ihrem Lehrer Föhren! zu bejahen. Lehrer F. war von 18981902 in S. angestellt und hat sich während dieser Zeit ein Halsleiden zugezogen, das ihm lautes Reden vollständig unmöglich macht und ihn in seiner Berns?- und Erwerbstätigkeit nahezu völlig behindert. Er gibt au, sein Leiden sei durch den Aufenthalt in der feuchten und von Modergeruch erfüllten Dienstwohunug entstanden. Weder vom Schulvorstand noch von der Gemeinde wurde trotz mehrmaliger Bitte und Aufforderung seitens des Lehrers für eine Verbesserung bezw. für Abstellung der gesund« heitsschädlichen Mängel der Wohnung gesorgt. Nichts, gar nichts geschah! Nun verlangte Lehrer F. im Klagewege Ersatz für den ihm entstandenen Schaden, weil sich die Ge­meinde gutwillig hierzu nicht verstehen wollte, dagegen viel­mehr behauptete, der Kläger sei schon vor seiner Verwend­ung in S. halsleidend gewesen. Was geschah vor Gericht? Das Landgericht Guben urteilte als erste Instanz auf Ab­weisung der Klage. Die Angelegenheit ging ihren Weg weiter vor» Kammergericht. Dieses erkannte nach genauer Prüfung der Verhältnisse und Umstände die Berechtigung des Anspruches auf Schadenersatz im Sinne des Gesetzes vom 24. Mai 1861, als aus dem Dienstverhältuis des Lehrers zu der Gemeinde entstanden, au. Ebenso war das Gutachten der Sachverständigen für den Kläger günstig: Professor Dr. Lobald erklärte, daß das Leiden durch die Berufsübung des Klägers an und für sich entstanden sein könne, und kam schließlich zu dem bestimmten Gutachten, »daß das Leiden des Lehrers durch den akteumäßig festge­stellten ungesunden Zustand der Wohnung verursacht worden sei." Infolgedessen erachtete das Kammergericht eine grobe Verschuldung seitens der verklagten Gemeinde für vorliegend und kam zu einer Verurteilung der letzteren, indem eS das vergangene landgerichtliche Urteil aufhob und ausführte, »daß es Sache des Schulvorstandes bezw. der Gemeinde gewesen sei, als bald nach der Kenntnisnahme von der Feuchtig­keit und Gesuudheitsschädlichkeit der Lehrerwohnung dem Kläger die vorhandenen Uebelstäude abzustellen bezw. ihm eine andere Wohnung zur Verfügung zu stellen". Ein der­artiges Angebot war aber dem Kläger nicht gemacht wor­den. Die beklagte Gemeinde legte gegen dieses verurteilende Erkenntnis Revision beim Reichsgericht ein. Der dritte Zivilsenat des letzteren erkannte jedoch jetzt auf Zurückwei­sung der Revision und bestätigte das Urteil des Kammer­gericht?, trotzdem die Gemeinde S. kein Mittel scheute, sich der ihr nun auferlegten Verpflichtung zu entziehen, ja zu­letzt noch mit der Beschuldigung hervorgrtrrten war, der als sehr solid bekannte Herr F. habe sich sein Halsleiden nicht durch den Aufenthalt in der ungesunden Wohnung, sondern durch übermäßigen Alkoholgenuß zugezogeu, wobei nebenbei gesagt die Behörde es leider nicht versucht hat, den Lehrer F. zu unterstützen bezw. denselben gegen unbegründete Beschuldigungen in Schutz zu nehmen. Die verurteilte Gemeinde mußte auch die Kosten deS nahezu 5 Jahre dauernden Prozesses tragen.

Deutsches Reich.

Konstanz, 10. Juli. Der unter dem Verdacht des Raubmordes an dem Tapezierer Reimann in Waldshut ver­haftete Russe Iwan Demitriff wurde wieder auf freien Fuß gesetzt da sich herausgestellt hat, daß derselbe nicht als Täter in Betracht kommt. Bon dem Täter fehlt noch jede Spur.

Die Folge» de- dentsche« Sieges i« französischen Grand Prix.

Berlin, 8. Juli. Das größte automobilsportliche Ereignis Frankreichs, der Grand Prix, hat am 7. Juli mit einem geradezu überwältigende« Siege der deutschen Fahrer und Wagen geendet. Der erste Platz wurde von Lautenschlager auf einem Mercedes Wagen belegt, der zweite und dritte von Hemeny und Henriot auf Benz-Wagen. Erst der vierte Platz fiel einem Franzosen zu und der fünfte, sechste und siebente Platz wurden wiederum von Deutschen mit Mercedes- Opel- und Benz-Wagen besetzt. Der französische Grand Prix ist gewissermaßen der Nach- folger des Gordon-Bennet-Pretses und wiro, wie dieser

für reine Schnelligkeit verliehen. Der Sordou-Bennet- Preis hat, wie erinnerlich, durch 5 Jahre hindurch gute Dienste getan. Er wurde dann als nicht mehr zeitgemäß aufgegeben und die Franzosen, welche ihn die beiden letzten Male gewonnen hatten, stellten ihn dem Stifter wieder zur Verfügung. Man war zur Einficht gekommen, daß zur Erzielung wirklich vollkommener Automobiltypin noch andere Eigenschaften als die reine Schnelligkeit in die Begutachtung gezogen werden müßten. Trotzdem stifteten die Franzosen den Grand Prix, bei welchem auch die Geschwindigkeit maßgebend ist, der sich aber sonst von den Proposttionrn des Grodon-Benuet-Pr eises wesentlich unterscheidet. Während dort die Motordimenfionen unbeschränkt waren, und nur eine Gewichtsgrenze gegeben wurde, ist beim Grand Prix eine größte Zyliuderbohrung festgelegt, welche ungefähr den Ab­messungen, die für schwere Tourenwagen cllgemem üblich find, entspricht. Im übrigen haben di« Konkurrenten freie Hand und mit der gegebenen Bohrung nun natürlich gemacht, was zu machen war. Ueber das Erreichte geben die Rennresul­tate am besten Aufschluß. Der Sieger Lauteuschlagei legte die 770 Km der Rennstrecke in 6'/« Stunden zurück. Das entspricht ungefähr einer Stundiugeschwiudigkeit von 115 Km. Bon den ersten sechs deutschen Fahrern ist überhaupt keiner unter eine Stundengeschwiudigkeit von 100 km gekommen, sodaß die Höchstleistungen der früheren Gordon- Benuet-Renuen von etwa 8590 km gewaltig übertroffen worden find. Für dir deutsche Industrie ist dieser Erfolg zweifellos von allergrößter Bedeutung. Als Deutschland fich im Jahre 1905 auf dir Zuverlässtgkeitsfahrten verlegte, und offen betonte, daß eS fich nicht nur darum handele, den schnellsten Wagen zu bauen, sondern ein Fahrzeug, welches Schnelligkeit, Zuverlässigkeit und Wirt chafllichkeik bestmöglichst verbindet, wurde dieses Vorgehen von den Franzosen vielfach als Schwäche aufgefaßt. Es fehlte jen­seits des Rheines nicht an Stimme», die da kähnlich be­haupteten. daß die deutsche Industrie nicht imstande sei, ähnlich schnelle und widerstandsfähige Rennwagen zu schaffen wie die französische und daß die weise Beschränkung ans die Herkomer- bezw, Priuz-Heinrich-Fahrt ein wenig an die bekannte sauere Traumphtlosophie erinnere. Derartige Stimmen dürften nun zum Schweigen kommen und wer es vorher noch nicht gewußt hat, daß die deutsche Kraftfahr­zeug- und Motorindustrie in der gesamten zivilisierten Welt eine führende Stellung etnnimmt, dem ist es durch diesen eklatanten Erfolg im französischen Grand Prix, das Ergeb­nis langjähriger zielbewußter und treuer Arbeit endgültig bewiesen. Der aufmerksame Beobachter konnte freilich schon früher etwas davon merken. Mau braucht nur an die Er­folge des deutschen Protoswog «8 auf der berühmten Tour New JorkParts zu erinnern, durch welche den Amerika» nein zum ersten Mal in ihrem eigenen Laude handgreiflich die Leistungsfähigkeit eines deutschen Kraftwagens bewiesen wurde. Mau braucht ferner nur an die überwältigenden Erfolge des Grafen Zeppelin zu denken, dessen Ballon- Motoren tu zwölfstündiger Fahrt ununterbrochen Dienst taten, während Rekorde von annähernder Dauer in keinem anderen Lande existieren. Man kann ferner die Prinz Heinrich-Fahrt dieses Jahres erwähnen, welche gleichfalls erstaunliche Leistungen deutscher Motoren und Wagen brachte. Allem diesem schließt sich nun der Sieg im französischen Grand Prix au, gewissermaßen eine endgültige Kon­statierung und Besiegelung der deutschen Leistungen. Dtefer Sieg wird in erster Linie der deutschen Volkswirt­schaft zu gute kommen. Die Achtung vor diesen Erfolgen wird unmittelbar auf den Export deutscher Wagen anregend und vermehrend wirken. Mne Folge, dir man namentlich angesichts der schweren wirtschaftlichen KrifiS, die zur Zeir noch auf der Kraftfahrzeug-Industrie der ganzen Welt lastet, mit Freude begrüßen kann. Ferner wird auch die deutsche Technik aus dem Grand Prix manchen Nutzen ziehen. Die Konkurrenz hat zweifellos auf den Motoren­bau von neuem anregend und befruchtend gewirkt und be­züglich der Materialkeuntnts hat man wiederum Erfahrungen und Bestätigungen sammeln können. Gerade aber nach diesem großen Erfolge wird die deutsche Industrie unbe-

recht getraut, so selten ich ihn auch gesehen habe. Dies schweigsamen, ernsten Persönlichkeiten, die sich in ihre steif leinene Tugendhaftigkeit einhülleu, kommen mir immer vor als trügen fie einen schwarzen Mantel, um ihre Sünde, darunter zu verstecken. Mir ist, als brauchten wir nun auö nicht lange mehr nach dem Mörder der Schauspielerin z, suchen!"

Seydel war ganz still geworden; seine Züge waren traurig und verstört.

»Daß es sich immer wieder von neuem ereignen kann," bemerkte er endlich,daß ein Unschuldiger für den Schuldigen büßen muß! Der Gedanke ist tief nieder drückend für mich. Wenn wirklich Richard BrunS, wovon ich jetzt beinahe fest überzeugt bin, unschuldig ist, wer weiß, ob die schreckliche LeidenSzeit im Gefängnisse ihn nicht geistig und körperlich gelähmt hat; ich mag nicht daran denken!"

(Fortsetzung folgt.)

Znr Erinnerung an Professor Weeber.

Das Jahr 1808 hat unserem Schwabeuland eine große Zahl von Männern geschenkt, die zum Teil mit über die Grenzen unserer engeren Heimat hinaus bekannt geworden find, und deren aus Veranlassung ihrer vor 100 Jahren erfolgten Geburt in der einen oder anderen württ. Zeitung schon gedacht wurde. Es sei nur ans den letzten Monaten au die Namen Sust. Lende, Heinr. Kern, Max Eifert, Avg. Herrn. Werner erinnert.

Zu diesen je in ihrer Art verdienten und hervorragen­den 1808ern darf wohl auch der am 4. Juli jenes Jahrs in Warmbronn geborene und i« März 1877 als Musik- Professor am Seminar Nürtingen gestorbene Joh. Ehr. Weeber, Vater des Herrn Oberprstfekretär Weeber hier, gezählt werden. Von Stetten t. R., wo er mit Eifert, Schmtdlin, Bauer, Strebe! v. a. au dem berühmten Knaben­institut tätig gewesen war, kam er 1843 als Odertehrcr für Mustk an die neugegrüudete Lehrerbildungsanstalt. Ja welchem Maße er sich die Liebe und Achtung seiner Zöq- linge erworben hatte, das bewies u. a. sein Jubiläum 1875, das betätigte fich au dem schönen Grabdenkmal, (Bronze- Relief von Kietz) da) chm von Freunden und Schülern auf dem Friedhof zu tmqcn erricht, t wurde, und au dr« bet PromottonSversammlungeu schon manche Kranzspende uiedergelegt, manches Wort der Dankbarkeit gesprochen wurde. Ueber die Semtuarmauern hinaus aber wurde WeeberS Name genannt und bekannt bis in die kleinste Dorfschule durch die Sschulliederhefte, die er im Verein mit seinem Freunde Krauß herausgab, und die lauge Zeit die einzige Sammlung dieser Art dllde-r". Ein »Liederbuch für das deutsche Volt" entsprach damals cincm Bedürftig, wurde aber durch die Schwad. Langerbundsheftr überholt. Dagegen find die »kirchl. MäuuerchSre" und die »kirchl. Chorgeiäuge" für jene Zeit hervorragende, heute noch nicht übertroffeue Sammelwerke, die zu« eisernen Bestand aller Kirchenchöre gehören und manche herrliche Komposition von W. selbst enthalten (;. B. das rrgrc sende »Sieh das ist Gottes Lamm" u. a.). Die Hauptstärke W.S lag über-

fauzrner und noch zielbewußter als vordem prüfen können, ob die Bedingungen des Grand Prix gegenwärtig noch eine Berechtigung haben, ob es heute noch geboten erscheint, Wettfahrten zu veranstalten, bei denen Ge­schwindigkeiten gefahren werden, die weit über das im praktischen Leben Notwendige und Erwünschte hiuaus- gehen. Für viele Sondergebüte, insbesondere für den Bau von Luftschiffmotoren gibt ja solche Konkurrenz immer wieder Fingerzeige, aber hier wird sich ähnliches vielleicht mit ge­ringerem Aufwande erreichen lassen, wenn wir erst die geplante Automsdil-Uebungsstraße im Taunus haben. Von allergrößter Wichtigkeit erscheint es dagegen, daß wir recht bald zu einem absolut vollkommenen billigen Gebrauchswaeen gelangen, daß das Kraftfahrzeug wirklich das Vehikel der großen Menge wird. Seit Jahren strebt die deutsche Industrie bereits diesem Ziele durch eine systematische Ver­anstaltung von ZnverlässtgkeitSfahrten auch für leichtere kleinere Fahrzeuge zu. Die bisherigen Erfolge auf allen Gebieten haben gezeigt, daß sie zur Erreichung dieses Zieles ganz besonders prädestiniertist. Sie haben ferner auch ge­zeigt, daß selbst in den Zeiten schwerster wirtschaftlicher Depression unermüdliche Arbeit und technischer Fortschritt nicht anfgehört haben. So dürfen wir wohl hoffen, daß bei einer allmählichen Befferuvg der wirtschaftlichen Lage weitere große Erfolge nicht aus bleiben werden, daß der deutsche Kraftwagen in allen Formen und Ausführungen allmählich die Welt erobern wird.

Außlaud.

Winuiste«, 10. Juli. Bei eine« Zusammenstoß von 2 Personenzügen der Canadian-Pacific-Eiseubahu in der Nähe von Medicine Hat wurden 7 Personen getötet und eine Anzahl verletzt.

Newyork, 11. Jnli. Bei Ozuluama im mexikanischen Staat Veraccu; brennt ein Oelfeld vierzig Ar groß, die Flammen schlagen tausend Fuß empor. Das brennende Oel bedeckt den Geronirmfluß und vedroht die Ortschaften. Die Bewohner flicht». _

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Knorr - Sos" darf, weil es ein neues Original-Fabrikat ist, nur in Knorrs Originalflaschen verkauft oder in solche nachgefüllt werden. Die Konsumenten werden gebeten in ihrem eigenen Interesse hierauf zu achten.

Rund um Wien Diese am v. Juli zum AuSt-ag gebracht« klassische Radfernfahrt ilber 188,2 km bracht« der Marke Brennabor «inen neuen Erfolg, indem der S und 7. Preis auf dieser Marke errungen wurde Interessant ist die Tatsache, daß bei dieser Fahrt im Vorjahre der 1. und 3. Preis auf Brennador gewonnen wurde.

WitternnG-vnrherfa-e. Dienstag den 14. Juli. Meist bewölkt, Regenfälle, mäßig warm.

Druck und Verlag der ». W. Zaiser'schen Buchdruckerei (Emtl Zaiser) Nagold. Für die Redaktion verantwortlich: N. Pan-

haapt auf dem Gebiete der kirchlichen Nlld klassischen Musik; Bach, Händel, Haydn, Mendelssohn, Weeber fehlten auf den Programmen de- Mufikvereins Nürtingen nie, und welchem Teilnehmer der Lehrergesangfeste, deren Begründer W. war, find dieselben nicht in lebhafter und angenehmster Erinnerung! Doch auch mit weltlichen Mäanerchören irat W., freilich viel zu bescheiden und obne aupreffende Zeitungsanzeigen, au die Oeffentlichkett. Angeregt durch Kückens »Auf mein Deutschland, schirm dein Hans" ent­stand das Schillerschr »Trommeln und Pfeifen rc."; treff­lich tu der Stimmung ist: »Diebauge Nacht ist nun herum" rc.; ferner »In allen guten Stunden" u. a.; seinem Hn- >,or gib! er Ausdruck in den im Volkston geschriebenen Liedern:Stand in Hitz und Kälte", inHans Edler v. Dnrsthausen." Selbst ein Meister des Klavier- und des kirchl. Orgelspirls schrieb er 30 viel zu wenig bekannte Klavieretüden, ferner Variationen übrrO Straßburg" und eine ganze Anzahl Orgelvorspiele.

Im Verkehr, auch mit den Zöglingen, halte W. etwas LiebcnSwürdiaes, Feines und Nobles, wie denn der Gründ­ung seines WescnS Herzeusgßt: und Beschcidknheit war. Von dem damaligen Dreigestirn am mustkal. Himmel Württembergs: Kocher, Stlcher und Frech, besonders von ersterem, seinem Lehrer, srrach cr nur mir größter Hoch­achtung. Daß der bekannte Dichter und Bauer Wagner non Warmbronn WeeberS Neffe ist, dürste manchem Leser dieser Zeilen, die auf Vollständigkeit in keiner Weise An- p.uch machen, rnbekrrnt sein. (Nürt. Taoblt)