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Schwäb. >a»d»irt.
Mittwoch dm 15 . Zutt
Stunden gar keinen Ballast trotz fortgesetzte« Auf- uud Absteigen« auszuwerfen hat. Kurz vor 4 Uhr steht der Ballon bei Friedrichshafen fo tief, daß ich ihn an« de« Motorboot nicht mehr erkennen kann. Wenige Minuten darauf erhebt er sich wieder, fo daß er 4 Uhr 2 Minuten wieder sichtbar wird, während ich mich unmittelbar vor Konstanz befinde. Kurz nach 4 Uhr wurde der Ballon wieder in die Halle eiugebracht. Wegen eines Defektes am vorderen Motor muß die Dauerfahrt unterbleiben; sie wird morgen stattstudeu.
Weitere Einzelberichte lauten:
r. W«rrge« Amt Konstanz- 14. Juli. Ein Augenzeuge auf dem Dampfer Hohenkliugeu auf dem Untersee berichtet: Soeben 1 Uhr 40 erscheint Zeppelin, links um das Ksnstanzer Münster kommend. Er fährt bei ziemlich stark entgegenvehendem Winde über den Unterste bi« zu dem Schweizer Kurort Ermatiugeu. Er legt die halbstündige Dampferstrecke in einer Viertelstunde zurück, und fährt um 1.55 Uhr über Ermatiugeu landeinwärts. Er wendet dann, fährt nach Konstanz über den See und zurück, dann verschwindet er.
r. «a-olf-zell, 14. Juli. 3 Uhr nachm. Graf Zeppelin hat mit seinem Luftschiff soeben die Reichenau passtert. NS er über Konstanz flog, waren die Kirchtürme «nd viele Häuser beflaggt; e« krachten Böllerschüsse. Die Fahrt geht sehr rasch und doch ruhig von statten. Plötzlich scheint eine Störung einzutreteu. Das Luftschiff beginnt zu wenden und fährt zurück. Es verschwindet wieder in der Richtung nach Konstanz.
r. Friedrich-Haf-«, 14. Juli. 4 Uhr nachm. Graf Zeppelin kommt wieder den See herauf und kreuzt jetzt über dem See in der Höhe von Friedrichshofen. Wie es heißt, ist nur noch ein Motor in Tätigkeit. Die große Fahrt nach Mainz scheint für heute aufgegebeu zu fein.
UotWsche HleSerstchl.
Z«rReichsfi»a«zreform erfährt die „Franks. Ztg." von zuverlässiger Seite, daß die Dividenten- und Umsatzsteuer für Banken endgültig ausgrfchaltet sei, da mau sich von diese« Steuern nichts verspricht. Dagegen wolle mau dem alten Gedanken einer Retchswehrsteuer prakiische Form zu gebe« versuchen, und zwar in einer eigenartigen Verbindung mit der geplanten Erbschaftssteuer. Bon der Erbschaft eines ErblafferS, der nicht seiner Militärpflicht genügt hat, soll eise höhere als die regelmäßige Erbschaftssteuer erhoben werden. Begründet werde das damit, daß der betreffende Erblasser seine mtlttärfreie Zeit zum Verdienen benutzen konnte. Je nach dem Vermögen des Verstorbenen soll die Steuer in Klaffen abgestnft sein.
Die rmffifch« D««a ist bis zum 28. Oktober vertagt worden. — Au der Grenze der Kreise Tiflis und Siguach Bberfteleu neun berittene Räuber drei Omuibuffe und neun andere mit Passagieren besetzte Wagen und beraubten die Insassen. EinemGeistlicheu nahmen die Räuber ein goldene« Brustkreuz ab, außerdem stahlen sie sechs Pferde.
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Bei der Bndgetberat«»g i« englischen Unter» Han- verlangten mehrere Uniouifteu von der Regierung die Bewilligung einer Subvention zur Einrichtung einer direkt« englischen Dampferliuie nach Britisch-Ostafrika unter dem Hinweis, daß jetzt deutsche und andere fremde Ltui« d« Schiffsverkehr mtt Ostafrtta ganz an sich gerissen hätten. Diese Forderung wurde vom Vertreter des Kolonialamtes mtt der Begründung abgelehnt, daß eine solche Subvention sehr hoch sein müsse, und daß, wenn britische War« Ms deutschen Schiff« zu billigeren Fracht« befördert Wörden, als englische Linien dies tun könnten, e« auf Kosten der deutschen Steuerzahler geschehe. Hierzu bemerkt eine große Hamburger Zeitung: „Leider trifft die Antwort de« Vertreters der englischen Kolouialregierung durchaus zu, denn die deutsche Ostafrikaliuie berechnet nach den englisch« und portugiesisch« Häfen OstafrikaS billigere Frachtsätze als nach den näheren deutschen Häfen, obgleich sie eioeSubventiou von rund 1'/»Millionen Mark vom Reich bezieht."
König Peter vo« Serbien hat jetzt den Altradikalen Mtlosavljevic mit der Kabinettsbildung betraut. Hiermit erscheint die baldige Lösung der Krise gesichert, da sowohl die Altradtkal« wie auch die Jungradikal« ihre Zustimmung dazu erteilt«, daß ein solches Kabinett nach Erledigung des Budgets ohne die Apanage und nach Verabschiedung des Handelsvertrag« mit Oesterreich-Ungarn sofort die Neuwahl« durchführe.
Der persische Mtttister de- Bleuster» hat nunmehr in Teheran dem diplomatisch« Vertreter Großbritanniens formell das Bedauern des Schahs darüber ausgesprochen, daß die englische Gesandtschaft nach dm Ereignissen vom 23. Juni unter militärische Bewachung gestellt ward« war. — In Täbri« sind die Basare wieder an einig« Stell« geöffnet. Der russische Generalkonsul besuchte Rakhim Khaa und riet ihm, sich aller Repression« zu enthalt«. Der Stadthauptmauu fuhr ihn der Stadt herum Md forderte die Bürger auf. die Waffen an Rakhim ^hau auszulieferu. Falls das nicht geschehe, werde er die ungehorsam« Stadtbezirke bombardieren lassen. — Der Schah hat eine neue Verfügung erlaffen, in welcher gerechte Verwaltung u. die Einsetzung von Gerichtshöfen zugesagt wird.
Bo« türkische» Grostwefir hat Rafi« Pascha, der Mali des Jusel-ArchipelS, den Befehl erhalten, olle Inseln zu inspizieren, und über die immer gefährlich« werdende panhellmische Agitation zu bericht«. D« Marine- minister bereitet die Entsendung mehrerer Kriegsschffe nach dem Archipel vor. — D« nach Mouastir au Stelle Schemfie Paschas berufene Marsch«! Osman Pascha ist zum Kommandanten des II. Armeekorps ernannt worden. 32 Redif- batatllone find zum Abmarsch nach Mazedonien mobilisiert. Oberst Rtazi Effendi proklamierte in Resna offiziell deu Kampf >der juugtürktschen Partei um die Verfassung. Er durchzieht mtt seiner Truppe den Bezirk von Ochrtda Md sucht die Bevölkerung zum Aufstand aufzureiz«, doch soll« die Bulgaren abgelehut haben. Bet Verfiovitz im Wilajet Uesküb Hab« sich 8000 Albanesen versammeü. Wie verlautet, handelt es sich dabei um eine Bewegung gegen dm Msteffariff von Pristina.
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Aeppettns „8r»tze Fahrt" verschöbe«.
Telephonische Meldungen -« 14. Juli. Friedrichshofen.
3 Uhr nachm. Heute nachmittag 2.15 ist der Graf aufgestiegen und hat die Richtung nach Konstanz killgeschlagen.
5 Uhr. Graf ZeppGu ist mit seinem Luftschiff unterhalb Konstanz wieder umgekehrt und um 4 Uhr bei Friedrichshafen wieder angekommen.
0 Uhr. Um 4.45 ist Graf Zeppelin wieder iu Mauzell gelandet. An dem vorderen Motor war die Kühlwasserschraube gebrochen; der Schab« ist vorläufig wieder gehoben; Zeppelin hofft morgen wider aufzusteigeu.
Von Ahrem Lln,-Berichterstatter, der iu einem Motorboote aus dem Bodenfec die Fahrt verfolgte, erhält die Mpst. folgend« Etnzelbrricht:
Km»fta«z, 14. Juli. Nachdem Graf Zeppelin sein Motorlsftschlff aus d« Halle gezogen und den Floß entfernt hatte, ruhte das Riesenlultschiff noch 3 Minuten laug auf dem Waffen; endlich hob sich auf Höherstellung de« vorderen Höhensteuers die vordere Gondel. Erst 2 Minuten später verließ auch die Hintere Gondel das Wasser. Graf Zeppelin warf gur keinen Ballast aus, sondern stieg lediglich auf Grund der dynamischen Kraft der Höhensteuer stn die Höhe. Nachdem Graf Zeppelin zur Begrüßung des deutsche« Kronprinzen und der württembergtscheu KönigS- famtlie neben Per königlichen Jacht nochmals auf die WaffeMche hkMsgegaug« war, erhob sich das Luftschiff abermals und führ in einer Höhe von nur IW m direkt auf Kenstanz, Das württ. Königsschiff und das Dracheu- schtff Gua. aus welchem sich die Majore Lehmann. Hesse Md Grüß, wvte der ReichsSornmffsar Lewald befinden, i ' folgt«. Außer dem ordnungsmäßigen Schiff, das gerade - von Friedrichshofen nach Konstanz gcht, war« 1 Extra- dampser zur »Stelle. Ueder Konstanz machte das Luftschiff vor der wüxft. Köahgsjacht und dem Drachenfchiff Gua längere Zeit- LuftmaNüver und begleitete dann, fortgesetzt manövrierend, die wnrtt. KöntgSjachr zurück nach Friedrichs- Hafen. Etwas über die Hälfte des Weges von FriedrichS- ^ Hafen nach Konstanz strnd dasLuftschiff direkt über dem von mir gemietetcuMotorboot. Indem ich meine Berichte in die Schreib- Maschine diktiere — 10 Minuten vor 4 Uhr — steht daS -Luftschiff wieder fast direkt über der Motorballonhalle in FriedrichShaf«, während ich meine Fahrt nach Konstanz fortsetze. -Die Manöver vor d« Augen des Kronprinz« und des württembergischen Königspaares glückten vollständig. Das Luftschiff stieg fortgejetzt auf-und ab, -ging aber niemals höher als dreihundert Meter. Es kam dom Graf« Zeppelin darauf««, de« Kr-oupriuze« und d« Sachverständig« zu zeig«, daß er während eines Manövers von mehreren
Die weiße NeNe.
Kriminalroman vou I. K««lb«ch.
(Fortsetzung.) (IMHdr. verb.)
Meta, —* fiag er nach einig« Minuten wieder au, „Meta, rch habe den Kaufmann Biuus getötet, — ich tat eS, um dich zu räch«; cr hatte dir deine Ehre geraubt — er war ein Düvlffenwser Mensch, eis Mensch, der au dem Heiligsten frevelte. Ich habe lange «it dem Entschluß gekämpft. Ich schreckte davor zurück, «inen Mord auf mein Gewissen zu laden; aber der Haß, die Rachsucht tobt« in mir, wie Fouerflamm«. Viermal schlich ich mich de« Abends aus dem Hintergebäude Mer den Korridor nach seinem Schlafzimmer hin,— ich kannte ja die geheime Ber- btudungstör, — er selbst hatte sie »errat«, damit du zu ihm schleich« konntest; viermal kehrte ich wieder zurück, weil mir der Mut fehlte, ihm das Messer tns Herz zu stoßen. Und jedesmal, wenn ich ihn wieder sah, — diese berückenden Äug«, mit denen er die Unschuld besiegte, diese herkulische Gestatt, — daun Mktc mich die Wwt aufS neue. Und endlich, — endlich, - es war die Nacht, die de« Lage unserer Abreise folgte. — ich war heimlich wieder znrückgefechr«. ich kam spät vom Bahnhöf nach Hause; alles schlief schon. Ganz leise drohte ich dm Hausschlüssel n«, schlich mich hinein, damit niemand mich hörte, denn fie sollt« alle glauben, ich -sei noch «tt dir fort. Aber «ein - Entschluß war ^gefaßt, ich wollte «ich räch«-
Er hielt iu«, die Stimme brach ihm; schwere, röchelnde Atemzüge kam« aus der mühsam arbeitend« Brust. Unruhig suchend tastet« seine Finger nach einem Halt.
„Ich mutz eS kurz «ach«," keuchte er, „ich — komme sonst nicht zu Sude. Der Haß trieb mich vorwättS, der grimmige Schmerz um dich, u« das Elend, das er über dich gebracht hatte, über das einzigste Wesen, daS ich auf der Welt liebte. Durch die geheime Tür -rang ich iu sein Zimmer. — ich hatte eS leichter, als ich fürchtete, — er saß am Tisch, — mit dem Rück« mtt zugekehrt, — und da, — da-
Er krallte die Finger iu die Decke, die über seinen Knie« lag. Ein gurgelndes Stöhnen drang zwischen den geöffneten Lippen hervor. Er vermochte nicht weiter zu sprechen. Meta flehte inbrünstig zum Himmel, daß seine Seele erlöst werden möchte. In daS furchtbare Graus«, mit dem daS imverhüllte Geständnis seiner Schuld fie durchrieselte, mischte sich ein heißes Erbarmen mtt seinem langen, verzweiflung-vollen Todesriug«, das niemand, niemand auf Erden ihm «leichtem konnte. Ob fie ihm die Qual des Sterbens hätte zu lindem vermocht, wenn er ihre Liebe empfunden hätte?
Endlich um die MittemachtSstuude neigte er das schwere Haupt auf die Sette. Sin Zucken ging noch einmal durch seine Glieder; dann hauchte er den letzt« Atem ans, — Friedrich HmzruS Qualm war« zu Ende. Seine Tochter drückte ihm die Auge» zu. Indem lautlos« Schweig« des Todes, daS rwtt eivemmale den Raum erfüllte, war e« Met«, al« hörte sie den Aufschrei ihrer eigen« Seele. War
r« denn Schmerz, der fie nun doch überwältigte, wider Erwarten, beim Anblick der marmorglrich« Züge dessen, der da den ewigen Schlaf schlief? Ach, ein tiefe«, heiß anf- quelleudes Schmerzgefühl um deu Verlust eine« geliebt« Mensch«, der seine Ruhe gesunden hatte, wäre erlösend ge- wef« im Vergleich za der zerschmetternden Leidgewall, die an ihrem Herzen rüttelte. Sie hatte noch nie ein« Menschen sterben sehen, hatte noch nie die furchtbar ernste Majestät des Tode« geschaut; welche Macht war da«, die nun ihr Gemüt erschütterte, die ihr die Welt und alle«, wa« ste bewegte, so verschwindend klein erscheinen ließ? ES war ihr, als redete Gott in die Todesstille hinein, — nicht gütig und tröstend, sondem strafend, zermalmend: „Um deinetwillen beging dein Vater ein schweres Verbrechen, — um dich zu rächen, tat er'S, und du, du hast dich von ihm abgewandt voll Grauen, anstatt ihm versöhnende Liebe za gebeut"
Bor dr« Sessel des Entschlafenen sank fie auf die Kuiee nieder Md verbarg ihr Gesicht in deu Händen. Sie hatte daS furchtbare Bewußtsein, daß der Finch der Schuld ihres Vaters nun auf ihr lastete, daß fie ihn weiterschleppm mußte durch das ganze, elende Leb«, bis er auch fie zermalmtet
Allmählich besänftigte sich der Aufruhr ihres Innern; ihre krampfhaft ineinander geschlungenen Hände löst« sich; ein tiefer Seufzer drang an- ihrer Brust.
„Richte die Schuld nicht, mein Sott," betete fie, „nimm b« Fluch vou ihm und schenke ihm Frieden!"
(Fortsetzung folgt.)