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82. Jahrgang.

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179

Montag dm 3. August

1908

Bestellungen auf den Gesellschafter

für die

Monate August und September

töuueu fortwährend bei allen Postämtern Md Lavdpostboten sowie bei der Exped. ds. Bl. gemacht werden. _

Meis des Anonatü Aöonnements

in öer Stadt.67 Wfg.

irn Wezivk u. lOkm-WevkeHv 84 Dfg. irn übrigen Württemberg 90 Dfg.

Amüiches.

Die Ortsschnlbehörde» deS Bezirk­werden hiemit in Kenntnis gesetzt, daß durch Entschließung des K. Evang. Konsistoriums vom 28. Juli d. IS. die Wahl des Schullehrers Breitling in Ebershmrdt zsm Kämmerer uud des Schullehrers Kläger in Nagold zum Stellvertreter de- Kämmerer- iu stets widerruflicher Weise bestätigt worden ist.

sre. de» 1. August 1908.

Alrensteig--Dorf,

K. gcm. Oberamt in Schlusachev:

Ritter.

Bekanntmachung.

ES wird bekannt gemacht, daß die Rechnungen der Oberamtspflege für 1996 97 und der B^irkS- krankeupflegeverflchernng für 1906 vom S. bi-

1S d M. je einschließlich in der Kanzlei der Oberamtspflege zur allgemeinen Einsicht anfgelegt find.

Einwendungen gegen die Rechnungen können bei dem Oberamt schriftlich erhoben oder z r Protokoll erklärt werden. Nagold, den 1. August 1908.

_ K. Oberamt. Ritter.

Die OrtSbehörde« für die Arbeiterverfichernng

wollen die im letzten Vierteljahr bei ihnen »mgetanfchten Qnittnugskarte« binnen 19 Tage« hieher vorlegeu und zwar als portopflichtige Dienstsache mittelst ein­geschriebene» Briefs.

Nagold, den 1. August 1908.

K. Oberamt. Mayer, Reg.-Ass.

DoMifchs Hlsberstcht.

Die Neich-finanzrefor«. Der Schleier wird gelüftet. Nach einer Korrespondenzseldnuz, die von der Täglichen Rnudschan wiedergegeben wird, gedenkt Fürst

Bülow im August uud September einer Reihe einflußreicher

Parlamentarier streug vertraulich die Gruudzüge der Reichs- fiuanzreform mitzuteilen, wie sie iu Gemeinschaft «it den Fiuauzmiuisteru der Bundesstaaten im Anfang des vorigen Monats aufgestellt worden find. Um den Wünschen der Parlamentarier möglichst eutgegenkommen zu können, solle« angeblich neben einem Haoptplau der Reform noch Reserve­pläne bestehen, so daß t» gewissen Grenzen Kombinationen möglich find. Der Reichsschatzsekretär Sydow, so heißt es, wird erst wieder Mitte September eingreifeu.

Die niederländische Regierung steht vorläufig von der Entsendung umfangreicher Seestreitkräfte nach Ve­nezuela ab. Jedoch wird angesichts der Möglichkeit, daß der KreuzerGelderland", der sich zurzeit allein im Karibi­schen Meer befindet, aus irgendwelchen Gründen nicht disponibel wäre, der KreuzerVau HeemSkerk" binnen kurzem nach dem Karibischen Meer iu See gehen. Eine Depesche des Gouverneurs von Curayao besagt, daß ein vom Schwager des Präsidenten Castro gemietetes, mit Stroh Md Zucker befrachtetes Schiff iu Willemstad löschen wollte. Es fand jedoch, weil die Kaufleute durch die Maßregeln Castros gegen den Handel mit Curayao mißtrauisch geworden find, für seine Ladung keine Käufer uud mußte wieder iu See gehen.

Der General Gouverneur von Finnland hat

das GerichtSdepartemeut des Senats aufgefordert, Maß­regel« zu treffen zum Zweck der Auslieferung von elf Herstellern von Bomben aus Knokala an die russischen Be­hörden. Die betreffenden Personen waren vom Wyborger Hofgericht wegen Verfertigung von Bomben zu Zuchthaus verurteilt worden. Das Gerichtsdepartement hat die dem­entsprechenden Anweisungen gegeben.

I« englische« Unterhaus fragte Donghty am Donnerstag au, welche Genugtuung die deutsche Regierung der Besatzung und den Eigentümern des englischen Fischer­bootesGeneral" für dessen ungesetzliche Festnahme durch ein deutsches Kauoueubot tm Monat Mai zn bieten beabsichtige. Staatssekretär Grey erwiderte, daß der deutsche» Regierung noch k:ine Ansprüche unterbreitet worden seien, daß er das osfijtelle Ergebnis der Untersuchung erwarte und daß die Angelegenheit eine sorgsame Beachtung finde.

Ans de« internationale« Friedenskongreß in London wurde beschlossen, dem König Eduard, der als erster Monarch einer Großmacht den Ausschuß des Kongresses empfing, dafür uud für die dabei geäußerten friedlichen Worte zu danken. In der Debatte erregte es besonderes Aufsehen, daß der Quäcker Dr. Clark nachdrücklich England alS Hauptschuldigen au den Rüstungen der Mächte hinstellte. Solange England nicht die Sicherheit des Privateigentums zur See garantiere, und so lange dir Flotte desselben zum Plündern da sei, könne mau von andern Mächten, nament­lich Deutschland, keine Abrüstung erwarte«.

An alle türkische« Armeekvrp- ist eine Jrade übermittelt worden, wonach sämtliche Offiziere, die seit mehr als fünf Jahren nicht befördert worden find, jetzt befördert werden. Auch die Einberufung der Kammer wird allen Korps mit- getetlt werden. Das Kriegsministrrium hat an das dritte

Korps 20000 Uniformen gesandt. Alle auswärtigen Blätter

finden jetzt ungehinderten Eingang iu die Türkei. Am Donnerstag erschien das BlattMizan", das Organ de- ehemals verbrannten Juugtürken Murad Bey. Der armenische Patriarch in Koustautiuopel Ormaniau, mußte sich infolge heftiger Angriffe aus einer Sitzung des gemischten Natioualrats zurückziehen. Der Rat sprach unverzüglich seine Absetzung aus. Erzbischof Turian wurde zu seinem Stell­vertreter gewählt. Auf Grund des Beschlusses beider Räte des ökumenischen Patriarchats wird der Patriarch dem Groß- westr eine Adresse überreichen, iu der die Freude Md der Dank der griechischen Kirche und Nation für die Wiederherstel­lung der Verfassung ausgesprochen wird.Im Odeoutheater- in Koustautiuopel tagte eine große Versammlung, in der die Schaffung einer patriotischen Liga angeregt wurde. 7000 Personen meldeten sofort ihren Beitritt an. Eine nicht un­bedenkliche Gefahr wird iu dem Umstande erblickt, daß seit einigen Tagen ein großer Zuzug von bisher tm Ausland verbannt lebenden Türken nach Konstantiuopel stattfiudet, die im Sinn exorbitanter Forderungen die ruhig und vernünftig denkenden Elemente auf ihre Sette zu ziehen trachten. Die Garnison von Smyma hat den Geueralgouverneur der dortigen Provinz, sowie den Platzkommaudauten abgesetzt. In Aidiu wurde der Muteffaris vom Militär verhaftet.

M«S Marokko meldet General d'Amade, eiueMahalla Abdul AfiS' marschierte ohne Zwischenfall durch das Gebiet von Tadla, sei am 29. Juli in der Nähe von KaSbah Beai-MeSktn angekommen Md dürfte am Donnerstag den Um er Rebia erreicht haben, also 150 Kilometer von Marakesch entfernt sein. Die Häsen seien ruhig; die Lage tu Sasst habe sich merklich gebessert.

Vagso-Hleuigkeiten.

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Ra-vld, de« 3. August ISO«.

19 jährige- Gtistnng-fefl de- Radfahrerverei«-.

js Am gestrigen Sonntag feierte der hiesige Rad fahrer- veretu sein lOjährigeS Stiftungsfest, verbunden mit Baunerwethe. TagS zuvor wurde ein Fackelzug durch die Straßen der Stadt ausgeführt, woran sich im Gasth. z.Schwane" ein Bankett anschloß, an dem sich außer dm Vereins- uud Ehrenmitgliedern die Festdamen uud die aus­wärtigen Festgäste beteiligten. Den Anbruch des festlichen Tages verkündeten morgens 4 Uhr Böllerschüsse und die Klänge der hiesigen Musikkapelle. Um 5 Uhr begaunm die Rennen, deren Wertung durch das Preisgericht wir schon an dieser Stelle folgen lassen. Am EröffuuugSfahreu beteiligten sich 7 Fahrer uud erhielten Preise: Zais-Hedel- fingen, Stickel'Zuffenhauseu, Gottfried-Uutertürkhri«. Mola- Dürrmenz, Murschel-Etuttgart; beim Neulingsfahren erhielten unter 36 Teilnehmern Preise: Volz-Hucheufeld, Hauser-Xrosfiugen, Heinzmauu-Göppiugeu, Bihler-Ostheim, Harscher-Leonberg; am Erstsahreu nahmen 14 Fahrer tell und siegten: Tiefenbach-Pforzheim, Plattuer-Hedelfingeu,

Der Einwanderer in Amerika.

(Fortsetzung.) (Nachdr verb.)

^ ^ Es ist ein Konkurrenzkampf zwischen verschiedenen Lebenshaltungen, und die niedrigste fiegt. Zwischen den Tagelöhnern aus dem Kohlenbergbau, in der Bekleidungs- ond Textilindustrie ist diese Konkurrenz immer gar zu scharf. Manchmal artet ste geradezu zum Raffenkampf aus, so daß der bitterste Haß zwischen d.n verschiedenen Nationalitäten besteht. I« Jahre 1892 war ein Besucher der Kohlen­distrikte von Pennsylvanien über die harte und grausame Behandlung, dir die Amerikaner den Fremden augedetheu ließen, empört; als er aber einige Zeit in dem Gebiete gelebt hatte, begann er das Benehmen der Amerikaner zu entschuldigen, wenn nicht gar zu rechfertigen; er sah nämlich tausende amerikanischer Arbeiter arbeitslos, während eine gleiche Zahl von Fremden für 80 oder 90 Cents am Tage schuftete. Professor John R. Commons sagte über den Ersatz der Kohleuarbeiter durch Fremde:Biele Kohlen­arbeiter find nach den westlichen und nördlichen Erzgebieten ausgewandert; andre gingen in die Landwirtschaft. Wenn die Auswanderung nicht möglich war, glückte es dem stellen­losen Arbefter vielleicht, seine soziale Lage zu verbessern uud Vorarbeiter, Boß des Einwanderers, oder gar Eigeu- mmer zu werden. Die schwächeren Elemente der aus der Arbeit Vertriebenen wollen aber andererseits nicht an der Seite der Einwanderer arbeiten und verlumpen zu TramS und Paupers, wenn ste nicht fähig find, kettende Stellungen zu bekleiden."

Ans der Weltausstellung zu Chicago konnte mau das Werk eines Bildhauers bewundern, der diese Tragödie des UeberangeboteS von Arbeit ergreifend dargestellt hatte. In manchen Stellen, z. B. in England, herrscht die Sitte, daß ein Vorarbeiter einer großen Fabrik morgens Ms de« Sammelplatz der Arbeitssuchenden geht und dort so viele Zettel auSteilt, wie Arbeiter verlangt werden. Die aus­gestellte Gruppe stellte einen heftigen Kampf um einen dieser Aroettszettel dar. Der Manu, der daS Glück gehabt hatte, ihn zu erhaschen, ist io dm Mittelpunkt gerückt. Trotzig hält er den Zettel hoch über seinem Haupt, blickt aber doch voll Mitleid auf dir anderen, die um ihn herum kämpfen. Ein weißhaariger alter Mann neigt sich zu ihm uud bittet ihn um den Zettel; ein junger sucht ihn von hinten zu erhaschen; eine Frau mit einem Kind auf dem Arm ist von den anderen niedergetrampelt worden und sucht das Kind zu schützen; ein schmächtiger Bursche, dem der Wolfs­hunger aus dem Gesicht leuchtet, sucht über die anderen hinüber zu klettern, um den Zettel zu erlangen. Jeder, der einmal die Fabrtkdiftrikte Amerikas besucht und die Dinge gesehen hat, wie ste wirklich sind, weiß, daß sich das nicht ganz, aber doch beinahe so dramatisch in der Wirklich­keit absptelt. Er wird daun einer völlig unbeschränkten Einwanderung bald skeptisch gegenübersteheu.

Die politischen Konsequenzen zu betrachten, geht vielleicht über den Rahmen unserer Arbeit hinaus; aber man muß sagen, daß die Fremdeukolonien zu einer immer stärker werdenden Quelle der Macht für korrupte Politiker werden. Je größer die Armut, desto größer die Abhängigkeit der

Fremden von den Padronen oder den Politikern. MM hat bereits den Nachweis geliefert, daß mau für fünf Dollar- die Naturalisatiouspaptere kaufen kann; Wahlstimmeu find so gut wie ein Amt. Die hmtige Naturalisatiousmethode verletzt die Prinzipien und die Ideale, die früher dem be­gründeten Bestreben zugmnde lagen, die Ausländer zu amerikanischen Bollbürgeru zu machen. Heutzutage ver­langt «an keinerlei Qualifikationen deS Einwanderers, und die Naturalisation ist nur eine andere Methode, die Mög­lichkeiten des Stimmenkaufes zu vermehren. Wie wett die Ausländer für die politische Korruption in den Gegenden, iu denen ste die Mehrheit bilden, verantwortlich find, ist schwer festzufiellen. Amerikas eigne Geschichte ist darin nicht sauber. Die echten Amerikaner find schuld au der schlimmsten politischen Korruption. Ste stad die ersten, wenn es gilt, die Gesetzgebung eine» Staate- uud den Rat einer Stadt zu kaufen, oder wenn eS gilt, die Abgeorduetm deS Volkes za bestechen und irgendein prosttltcheS Privilegium zu ergattern. Die irischen Amerikaner tragen vorzugsweise Schuld M der Bestechung, wett ste geschickte Politiker find. Die ueuaugekom«eueu Einwanderer find eine unbe­kannte Größe, lernen aber das Geschäft rasch. ES ist unzweifelhaft wahr, daß ste, vielleicht unbewußt, ein Spiel­zeug in der Hand der Politiker find uud gelegentlich deren Macht nicht unbeträchtlich vergrößern. Die Verhältnisse in gewissen Stadtteilen von Newyork Md Chicago uud besonders in einzelnen Gegenden PenusylvanieuS stellen das außer Zweifel. Ob die Gefahren, die dem Demokratischen Regiment aus der gegenwärtigen politischen Korruption