Ausharrens, der Meine Marine von jeher aus­gezeichnet, sich stets in ihr auch ferner so erhalten, und in diesem Sinne er­greife Ich Mein Glas und rufe: Die deutsche Marine, vor Allem ihr braves Offizierkorps: Hurrah!"

Stettin, 23. April. Der für Rechnung desNorddeutschen Lloyd" in Bremen auf der Werst desVulkan" erbaute Schraubendampfer lief heute glücklich vom Stapel. Der Dampfer erhielt den NamenKaiser Wilhelm II." Die Taufe vollzog der Generaladjutant des Kaisers, General­lieutenant von Wittich.

Ausland.

Wien, 21. April. Die deutsche Regierung bestellte bei der österreichischen Waffenfabrik 250,000 Mannlicher-Gewehre und unterhandelt wegen der Lieferung von weiteren 650,000 Stück.

PeuiUeto«.

Nachdruck verbot«».

Verschlungene Ilädeu.

Roman aus dem Englischen von Hermine Franken st ein.

(Fortsetzung.)

Der Diener geleitete Hugh nach der Thür von Natalie's Ankleidezimmer, wo­selbst der Detektiv ihm entgegenkam und ihn fragte, was er wünsche. Nachdem Hugh ihm sein Begehren eröffnet hatte, schüttelte der Detektiv den Kopf.

Ich kann Ihnen nicht gestatten, sie zu sehen, mein Herr," sagte er fest, aber in demselben Augenblick ereignete sich Etwas, was ihm die Initiative aus der Hand nahm. Kaum daß Natalie die ihr nur zu wohlbekannte Stimme hotte und erkannte, sprang sie empor, riß die Thür zu ihrem Boudoir auf und stand jetzt bleich und verfallen, wie Cleveland sie in seinem Traum erblickt hatte, vor ihm.

Hugh, o, Hugh, Du bist gekommen!" rief sie und in diesem Augenblick ver­gaß sie Alles, was zwischen ihnen vorgefallen war und sie getrennt hatte, und nur denkend, daß sie ihn liebte und auf ihn vertrauen konnte, warf sie sich, laut auf­weinend und ohne die Anwesenheit eines Dritten zu beachten, in seine Arme.

Der Detektiv hatte in White noch nicht ganz und gar den Menschen erstickt, Md wie sehr er auch an peinliche Szenen gewöhnt sein mochte, wandte er sich jetzt doch tief erschüttert ab und verhinderte es nicht, daß Hugh das vor Schmerz fast aufgelöste Mädchen in ihr Boudoir zurückfühtte.

Ich wußte, ich fühlte es, daß Du zu mir kommmen würdest," flüsterte sie, als sie mit ihm allein war.

Hugh's Herz schlug zum Zerspringen. Trotz Allem, was geschehen war, er­kannte er MS ihrem Benehmen, daß sie nie aufgehött hatte, ihn zu lieben, und

dieses Bewußtsein wirkte selbst unter diesen traurigen Umständen wie ein Lebens­elixier auf ikn.

FSaA mir Alles, was vorgefallen ist," begann er, ihre Hand mit warmem Druck, der ihr Kraft zu verleihen schien, umschließend.

Ja," antwortete sie,es sind Ereignisse eingetreten, welche es nicht länger notwendig machen, irgend Etwas vor Dir noch zu verbergen. Das Siegel, welches meine Lippen verschloß, ist von demselben genommen."

Und sie erzählte ihm die ganze Geschichte ihrer Verlobung mit Farquhar und die Bedingungen, unter welchen dieselbe geschloffen worden war.

Bei diesem Punkt unterbrach er sie:

Dann hast Du also die ganze Zeit hindurch nur mich allein geliebt und bist nur Deinem Vater zu Liebe Farquhar's Braut geworden?"

Ja," antwortete sie fast heftig.

Er küßte sie voll Innigkeit und Leidenschaft

Dem Himmel sei Dank! Jetzt fahre sott!"

Sie erzählte chm haarklein jeden Umstand, der sich am vergangenen Abend zugetragen hatte. Hugh wurde während ihres Berichtes ernster und immer ernster, denn er sah nur zu gut ein, wie schrecklich eine ganze Kette von Beweisen gegen sie zeugte.

Als sie zu Ende war, schaute ihn Natalie angstvoll an. Alle Zweifel, welche Jsabella's Andeutungen in ihr erweckt hatten, waren unter dem Einfluß seiner Gegenwatt in ein Nichts zerflossen und sie hatte das Gefühl, als wäre ihre gegen­seitige Liebe nie durch irgend Etwas getrübt worden.

Natalie," sagte er, sie kejt bei der Hand hallend und ihren Blick voll er- wiedernd,ich muß Dir gestehen, daß die Dinge ein sehr schlimmes Aussehen haben.

Vollkommen gleich Dir bin auch ich überzeugt davon, daß irgend ein Feind Farquhar's in der Absicht, ihn zu ermorden, ihn bis hierher verfolgte, und es wird