82. Jahrgang.
Auflage 2450 .
Erscheint UigNch »tt »«»«ah«» drr Sinn- rmv Arsttagk.
Preis virrtrljLhrUch tzi»r l ^k, «ü Lräger- lshrrlW^.iA BetirlS- »sd 10 L»-«rrrehr I.Lb ^e, t« übrizr« «ürtte«»na i ss ^e. MsuirtSai>snne«i»t» «ach BerhSttniS.
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Mit de« PlaudrrstLbch«
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«chwLb. Sa»d«M.
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Amtliches.
Bekanutmachuug betr. eine Wafserbeuützuugsaulage.
Die an der Steinach gelegenen Wafsertriebwerke V8 «ud SS, Mahl- n»d Gäz«ühle des Müllers Marti« Klingele in Obertalheil« entspreche« nicht mehr dem genehmigten Zustand.
Klingele hat nun den Antrag gestellt, das ganze Werk, insbesondere auch drr Stauhöhe am Wehr iM j-tzigen Zu- staid belassen zu dürfen.
Gegen dieses Gesuch können Einweadungea binnen 14 Tagen dein Oberamt, wo Pläne und Beschreibungen zur Einsicht aufliegev, angebracht werden. Nach dieser Frist l nS KinWenduttgen in diesem Verfahren nicht mehr zulässig.
Nagold, 4 JsU 1908.
K. Overamt. Mayer, Reg.-Ass.
Am 3. Juli ist von der Evangelischen Oberschulbehörde die 2. " chu!.stelle in Dcckenpjronn, Bez. Calw, dem Unterlehrer Wilhelm Häustier m Eningen, Bez. Pfullingen, übertragen worden.
UsLiLMe MsSsrHchL.
Der „Reichsauzrige^ veröffentlicht «ine Bekanntmachung, der zufolge Ansprüche auf Ersatz vor Schaden ü'.lrclich der Beschießung Casablancas und der sich 'aran amchlußmden Vorgänge bis spätestens zum 20. I -!t 1908 bei der inLernaLionaleu Entschädigungskommission - Cajablarcu angebracht werden wüffrr. — Drr „Reichs- unziiger„ veröffentlicht ferner die Abänderung der Telc- gr-phenmduLNZ vom 16. Juni 1W4.
Um die tzeistliche Tch«la»fficht wrd gegenwärtig un Färftmtum Lisspe-Dktmold gekämpft. Im Landtag ist nrier betrtff.nden Regierungsvorlage eine Form gegeben worden, die bis Schulaufsicht durch die Ortsgeistlichen beseitigt. Dagegen wird nun natürlich von feite: der Orthodoxie und ihrer Parteigänger Sturm gelaufen. Eine Ver- sammimrg nurde zustaud gebracht, die folgende R solmion faßte: „Als FaMilterväter, die nicht dulden können, daß ihr heiligstes Recht die Bewah.muz völliger Bürgschaft für d-e stttlich-relig öse Erziehung ihrer Kinder, augetastrt wird, protestieren wir gegen diejeniger Beschluss, die dk Zarück- dräuguug drr Küche ans der Schul: d zwecken." Muffen sich wohl die Lehrer als Staad gefallen laffen. daß man ihnen sagt, ihre Arbrit biete keine genüg ndc Gewähr für „ältlich-religiöse Erziehung" der Jugend? Sie werden wohl die Antwort darauf staden.
Die S!aLifikarious»rku«deu zum Nordsceab- kommen find Donnerstag vormittag in? AuSwärtigm Amt zu Beclm medergelegt: worden. Dar darüber aufge- lommene Protokoll wurde von dem Staatssekretär des
-uHwärt-gen Amts, dem französischen Botschafter, den Ge sandten voa Schweden, Dänemark und dm Niederländer und dem grotzi'.ftaanischen Geschäftsträger unterzeichnet Bekanntlich vrrpffichten sich in dem Abkommen die Regier ungeavo.? Deutschland, Dänemark, Frankreich, Großbritannien dm N edcrlündiü und Schw.den zur Aufrechterhaltung bei fttzrgm Status Ms in den an die Nordsee grenzend.n Ge Meten. Sollte oi.fer Zustand bedroht werden, so woll t d e genannten Mächte sich im Weg drr Vereinbarung übn d:; dagegen zu ergreifenden Maßaahmn verständigen.
„ , österreichische« Abg,ord«ete«ha»S ist dei Dringuchkerisantrag Maki, bereffend die Vorgänge au de' Grazer und Innsbrucker Universitär, abgeleynt worden Wetter wurde über die Dringlichkeitsanträge, betreffend di, Vorfälle in Czemichow bezw. über das Vorgehen tcr Gendarmerie gegen die ru-henischen Bauern in Galizien, verhandelt. Der LandesverteidizungSmintster Georgs gab eine amt- l che Darstellung und versicherte, daß die U-tersuchuag gewiss «hast durchgesührtunddie Schuldigen strengstens bestraft würden. Der Minister wurde nährend der Schilderung d r Vo: fälle in Czeruichow vom Wgcordneten Wityk wiederholt durch dru Zwischenruf „das P nicht wahr; alles erdichtet; ein Dichter im Waffenrock" unterbrochen. Der Minister legte dagegen entschieden Protest -ein und betonte, er verlese pflichtgemäß einen amtlichen Bericht. Abg. Wityk: rief u uerlich: „Gehen Sie hin und .«rächen Sie selbst Erhebungen. Sie werden schon sehen, ksß alles nicht wahr ist." Der Minister: „Glauben Sie, ich habe Quark str den Ader»? Ich lasse mir das absolut picht bieten." Lbg. Wityk: „Ich werde vor Ihren Gebärden auch nicht erschrecken." Der Präsident rief während dieser Szene dm Abg. Witzt! zweimal zur Ordnung. Das Abgeordnetenhaus bat schließlich die Dringltchkeitsaoträge Wege« des Vorgehens der Ge darwerie gegen die rvthenischw Kewe.ro sin SalizkN .abgrlehnt.
Montag den 6. Auti
I« Paris hat di- Meldung über das gegen 200 französische Soldaten in Hanoi unternommene Ver- kiftungSatteutat lebhaftes Aussehen erregt. Die „Pettte Räpubliqne" meint, der Vorfall beweise, daß mit der Möglichkeit eines Handstreiches der Ei geborenen gerechnet werden muffe. Die Unzufriedenheit der Eingeborenen sei infolge des übermäßigen Steuerdrucks zweifellos ganz allgemein geworden und gebe zu ernster Beunruhigung Anlaß. Vor allem werde die Regierung genötigt sein, die seit vorigem Jahr stark verminderte Besatzung Jndo-ChtnaS wieder auf den früheren Stand zu bringen.
Die vo« der zweite« Friede«sko»fereuz getroffenen Abmachungen und Erklärungen, die bis zum 30. Juni d. I- zurück-gehalten waren, um vo» mehreren Regierungen noch unterzeichnet oder mit Vorbehalten versehen zu werden, find nun zam großen Teil unterzeichnet worden. Sie betreffen: 1. internationale Konflikte, 2. Staatsschulden, 3. Eröffnung von Feindseligkeiten, 4 Kriegs- rechte, 5. Rechts der Neutralen, 6 Bestimmungen für Handelsschiffe, 7. Aenderungeu im Aeußeru von Schiffen, 8. Unterseebotc, 9. Beschießungen durch Kriegsschiffe, 10. Annahme der Genfer Konvention, 11. Wegnahme von Schiffen, 12. Prlseugerlchte, 13. die Neutralen im Seekrieg und 14. Verbot der Verwendung von Explosivstoffen aus Luftschiffen.
Die Stadt Dekra« beschloß, Mulay Hafid ein Haldigungsgeschevk von 10000 P-sktis zu übersenden. In Trtuan ist die Ruhe nicht gestört. In Fez wird nun km Namen Hafks eine Mahalla zur Entsendung nach LetuaS gebildet. Die Bewohner von Trtuan hindern die Angehörigen des Vertreters des Suuans Abdnl Afis, Torres, am Verlassen der Stadt, um Repressalien gegen ihre Angehörigen in Tanger durch die Regierung dieses Sultans zu verhindern. Wie der „Sieg" des Sultans Abdul Afis in Azemmur zustaud gekommen ist, zeigt folgendes Telegramm der deutschen Kabeltelcgr rmmgesellfchast: Eine von Abdul Afis aus Mazagan entsandte Abteilung Soldaten hat DidntzÄg abend den unter der Herrschaft Mulay Hafids stehenden Hafenort Azemmn; besetzt, ohne daß der Gouverneur dieses Ortes irgendwelchen Widerstand leistete, weil Mulch Hafid streng befohlen halte, jeden Konflikt mit den Franzosen zu vermeiden. General d'Amade soll bei einer in den letzten Tagen gemachten Rekognsszieruag deS Schau- jrgeinrtLs etwa zwei Stunden von Azemmur dem Gouverneur dieses Ortes mitgeteilt haben, daß falls bei der Besetzung Azemmurs den von Mazagan kommenden Truppen .Abdul Afis Widerstaad geleistet würde, ein fraazWchis Kriegsschiff tue Stadt bombardieren würde.
Psr!s»vtt«chchtz Rkchrichtru.
WSriteWöergischsr Landtag.
r. Skettgart, 3. Juli. Die Zweite Kawwer hat
der Generaldebatte über die Bolksschnlsovelle noch eine dreistündige Abendsttzrmg gewidmet, derer- crstes Dritte! der Kultusminister v. Fleifchhouer durch eine längere Rede in Anspruch nahm, die lerd r auf der IonuoUstmtribstne nur schwer verständlich war. Der Minister konstatiert zunächst mit Befriedigung, daß alle Parteien des Hauses sich zur positiven Mitarbeit aus Grund des vorliegnidm Entwurfs bereit erklärt haben und ging dann auf die a« meisten umstrittenen Fragen der Siwulkanschule und der Schmaussich: ein, wobei er sich namentlich gegen die Ausführungen der Abg. Heymauu und Dr. Späth wandte. Er beronte das ständige Wachse:: des Staatsavfwavds für die Volksschule, bezeichnet«: die Kebsuptung von der Rückständigkeit unserer Schule als ein Schlagwsrt und stimmte dem Abg. Hleber bezüglich der Siwulta schule zu. Er besprach weiterhin den RcligionSuvteritckt, der durch den neuen Lehrplan eine wesentliche Einschränkung erfahren hebe, und hielt an der doppelten Oberschulbehörüe, sowie an der Forderung des Examens für die BczftkSschulausficht fest. Die Regierung gebe der Kirche, was der Kirche ist, wahre aber auch, was dem Staat zukomme. Zum Schluß warme drr Minister vor einer allzuschweren Kelastnngsprobe des Entwurfs durch M starke Liberalisierung seiner Bestimmungen. Dir Regierung werde sich von der als richtig anerkannten mittleren Linie nicht abbnsgen taffen und sei innerhalb dieser Grenzen zur positiven Mitarbeit in drr Kommission gerne bereit.
Der Abg. Weber (Ztr.) vertrat in längerer Rede den Standpunkt des Zentrums und namentlich die geistliche Schulaufsicht. Er unterzog das Rektorenshstem als Qaelle von Streit und Zwist einer Kritik und kam schließlich auch noch auf dir von dem Abg. Haußmcmo vorgenommeue Durchsicht de- kahol. Lesebuchs zu spreche«. Harchrnaun
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habe behauptet, daß dieses Buch keine geuügeude Auskunft gebe über das Verhältnis der Sonne zur Erde. Haußmanu sei aber das Unglück zugestsßeu, im falschen Kapitel nach- zusucheu, nämlich in dem der Physik anstatt in dem der Astronomie. (Gröber: aber Herr Haußmanu!) Haußmanu sei auf der Jagd durch die katholischen Schulbücher kein glücklicher Jäger gewesen. Uebrigrns sei eS ausfallend, daß er nur die kathsl. Bücher als sein Jagdrevier angesehen habe. Das werde das katholische Volk zu würdigen wissen.
In einer persönlichen Bemerkung bestritt dann Hauß- mann (Vp.) die Abficht irgend welcher auti-katholischer Tendenz. Er verlas die betr. Stelle aus dem Lesebuch und leitete daraus einen Widerspruch des Zentrums mit der Hl. Schrift üb, was Gröber zu dem Zwischenruf verau- laßte: das ist ein noch größerer Reinfall!
Sehr unruhig und offenbar auch sehr ermüdet war das Haus während der nun folgenden Rede des Abg.Dr. Rübling (B.K.), der für die geistliche Schulaufsicht eine Lanze brach, diesen Posten selbst jedoch als einen verlorene« bezeichuete und gegenüber den Forderungen der Linken au den Minister dir Mahnung richtete: Landgraf, werde hart! Morgen Fortsetzung und Rechenschaftsbericht des Ständischen Ausschusses. Dauer der Sitzung 3—8 Uhr.
r. Gt«ttgart, 4. Juli. Die Zweite Kammer hat in ihrer heutigen Sitzung die Generaldebatte über die BolkSschuluavelle beendigt. Das Interesse war im allgemeinen erschöpft und das Haus meist schlecht besitzt. Nur noch die Tribünen waren, wie überhaupt in den letzten Tagen, namentlich von Lehrern, stark besucht.
Heute sprach zuerst der Abg. Keßler (Z.). Er wünschte eine solche Gestaltung des Entwurfs, daß die Gemeinde« nicht zu sehr belastet werden.
Dr. Wolf (BK.) erklärte, daß ein großer Teil der evangelischen BolkeS das Aufhöreu der geistlichen OrtSsSul- amsichi bedaure, das Verhältnis zwischen Lehrern und Geistlichen sei aber zn gespannt geworden. Die BezirkSschukans- sicht müsse fachmännisch werden, jedoch von einem Examen abhängeu uud nicht nur den Lehrern, sondern anch Akademikern zugänglich fein. Die Vereinheitlichung der Oberschulbehörde würde eine Durchbrechung des konfessionellen Prinzips sän. Die Schule müsse zu sittlicher Weltanschauung erziehen, ohne Religion gebe es eine solche aber nicht.
Dr. Elsaß (Bp.) besprach die Frage des Verhältnisse- des Staats zur Gemeinde uud betonte, daß man, solange nicht die Uebernahme drr persönlichen Schullasteu, auf den Staat erfolgt sei, in der finanziellen Durchführung' der Be- zirkSschulanfstcht und in der Anführung des achten Schuljahres erheblich gehemmt sei. Werde das achte Schuljahr nicht obligatorisch eingeführt, so falle das Interesse seiner Partei an dem Zustandekommen des Gesetzes.
Kultusminister v. Fleischhauer erwiderte darauf, daß die Erklärung des Vorredners die Hoffnung auf ein Zustandekommen des Gesetzes schwinden lasse. Nach der allgemeinen Finanzlage sei es unmöglich, mit dem Entwurf die Finauzfrage bezüglich des Verhältnisses zwischen Staat und Gemeinde zu regeln. Möge man der Regierung nicht dadurch, daß man zuwettgehende Forderungen stelle Md zur Entscheidung noch nicht reife Fragen entwirft, die Ausgabe gar zu schwer machen. Der Abg. Rem bald (Ztr.) hielt ein: polemische Nachlese, tu der er sich besonders gegen Haußmaan Md Löchner wandte gegen erstereu in dem selben St ne wie gestern der Abg. Weber, gegen letzteren energischer Zurückweisung des dem konfessionellen Frieden nicht dienenden Borwurfs, daß die Katholiken an Bildung und Moral minderwertig seien. Daun sprach noch Betz (Vp.) gegen die konfessionelle Volksschule, worauf ein Antrag ans Schluß der Debatte und der Antrag auch Verwesung der Nodelle an die Volksschulkommisston angenommen wurde.
Im Laufe drr nun folgenden Beratung des Rechenschaftsberichts des ständischen Ausschusses gelangte ein Antrag Liesching (Vp.) zur Annahme, durch den die VollzuMerfügung zur Gemeinde- und zur Bezirksordnuug behufs Prüfung ihrer Gesetzmäßigkeit einer Kommission von 9 Mitgliedern überwiesen wurden. Diesel-Kommission wurde sofort gebildet, desgleichen eine solche von 15 Mitglieder« für die Beratung des Gesetzentwurfs betr. die Laudwtrt- schastskammer. An das Präsidium ist aus Friedrichshofen folgende Depesche gelangt: Die Anerkennung der Zweiten Kammer erfüllt mich mit ganz besonderem Stolz und Dank. Graf Zeppelin. Zum Schluß der Sitzung wurde ein K. Reskript verlese«, durch daS die Ständeversammlung bis ans weiteres vertagt wird.
Präsident v. Payer knüpfte daran die Hoffnung, daß die Abgeordneten alle gesund uud frisch zur Wiederaufnahme der Arbeit sich eiufiuden werden. Dauer der Sitzung 9-'/.2 Uhr.