82. Jahrgang.
Auflage 2600.
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Amtliches.
K. Fachschule für Feinmechanik einschl.
Uhrsuacherei »nd Elektrnwechanik i» Schwenningen a. N.
In die K. Fachschule fiic Feinmechanik einschl. Ahr- Macherei und Elektromechanik in Schwenningen a. N. kann am 15. September d. I. noch eine beschränkte Anzahl junger Leute ausgenommen werden, welche bis dahin die Berechtigung zum Einjährig-Freiwtlligen-Dieust erworben haben. Programme uud Auskünfte find von dem Vorstand der Schule, Professor Dr. Gbbel in Schwenningen, erhältlich.
Stuttgart, den 13. Ju ni 1908. Mosthaf.
Bekanntmachung,
b-tc. die staatliche Bezirksriudviehschau.
In Gemäßheit der im Amtsblatt des K. Ministeriums des Innern vom 28. Dez. 1898 S. 435 und im Wochenblatt für die Landwirtschaft vom 8. Januar 1899 Nr. 2 veröffentlichten Grmrdbeftimmungen für die staatlichen Be- zirksrilidviehschauen in Württemberg findet in Nagold auf dem von der Stadtgemeiude zur Verfügung gestellten Stadtacker
Donnerstag de» I«. Juli I. vorm. 7 '/» Uhr ei»e staatliche BeztrkSrtti:vikhscha» statt.
Zugelaffen werden zu der Schau Zuchttiere des Roten- Md Fleckviehs nämlich
s.) Farren, sprungfähig mit 2—6 Schaufeln;
5) Kühe, erkennbar tragend oder in Milch, mit höchstens
3 Kälbern.
Preise kösue» bei der Schau i« uachfolgevdeu Abstuf- »uges zuerkaunt werden:
a) für Farren zu 140. 120, 100 und 80
5) für Kühe zu 120, 100, 80, 60, 40
UebrigenS wird bemerkt, daß die Höhe, wie auch die Zahl der zu vergebenden Preise jeder Abstufung erst bei der Schau selbst unter Berücksichtigung der Beschaffenheit der vorgeführten Tiere endgültig festgesetzt wird.
Diejenigen, welche sich um Preise deweröeu wollen, haben ihre Tiere mindeste«- 10 Tage vor der Schau bet dem S. Oderamt brzw. Herr» Oberamistierarzt Metzger i« Nagold unter Benützung der von diesem zu beziehenden Anmeldescheine anzumelden und spätestens bis zu der oben angegebenen Zeit auf dem Musterungsplatz aufzustelleu.
Farren müssen mit Naseuriug versehe» sei» uud am Leitstock vorgesührt weide».
Besonders wird noch darauf hingewiesen, daß verspätet «gemeldete Tiere zur Teilnahme an dem Preisbewerb nicht berechtigt sind und daß Fsrreu vhae Nasenrtug zmiiikg wiese» «rrve».
Die Herren OttSvorßehrr wollen Vorstehendes in ihren «Gemeinden brkanut machen.
Nagold, den 2. März 1908. _K. Oberamt. Ritter.
Seine Majestät der König haben am 26. Juni d. I aller- guädigst geruht, den Poftpraktikanlen I. Klaffe Enßlrn zum Oderpostasfistenten in Jagstfeld zu ernennen.
Die weiße Nelke.
Kriminalroman von I. Sanldach.
(Fortsetzung.) (Nachdr. verb.)
Fluth berichtete :'nu von Anfang an seine Erlebnisse Md Enthüllungen in Leipzig. Mir steigender Überraschung hörte Seyde! au. mit welcher Mühe, Ausdauer und Scharfsichtigkeit dieser kluge Detektiv zu Werke gegangen war und welche wichtigen Tatsachen der Vergangenheit er erfahren hatte.
„Und wissen Sie, was ich daun schließlich herauS- brachre, nach laugem Bohren und Forschen? Die Großmutter der ermordeten Schauspielerin lebe in Leipzig! Dev wahren Namen der Toten hatten wir ja glücklich heraus, und wenn sich auf den Aufruf hin auch niemand gemeldet hatte, so h elt ich es doch für möglich, daß noch irgend ein Familienmitglied existierte. Man weiß ja, — Pardon! — wie wenig die meisten Menschen sich nach einer näheren Beziehung mit dem hohen Gerichte sehnen. Ich begann also zu suchen und kam darauf, die Kirchenbücher der fraglichen Gemeinde zu durLstöbern. Und stehe da! Ich fand! Die Großmutter der Verstorbenen lebt und heißt Frau Baronin Pofchivger.
„Alsbald machte ich ihr meinen Besuch, nud nun will ich Ihnen von diesem Besuch erzählen, Herr Staatsanwalt.
„Ich klingelte an der Entreetm einer vornehmen ersten Etage. Ein Frauenzimmer öffnete mir. dessen Erscheinung mich sofort a« eine Krähe erinnerte; die Person hatte Angen,
Irettag den 3 . Zirti
Die Reichssmauzresorm.
Es gibt gelegentlich gewisse Zahlen, durch die noch so verwickelte Verhältnisse auf eine einfache Maßeinheit zurück- geführt und mit eiuander abgewogen werden können, beispielsweise, wem, wie ei« Blick auf den Kurszettel zeigt, die deutschen 4-proze«tigeu Schatzschetue mit etwa 99,50 an der Börse gehandelt werden, während italienische 3^»°/°ige Rente am selbe« Lage mit 104,50 bezahlt wurden. Diese Zahlen bedeute«, daß ein Papier, das nach unserer Ansicht bezüglich seiner Sicherheit als KapttalSanlage an erster Stelle steht, auf dem Weltmärkte ungefähr 5 v. H. niedriger bezahlt wird als eine italienische erstklassige Reute, die außerdem V» v. H. Zinsen weniger bringt. Zweifellos spielt für diese verschiedenartige Bewertung eine ganze Anzahl Gründe mit; in erster Linie aber drückt sich in dieser geradezu beschämenden Notierung der schlechte Stand unserer ReichSstuanzen ans. Wäre Deutschland schon seit Jahren zu einer wirklichen Reichsfinanzreform gekommen, die ihm gestattete, die aafgeuommene Anleihe zu verringern, statt zu vermehren, so würde zweifellos der Kursstand unserer Retchs- auleiheu ein ganz anderer sein, als er gegenwärtig ist. Daß Deutschland au und für sich zu einer derartigen Schuldentilgung dank seinem nur durch die gegenwärtige Periode des Niedergangs unterbrochenen wirtschaftlichen Aufschwünge durchaus tu der Lage ist — mehr vielleicht als manches andere Land — ist über jede« Zweifel erhaben.
Das in dieser Kursnotirrnug zu« Ausdruck gelangende Mißtrauen zu unserer Finanzkraft kann uns unter Umständen geradezu verhängnisvoll werden. SS bedeutet in erster Linie, daß Deutschland, wenn es genötigt sein sollte, einen Krieg zu führen, seinen dann nötig werdenden Auleihebedarf zu einem sehr viel höheren Preise decken müßte als Italien, ja, daß die Schaffung so gewaltiger Mittel, wie sie eiu Krieg erfordert, überhaupt unter Umständen für uns mit den größten Schwierigkeiten verbunden sein könnte. Da aber znm Kriegführe« Geld gehört, ganz besonders wenn es darauf aukommt, schnelle, wuchtige Schläge gegen de« Gegner zu fuhren, so ergibt sich, daß wenn es «ns bet einem Kriege unmöglich sein sollte, unfern Geldbedarf zu decken, wir unter Umständen besiegt wären, ehe wir noch das Schwert recht gezogen haben.
Daß uasere schlechten Reichsfinanzen unserer Welt- ßellung schaden, hat man auch bereits früher gewußt. Wenn es trotzdem zu keiner ausreichenden Reichsfinanzreform gekommen ist, so lag das au der Engherzigkeit der Parteien, die selbst angesichts dessen, was für uns auf dem Spiele staub, nicht dafür zu gewinnen waren, sich entgegeuzukommen und dem Reiche die Finauzquellen zu erschließen, deren es bedarf. Inzwischen hat der Ernst der Lage wenigstens das eine bewirkt, daß offen und von allen Seiten die Notwendigkeit, in der kommenden Tagung eine ausreichende Reichs- finauzreform zu schaffen, anerkannt und ferner ebenfalls auf allen Setten die Bereitwilligkeit zu Zugeständnissen betont wird.
Nach den gegenwärtig vorliegenden Berechnungen wird es etwa darauf ankommen, Steuerquellen tu der Höhe von
wie eiu Raubvogel, uud ich bekam Augst, daß sie lesen konnte, was iu dm Tiefen meiner Westentasche steckte, so bohrte sie ihre Blicke in mich hinein. Ich bat fie, Frau Baronin Poschinger zu ersuchen, mir eine Unterredung zu gewähren, da ich sie in einer wichtigen Angelegenheit sprechen möchte. Natürlich ließ fie mich auf meinen simplen Namen Fluch hin abwetsea. Ich aber bin von zäher Ausdauer. Ich Scharrte ans meiner Bitte, und znm zweitenmale trabte der Hausdrache zu seiner Herrin zurück, u-n mir nach einer Weile zu melden, daß Frau Baronin bitte« ließe. Ein aus grauer Vorzeit übrig gebliebenes Ahnechild schritt mir entgegen, als ich iu den Salon trat: eine schlanke, seine Gestalt mit einem Gesichte, das trotz der vielen Ruuzelu des Alters das aamutvolle Lächeln einstiger Jugend festzuhalten sich bestrebte. Es ist mir noch nie ein so auffallender Widerspruch in einer Erscheinung entgegengetretev, wie iu dieser Großmutter. Das Aeußere war alt, ehrwürdig, ja greisenhaft, das Wesen ein fortwährendes Ringen um die Reiz: entschwundener Jugend. Nach der ersten Viertelstunde wußte ich. daß ich alles, was ich wissen wollte, aus ihr herauslocken konnte, wenn ich ihrer Eitelkeit huldigte. ES blieb mir nichts anderes übrig, als den Zweck meines Besuches soweit zu verraten, daß ich fie vm die Liebenswürdigkeit bat, mir betzoßehen iu einer schwierige» Angelegenheit. Eiu paar schmeichelhafte Redensarten über ihre Persönlichkeit usw. stimmten fie günstig gegen mich. Und so begaan ich zuerst mit aller Vorsicht, fie über ihre Familie auszusragen, freilich so, daß fie kaum ein Ausforschen beargwöhnen könnt-!. Zudem bemerkte ich schnell, daß ich es
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rund 400—500 Millionen zu erschließen. Das ist eine ge
waltige Summe, die vom Reichstage zu fordern, für die leitenden Staatsmänner, dm Reichsschatzsekretär uud den Reichskanzler, Mut gehört. Ueber die dabei iu Aussicht geuommeuen Steuerquelleu ist in der letzten Zeit mancherlei iu die Oeffeutlichkett gedrungen, was jedoch vo» zuständiger Stelle wieder bestritten wird. Auch warm alle diese Angaben zu schwankend, als daß sich a«8 ihnen eiu klares Bild gewinnen liehe. Sicher ist nur daS eine, daß die Reichssiuanzreform direkte uud indirekte Steuer» gemischt enthalten wird, um dm verschiedenen politischen Wünschen nach Möglichkeit eutgegmzukommm.
Daß es bei der endgültigen Beratung zu mancherlei Zusammmstößm zwischen dm verschiedenen Parteien kommen wird, läßt fich angesichts der Größe des Gegenstandes vor- auSsehm. Man wird aber sicher hoffen dürfen, daß gerade deshalb, weil für uns so viel auf dem Spiele steht, ja, weil vielleicht von dieser Reichsftuauzresorm die Zukunft nuferer Stellung iu Europa uud der Welt abhängt, es über diese Frage zu einer Einigung kommen wird. ES kauu nicht entschieden genug betont werden, daß «an im deutschen Volke ein nochmaliges Scheitern der Ftnauzreform nicht verstehen würde uud daß das deutsche Volk deshalb eiu volles Recht hat, von seinen Vertretern za fordern, daß fie hier ganze Arbeit schaffen uud das große Werk nicht aus kleinlichem Parteigezänk zum Scheitern brtugm. ES gibt Dinge, die über jedem Parteiintereffe stehen müssen, wie daS Vaterland, Md darum handelt eS sich bei dieser ReichSfinanzresorm.
Uokittfchs Hleberficht.
Unter de« Borfitz de- Staatssekretär- de- Neichsschatzamte- hat am Montag in Berlin eine Sitz- Mg drr an der Frage der Fiuauzresorm beteiligten Bundes« ratsausschüfse stattgefundm, au der auch die ChesS der Fi- nanzverwaltuug der Bundesstaaten persöullch teilgeuommm haben.
I« Bern ist die Antwortnote Dentfchland-
auf die Note des Schweizer BundeSrats über das Schiedsgericht in der Frage der Mehleinfuhr eivgetroffm. Sie wird von der bundesrätlichm Delegation in Uebereinstimmung mit Sachverständigen zur Festsetzung der Antwort geprüft werden. Wenn mau auch im Prinzip über die Einsetzung eines Schiedsgerichts einig ist, so bestehen doch noch Met- nungverschiedeuheiten über das Verfahren über die Ernemmg des Obmanns des Schiedsgerichts und über die zu stellenden Fragen. Die Verhandlungen zwischen Berlin uud Bern dauern fort.
Hs« der italienischen Depntierteuka««er wurde am Dienstag über den Gesetzentwurf betreffend dm jährlichen RekcutierungSplan beraten. Ministerpräsident Giolttti hob hervor, daß dieser Plan eiu durchaus begrenztes Ziel verfolge, nämlich das, die Rekrutierung im laufenden Jahr gemäß dm bestehenden Gesetzen durchzuführm. Ein Freund der Regierung könne nicht darein willigen, daß mau, wie die Miuderhett der Kommisston Vorschläge, gelegentlich der Beratungen über die jährliche Rekrutierung die Frage der
mtt keiner außergewöhnlich schlauen Alten zu tuu hatte. Aber ich bekam anfangs nicht viel zu hören, was mich interessieren konnte. Sie kramte den ganzen vermoderten Ahum- schatz vor mir aus, mit einem Stolze, als ob eS fich um lauter epochemachende Geistesherom gehandelt hätte. Ich mußte sie also langsam aus das jetzige Geschlecht hinführm Md fragte völlig harmlos: ,Und Sie, Frau Baronin, find die einzige, noch lebende Vertreterin dieses edlen und offeu- bar durch Schönheit ausgczeichnetm Geschlechtes?' Da hätten Sie daS bezaubernde Lächeln der alten Kokette sehen sollen! Mt keinem Worte hätte ich mich schneller in ihr Vertrauen erschleichen können! .Jetzt oder nie!' dacht' ich bei mir; ich mußte eine äußerste Kühnheit wagen unter dem Deckmantel größter Unbefangenheit.
„.Gestatten Sie mir eine Fr^-ge, Frau Baronin/ schoß ich los, .hatten Sie nicht eine Enkelin, die fich Marielta Goladtka nannte und mit ihrem wahr-n Nomen Ma ia Norman« hieß? ES handelt sich nämlich darum, einige Erkundigungen über diese — leid r verstorbene — Enkelin eiuzuziehen. Mau sagte mir, daß Sie, Frau Baronin, mir wohl Auskunft über die Dame geben könnten?'
(Fortsetzung folgt.)
Nnsfische Generale in der Festungshaft. Tie
St. Petersburger Zeitung schreibt: Am selben Newa-Ufer, wo die Unterzeichner des Wiborger Ausrufs in dem Lrvst^, de« ZellengefängniS, interniert find, nur weiter stromabwärts, in der Peter-Paul-Festnng büßen die Führer im