Deutsches Reich.
Die seit 1887 »eftehe»de »llge«ei«- «»«»- ,elisch-I«therische Kouferemz, die ihre diesjährige Haupt. Versammlung iu Hannover vom 14. bis 17. September abzuhalteu gedenkt, hat iu den letzten Jahren darauf hin- gearbeitet, alle diejenigen, die de« Lrkeuntuisertrag der deutschen Reformation der Menschheit erhalten «ollen, in allen Ländern diesseits und jenseits des Ozean» zu sammeln. Das Bewußtsein von der allgemeinen menschlichen Beden» tung der Erkenntnis des Christentums, wie wir sie Dr. Martin Luther danken, macht sich iu der Arbeit der Konferenz in hervorragender Weise geltend. Entspricht dieser Sammlung evangelischer Glaubensgenossen auf Grund de» kleinen Katechismus Dr. Martin Luther» und der AugS- burgischen Konfession auch eine innere Erstarkung echt christlicher Srnudanschauuugen ,u. erweist sich dieallgemeine evangelisch-lutherische Konferenz als eine Waffe, die christliche Kirche u. die christl. Theologie erfolgreich vor Andersdenkenden zu verteidigen so ist allerdings mit einer Erscheinung auf kirchlichem Gebiet 4 « rechnen, deren weitere Entwicklung auch seitens der TageS- presse nicht unbeachtet gelaffen werden kann. Jedenfalls wird die augeküudigte Hauptversammlung in Hannover Freunden wie Gegnern dieser kirchlichen EiuigungswerkeS von neuem Gelegenheit geben, sich über die Leistungsfähigkeit der Konferenz ein sicheres Urteil zu verschaffen.
Berlin, 28. Jvli. DaS neue Militärlnftschiff. Die UebungSfahrtcn de» Militärluftschiffes wurden heute morgen bei Berlin fortgesetzt. Die eine Fahrt dauerte 1'/» Stunden. Diese Fahrt, die um '/»9 Uhr vormittags begann, und wie die anderen Fahrten der Ausbildung der zum Luftschifferbataillon kommandierten Offiziere diente, führte das Luftschiff unter Führung der Majors Sperling über Spandau und Charlottenburg. Um 10 Uhr vormittags erfolgte dann aus dem Tegeler Schießplatz eine glatte Landung. (Mpst.)
Der Reichskanzler Fürst Bülow wird sich, wie der Berl. Lok.-Auz. erfährt, am SamStag zum Bortrag beim Kaiser nach Swinemüude begeben. Am Donnerstag darauf trifft Fürst Bülow in Berlin ein und hält sich hier einige Stunden auf, um Borträge entgegeuzunehmeu. Am SamStag wird der Reichskanzler wiederum in Berlin ein- treffeu und dann wahrscheinlich in der Nacht auf Montag nach Norderney zurückkehrev.
Pforzheim, 27. Juli Nach zwSlfwöchigrr Aussperrung kam letzten SamStag zwischen den hiesigen EtuiS- fabrikant« und ihren Arbeitern ein Abkommen zustande, nach welchem von den Arbeitern der Firma C. Dich die Maffenkündignng zurückgenommen und die von den Fabrikanten verfügte Aussperrung aufgehobeü wird und die Arbeiter nach Maßgabe der laufenden Aufträge wieder eingestellt werden. Die Lohnsätze der Wiedereiugestellten bleiben die gleichen wie bisher und bis 1. August soll weder eine Erhöhung noch eine Reduzirrnng eintreten. Es handelt sich bei der Aussperrung um etwa 20 Fabriken mit zusammen über 400 Arbeitern. — In der Pforzheimer Schmucksareu-Jndustrie (Bijouterie) ist eine kleine Besserung eingrtreten, es konnten etwa 100 Personen mehr eingestellt werden als im Vormonat. Trotzdem wird in vielen Betrieben immer noch nur an 4 oder 5 Tagen in der Woche gearbeitet.
Konstanz, 27. Juli. Mit dem Ban des Wasserwerks Kleiulaufenburg ist nun der Anfang gemacht worden. Die Erd- und Felsbewegung beläuft sich auf 280 000 edm. Zirka 2000 Arbeiter werden Beschäftigung finden.
München, 27. Juli. Die Stellung des bayrischen Kultusministers von Wehner gilt als erschüttert. Der Minister ist am Sonntag plötzlich unwohl geworden und hat sich im Landtage, wo zur Zeit sein Etat verhandelt wird und gegen ihn mehrere Interpellationen iu Aussicht standen, bis ans weiteres absagen lass«. Die Ursache dieser Borgänge ist in de« jüngsten Konflikt zwischen dem Knlt- ministerium und der Universität München zu suchen. Es wird Herrn v. Wehner vorgeworfeu, er wolle der juristischen Fakultät einen ihr nicht genehmen Professor aufvötigen und de« übrigen Universitäts-Professoren das Recht der öffent
liche» Meinungsäußerung hierüber etufchräuken. Der Senat der Universität hat hiergegeu einmütig Widerspruch erhob«.
Z«« Fall Grete Beter wird aus DreSdea ge- meldet: Die Sächs. Polst. Nachricht«/ das Organ der konservativen Partei Sachsens, teil« «Ü, daß die Konservativen deu Justizmiulster im Landtag darüber intnpelliereu werden, warum die Hinrichtung der Grete Beier durch Zulassung von 200 Person« zu einem Schauakt gemacht worden sei. — Am Grabe der enthaupteten Grete Beier wurde gestern von Dresdner Arbeiter ein Kranz uiedergelegt, der die Inschrift trug: „Bon menschlich denkenden Arbeitern*. Die Behörden ließen die Inschrift sofort wieder entfernen. — Der Dresdner Schriftsteller Heinrich Apel hat de« Fall der Grete Beier dramatisiert. Gegen die beabsichtigte Veröffentlichung und Ausführung des Stückes hat der Rechtsanwalt der Verurteilte« Berwahrung eingelegt.
DreSde«, 28. Juli. Ein Abenteuer im Ballou. Ein gefährliches Abenteuer hatte der neue Ballou „Zeppelin* deS Sächsischen Vereines für Luftschiffahrt zu bestehen. Er unternahm gestern Mittag einen Aufstieg; in der Gondel befanden sich Dr. Ernemann und Professor Poeppel, die für eine zweüägige Fahrt ausgerüstet waren. Am Nachmittag, als der Ballon iu einer Höhe von 3000 Meter über Böhmen schwebte, geriet er iu ein starkes Gewitter. Der Blitz schlug in die Gondel, deren Insassen aber unversehrt blieben. Da auch die Hülle nicht getroffen wurde, entgingen die Luftschiffer dem Geschick, mit einem brennenden Ballon abzustürzen. ES wurde sofort gelandet, und bereits wenige Minuten nach dem Blitzschlag hatten sich die Luftschiffer in Sicherheit gebracht. (Mpst.)
Ausland.
Brüssel, 27. Juli. Der Urteilsspruch der Tribunals in Sachen des im Jahre 1906 stattgehabten SchiffbrucheS des belgischen Schulschiffes „Graf de Smet Nacyer" erklärt, das Unglück sei auf eine unbekannte U.fache zurückzuführen, hält aber daran fest, der Kommandant habe nicht zweckmäßige Maßnahmen ergriffen, um die Boote ins Wasser zu laffen, und legt daher seinen Erben dir Lerantwoctlich- keit gegenüber deu Familien der ertrunkenen Kadetten auf.
Mita«, 28. Juli. Die abgebrannte Stadt. Aus der Kreisstadt Telschi, die, wie gemeldet, von einer FeurrS- brunst heimgesucht worden ist, zuröckgekehrte Personen berichten, die Stadt bilde einen Trümmerhaufen. Die Bevölkerung, die 8000 Köpfe zähle, leide große Not, hauptsächlich infolge Mangels au Brot. Der Schaden beläuft sich auf zwei Million« Rubel. Ein Hilfskomitee hat sich organisiert.
Präsident Fallivres i» Reval.
Reval, 27. Juli. DaS französische Geschwader traf heute morgen am Kap Dagerort beim Eingang in den finnischen Meerbusen ein und wurde hier von einer Abteilung Torpedoboote unter dem Kommando deS Kontreadmirals von Eff« begrüßt, der das Geschwader zur Reede be» gleitete. Geg« drei Uhr nachmittag» lief das Geschwader in die Reede ein, von deu russischen Linienschiffen und Kreuzern mit einem Salut von 21 Schuß begrüßt, dm die französischen Schiffe erwiderten. Sobald das Schiff, auf de« sich Präsident Falltür es befand, Anker geworfen satte, wurde von der „Standard* ein Dampfkutter aögeschickt, auf dem sich der russische Marineminister Dikow befand, der im Namen deS Kaisers den Präsidenten begrüßte; ans einer französischen Barkaffe fuhr Präsident FalliLreS daun nach der „Standard". Diese hißte beim Eintreffen deS Präsidenten um drei Uhr dessen Flagge auf Großmast, während das Transportschiff „Almas* ein« Salut von 21 Schuß feuerte, deu eines der französischen Schiffe beantwortete. Auf dem Deck der Jacht stand« die Ehrenwache mit Musik, ferner die Offiziere und Mannschaften der Jacht. Nachdem der Präsident die Front ahgeschritt« hatte, wurden ihm die Minister und das Gefolge des Kaisers, der Gmeralgouverneur der baltischen Provinz«, der Gouverneur von Esthland, der Gouveruemeutsadels- marschall u. a. vorgestellt. Bei der Abfahrt deS Präst- deuten von der „Standard* gab die „AlmaS" abermals j ein« Salut von 21 Schuß ab. Bald nachher begab sich
der Kaiser mit dm Ministern und de« Gefolge zur Erwiderung deS Besuches auf das Schiff deS Präsident«, auf welchem die Standarte deS Kaisers auf Großmast gehißt wurde. Eines der französischen Schiffe feuerte einen Salut von 21 Schutz, den die „AlmaS* erwiderte. Auf dem Prästdeuteuschiffe wurden dem Kaiser, nachdem er die Front der Ehreuwache und der Besatzung abgeschritt« hatte, da» Gefolge des Präsidenten und die Kommandant« der französischen Schiffe vorgestellt. Bei der Abfahrt des Kaisers feueüe ein französisches Schiff ein« Salut von 21 Schuß.
Reval, 27. Juli. Präsident Fälliges wurde au Bord des „Standard" vom Kaffer mit herzlichem Händedruck begrüßt. Der Besuch dauerte 10 Minuten. Der Gegenbesuch des Kaisers auf dem Prästdenteuschiffe „BsritS" währte eine Stunde; während dieser Zeit kou- ferierten dir Minister JSwolSki und Pichon.
Die Triukspräche i» Reval.
Reval, 28. Jali. Bei der Abendgalatafel auf der Kaisers«Hl „Standard" brachte Kaffer Nikolaus einen Trtnkspruch aus, worin er dem Präsident« für seinen Besuch dankte, der von ganz Raßlaud als ein neues Zeugnis für die aufrichtige unveränderliche Freundschaft angesehen werde, die Rußland und Frankreich verbinde. Der Aufenthalt des Präsidenten werde bewirken, diese» Freundschaftsbaud noch enger zu knüpfen und dm festen Willen der beiden Länder, bei der Erhaltung und Festigung des Weltfriedens zu wetteifern, neuerdings ins Lnht za rück«. Der Kaffer trank auf die Gesundheit deS Präsidenten und den Ruhm und das Gedeih« Frankreichs. Fall'.SreS antwortete, er sei glücklich, hier mit Kaiser Nikolaus die Gefühle beständiger, treuer Freundschaft zu bekräftig«, die die beiden Völker vereinige. Der für die Wahrung de» gemeinsam« Interesses so glücklich abgeschlossene Bund empfange die Weihe der Zeit und sei in Europa eine Bürgschaft des Gleichgewicht». Sr werde fortdaueru zum größt« Wshle Frankreichs und Rußlands. Auch er sei überzeugt, daß der Besuch deu festen Friedenswillen der beiden Völker bestätig« werde. Der Präsident trank auf d« Kaffer, die Kaiserin, die kaiserliche Familie und die Größe und das Glück Rußlands, des FreuudeS und
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Köln, SS. Juli. DaS Zusammentreffen deS Weltmeisters Auignard mit den Berliner« Gtellbrink und Theilr brachte der dortign, Radrennbahn ein auSverkauft«» HauS. Der in dieser Saison so erfolgrech» Stellbrink hatte im Stundrnrrnnen um den „Germania- Preis- bis L0 km dis Spitze, fiel dann adrr durch »inen Defekt leturr Führungs-Maschine zurück. Theilr kam mit seinem r chritt- macher Hartwig zu Fall und schied somit als auSfichtSvollrr Bewerber auS dem Rennen. Ter SO km Lauf um den „Großen Sonnnrr- PreiS gewann der Zeh rndorfer Schulze mit großem Vorsprung Theilr, Gtellbrink nv» Schulz, benutz n zu alle« ihren Rennen daS l eichtlaufend« vrennaborrad. _
Witter»»--v,rherfage. Donnerstag d« 30 Juli. Ziemlich heiter, trocken, heiß.
Druck und Verlag der G. W. Zaiser'fcheu Buchdruckerei (Senil Zatser) Nagold. — Für die Redaktion verantwortlich: k. Pa»'.
Heiken zu entdecken, man müßte denn alle Einwanderer einer genau« Untersuchung unterwerfen. Tatsächlich hat man geschätzt, daß im Jahre 1902 23000 Schwindsüchtige über Newyork eingewandert find. ES ist bekannt, daß gewisse Krankheit« nur zeitweilig zum Stehen gebracht werden; ferner ist es offensichtlich unmöglich, auf den erst« Blick gefährliche und verbrecherische Personen oder moralisch Minderwertige, den« Freunde oder Verwandte zur Flucht aus anderen Ländern nach Amerika verholf« haben, heraus- zufinden. Ich erlebe vor nicht langer Zeit iu der Schweiz einen typischen Fall, der »nS lehrt, wieviel Hilfsbedürftige, sei es aus freien Stücken, sei es von anderen Leuten geschickt, nach Amerika einwaudern. Ein wandernder Schneider, ein äußerlich starker, aber unheilbar kranker Mensch, war auf der Wanderschaft durch die Berge in der Nähe von Davos, wo er, wie er sagte, ein Hospital zu finden hoffte, das ihn ausnähme. Als er hörte, daß wir aus Amerika kämen, rief er aus: „Ach, wenn ich doch dahin geh« könnte. In Amerika braucht man in den Krankenhäusern nichts zu bezahlen.
Nach der Volkszählung dom Jahre 1890 gab es unter den Insassen der Armenhäuser und Gefängnissen verhältnismäßig zweimal soviel im Ausland Geborene als geboxcue Amerikaner. Bet deu Paupers stellen die Fremd« einen noch höher« Prozentsatz. Schon im Jahre 1887 gab es in der Armenhäusern des Staates Newyrrk Mkhr
als 34000 Fremdgeborene neben 18000 geboren« Amert- I kauern. Mehr als 44*/» der PanperS der Massachusetts find Fremde. Unter einer gleichen Zahl Fremder und Einheimischer gibt eS iu Amerika viermal soviel fremde PauperS. Diese Zahl« lehren uuS wichtige Tatsachen und sollt« sorgfältig beachtet verdeck. Wenn «au sie betrachtet, so kann es kaum bezweifelt werden, daß die neuere Einwanderung unter keinen Umständen nötig war; dcnu angenommen selbst, daß die Leute al» unabhängige und für ihren Unterhalt selbst sorgende Bürger nach Amerika komm«, so hätten sie doch dort iüc Löhne zu arbeiten, die ersichtlich nicht ausreich«, um sie vor der Inanspruchnahme öffentlicher Unterstützung zu bewahr«. Ein interessanter Kommentar zu dem, was wir ob« über die Irländer gesagt haben, mag hier seinen Platz finden. Weitaus dir meist« Insassen der Armenhäuser find Irländer. Obschon keine genau« Zahl« vorlirg«, so glaube ich doch auf Grund eigener Beobachtung, daß das für die offene Armenpflege mindestens im gleichen Maß zutrifft. Indessen muß angeführt werden, daß ein großer Teil von Kindern fremder Abstammung in Wohltätig!.usanstalten nicht allein an» Gründ« der Not verpflegt wird. Ein großer Teil der ärmst« und unwissendst« Fremden wünscht seine Kinder iu öffentlichen Anstalten erzogen zu sehen. Sie betracht« daS als eine Art „Kolleg".
Berechnung« über die Summ«, die von den ver
schieden« Staat« für die Unterhaltung fremdgeborener PauprrS aufgewendet werden, find noch nicht angestellt worden. Mau kann aber annehm«, daß e» stch um gauz dedeuteude Beträge handelt. Die Irrenanstalt«, von deren Insassen das fremde Element einen ungemein groß« Teil stellt, gehören zu den teuersten öffentlichen Einrichtungen. Herr Goodwiu Brown, Mitglied der staatlich« Jrreu- kommisfion von Newyork, schätzt, d ß in den Verewigt« Staat« in zehn Jahren ungefähr 50 Million« Dollar für die Pflege des fremdbürtigen Uebelschnffes an Irren aufgeweudet wurden. Die Italiener stellen ein« groß« Anteil der Jnsafs« von Irrenanstalt«, Krank nbäuseru usw. Von ungefähr 24000 Geisteskranken im Staate Newyork ist fast die Hälfte fremdgebor«, obscho» die fremde Betöikerung des Staates nur ein Viertel der Ge- samibevölkcrmig auSmacht. Herr Brown sagt an einer anderen Stelle: „Immer und immer wieder machen wir die Beobachtung, daß Tausende der Geisteskrank« immer nur ein vaar Monate iu der Freiste find. Wenu wir sie entlassen, dann find sie gesund, dann staden st: aber i nur schwer eine Stelle, Verdi neu nichts, haben kein Geld, j werden von ihren Fremden verlass«, nnd kehr« daun ^ wieder znrück. Manche von dies« Leut« find 15 oder i 20 mal tu der J.renanflalt gewesen." . . . i (Fortsetzung folgt.)