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Amtliches.
Bekanntmachung
Betreffend de« eiujährtgfreiwilligeu Militärdienst.
Diejenigen im Jahre 188S geborenen jungen Leute, welche zurzeit ihren dauernden Aufenthalt im Königreich Württemberg haben, im Besitze gültiger (Schul-)Zeugntffe über die wissenschaftliche Befähigung für dm einjährig-freiwilligen Dienst sich befinden und die Berechttg««g z«« einjährig-frettvillize« Militärdienst erwerdm wollen, Wersen darauf aufmerksam gemacht, daß die Gesuche*) um Erteilung des Berechtigungsscheine» zum einjährig- freiwillige» Dienst alsbald und spätesten» bi» znm L. Februar LSV» unter Beifügung der in § 89 Ziff. 4, 11t. a-e bezw. Ziff. 8 Ut. L der deutschen Wehrordnung (s. Regierungsblatt für das Königreich Württemberg vom Jahr 1901 S. 375 u. ff.) vorgeschriebe««; Papiere nämlich
а) eines standesamtliche« Gebrrrt-zengnisseS,
б) der nach Muster 17 a zu § 89 der deutschen Wehr- ordnuug erteilten EiawiMgnngserktärnng*) des gesetzlichen Vrrtteters,
e) eines Unbescholtenheitszengutsses*) <d. h. eines LeumandszmgntfseS vom Gebmts- und Aufenthaltsort und zwar je «enere« Datums),
ä) des (Schul ) Zengnifse» über die wissenschaftliche Befähigung skr de« einjährig-freiwilligen Dienst,
bet der Kgl. Württ. Prüfnngskommisfiorr für Einjährig-Freiwillige in Lndwigsbnrg schriftlich*)
eivzuretcyen sind.
Hiebei wird bemertt, daß es zulässig ist, schon vom vollendeten IV. Lebensjahre au um E teiluvg des Be- rechtignngSfcheins zum einjährig-freiwilligen Dienst uach- zasucheu und es sich für die Nachsuchendm empfiehlt, mit der Einreichung des Gesuchs nicht bis zum Eintritt in das militärpflichtige Atter zuzuwarten.
Im übrigen wird aus die Bekanntmachung der Kgl. Württ. Prüfungskommission für Einjährig-Freiwillige vom 15. Juni 1908 (Staatsanzeiger Nr. ISS, Beilage) htvgewtesen, worm das Nähere über die gedacht: Berechtigung, ihre Nachsuchung und den dabei zu führenden Nachweis enthalten ist.
Nagold, den 17. Juli 1908.
K. Oberamt. Ritter.
UsMische Hleberficht.
Der französische Botschafter in Berlin, Cambou, hat bei dem Festmahl der französischen Kolonie daselbst, das aus Anlaß des Nationalfestes veranstaltet war, einen Trinkspruch ausgebracht und dabei folgendes gesagt: Wenn jetzt die Stimmung vieler Zeitungen anch pessimistisch sei, so solle man sie trotzdem nicht pessimistisch anssassen, weil
*) Formulare hiezu können von der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung bezogen werden.
Die weiße Nelke.
Kriminalroman von I. «anlbach.
(Fortsetzung.) (Nachdr. verb.)
Zwanzigstes Kapitel.
Die Zeit verstrich, und täglich steigerte sich die erregte Spannung in den Gemütern derer, die an Richard Claasens Schicksal Anteil nahmen. Der Tag, an dem die Schwur- aerichtsverhandluug beginnen sollte, rückte immer näher. Anfang November war der Termin angesetzt. Der Staatsanwalt Sehdel hatte dem Gericht die gegen den Rechtsanwalt Slaubitz vorliegenden BrrdachtSgründe sofort mitgeleilt, und «au hatte ihn beobachten lasten, konnte jedoch keine Veranlassung finden, auf die angegebenen Verdächtigungen hin gegen ihn einzuschreiten.
Meta Heuzeu, deren wundes Gemüt allmählich unter Elisabeths beruhigendem Einfluß zu heilen begann, stand ihrer Beschützerin mit erneuter Aufopfemng und Umsicht zur Seite. Sie hatte ans Elisabeths und des Staatsanwalts Bitte hochbeglückt den Vorschlag angenommen, die Gesellschafterin der jungen Dame zu werden und ganz zu SeydelS zu ziehe«. Diese Wandlung in dem armseligen Dasein des vielgeprüften Mädchens hatte einen schweren Stein von dessen Gemüt gewälzt. Eie wußte gar nicht mehr, wir einem Menschen zu Mute war. der einen geachteten Platz in der Well etunehmen durfte. Diesen Platz gab ihr nuu ihre Wohltäterin, ihre Elisabeth Sehdel. Und
Montag dm 2«. Juki
alle Regierungen, seien es Republiken, König- oder Kaiserreiche, dieselben Pflichte» und Rechte zu brwahren hätten. Keine Regierung habe ein Interesse darau, einen Krieg vom Zaun zu brechen; wohl könnten Streitigkeiten entstehen, doch immer herrsche das Jutereffe vor, sich zu einigen. Eine besondere Ehre sehe er darin, daß die Berliner französische Kolonie bisher nicht in gerichtliche Angelegenheiten verwickelt worden wäre. Bei der Beurteilung des französischen Volks sei gerade die Berliner französische Kolonie mehr als Diplomaten und Beamte geeignet, ein Einverständnis mit dem deutschen Volk herbeizuführm, denn ihre Mitglieder sähen das deutsche Volk. Der lebhafte Beifall, mit dem die Kolonie die Worte des Botschafters ausnahm, bewies, daß sie mit ihm einverstanden war.
I« der Frage der tschechischen Eingriffe in die deutsche Dieustsprache der österreichischen Post ist jetzt ein bemerkenswerter Erlaß des bayrischen VerkehrSministe- riumS ergangen. Danach ist den bayrischen Postbeamten der bayrisch-österreichischen Uebergabepostanstalteu die Annahme etwaiger Postbeutel mit tschechischen Laufzetteln streng verboten. Ebenso find etwaige Reklamationen der böhmischen Postämter, falls sie in tschechischer Sprache ergehen, unbedingt unberücksichtigt zu lasten. Die erfreuliche Verfügung gründet sich auf die Bestimmungen des deutsch-östereichischeu Post- vertrags.
Das jnngtürkifche Komitee hat einen Ausruf
an die Bevölkerung von Ochri erlaffen, in dem diese auf- gefordert wird, sich den Anordnungen des Komitees zu unterwerfen und die Steuern nicht an den Staat, sondern an das Komitee abzuführeu. — Wie auS Monasttr gemeldet wird, wurden die flüchtigen GeueralstabSosfiz'ere Sallaheddin Bey, Hassan Bey, Euvrr Bcy, und Bey vom Jilditz telegraphisch aufgesordert, auf ihre Posten zmückzukehren. ES wurde ihnen Verzeihung für die Flucht und Beförderung zn Divifiousgeueralen zugefichert. Sie wiesen aber das Anerbieten zurück. Der Schwiegersohn des ermordeten Generals Schemfi Pascha, der mit diesem in Monastir eiulraf, wurde befördert. Dem Befehl, ein Kommando zu übernehmen, konnte er aber infolge des Abfalles der Truppen nicht entsprechen. — Der Albanese, der de« Anschlag auf General Faztl Pascha verübt hat, ist in den Dardanellen vom Schiffs- kommaudanteu den dortigen Behörden ausgeliefert worden. Der General ist nur leicht verwundet. — Zehn Bataillone Reftds in Karaman bei Konia (Kleinasteu), die bereits für Mazedonien einwaggoniert waren, erhielten im letzten Augenblick Gegenbefehl. Man nimmt an, daß der Sultan Bedenken trägt, Anatolien zu stark von Truppen zu entblößen.
Bor» Kaiser von Japan ist der neue russische Botschafter in feierlicher Audienz empfangen worden. Der Botschafter überreichte sein Beglaubigungsschreiben und erklärte dabei, es sei der Wille des Kaisers von Rußland, freundschaftliche Beziehungen zu Japan zu unterhalten und zu entwickeln. Der Kaiser erwiderte, er sei davon überzeugt, daß sich die Freundschaft beider Mächte festigen werde. Alsdann wurde der Botschafter auch von der Kaiserin in ! Audienz empfangen. — Der japanische Botschafter in London,
mit ihrem heißempfiudeudev Herzen dankte Meta ihr dieses Glück; sie dankte es ihr «it einem völligen Selbstvergessen; fie diente ihr mit ihrem ganzen Sein. Viel hatte sie jetzt au ihrer Beschützerin zu trösten, denn ihr zuversichtliches Hoffe» schwand mehr und mehr, und die Augst um den Geliebten legte sich ihr täglich fester auf die Brust. Alle Bemühungen hatten bisher zu keinem greifbaren Resultat geführt, auch das wiederholte Forschen nach einem zweiten Exemplar jener wundersamen Nelke war gänzlich vergeblich gewesen. Als letztes Mittel hatte Sehdel eine Haussuchung bet Glaubitz in Aussicht gestellt, die man sich allerdings immer noch vorzunehmen scheute, und wenn fie gleichfalls erfolglos blieb, - daun, - Elisabeth dachte mit Schrecken au diese Möglichkeit.
Es war ein Heller, sonniger Spätherbsttag, und als Meta sah, wie niedergedrückt Elisabeth war, machte fie ihr den Vorschlag, ein wenig aus d;r Stadt hinauszufahreu, um in der freien Natur die Seele zu erfrischen.
Elisabeth gab nach, und bald rollte der Wagen mit den beiden Mädchen durch die Straßen dahin. Zuerst konnten ste in dem Lärm und Wagengeraffel um fie herum nur wenig reden. Als fie aber aus den lebhaften Stadtvierteln in eine stillere Gegend kamen, besprachen fie wieder «it Eifer die Sache, die ihnen jetzt einzig am Herze» lag.
Sie waren in die Hauptstraße von Schömberg gelangt, wo eS noch einfache, einstöckige GtebelhänSchen gibt. Plötzlich ergriff Meta beim Auschauen eines solchen Häuschens Elisabeths Arm krampfhaft, stieß einen Schrei aus und rief.^atemlos: „Fräulein Seydel, — sehe« Ste dort, —
1908
Komma, ist telegraphisch angewiesen worden, bald nach Tokio zurückznkehren, um das Ministerium des Aeußern zu übernehmen. Er wird London gegen Ende Juli verlasteu.
Ans Tanger wird der „Köln. Ztg." gemeldet: Nachdem Abdul Asis, de« Druck von französischer Sette folgend, Rabat verlassen und sich unter französischem Schutz an die Grenze der Schaujastämme begeben hat, während die deutschen und italienischen Offiziere in Rabat bleiben, fährt General d'Amade fort, ihm den Weg nach Süden zu bereiten. Durch Druck auf die Bevölkerung AzemurS versucht er, ihr die schriftliche Bitte zu erpressen, daß seine Truppen bet Azemur liegen bleiben möchten. Durch Patroutlleuritte vo« dem Lager des Generals d'Amade über Azemur nach Ma- zagan drohen Verwicklungen. Inzwischen rüstet der ganze Süden gegen den Zug Abdul Asis nach Marakesch. Die Dukala und Abda rüsten je eine große Mahalla aus. Das Ansehen Abdul AfiS hat übrigens im Süden schon einen neuen Schlag erlitten. Am 11. rückten von Mogador 1500 Mann seiner Truppen ans, um «it Hilfe des Kaids Chu- bau gegen Marakesch zu ziehen, als ein Eilbote meldete, daß der Kaid Aasias. der sich völlig auf Mulay Hastds Seite geschlagen hat, den Kaid Chubav besiegt und getötet, seine Kasbah zerstött und viele Gefangene gemacht habe. Daraufhin wurden seine Truppen nach Mogador zurückgeholt. — Eine französische Meldung auS Casablanca lautet: 500 der hervorragendste« Angehörigen der Schaujastämme, die zum Zeichen des Vertrauens uud der Freundschaft freiwillig nach Casablanca gekommen waren, nahmen an der Truppenschau anläßlich des französischen Natioualfestes teil uud defilierten nach den algerischen eingeborenen Reitern. — Die internationale Eutschädtgangskommisfion in Tanger verlängerte den Termin für die Einreichung der Entschädigungsansprüche bis Ende Juli.
Der uordamerikauische Kriegsminister wird nach einer Newyorker Meldung in seinem Jahresbericht verlangen, daß der Kongreß sofort eine Million Dollar für militärische Luftschiffe und für Küstenverteidiguug bewillige. Als Luftschiffsiationen find Bosion, Newyork, Norfolk, Charlestou, Mobile und Sau Diego in Aussicht genommen. Man glaubt, daß der Kongreß, der 1906 eine Forderung von 250 000 Dollar für dieselben Zwecke ablehnte, jetzt stch der Angelegenheit geneigt zeigen wird.
Hages-Hlerrigkeiten.
A«H Glitt ««d L«rch.
Nagold, de» 20. Juli 1S0S.
* Bo« Tage. Schlechtes Wetter in touristischer Hinsicht, aber gutes Wetter für die Landwirschast. Die letztere Bedeutung ist natürlich die weitaus wichtigere uud so mußte man gestern au den verschiedenen Zielpunkte« für Ausflügler mit wenigem Besuch vorlteb nehmen. Hier in Nagold war aber der Gesangverein „Bnlkauia" trotz des Regens erschienen; das Mittagessen wurde in der „Köhlerei" eingenommen. Nachmittags fand eine kleine Feier an den Gräbern der
in dem niedrigen Erdgeschoß, die Nelke, — die weiße Nelke!" Zn« ersteumale zeigte Meta fichjwteder in ihrer alten, über- schäumenden Lebhaftigkeit, die während ihrer schweren Leidenszeit völlig niedergedrückt gewesen war.
Auch Elisabeth erblickte nun die heißersehnte Blüte, die einzige, die aus den seinen Blättern hellschimmervd hervorragte.
„Ist es denn wirklich dieselbe Nelke, die wir suchen?" fragte fie, von einer tiefen Bewegung durchzittert, zagend, beklommen. „Ja, ja, Fräulein Seydel, Sie können eS glauben, — dieses ist die Nelke, die wir suchen," gab Meta eifrig znr Antwort. Sie war bereits aus dem Wagen gesprungen und musterte die Blume am Fenster genau.
„Die Farbe, die Größe und diese wunderbare Zeichnung der Llüteublätter, — hier ist kein Irrtum mehr möglich."
„Dann lassen Ste uns hiueiugehr« uud fragen, ob der Besitzer dieser Nelke uns auf eine weitere Spur verhelfen kann," sagte Elisabeth; fie konnte dir stürmische Freude Metas nicht teilen. Eine unerklärliche Augst vor einer neuen Enttäuschung schnürte ihr die Brust zusammen.
Sie traten ins HauS ein, au dessen Tür ein kleines Schild den Namen: Marie Schneider, Wwe/ trug.
_ (Fortsetzung folgt.)
Notwehr. Sommerfrischler: „Sestern saßen doch so viele Malerinnnen in ihrer Wies» — «nd heute nicht ein»; wie kommt da»?' — Bauer: „A' Hab, u« dem Uebel abg'hels'n, heut' nacht die Wies frisch düngt!'