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Kerrrfpvecher Wv. 29.
82. Jahrgang.
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Isernsprecher Wr. 29.
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«tt de» Planderstüdche»
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Gchwüb. Landrstrl.
^ 182
Donnerstag dm 6. August
1908
Amtliches.
Die Ortsschulbehörde» de- Bezirk-
Werden htemit in Kenntnis gesetzt, daß dnrch Entschließung des K. Evang. Konsistoriums vom 28. Juli ds. IS. die Wahl des Schullehrers Breitling i« Eber-Hardt zum Kämmerer und des Schullehrer- Kläger i» Nagold zum Stellvertreter de- Kämmerer- in stets widerruflicher Weise bestätigt worden ist.
-Nagolds-dm 1. August 1908.
Alteusteig--Dorf,
K. gem. Oberamt in Schulsachen: Ritter. Schott.
Sei«« Königliche Majestät habe« am 31. Juli d. I allergnädigst geruht, mit Wirkung vom l. Oktober an die Stell« eine- ordentlichen Kollegialmitglieds der k. Hosdomänrnkammer dem kameralvrrwalter Köhler in Altensteig unter Ernennung zum Hofkammerrat zu übertragen.
An den diesjährigen Diplomprüfungen für Maschinentechniker hat sich u. a. Kandidaten mit Erfolg beteiligt: Robert Wagner von Nagold.
Infolge der am 28. Juli und den folgenden Tagen abgehaltenen Konkursprüfung find u. a in daS evangelisch-theologische Seminar in Tübingen als Zögling» ausgenommen worden: Frohnmeyer, Max, G. d. MisfionSsekretärS in Basel, Sei-, Friedrich, E. d. Postmeisters in Herrenberg, Weizsäcker, Wolfgang, S. d. Rektorin Calw.
Die Lragöciie lies Skalen Leppelin.
Echterdiuzeu, 5. Aug. Ei» Gewitterstur« hat heute nachmittag «ach S Uhr de» Ballo« de- Grase« Zeppeli« a«S de» A»ker« geriffe». Dabei geriet der Ballo» i« Brand «ud explodierte, wahrend er mit dem Stnrm in die Höhe gi»g. Er wurde vernichtet. Einige Personen sollen verletzt sein; der Graf ist unverletzt aber trostlos.
r. Echterdiuzeu, 5. Aug. Der Unfall des Zeppeltu- schen Ballons wurde dadurch verursacht, daß infolge eines überaus heftige», plötzlich einsetzenden Gewitter- sturmes eine Gondel des Ballon in die Höhe gehoben wurde. Als sie dann wieder auf dem Boden aufprallte, explodierte der Motor und der betreffende Teil des Ballons fing Feuer. Mehrere Soldaten, die mit dem Heben der Gondel beschäftigt waren, wurden von ihr mit in die Höhe gerissen und bet der Explosion schwer verletzt. Graf Zeppelin stand tief erschüttert vor seinem vernichteten Lebeuswcrk und wurde im Automobil nach Echterdiugen verbracht. Die im Augenblick des Unfalls anwesende Menschenmenge wird auf ca. 40—50 000 Köpfe geschätzt. Der Ballon wurde vom Sturm weggerissen und in der Luft brennend völlig vernichtet.
r. Stuttgart, 5. Aug. Wie nunmehr feststeht, ist bei der Ballonkatastrophe niemand getötet, wohl aber find 2—3 Personen schwer verletzt worden. Der Ballon ist, wie gemeldet, vollständig verbrannt, sein Gerippe vom Sturm weggefegt worden. Graf Zeppelin, dem übrigens heute mittag 2 Stunden vor dem Unglück von der Reichsbauk im Auftrag der Reichsregierung eine halbe Million Mark überwiesen worden waren, zeigte sich einige Zeit nach dem Unfall sehr gefaßt und bekundete im Gespräch mit Bekannten feine alte gewinnende Liebenswürdigkeit. Von Echterdiugen hat er sich im Automobil nach Stuttgart begeben, wo er im Hotel Marquardt kurz abgestiegen ist und sodann um 6.09 mit dem Schnellzug nach Friedrichshafen weiterfuhr.
««»sührliche Darstellung d-- Unglück-.
r. Stuttgart» 5. Aug. Als um 9 Uhr vormittags in Stuttgart die Nachricht von der erfolgten Landung des Grafen in Echterdiugen aus der Filder bekannt wurde, zogen Scharen von begeisterten Anhängern des kühnen Lustschiffers zu Fuß, zu Rad, per Wagen, Automobil und Eisenbahn hinauf in den rasch zur Berühmtheit gelangten Ort, um dem Grafen begeisterte Huldigungen darzvbringeu und sein gewaltiges Werk zu besichtigen. Ungefähr 10 Minuten vom Ort auf freiem Wiesengrunde lag das riesenhafte Luftschiff. In ziemlich weitem Umkreis waren Kavallerie- und Jnfanterirposten zur Absperrung ausgestellt. Trotzdem hatten die Umstehenden reichlich Gelegenheit, das Wunderwerk in allen seinen Teilen genau zu betrachten. Gegen Mittag bewegten sich riesige Mafien dem Landungsplatz zu, die Straßen waren tu Staub gehüllt, durch welche die zahl
reichen Automobile und Gefährte uur mühsam sich ihren Weg bahnen konnten. Die wettere Umgebung der Land- «ugsstelle glich einem riesigen Feldlager, auf dem Tausende von Menschen lagerten. Zahlreiche Bierwageu und fliegende Kantinen fanden dort Aufstellung und überall erörterte mau die Frage nach dem unvermuteten Abstieg des «rasen. Soviel wir in Erfahrung bringen kouuteu, handelte es sich um einen Defekt an der Kolbeustaugevleiter, die geschmolzen war. Inzwischen war Graf Zeppelin, der über die gelungene Fahrt überglücklich schien, gegen 1 Uhr im Gasth. z. Hirsch in Echterdiugen eingetroffen, wo er in eine« bescheidenen Zimmer des zweiten Stockwerks Wohnung bezog. Kurz nachher erschien er im großen überfüllten Gastzimmer, mit einem Hoch und tosendem Beifall begrüßt. In seiner freundlichen Erwiderung wies er darauf hin, wie recht er gehabt als er sein Luftschiff mit zwei Motoren ausgestattet habe. Durch die völlig glatt verlaufenen Landungen habe er den Beweis erbracht, daß er überall landen könne. Das Luftschiff würde bald ein allgemeines Verkehrsmittel bilde». In tiefer Bewegung sprach er von der herzlichen Begrüßung in Stuttgart. Patriotische Weisen durchbrausten den Saal und in hoher Begrüßung stimmten die Anwesende» in das von Herrn Dr. Bickes-Feuerbach auf den Grafen ausgebrachte Hoch ein. Später begab sich der unermüdlich tätige Graf wieder auf sein Zimmer, um seine Korrespondenz zu erledigen und verschiedene Auorduuugeu zu treffev. — Inzwischen war um das Luftschiff eine ungeheure, kaum mehr zu schätzende Menge versammelt. Es war ungefähr 3 Uhr als sich plötzlich ein gewaltiger Sturm erhob. Das uur notdürftig verankerte, in Reparatur befindliche Luftschiff wurde von seinem Liegeplatz loSgerissen, die Spitze stand auf dem Boden, das Hinterteil ragte in die Luft Md ein Wirbelwind warf den Koloß eine Strecke weit gegen die Obstbäume, welche durch die Gewalt des Anpralls völlig geknickt worden. Ein lauter Schrei des Entsetzens gellte durch dieLuft und im nächsten Augenblick stieg eine Rkesenflamme zum Himmel empor, die daS ganze Luftschiff in kürzester Zeit erfaßte und völlig vernichtete. Me ein einziger Wehlaut ging es durch die Massen, als sie starr vor Schrecken das soeben erst augestaunte Wunderwerk in Trümmern vorfandeu. ES herrschte eine unbeschreibliche Aufregung. Patrouillen sprengten über das Feld, Offiziere und Mannschaften eilten sofort zur Hilfeleistung herbei. Einem Monteur wurde durch das sich losreißeude Auker der Schenkel aufgeriffeu, ein weiterer Monteur, sowie ein Soldat wurden erheblich verletzt und sofort in Automobilen in ein Stuttgarter Krankenhaus verbracht. Die Menge wich nicht mehr vom Fleck und mußte durch Militärpakten zurückgedräugt werden. Inzwischen war ein Offizier im Gasthaus zu« Hirsch erschienen, um dem Grafen Zeppelin die Hiobsbotschaft zu Überbringern Die Hände über dev Kopf zusammeuschlagend, griff er sofort zur Mütze, um taumelnd hiuuuterzuwankeu. Da die meisten der im Ort anwesenden Fremden noch keine Ahnung von de« furchtbaren Ereignis hatten, so wurden auch diesmal wieder jubelnde Huldigungen zuteil. Als er sein Automobil bestieg, um sich zur Unfallstelle zu begebe«, wehrte er in tiefer Bewegung die ihn stürmisch Umdrävgeudeu ab. Einem ihm herzlich kondolierenden Freunde antwortete er resigniert: „ES ist ja kaput." Dann ging es in rasender Eile der Uufallstelle zu. Umtost von brausenden Hochrufen, besichtigte er die Trümmer jahrelanger Mühe und Arbeit, und umringt von schluchzenden Frauen und weinenden Kindern, konnte auch der ritterliche Gras sich seiner Tränen nicht erwehren. Nachdem er noch die Verwundeten aufgesucht, fuhr er, von unbeschreiblichem Jubel der sich bis dicht au seinen Wagen heraudräugendeu Menge begleitet, zum Gasthaus zurück. Er war tiefbewegt. Nach kurzer Zeit erschien er zum zweitenmale im Gastzimmer, woselbst ein Anwesender die Unterstützung des Grafen und seines Unternehmens als nationale Pflicht bezeichnet« und als erster eine freiwillige Spende iu Aussicht stellte. Graf Zeppelin aut- wartete unter lautem Schluchzer, u. bezeichuete die Treuefetuer schwäb.Landsmänner als stärksten Trost, siegebeihmtmmerwiederueueu Mut. Freiwillige Gaben dürfe man nur in höchster Not annehmeu. Vielleicht werde ihm das Reich die weiterhin notwendigen Mittel gewähren. Nachher fuhr Graf Zeppelin i« Automobil nach Stuttgart, um später nach Friedrichshafen weiterzureisen. Der württemb. Kriegsminister von Marchtaler erschien gegen '/»5 Uhr au der Uufallstelle. Der Andrang der Meuscheumafsen dauert ««geschwächt fort. Ueberall gibt sich aufrichtige und herzliche Teilnahme au dem trüben Geschick des tapfereu Grasen kund. Die allgemeine Trauer wird aber gemildert durch den einen großen und tröstlichen Gedanken: Das System des Grafen Zeppelin hat sich glänzend bewährt. Ihm sei Ruhm uud Ehre!
Zeppelins Abreise.
Gt«tt-«t, 5. Aug. Graf Zeppelin ist heute abend 6 Uhr mit Schnellzug nach FriedrtchShafeu abgereist. Er saß in einem Koupee 1. Klaffe uud weinte. Am Bahnsteig hatte sich eine große Meuscheumaffe eiugefuvdeu, die dem Grafen eine stumme Sympathiekundgebung darbrachte. Der Graf winkte mit dem Tuche.
Die Ankunft in Friedrichshafen.
FriebrichShafe«, 5. Aug. Bei der Ankunft de» Grafen Zeppelin, die um 10.12 nachts erfolgte, hatten sich vor dem hiesigen Bahnhof uud auf dem Perron riesige Menschenmengen eivgefmdeu, die iu gespannter Erregung warteten. Die Bahusteigkartcnautomateu wurden förmlich gestürmt. Anwesend waren die Tochter des Grafen Zeppelin uud die Frau seines Neffen, sowie zahlreiche Freunde des Grafen. AIS der Graf aus de« Wagen stieg, ertönten begeisterte Hochrufe der Menge. Der Gras sah sehr gefaßt aus. Er begab sich unter dm Hochrufen
der Menge zum Deutschen HauS.
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Für den Grafen Zeppelin.
An unsere Leser!
?. Wir sind alle tieferschüttert von der Uuglücksbotschaft, welche gestern der Draht meldete. So viel Großes, Herrliches, Schönes, in wenigen Sekunden völliger Vernichtung und Zerstörung auheimgegebeu. Ein Maun von so viel Edelmut, Energie md Seeleugröße, gepackt von des Schicksals tückischen Mächten uud mit allen seinen großen Gedanken Md Gefühlen, dem Ziele nahe auf so grausame Weise aufgehalteu Md vom höchsten Gipfel seiner Glücks in tiefstes Unglück gestürzt. Aber der kühne Manu darf noch nicht verzweifeln, steht doch das treue Schwaben- ja daS ganze deutsche Brudervolk au seiner Bette, ihn durch tiefe Teilnahme iu seine« Unglück zu erheben, wie eS ihm i« Glück zujubelte. ES ist nur materieller Schaden entstanden; au de« Genie, au der großen Idee ist nichts verloren.
Jetzt möchten wir allen Patrioten zurufen: „Stehetalle ein für Euren großen Landsmann, helfet ihm das Unglück überwinden, gebet ihm was ihm gebührt, Eure höchste uud tiefste Verehrung, traget ihm alle» entgegen — es gilt der Ehre des Vaterlandes, dem Ruhm de» deutfcheu Erfinder- geistes.
Opfert gerne «»d reichlich, auf daß aus dm Ruinen, dm Trümmern ein neuer glänzender Phönix in die Lüste steige.
Die „Franks. Ztg." schreibt iu diesem Sinne:
Das Reich wollte Zeppelins Luftschiff für zwei Millionen Mark übernehmen, sobald es die große Fahrt unter dm festgesetzten Bedingungen zu Ende geführt hätte. Jetzt aber ist wahrhaftig ein Moment, in dem es übel angebracht wäre, sich au Formalitäten zu klammern. Wir find überzeugt, den Wunsch der ganzen deutschen Bevölkerung auszusprechm, wem wir sage», daS Reich müßte jetzt die zwei Millionen dem Grafen Zeppelin ohne weiteres zur Verfügung stellen. Formell bedürfte die Regierung dazu der Zustimmung des Reichtags. Aber der Reichstag ist nicht versammelt und, wie gesagt, Formaltm dürfen hier nicht entscheiden. Die Regierung sollte aus eigenem Entschlüsse diese zwei Millionen, die Graf Zeppelin in kurzer Zeit ohne Zweifel erhalten hatte, ihm übergeben und im Herbst dafür vom Reichstag Jndemnttät verlangen. Niemand wird bezweifeln, daß man für diese Sache der Regierung gerneJndemnttät gewähren wird. Aber die Regierung müßte darüber bald Beschluß fassen. Graf Zeppelin darf nicht im Stiche gelaffen werden und muß bald darüber Gewißheit erlangen, daß mau ihm zur Seite steht. DaS darf er, dessen Namen die Weltgeschichte zieren wird, beanspruchen. Dieser Mann muß die Sicherheit haben, daß er unter allen Umständen über die Mittel verfügen wird, sein Werk wetterzuführev.
Aber damit wäre noch nicht alles getan, was in diese« Augenblick zu tun ist. Der Gedanke einer Natioualspeude für den Grafen Zeppelin, ein Gedanke, der schon vor der Katastrophe ausgesprochen worden, wird jetzt in ganz besonderem Maße aktuell!
Der „Schwäb. Merkur" schreibt:
St«ttgart, 5. Aug. Der erschütternde Schlag, der Graf Zeppelins Lebenswerk getroffen, hat mit geradezu elementarer Wucht den Gedanken wachgerufeu: Hände