82 . Jahrgang.

Auflage 2«ioa.

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An unsere Leser und Ireunde!

Der Gesellschafter

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Kundgeöung der Deutschen Ariedensgesellschaft.

Kriegslär« und kein Ende das ist die Sig­natur der Zeit. Man kann fast kein Blatt in die Hand nehmen, ohne von Krieg und Kriegsgeschrei lesen zu wüsten. Was ist denn eigentlich geschehen ? Die Anfreimduag zwischen England nnd Frankreich ist ergänzt worden durch eure

Die weitze Nelke.

Kriminalroman von A Kanlknch.

(Fortsetzung.) (Nachdr. «erb.)

Meta saß noch stamm grübelnd dem Staatsanwalt gegenüber, als der Arzt hereinkam.

Er versicherte Seydel, daß der Zustand seiner Tochter zufriedenstellend sei. Von der größten Sorgenlast befreit, atmete Elisabeths Vater auf.

Wünschen Sie, daß Ihr Fräulein Tochter ins An- gusta-HsWal gebracht, oder möchten Sie fic heimtranspsr- tieren lasten, Herr Staatsanwalt?"

Wenn es möglich ist,'e mir das letztere lieber. Herr Doktor."

Es kann geschehen. DK Wände ist nicht schwer, nur bedarf die Kranke sorgfältiger Pflege uns Schonung. Ich werde Ihnen morgen früh sine Diakoaisstn senden, wenn Sie für diese Nacht die Wache übernehmen könnten."

Der Staatsanwalt bejahte, Meta aber ging hinaus, um die Anstalten zu Elisabeths Ueberführuag zu treffen.

Nun fragt? der Arz>, Dr. Wenstler, zögernd und schonend um die näheren Umstände der Verwundung Elisa­beths. Der Staatsanwalt erkläre ihm das wenige, das ihm darüber bekannt war. Vor allen Dingen bemühte er sich, Elisabeths Abenteuer mit den vorliegenden Gründen genügend zu erklären, um den rätselhaften Schein, der ste beleuchtete, von ihr abzuwenden.

Ich bitte um Ihre D.skretion, Herr Doktor," schloß Seydel feinen Bericht.

Sie können darauf rechnen," versicherte der junge

Montag dm 29. Auni

freundliche Regelung der früher bestehenden Differenzen zwischen England und Rußland. Dabei ist Deutschland nicht geftagt worden, wie es auch seinerzeit weder Fran­zosen noch Rüsten noch Engländer fragte, als es sich mit Österreich und Italien verbündete. Ans der Tatsache, daß die Engländer sowohl mit ihren früheren Erbfeinden, den Franzosen, als auch mit dem alten Rivalen an der Newa fich versöhnten, will mau schließen, daß eS auf eine Kalt­stellung, eine Ausschaltung, eine Einkreisung Deutschlands abgesehen sei. Als ob der nüchtern Denkende überhaupt auf den Gedanken kommen könnte, ein 60 Mtllionen-Volk, das mit Oesterreich und Italien zusammen über 17 Millionen Soldaten ins Feld stellen kann, als guantlts nsgligsadls zu betrachten! Bis jetzt ist kein deutsches Interesse in ir­gend einer greifbaren Weise verletzt worden. Es ist kein Angriff aus unsere Grenzen, unsere Unabhängigkeit erfolgt. Kein deutsches Recht ist angetastet, kein deutsches Gut ver­nichtet worden. Alles was als Gefahr für Deutschlands Machtstellung bezeichnet werden will, ist in Wahrheit nur ein von krankhaftem Mißtrauen geborenes Gespenst. Wir trauen aber dem deutschen Volk soviel gesunden Sinu und soviel Seelenruhe zu, daß es im Staude sein wird, seiner friedlichen Gestnmmg einen unzweideutigen Ausdruck zu geben und den Hetzern das Handwerk zu legen. Möge der Friedensgedaoke siegen über den Wahnsinn der Kriegshetze! Möge uaser Volk seine Kraft beweisen in friedlichem Wett­kampf auf dem Gebiete schaffender Kulturarbeit, nicht aber aus dem Weg barbarischer, kriegerischer Verwicklungen, die sür niemanden einen Gewinn bringen würden, die vielmehr mit dem Ruin unserer ganzen Kultur, mit der Erschöpfung aller Beteiligten enden müßten. Aehnliche Kundgebungen gehen durch Vermittlung des Internationalen Friedens- bureans in Bern der französtschen und englischen Nation zu.

2kokMfche M-Serftcht.

I» der kaiserliche» Marine find für den Herbst folgende Personalveränderungen verfügt worden: Konter­admiral Paschen, zweiter Admiral des zweiten Geschwaders, Konteradmiral Kalau vom Hofe, zweiter Admi al der Aufklärungsschiffe, von diesen Stellungen enthoben. Konter­admiral Jngeuohl, Kommandant derHohenzolleru", unter Belastung im Verhältnis als Admiral L 1a suitv zum zweitin Admiral des ersten Geschwaders ernannt. Konter­admiral Jacobsen, zweiter Admiral des ersten Geschwaders, zum zweiten Admiral der Aufklärungsschiffe, Konteradmiral Gühler, Chef des Stabes der Marinestation der Nordsee, zum zweiten Admiral des zweiten Geschwaders ernannt. Kapitän zur See Dick zum Oberwerftdirektor der Werft zu Wilhelmshaven, Kapitän zur See Gras Plaien zu Haller­mund zum Kommandanten S. M. JachtHohenzolleru" ernannt.

Der VI. de«tfche Gewerkschaftskongreß, der

in den letzten Tagen in Hamburg abgehalten wurde, brachte

Arzt, indem er sich verbindlich vor dem alten Herrn verneigte.

Es war zwei Uhr nachts, als Elisabeth Seydel end­lich daheim in ihrem Bett von allen Schrecknissen ihres Abenteuers auSruhte. Die Fahrt tu dem holprigen Wagen, der fich ans den ausdrücklichen Wunsch des Arztes nur langsam sortbewegen durfte, war schrecklich gewesen. Noch jetzt war ste außer stände, ihrem Vater, der neben ihr faß, die Hand zu drücken. Nur ein paarmal hatte ste ihm durch ein glückliches Lächeln zu verstehen gegeben, daß seine Nähe ste unendlich beruhigte. Nun lag st?, wie vorhin im Hause der fremden Dame, mit geschloffenen Augen regungslos da, so daß SeydelS Besorgnisse um ste sich wieder vermehrten. Das Wundsteber hatte ste ergriffen, und der Schlaf, der ste allmählich umfing, glich eher einer schwere« Bewußtlosig­keit, als dem sausten, tiefen Ausruhen des Geistes und Körpers.

Das Flämmchen der Nachtlampe war der einzige lichte Paukt, der die Dunkelheit durchschimmerte. Der Staats­anwalt ersehnte die Dämmerung des Morgens. In dieser lautlosen, bedrückenden Finsternis schien die Zeit sttllzustehen. Seydel saß an seiner Tochter Bett, eine bange halbe Stunde nach der anderen. Er konnte nicht anders, als nach ihr hiamseheu, obwohl er in dem gedämpften Lichtkreis der Nachtlampe ihr weißes Gesicht kaum zu erkennen vermochte.

Da kam ans einmal ein leiser, klagender Ton von ihren Lippen.

WaS willst du, mein Kind?" fragte er; er erschrak über den fremden Klang in ihrer Stimme.

Ste gab keine Antwort, auch nicht, als er seine Frage wiederholte. Und immer öfter stieß ste diesen anvrrstäud- licheu Klagelaut aus. Seydel, der so ungeübt in aller

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wieder interessante Auseinandersetzungen über die Maifeier.

Alle Redner, mit nur einer Ausnahme, machten kein Hehl daraus, daß ste je eher desto lieber das ganze Institut dieses künstlichen Weltfeiertags aufgeSen würden. Und die Rahe, mit der ihre Ausführungen hiugenommeu wurden, ließ erkennen, daß die allgemeine Stimmung der ganzen Versammlung unter dem Eindruck des Fiaskos stand, daS die Maifeier tatsächlich gemacht hat.

I» der französische« Dep»tterte»ka««er brachte der Untrrrichtsmimster eine Vorlage ein, welche die Neu­tralität der Schulen wahren soll, indem ste Strafe« festsetzt gegen Personen, die Kinder verhindern, zur Schule zu gehen, und gegen Bereinigungen oder Genossenschaften, die den Lehrern den Gebrauch gewisser Bücher beiw Unterricht verbieten wollen. Es handelt sich hier um eine ergänzende Maßnahme zum Treunuugsgesetz.

Auf daS Verhältnis zwischen England nnd Frankreich wirft es ein eigenartiges Licht, daß der berüchtigte französische Ex minister Delcaffö, der gegenwärtig in London weilt, gestern vom König von England empfangen und in einer langen frenndschastlichen Unterredung sehr zuvorkommend behandelt wurde. Man muß bei der Würdigung dieses Ereignisses die Zeit in Betracht ziehen, in der es sich abspielt.

I« de» persisch-türkische» Grenzknnsiikt mischt fich Rußland mit einer scharfen Note au die Türkei ein. AIS Borwand hierzu dient, daß Karden und reguläre türkische Truppen, deren Ueberfälle in Perfieu im Zuuehmeu begriffen find, angeblich auch auf russisches Interessengebiet borge- drungen sind. Rußland das verstanden hat, in der Ange­legenheit England ins Schleppseil zu bekommen, ließ mit Zustimmung Englands durch seinen Vertreter in Konstantino- prl erklären, Rußland könne nicht länger teilnahmlsser Zu­schauer der fortwährend wachsenden Kurdengrenel und des Vordringens der türkischen Truppen bleiben, was mit dm Versicherungen der Pforte vom letzten Winker, den statas qao beizubehalten und eine Ueberschreitung der persischen Grenze nicht zuzulaffea in Widerspruch stehe. Der russische Geschäftsträger wies ferner darauf hin, daß das Erscheium der türkischen Truppen unweit der russischen Grenze für Rußland von wesentlicher Bedeutung sei und daß eine Fort­setzung des Vordringens der türkischen Truppen die Bezieh­ungen Rußlands und der Türkei zu komplizterm geeignet sei und die Lösung der türkisch-persischen Greuzstreitigkeitm noch mehr erschweren könne. Diese halbe Kriegsaudrohvug fand energische Unterstützung durch den englischen Vertreter. Der Großwefir versprach, die türkischen Truppen aus dem Bereich der strittigen Zone abzuberusen und die Kurden zu zügeln. Er hat jedoch die Ueberschrettuug des Bereichs der strittigen Zone tu Abrede gestellt mit Ausnahme einer kleinen Truppeuabtetluug und nur eines Orts. Desgleichen wurde kategorisch die Beteiligung türkischer Kurden au den Greueln verneint. Nach den eingetroffenen Meldungen hat die von Perfischer und türkischer Seite abgeordnete Grenzkommisstou verabredet, gemischte türkisch-persische Abteilung« au dieje-

Kraukenpfleae war, versah uuu mit zitternde» Händen sein Amt Er kühlte ihr die Stirn und flößte ihr den beruhigen­den Trank ein, ganz wie der Arzt ihm vorgeschriebe« hatte. Doch das Fieber stieg; der schwere Schlummer verwandelte fich tu eine quälende Unruhe. Einmal rief ste in furcht­barer Augst aus:O, Mtta, er will mich töten, steh mir bei!" und ste wollte fich aufrichtm, doch der bren- ueude Schmerz in ihrer Schütter hielt ste fest auf dem Lager.

Glaubst du, Meta, daß er mich morgen erstechen will?" jammerte ste in einem so herzbewegenden To», daß Seydel lief aufstöhute.Du wolltest ja kommen, Meta! Glaubitz war da, o, Glaubitz, Glaubitz, er ist fort, er ist bei Richard, und ich, ich wollte ihn doch zurück­reißen!"

So phantasierte Elisabeth fortwährend, wirr und zu­sammenhanglos. Seydel konnte trotz aller Mühe, die er fich gab, keinen Sinn in ihre Reden bringen, die ste bald flehentlich, bald angstvoll und leidenschaftlich hervorstieß.

Wer konnte das fein, der seine Tochter auf diese grau­same Art verwundet hatte? Irgend ein gemeiner Ver­brecher war es nicht; der hätte seine Raublust befriedigt, hätte ihr die Uhr und daS Portemonnaie entwendet; aber nichts war ihr genommm worden! ES war also jemand, der ihr ans Haß oder Rache den Todesstoß hatte geben wollen. Wer, wer konnte das sein! Jener .Apostel', der sie an die einsame Straße bestellt hatte? Welches Interesse hatte er an ihrem Tode? Er war frei aus dem Prozeß deS SchmuckdiebftahlS hervorgegangeu, stand der Angelegen­heit Richard LlaaseuS scheinbar gänzlich fern. Eine Furcht vor Elisabeths Nachforschungen konnte ihn also nicht zu der Tat getrieben haben. Es war ein Gedanke, der den