82. Jahrgang.

Auflage 2soo.

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A«Uiche».

Die Herre« Schnlverstäude, die Ortsschulbehördeu «ud Schnltheitzenänrter

»erde« auf de« Erlaß des K. Ministeriums des Kirchm- ««d Schulwesens, betreffend Maßnahme« für Brand- fülle in de» Schnlen vom 24. Juni 1908, AmtSbl. Nr. 8 S 106 ff., znr genane« Rachachtnng hiedmch «och besonders hivgewteseu und beauftragt, wegen An­schaffung von Glocken, Abänderung des Anschlags der Schultürev u. s. f. an die Gemeindeverwaltungen bzw. daS K. Bezirksbauamt Calw entsprechende Anträge za stellen. Nagoid, den 1. Juli 1908.

_ K. Oberamt. Ritter.

Die Schnlthetßenämter

wollen die Anträge ans Berleihnug des Fenerwehr- dienstehrenzeichens spätestens bis 25. Julr 1908 unter Beachtung des Ministerialerlasses v. 1. Nov. 1906, A.Bl. S. 321 ff. beim Oberamt einreichev.

Nagold, 1. Juli 1908.

_ K. Oberamt. Ritter.

An die Herren Ort-vorfteher.

Die Gefangenentran-portkoftenverzeichniffe

aus 1. Juli d. I. find alsbald abzuschließen und vorzu- legen, ev. ist Fehlanzeige zu erstatten. Zu Fehlanzeigen dürfen keine Formulare des Transportkostmverzeichniffes verwendet werden.

Nagold, den 1. Juli 1908.

_ K. Oberarm. Ritter.

Die Herre« Ortsvorsteher wollen die Eportelverzeichuiffe bezw. Fehlnrknnde«

bis spätestens 1«. d. M. als portopflichtige Dienstsache vorlegen.

Nagold, den 1. Juli 1908. K. Oberamt: __M a y^r,Rcg.-Aff^

Die Gemeindebehörde«

wollen die Regiebannachweifnnge« über Hoch- und Tiefbauarbeiten oder Fehlmkundcn spätestens bi- V. d. Mts. als portopflichtige Dienstlache vorlegen.

Nagold, den 1. Juli 1908. K. Oberamt:

Mayer, Reg.-Asi.

politische Meverstcht.

Der Bnndesrat hat in seiner letzten Sitzung am Sonnabend auch den Ausschußauträgen zu dem Entwurf eines Vertrags über die Unterhaltung einer Postdawpfschiffs- verbiudung zwischen dem Schutzgebiet Deutsch-Neuguinea einerseits und Hongkong sowie dem australischen Festland anderseits, zu der Vorlage, betreffend die Regelung deS Reichspostdampferdienstes nach Afrika, und zu der Vorlage, betreffend die Teilnahme des Reichs an der Weltausstellung i« Brüssel 1910, die Zustimmung erteil!. Annahme fanden ferner die Ausschußanträge zu den Vorlagen, betreffend die Aeuderung der Anlage L zur Elsenbahnvcrkehrsordnuug, zu der Vorlage, betreffend die Koasulargerichtsbarkeit in Aegyp­ten, zu dem Entwurf einer Bekanntmachung, betreffend die Außerkurssetzung der 50-Stücke der älteren Geprägefonneu, M der Vorlage, betreffend die Gestaltung deS 3 ^-Stücks, sowie zu der Vorlage, betreffend die Prägung von Silber- münzeu.

Ei» großer Erfolg des vereinigte» Bürger-

t»«S gegenüber der Sozialdemokratie wird von dm soebm be­endeten GemciuderatSwahleu in den Reichslandcn gemeldet. So verloren z. B. in Straßburg die Sozialdemokraten sämt­liche bisher ivuegehabten 16 Sitze an die vereinigten bürger­lichen Parteien. Und ebenso erlitt die rote Partei in Mühl­hausen, Colmar, Metz und anderen Orten, wo sie bisher tonangebend im Gemeinderat war, eine vollständige Nieder­lage. Hier wurde also ein neuer Beweis für die Tatsache geliefert, daß die Sozialdemokratie nie Erfolge aufweise« kann, wenn das Bürgertum einig ist.

Im italienische« Senat dankte der Minister des Aentzrreu Tittoni verschiedener Redner« für die auerkeuumdm Worte über die internationale Politik Italiens und erklärte, die Richtung dieser Politik bleibe unverändert fest. Der Minister kündigte sodann ein Grünbuch über Marokko an; ein solches über Mazedonim und die italienisch-türkischen Angelegenheiten sei bereits fast vollständig sertiggestellt.

Die franzöfifche Depntiertenkammer bewilligte gestern den von der Regierung geforderten Kredit von 400 000 Frank für die Nordlaudsfahrt des Präsidenten Fallisres. Ei« Abäuderuugsantrag, an dieser Summe 50000 Frank

Donnerstag den 3. Autt

zu streichen, um die Reise nach Rußland zu verhindern, wurde nach einer ErkläruugPtchouS abgelehut. In dieser führte Ptchou auS, daS Bündnis mit Rußland bleibe die Grund­lage der auswärtigen PolttikFrankreichsund bedrohe niemand.

Zn den Unrnhe« in Persien wird berichtet, daß das Schießen in Täbris bis Sonntag mittag anhielt. Der Pöbel, i« dessen Händen die Macht ist, plündert daS Arsenal und nahm Gewehre uod Patronen au sich. Von den Reak­tionären begangene Greueltaten beantworteten die Revolu­tionäre mit gleichen Grausamkeiten. Abends wurde der russische Generalkonsul von Vertretern der sich befehlenden Stadttelle «m Vermittlung zur Herstellung des Friede«? an­gegangen. Auf seinen Vorschlag wurde das Schießen ein­gestellt. Im Hinblick auf die Kurdenüberfälle wird auS llrmia gemeldet, daß dort und in der Umgegend jetzt Ruhe eingetreteu iS.

Ueber die BorgSn-e in Persien haben die Koustantkuopeler Zeitungen am Montag zum erstenmal Be­richte veröffentlichen dürfen. Nach den Angaben der türkischen Botschaft in Teheran gab eS bei dem ersten Parlameutsbombardemeut 400 Tote. Der Schah hat erklärt, eS sei nicht seine Abficht, die von seinem Vater auf dem Totenbett erteilte Verfassung mnzustürzeu, er wolle unr der durch die politischen Klubs hervorgerufeuen Anarchie ein Ende machen. In drei Monaten werden die Kammer und der Senat nach den Neuwahlen wieder ihre Beratungen anfnehmen können. Der Schah hofft, daS Volk werde diesmal bei den Wahlen eine bessere Einficht in der Wahl seiner Volksvertreter bekunden.

Was Frankreich unterBeruhigung Marvk- kos" und Zurückziehung der Truppen versteht, zeigt folgende Meldung der deutschen Kabelgramm Gesellschaft aus Casa­blanca: Unausgesetzt treffen neue Truppen ein, um die mi­litärischen Posten abzulösen und zu verstärken. Allein in Bu Ssika stehe« 1500 Manu. Diese entsenden i« nordöst­licher Richtung, also iu eine Gegend, die anßerhalb des Schaujagebtets liegt, Aufklärungsabteilungen. Am letzten Dienstag traf eine Abteilung bet der KaSbah den Ahmed auf friedlich au der Ernte arbeitende Eingeborene und ver­hinderte die Fortsetzung der Arbeiten durch Arttlleriefeuer. Die entrüstete Landbevölkerung griff mit Unterstützung von Gebirgsbewohnern die Franzosen welche, die Kasbah besetzt hatten, an, wurde aber nach zwölfstündigem Kampf zurück­geschlagen. Ihre Verluste find unbekannt. Die Franzosen hatten sieben Tote und sechzehn Verwundete. Mau befürch­tete, daß neue Kämpfe bevorsteheu. Fauzöfischerseits find Verstärkungen unterwegs.

I» Tetna» ist in den Moscheen et« Brief Mnlay Hafids verlese» worden» iu dem er der Stadt für die Wahl zum Sultan seinen Dank ausspricht und die Entsendung einer Deputation «ach Fez verlangt, die ein Geschenk von 500000 Pesetas überbringen soll. AuS Casablanca wird gemeldet, daß General d'Amade an der Spitze einer 1800 Mau« starken Brigade die Küste entlang in der Richtung aus Azemmur aufgebrochen sei. General Liauteh hat die BerpflrgSvorräte der Besatzungen der be­festigten Posten bet Bu-Auan und B«-Deuib, deren Besatz­ung 1100 Mann bezw. 1500 Mann beträgt, bedeutend ver­mehren lasten. Er selbst Hai am 27. Juni von Orau eine Bestchtigungsreise in das Gebiet der Beui-Suaffeu ange­treten und besucht dabei die verschiedenen französischen Kopie­rungen, schließlich den wichtigen Posten von Bergent.

P«l«»e»t>rische Richrichteu.

Die Volksschnlmrvelle im Landtag.

r. Stuttgart» 30. Juni. In der nuu folgenden Generaldebatte zur VolkSschuluovelle ergriff als erster Kultusminister v. Fleischhauer das Wort. Er betonte, die Aufnahme des Wer die Novelle von 1902 hi- nausgeheuden Entwurfs iu der Oeffentlichkeit zeige, daß er die richtige, mittlere Linie eiuhalte. Wer iu der Gesetz­gebung etwas erreichen wolle, wüste sich «tt dem praktisch Erreichbaren begnügen. Der Minister wandte sich dann gegen die Simnitanschule, die i« Wahlkampfe nur von der Sozialdemokratie gefordert worden sei. Wahre Toleranz finde sich in der konfessionellen Schule ebensoviel oder so wenig wie in der Simultanschule. Die fakultative Simul­tanschule hätte die Aufhebung der Einheitlichkeit unseres Schulwesens zur Folge und würde zu einem Gegenstand der Gemeindewahlkämpfe werden. Die Regierung Wiste sich in der Festhaltuug au der konfessionellen Volksschule eins mit der großen Mehrheit des Volkes, was eine Volksab­stimmung beweisen würde. Der Redner rechtfertigte, auf einzelne Bestimmungen des Entwurfs näher eingehend, die Aufstellung der «me« Lehrplans vor Verabfchieduug dieses

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Gesetzes und teilte mit, daß die Reformen schon in de»

nächsten Jahren einen Mehrbedarf von 1000 Lehrern znr Folge haben werden. Er skizzierte dann die Bestimmungen über die Schulaufficht und bqeichuete einige volkSpartelliche Blätterstimmen, wonach dm Klerikalen Zusicherungen ge­macht worden seien, als systematische Irreführung. Die Ortsschulaufficht des Geistlichen müsse bestehen bleiben. Der Geistliche solle nicht eine Polizetmisfiou erhallen, sondern der Anwalt der Schule sei«, was ein schönes, seiner wür­diges Amt sei. Die mit dem Entwurf zu überwindende« Schwierigkeiten seien nicht gering. Er empfehle ihn zur wohlwollenden Prüfung. Stehen Sie mir bei, schloß der Minister, die Volksschule einm kräftigen Schrttt vorwärts zu bringen. Sie werden sich dadurch um daS Wohl des Volkes und deS Landes verdient machen.

Präsident v. Payer verlas hierauf einm von dm »bg. Hieb er (DP.), Liesching (Bp.), Kraut (BK.) und Gröber (Z.) eiugebrachtm Antrag auf Ueberweisnng der Novelle an die Bolksschulkommisfion zur Beratung uud Be­richterstattung.

Sodann unterzog als Vertreter seiner Partei wie als Lehrer der Abg. Löchuer (Bp.) tu einer «eist iu sehr ruhigem Ton gehaltmen Rede den Entwurf einer eingehen­den Kritik. Man hätte von einem Ministerium, daS iu der VerwaltungSpraxiS sich als liberal gezeigt habe, mehr erwarten sollen als diesm Entwurf. Au eine Automobil- geschwindigkeit sei mau in Württemberg, besonders auf dem Gebiete der Volksschule, nicht gewöhnt. Der Redner be­sprach weiterhin die edlzelueu Artikel des Entwurfs und forderte vor allem die fakultative Simullanschule, nach der im Volke ein größeres Verlangen bestehe als mau gemein­hin glaube. Er verlangte ferner die Belastung der Schul­strafe auf 1 wirksamer Maßuahmm gegen die Ueber- fälluug der Schulklaffm, Beseitigung der örtlichen Aufsicht durch die Geistlichen, Vereinheitlichung der Ortsschulbehörde und des Oberschulrats, Fallmlastm der Forderung eines besonderen Examens für die BolkSschullehrer bezüglich der BezirkSschulaufstcht und Beseitigung der Aufsicht des Geist­lichen über dm Religionsunterricht »es Lehrers. Die Novelle sei die Grundlag r zu einem Fortschritt, wmu die Parteien, au die sich der Redner zum Schluß im einzelnen noch wandte, die augedmteteu Verbesserungen in den Entwurf hineiu- arbeitm.

Morgm wird die Beratung fortgesetzt. Dauer der Sitzung 3 bis nach V'8 Uhr.

r. Stnttgart, 1. Juli. In der Zweite» Kanuner

ist heute die Generaldebatte ÄerdieLolksfchuluovelle fortgesetzt worden. Die allgemeine Stimmung war entschieden lebhafter als gestern. Dafür sorgten schon die heutigen Redner, die sich nicht auf eine eintönige Besprechung der einzelnen Artikel deS Entwurfs beschränkten, wie dies gestern der Abg. Löchuer getan hatte.

Durch geschickten Aufbau der Rede stach vou ihm als erster gleich der Abg. Heymauu (Eoz.) ab, der au die große Protestbewegung vou 1904 uud die damals anSge- sprochmeu Anregungen erinnerte, deom jetzt weder die Sprache der Presse, die sonst gern die Nase rümpfe, noch der Entwurf entspreche, auf dm daS Sprich­wort Anwendung finden wüste: Biel Geschrei und wmig Wolle. Der Redner vertrat daun im Jutereste eines Aus­gleichs der Klassengegensätze die sozialdemokratische Forderung der konfessionslosen Einheitsschule, verlangte ein einheitliches Schulgesetz, warf Zentrum und Bauernbund BilduugSfeiod- lichkeit vor uud richtete au die BolkSpartei die Mahnung, die günstige Gelegenheit zu einer durchgreifenden Besserung des VolkSschulwesms nicht ungenützt vorübergehm zu lasten. Was mau vou der Minute auSgeschlagm, gibt keine Ewig­kett zurück.

Der Abg. Schremps (BK.) leitete seine Rede mit einer energischen Abwehr der sozialdemokratischen Angriffe ein. Seine Partei sei befriedigt, daß die Grundlagen deS Gesetzes vou 1836 nicht aogetastet worden find, daß die religiösen Interessen gewahrt bleiben unter Berücksichtigung des geschichtlichen Zusammenhangs, dessen was tu 4 Jahr- Hunderten aufgeblüht ist. Unsere Volksschule befinde sich iu keine« Tiefstand; sie habe Anerkennenswertes geleistet uud er verstehe nicht, wie einzelne Lehrer die Arbeit ihrer Kollegen durch solche Behauptungen von einem Tiefstand degradieren können. Die sozialdemokratischen Abgeordneten seim als NIchtwürttemberger nicht legitimiert zn einem Urteil über unsere Volksschule. Dm Vorwurf der Bild- ungSfetndlichkett weise er aufs entschiedenste zurück. Bei der Sozialdemokratie sei Bildung und Kultur gleich Gott­losigkeit, zn einem Kopf mit Köunm gehöre auch ein Herz mit gutem Charakter. Der Redner äußerte sich zustimmmd zu einzelnen Bestimmungen uud faßte sein UrteU dahin zu-