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82. Jahrgang.

Ksrnsprecher Wr. 29.

Mit de» Plauderststbche» »nd

«chwäb. »and»««.

^ 176

Donnerstag den 30. Juki

1908

In den Beirat der BerkehrSanstalte» find al» Mitglieder und Ersatzmänner von de» Handelskammern und von der K Zentralstelle für die Landwirtschaft auf Grund der Königlichen Verordnung vom »0. Mär, 1881 (Regierungsblatt S. 109) gewählt worden: als «er- treter des Handels und der Gewerbe: Fabrikant Albert Koch in Rohrdorf, als Ersatzmann: Fabrikant Otto Wagner in Calw; als Vertreter der Landwirtschaft: Oekonomierat Rudolf Ruoff in Niederreutin, als Ersatzmann: Gutsbesitzer Heinrich Guoth auf Schloß Roseck, Gemeinde Unterjesingen.

Bismarcks ivWriger Todestag.

Ein ernster Gedenktag ist der 30. Juli an dem bereits 10 Jahre in der. Schoß der Ewigkeit gesunken find, seit uns der Staatsmann entrissen wurde, den wir nicht glaubten entbehren zu können, so lange er machtvoll die Geschicke Deutschlands lenkte, und den Deutschland zurnckersehnt hat Vis an sein Lebensende, nachdem er vorzeitig aus Amt und Würden geschieden war. Und wahrlich, wenn einer, ss hat er dieses treue Gedenken verdient, der dem deutschen Volke die Arbeit seines Lebens gewidmet hat, der es in der kurzen Zeit von 9 Jahren durch 3 unabwendbare Kriege zur Ein­heit unter sich und zur ersten Macht in Europa geführt hat, der es in den letzten 18 Jahren seiner Wirksamkeit durch seine unvergleichliche StaatSkmrst auf der erworbenen Höhe erhalten und gleichzeitig jene Politik des Friedens ein- gelettet hat, die unsere auswärtige Politik heute noch be­herrscht. Mag ihm die Lösung dieser Aufgabe auch nur möglich geworden sein durch das felsenfeste großherzige Ver­trauen, das Kais r Wilhelm I. ihm geschenkt hat, so bleibt sein Verdienst doch unverrückbar, das weitgesteckte Ziel klar erkannt und die Mittel und Wege, eS zu erreichen, gefunden zu haben. Das aber ist ein Werk, das nicht hoch genug verauschlagt werden kann, ein Werk, das ihn in die erste Reihe der größten Staatsmänner der Welt stellt. Den» mit seinem Lebenswerk find Jahrhunderte schmachvoller Machtlosigkeit abgeschlossen und die Träume und Wünsche d:r besten Männer des deutschen Volkes verwirklicht worden.

Der schlagendste Beweis für die Bedeutung von Bis­marcks Lebensarbeit ist der Umstand, daß sein Werk ihn nicht nur überdauert, sondern daß es sich, dank der gedie­genen Grundlage, auf die sein Schöpfer eS gestellt hat, w.itr entwickelt. Mit gutem Gewissen kann Deutschland an diesem Gedenktage seinem großen Neuschöpser vor die Augen treten und Rechenschaft darüber oblegen, wie eS seit­dem mit dem ihm hiuterlafsenen Pfunde Bismarckscher Staats kunst gewuchert hat. Mag auch in der ersten Zeit nach dem Rücktritt Bismarck der Kurs unserer auswärtigen Politik manches Schwanken gezeigt haben, so kann doch kein Zweifel mehr darüber obwalten, daß wir neuen Zielen znstreben, neue Fragen zu lösen haben, die Bismarck teils sernlagen, teils damals überhaupt noch nicht bestanden. Es braucht wohl nicht betont zu werden, daß darin keine Herab­setzung Bismarcks liegen soll und kann, der in der kurzen Spanne weniger Jahre politische Arbeit von wenigstens 3 Geschlechtern geleistet und politische Sünden von Jahrhun­derten getilgt hat. Aber jede Zeit hat ihre Aufgaben und wohl uns, die wir dank der Grundlage, die BiSmarckische

Staatskrmst unserem politischen Leben gegeben hat, au der Lösung der uns gestellte« Aufgaben arbeiten können.

Hat Bismarck Deutschland aMS der inneren Zerrissenheit der untereinander hadernden deutschen Stämme emporgeführt zur deutsches Einheit und zur europäischen Großmacht, so wird es die Aufgabe unserer Zeit sein, das uns überkom­mene Bismarcktsche Erbe zur Weltmacht auszubaue« und uns den Platz an der Sonne nachträglich zu sichern, den andere Staaten und Völker unter günstigeren Umständen fich längst errungen haben. Das ist für eia Volk wie dar deutsche, dessen Einwohnerzahl seit Bismarcks Rücktritt um rund 14 Millionen gewachsen ist, kein Luxus, sondern eine Notweudigkeits- und Lebeuspolitik, ohne dis wir im Ringen der Völker untereinander wieder zurückgeworfeu werden würden auf den Stand der vorbismarckischen Zeit. Aber über diesen neuen Aufgaben wollen wir nicht vergessen, daß ihre Erfüllung uns nur möglich ist auf der festen Grund­lage des durch Bismarcks starke Hand geschaffenen Deutschen Reiches, wie auch unsere innere Stärke Md die stetig wach­sende Bolkszahl rmr die Ernte find von der Saat, die Fürst Bismarck und Kaiser Wilhelm !. in ernster, schwerer und großer Zeit ausgestreut haben, und wir nur die Enkel find, denen sie mühelos in den Schoß fällt. Möge es auch unserer Zeit beschieden sein, eine Saat zu säen, die unser» Nachfolgern zugute kommt, «nd Bäume zu Pflanzen, in deren Schatten fitzend, fie fich unser in Dankbarkeit erinnern, so wie wir Bismarcks und des Zeitalters Kaiser Wilhelm I. gedenke».

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Zum Gedächtnis Bi-marcks

veröffentlicht die Nordd. Allg. Ztg. einen längeren Artikel, in drm fie u. a. ausführt:

Der Name des Fürsten Bismarck ist heute wie nnr je ein nationales Programm. In unvergänglichen Zügen sind seine Taten ans den Blättern der Weltgeschichte ein- gezeichuet, und je mehr die Zeit sich von den Tagen ent­fernt, da er unter uns weilte, desto klarer tritt sein Bild vor die Blicke der Nachwelt: das untrüglichste Zeichen für echte Größe. Am deutschen Volke aber ist es nun, seine Dankbarkeit für alles das, was Fürst Bismarck gewirkt und geschaffen hat, um seine Nation aus dem Wirrwarr der Zerrissenheit und ihrer Schwäche zur Einheit »nd Macht emporzuführen, dadurch zu beweisen, daß eS den Bahnen treu bleibt, auf denen es zu diesem hohen Ziele hinauge- lettet worden ist."

Uocmfchs MeSerstchi.

Der AuSspruch de- Gt«atSsekretärS Deruburg,

wonach in Afrika die Eingeborenen den ersten Platz zu be­anspruchen haben, bleibt, wie vorauszusehm war, nicht ohne Widerspruch. So heißt es z. B. in denWindhuker Nach­richten":Allen denjenigen gegenüber, die in den Bastards die Herreuraffe erblicken und fich daher zu deren Dienst be­rufen fühlen, halten wir daran fest, daß wir Deutsche das Herreuvolk in Südwest find und daß diesem allein die Zu­

knust des Landes gehört. Jene andere Ansicht aber halten

wir für eine verhängnisvolle Verirrung, die der Entwicklung des Landes rmr hindernd ist und ihr unheilvoll werden kann. Wir wissen genau, daß wir mit dieser unserer An­sicht diejenige der gesamten weißen Zivilbevölkerung unseres Landes vertreten und daher nehmen wir den Vorwurf, daß sie auf .Kurzsichtigkeit und Unerfahrenheit' beruhe, mit Ge­lassenheit auf uns." Herr Deruburg wird ja bald in Windhuk sein und wohl Gelegenheit finden, sich hierzu zu äußern.

Der Konflikt zwischen de« Niederlande« «nd Beneznela hat im Hauptort der nahe der venezolanischen Küste gelegene« niederländischen Insel Caracas, in Willem­stad, zu feindseligen Demonstrationen geführt. Es wird von dort berichtet: Eine Volksmenge demonstrierte am Sonn­tag vor dem venezolanischen Konsnlat und umringte sodann das deutsche Konsulat, wohl« der venezolanische Konsul flüchtete. Später begleitete eine Truppenabteilung den Konsul ins venezolanische Konsulat zurück, von wo er alle amtlichen Papiere entfernte. Soldaten patrouillierten dann zum Schutz der Venezolaner durch die Straßen. Am Montag ist der Konsul von Venezuela nach Haus abgerrist. Die Ruhe ist wiederhergestellt und die Truppen wurden zurückgezogen.

Et« «»-arischer Streikgefetz - Entwurf ist jetzt publiziert worden. Der Entwurf läßt die Arbeitseinstellung und die Aussperrung als legitimes Recht des Arbeiters und Arbeitgebers zu, beschränkt aber dieses Recht, falls ein öffentliches Interesse verletzt wird, oder das Recht mit der allgemeinen Rechisordnang kollidiert. So ist der AnSstand in Gaswerken, Wasserwerken, bei der Feuerwehr und ähn­lichen Institutionen verboten, bei dem Post- Md Telegrapheu- wesen beschränkt. Bezüglich der Eisenbahnen wird das im vorigen Jahr gebrachte Gesetz geregelt. Untersagt ist ferner die Arbeitseinstellung von gewerblichen und HaudluugSlehr- lingeu. Bor Ausbruch des AusstaudrS oder der Aussper­rung find Einiguugsversuche und in wettern Folge schieds­gerichtliche Entscheidungen vorgeschriebe», die aber nicht rechtsverbindlich find. Der Gesetzentwurf enthält auch Ver­fügungen bezüglich dn Schaffung von Arbeitsausschüssen und Arbeitskammern.

Der König «nd die Königin von England

empfingen am Montag im Buckiughampalast 24 Mitglieder des gegenwärtig in London tagenden interualioualeu Friedenskongresses. Dn König hieß in Erwiderung auf eine Ansprache, in der er Förderer des Friedens genannt war, die Delegierten willkommen und sagte er empfinde nichts mit aufrichtigerer Genugtuung als die Erkenntnis, daß seine Bemühungen zur Ausrechterhaltuug des Friedens unter den Völkern nicht fruchtlos gewesen seien, und das Bewußtsein der hochherzigen Wertschätzung, die seine Be­strebungen in England sowohl wie ln den anderen Länder« gefunden hätten. Die Herrscher könnten stch kein höheres Ziel setze«, als die Förderung eines guten Einvernehmens und herzlicher Freundschaft zwischen den Nationen. Das sei das sicherste Md geradeste Mittel durch das die Mensch­heit ihr vornehmstes Ideal zur Wirklichkeit machen könnte. Dies Ziel zu erreichen, sei sein unausgesetztes Bemühen und

Die weiße Nelke.

Kriminalroman von I. «anlkach.

(Fortsetzung.) (Nachdr. verb.)

Was willst du hier?" stieß ich heraus, keuchend, mit zuckenden Lippen.

Ich warte ans Richard Bruns' Rirckkchr." antwortete fie kalt.

Seit sechs Uhr nachmittags?" her-schte ich fie an; schon um 6 Uhr traf ich dich nicht zu Hanse."

Nein, seit einer Viertelstunde," erwiderte fie ruhig.

Wo bist dn gewesen diese ganze Zeit?" fragte ich weiter.

Zuerst bin ich spazieren gefahren," sagte fie mit einem kühlen Lächeln, das meine Wut noch erhöhte.Dana bin ich anderthalb Akte im Theater gewesen und daun bin.ich hierhergekommen."

Zn ihm, zu deinem Geliebten!" schrie ich ihr zu.

Ach nein, leider nicht zu ihm," gab fie mit gleicher Kälte zur Antwort.Als ich nach ihm fragte, hörte ich, daß er fort sei; da bin ich hinter dem Hause im Garte« ein wenig auf- nud Niedergängen; darauf kam mir der Ge­danke, ich könnte zu dem Fräulein Heuzen htuaufgehen, die hier oben wohnt, und die ich ein paarmal hier im Atelier getroffen habe. Dort wollte ich warten. Ich stieg auch die Treppen hinauf. Oben fand ich die Entreetür halb offen wegen des warmen Abends und hörte, wie der alte Henzen seiner Tochter vorklagte über sein verlorenes Leben.

Sin wenig blieb ich stehen und hörte zu; eiuzutretm ver­lor ich aber die Lust. Auch fiel mir ein, daß eS wohl besser sei, wenn fie mich zu dieser Stunde nicht hier sähe. Als ich heruuterkam, wollte ich noch einmal klingeln ich meinte, die Haustür inzwischen gehört zn haben, und fand zu meiner Ueberraschung auch hier die Entreetür au­gelehnt. Ich dachte, Richard sei zurückgekehrt, aber alles war dunkel und leer. Da habe ich das Licht da angezüu- det und fitze nun hier und warte auf ihn."

Mache mich nicht wahnsinnig!" knirschte ich, faßte ihr Handgelenk und schüttelte fie;was hast du bei Richard Bruns zu schaffen? Jetzt, nach ums Uhr abends?"

Sie riß stch von mir los.Rützr' mich nicht au!" rief str drohend;seit neulich, seitdem du mir Dinge ge­sagt hast, die mich vor mir selbst erniedrigen, seitdem, ich habe eS dir ja geschrieben, habe ich mich von dir loSgesagt. Geh fort! Geh fort! Was ich mit Richard, dem alten, dem einzigen Freunde, den ich aus der Welt be­sitze, zu reden habe, ist allein meine Sache, ganz allein! Eine wichtige Entscheidung, die ich über mein Leben zu treffen gedenke, hat mich zu dieser ungewöhnlichen Stunde hergeführt, ihn um feinen Rat zu Litten. Du hast mir «eine Liebe und Treue schlecht gedankt! Jawohl, ich bin dir treu gewesen bis heute. Allen Bierlockungen beim Theater habe ich getrotzt, sowie damals den Nachstellungen, den Ver­sprechungen des alten Brnns. Ätzer wenn Richard mich hätte habe« wollen, jetzt, »ach der ssrchtbareu Enttäuschung, nach de« Bruch mit dir, ich wäre sein gewesen! Bor ein paar Tagen habe ich »ich HMreißeu lassen, eS ihm zn

sagen, daß meine alte Liebe zu ihm wieder erwacht ist, und

ich habe geweint, geweint, weil ich hörte, daß er eine andere liebt. Dir gegenüber aber betrachte ich mich jetzt als frei; ich habe dir über nichts, nichts mehr Rechenschaft za geben!" -

Da, da kam es über mich, das Furchtbar e. Ent- setzliche, mein Blut kochte, ich verlor alle Gewalt über meine Sinne, nur die blinde, fürchterliche, wütende Leiden­schaft tobte in mir. Ans dem Tische lag ein Dolchmrffer, BrunS hatte eS für eines seiner Bilder gebraucht, ich wußte eS. Sinnlos in meiner Raserei riß ich daS Messer vom Tisch und stieß es ihr ins Herz, ihr, ihr, die ich geliebt hatte, so geliebt, wie nur ein Mensch zu lieben vermag! Als ich die furchtbare Tat vollbracht hatte, kam es über «ich, wie Erstarrung. Mochte rum geschehen, was wollte! Doch nein! Er, er, der Verhaßte, er sollte büßen! An seinen Qualen wollte ich mich weiden. Ja, nun, nun erst war ich schlecht geworden, ganz schlecht! Ich zog ihr den Dolch aus der Wunde und legte ihren Leichnam neben dem Sessel nieder. Daun schloß ich daS Fenster und verließ das Haus durch die Türen. Niemand begegnete mir!

(Schloß folgt.)

»«S de» Mrageudorfer-ivlätter«. Kasern,nhosblüte. Unteroffizier (bei» Tornister-Nppell): .Frriltch, d«n Marschallstab möcht» jeder i» Tornister trage», aber daS Putzzeug packt der Kerl nicht ein!" «in Schwerenöter. Radsahrer (der mit einer SportgenoM» zusammengestoßrn ist):Verzeihung, Fräulein, aber bei Ihrer Lnziehunglkraft mußt» es so kommen!"