seinen Gehilfen hinausschickte, fie aber als von ihm selbst vollzogen mit seiner Unterschrift versah, wegen falscher Be­urkundung im Amte zu drei Monaten Gefängnis.

BerU«, 22. Juni. De« Hilssvereio der deutschen Juden wird aus Bjelostok, 22. Juni, telegraphiert: Gestern wurde das Urteil im Bjrlostoker Pogromprozeß verkün­det. Es wurden 12 Angeklagte zu Gefängnisstrafen von 8 Monaten bis 1 Jahr verurteilt. E'n Angeklagter erhielt wegen Totschlags 3 Jahre Gefängnis, die übrigen 17 An­geklagten wurden freigefprcchrn. Die Zivilkläger verzichtetes darauf, ihre Schadenersatzansprüche geltend zu machen.

Unter de« Verdacht de- Latermordes.

Vor dem Schwurgericht des Berliner Landgerichts hat gestern die auf mehrere Tage berechnete Verhandlung gegen den ehemaligen Forsteltveu Willi Schwartzevstein begonnen, der unter der schweren Anklage der Ermordung seines Vaters, deS königlichen Försters Schwartzensteiv, steht. Der Aridrag des Publikums zu dieser Verhandlung war ganz ungewöhnlich groß. Der 21jährige Angeklagte, ein mittelgroßer, schmächtiger Manu, betrat den Serichtsaal, ohne die geringste Befangenheit zu zeigen, und musterte wiederholt den Zuhörerraum, in dem hauptsächlich Damen Platz genommen hatten. Der Angeklagte bestritt emschirden, die Tat begangen zu haben.

Deutsches Reich.

Berlin, 22. Juui. Die Witwe eines Uhrenaeschäfts- inhobers wird bischuldigt, 1903 ihnn Mann. 1906 ihren Schwager und 1907 den Bräutigam ihrer Tochter ver­giftet zu haben. Die betreffenden Gräber wurden auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft geöffnet und daraus Leichenteele zm Untersuchung einem Gcrichtschemiker über­geben. Die Angeschuldigle befindet sich noch auf freiem Fuße.

Potsdam, 22. Juni. Wie diePotsd. Ztz." meldet, hat der Kaiser eine strenge Untersuchung angeordnet, gegen die in militärischen Kreisen zu suchenden Verbreiter der angebl. unrichtig wiedergegebenen Döberitzer Kaiserrede. Sämtliche Osfistcre, welche der Döbentzer An­sprache beiwohnten, stad zur Eiazelv raehmrng vor dem die Untersuchung führenden Stadtkommandanten von Berlin geladen.

Singen, 22 Juni. Hier ereignete sich ein neuer Eisen bah nun fall. Bim Manöverirren fuhren infolge falscher Weichenftellung zwei Maschinen oncinordir und reffen sich gegenseitig die Zylinder weg. Zum Glück wurden keine Personen verletzt.

München, 19. Juni. (Unfall oder Verbrechen.) Eine merkwürdige Geschichte, von der noch nicht aufgeklärt ist, ob es sich um einen Unfall oder ein Verbuchen handelt hat, sich am letzten Dienstag in der Nähe von Leutstädten zu- getragcn. Der im 20. Jahre stehende Efflnbahnbedienstete August Hecker war mit feiner Braut, der 19 Jahre alten Schreimrstochter Therese Ilgen, auf etaem Spaziergang von Leurstädten nach Starnberg begriffen. Angeblich wollten beide an einer ziemlich einsamen Stelle die Würm durchwaten. Heckel, der sich entkleidet halte, gelang eS, den au dieser Stelle etwa 1?/, Meter hohen Bach zu durchwaten, während seine Begleiterin, die sich nur des Oöerrocks «ud des Huts entledigt hatte und so den Bach durchschreiten wollte, hier­bei ertrunken ist. Mittwoch kräh 7 Uhr wurde die Leiche des Mädchens gefunden. Heckel wurde zuerst verhaftet nach erfolgter richterlicher Vernehmung jedoch wieder sreigelaffen. Am Donnerstag früh sollte die Sektion der Leiche stattfiu- den, zu der auch Heckel vorgeladeu war. Er erschien jedoch hierzu nicht und hat sich auch seit Dienstag Ln seiner Woh­nung nicht mehr sehen lassen. Gegen H. ist neuerdings Haftbefehl erlassen worden.

Mühlheim a. Rh., 22. Juni. In einem benach­barten Orte zechten 2 Brüder auf der Kirmeß die ganze Nacht hindurch und gerieten unter der Einwirkung des Alkohols derart aneinander, daß der eine Bruder den andern erschlug.

Kattowitz, 22. Juui. In der vorletzten Nacht wurden ans dem hiesigen Bahnhof 4 Mädchenhändler,

3 Männer und 1 Freu, die über Hamburg von Argentinien kamen und nach Rußland weiter reisen wollten, verhaftet.

^ Hamb«rg, 22 . Juni. Präsident Fallteres wird am 25. Juli zur Reise nach Reval den Kaiser Wilhelm-Kaual (Nordoflsee Kanal und den Kieler Hase» durchfahren. Zu Ehren des französischen Präsidenten werden die deutschen Kriegsschiffe flaggen und den Ehrcnsilut abfeneru.

Ausland.

8. u. L. Wie«, 20. Juui. Die Wiener parlamen­tarischen Berichterstatter haben au das Syndikat der italie­nische» Parlameutsberichterstatter in Rom eine Solidaritäts- Kundgebung gerichtet, ebenso derVerband der Wiener Zeitungskorrespondenzen".

Ei» »e»er Jo»rnaltste»streik.

8. n. L. Laibach, 20. Juni. Die Vertreter sämtlicher hiesiger Zeitungen im Krainer Landtage haben heute ihre Plätze verlafsm und an den Landeshauptmann Abg. Sukye ein Schreiben gerichtet, in dem sie ihm Mitteilen, daß fir mit Rücksicht darauf, daß ihr in der letzten Session gestelltes Verlangen nach Zuweisung entsprechender Arbeitsplätze bis­her noch immer nicht erfüllt wurde, die Berichterstattung über die Vorgänge im Krainer Landtage mit dem heutigen Tage einstellen. Die Berichterstatter erklären gleichzeitig solidarisch, erst dann ihre Tätigkeit wieder aufzunehmeu zu wollen, bis ihnen seitens des Präsidiums des Landtages entsprechende Arbeitsplätze zugewiesen werden. Aus diesem Grunde veröffentlichen die hiesigen Blätter keinerlei Berichte über die gestern b.gonnene Session des Krainer Land­tages.

St. Etievue, 22. Juni. In den Lotregruben ereignete sich heute eine Explosion schlagender Wetter. 11 Mann sollen getötet worden sein.

London, 22. Juui. Aus Southampton wird tele­graphiert, daß die Paffagiere des Albertville den Unter­gang des Kougo-FlnßdampfersBille de BrugeS" durch einen Tornalo bestätigen. V« Mensche» käme« da­bei «m.

Philadelphia, 21. Juni. Die Explosion auf dem deutschen FrachtdampferArcadia", durch die drei Per­sonen getötet, sechs schwer uud vierzig leicht verletzt wurden, ist verursacht durch ein im Laderaum befindliches Spreng­geschoß, das mit Pulver, Nägeln und Eisenstücken geladen war. Mau vermutet, daß eS fich um einen verbrecherischen Plan handelt. Der Laderaum war seit der Abfahrt aus Hamburg uneröffnet geblieben. Das Schiff ist gesunken.

130V Mensche« obdachlos geworden.

Die nächst der Martinswaud gelegene Ortschaft Ziel (Tirol) ist vollständig niedergebraunt. Das Feuer ist wahrscheinlich durch die Unvorsichtigkeit spielender Kinder entstanden und breitete sich infolge des herrschen­den Sturmes mit rasender Eile aus. Im ganzen brannten L«4 Häuser, darunter die Kirche, der Pfarrhof, das Post- und das Gemeindeamtsgebäude. nieder. Das ganze Dorf liegt i» Schutt und Trümmer«. ISO« Personen sind obdachlos. Am Brandplatze arbeiteten den gauzeu Tag über18Feuerwehreu. Von Innsbruck wurde Militär zur Hilfeleistung nach Zirl geschickt. Unter den Obdachlosen herrscht großer Mangel an Kleidern und Nahrungsmitteln. Wie amtlich festgestellt worden ist, be­trägt der durch die Brandkatastrophe augerichtete Schade« LSvoovv Krone«, denen eine Versicherungssumme vou 600 000 Kronen gcgmübersteht. Die Zahl der Tote« beträgt nach »eueren Feststellungen 4, doch werden noch mehrere Personen vermißt. Bei dem Hilfskomitee, das sich im Laufe des gestrigen Tages in Innsbruck bildete, liefen bis mittags außer großen Spenden au Kleidern und Lebensmitteln etwa 20 000 Kronen ein. Erzherzog Eugen spendete 2000 Kronen.

Vermischtes.

Leitsätze bei Fenersgefahr macht die Berliner Feu­erwehr in ihrem letzten Jahresbericht bekannt. Sie sollen an de« Eingängen der Berliner Häuser angebracht werden. Zunächst heißt es:Feuer! Ruhe und Besonnenheit! 1. Die Feuerwehr alarmieren! 2. Türen nach den Treppen usw. geschloffen halten! 3. Nicht auf den Treppen anfhalten! 4. Gefährdete Personen haben sich d:r Feuerwehr bemerkbar zu machen. 5. Niemals auf Zuruf des Publikums abspring- en. 6. In verqualmten Räumen fich kriechend bewegen; ein nasses Tuch vor Mund und Nase halten."

Der tote Segler. Aus Plymouth wird die Ge­schichte einer seltsamen Tragödie berichtet, wie sie der düsteren Phantasie eines Poe entsprungen sein könnte. Das kleine FischerbootFürchte nicht" ging nach den Eddistone-Fischgrüudeu, au Bord befanden fich der Eigen­tümer, ein sechsjähriger wettergebräunter Greis, der Fischer William Rowe und sein siebzehnjähriger Sohn, der

schon oft den Vattr bei seinen Fahrten begleitet hatte. Gegen Nachmittag kehrte das Boot nach Suttou Harbour zurück. Schon von der Küste her konnte mau erkennen, daß der alte Fischer aufrecht, mit gekreuzten Armen, regungslos in dem Fahrzeug faß, während der Sohn das Steuer führte. Es ging nur eine schwache Brise, und so dauerte eS lange, ehe das Boot etiMef. Die Ftscherge- nofsen, die am Kai standen, begrübt» n den hrimkehrendeu Kameraden mtt freundlichem Zuruf uud fragten nach der Jagdbeute. Aber der Alte saß unbeweglich and keine Antwort tönte zurück. Das erweckte die Aufmerksamkeit, man wiederholte die Rufe uud schließlich ruderte man hinaus zu dem langsam dahintreibenden Segler. Der alte Fischer war tct, sein Sohn halb besinnungslos und anscheinend geistesgestört. Erst am nächsten Tag kehrte sein Bewußtsein zurück und er vermochte den Hergang zu erzählen. Sein Barer hatte den Anker gelichter uud war daun in dir fitzende Stellung zurückgesunken, in der er auch heimkehrte. Der Sohn sprach mit ihm, er erhielt keine Antwort, er berührte ihn und schließlich merkte er, daß der Alte tot war. Eine glühende Hitze lag über dem Meer und raubte den Atem. Das Seltsame der Tragödie übte auf den Soha einen wuuderlichm Eilfluß, er geriet in eiaen Traumzustand und mechanisch, ohne Bewußtsein steuerte er das Fahrzeug nach dem Hafen zurück.

Schlaflosigkeit. Häufig wird durch krankhafte ner­vöse Erregung, Schmerz, geistige Ueberanstrengung, über­mäßigen Genuß von starkem Tee, Kaffee usw. Schlaflosig­keit hervorgerufen. Das Nebel ist oft nur schwer zu be­seitigen. meist durch Hebung der Ursachen, und die Anwendung narkotischer Mittel soll nur aus Anordnung des Arztes ge­schehen. Dagegen gibt es ein harmloses Hausmittel, das fast regelmäßig Erfolg hat, wenig bekannt ist, und vou dessen Güte man sich leicht überzeugen kann. Man nehme einfach ein feuchtes Handtuch uud lege es fich in den Nacken. Gegen Schlaflosigkeit bei nervösen Leuten, die an kalten Füßen leiden und in dem Kopfe Hitze haben, gibt es kein besseres Mittel, als abends vor dem Schlafgehea die Glieder, besonders die Füße, mit einer Bürste oder mit einem aus- gewundenen Handtuch adzureiben, aber tüchtig. Hierdurch wird das Blut besser tu Umlauf gesetzt, uud eS tritt Müdigkeit ein. Arzneien lassen fich gegen diese Art von Schlaflosigkeit nicht mit Erfolg anwenden.

Landwirtschaft, Handel uud Verkehr.

Nürtingen, 1». Juni. Birh- und Schwrinemarkt. Pferd» zugeführl 6, Mastochsrn zugesührt 4, verkauft 2, Preis bSO Zugochsen zugeführt 18, verkauft 7, Preis 480 495 Etiere zu­geführt 49, verkauft 21, Preis 310-408 Kühe und kalbrln zu- gesührt 104, verkauft 8S, Preis 210-462 Jungvieh zugeführt 108, verkauft 68, Preis 118-286 Läuferschrveine,»geführt IS,

verkauft 13, Preis 3886 Milchschwrinr zugeführt 137, verkauft 120. Preis 14-27 Geschäftsgang: Zu Markt wurden gebracht: 6 Pferde. 280 Stück B eh und 160 Schwein, Der Markt war nur schwach befahren, waS se neu Grund darin haben dürste, daß eines­teils die Heuernte in vollem Gange ist und ondernteilS bei de» reichlichen FutterauSfichten überhaupt wenig Bieh verkäuflich ist. Der Handel ging bei hohen Preisen etwa- langsam Am meisten gesucht war Fett- und Jungvieh, sowie tragende Kalbrln. Am Schwrinemarkt ging der Verkauf flott bei anziehrnden Preisen.

r. Bad Mergentheim, SO. Juni Dem gestrigen Schweine­markt waren nur 286 L'>rlchschweine zugesübrt. Bezahlt wurde daS Paar mit 84-56 ^ Trotz der geringen Zufuhr blieb die Hälft« unverkauft, was wohl sein« Ursache in der jetzigen Heuernte hat.

r. Ulm, 22. Juni. Dem Schwrinemarkt waren nur' 68 Milch- schweiae und 7 Läufer zugesührt. Der Handel gestaltete fich lebhaft, wethalb fich die Preise auf der bisherigen Höhe hielten Milchschweiue kosteten 19 -28 Läufer 4850 ^ per Ltück.

r. Vtnttgnrt, 22. Juni. Schlachtviehmarkt.

Ochse». Bullen, kalbeln u. Kühe. Kälber. Schwei»«. Zugetrieben: 20 10 174 204 416

Verkauft:

18 7

108

204 891

Erlös a»S '/, trg Schlachtgewicht.

Pfennig

Ps«««tg

Ochsen

von dir

Kühe

von btS

. 39 . 49

Bullen

. 67 . 68

Kälber

. 97 . 100

. 68 . 66

. 94 . 9 «

Stier« und

. 83 ^ 88

. 87 . 91

Jungrtnder

. 80 . 8Z

Schweine

. 66 . 68

. 77 . 79

. 61 . 84

Verlauf deS Marktes: Schweine lebhaft, sonst mäßig belebt.

«n-Wärtige Dode-falle

Tübingen: Otto Stehle, Friseur; Karl Christian k rrrr, »1 I.; Friedrich Frick, Altensteig.

Wittee««g»v,rhersage. Mittwoch den 24. Juni. Wolkig, mäßig warm, aufhörm der Nied rschläge.

Druck und Verlag der G. W. Zatser'sche» Buchdruckerei (G«U Zaiser) Nagold. Für die Redaktion verantwortlich: k. Paar.

Die Sladt-Gemeiude Nagold

MW" verkauft -Mz NM Donnerstag, de« 25 .

Graslose

zur Selbstgrwinuung:

1. in der Waldach-Hnt: 10 Lose Gras auf den Wegen im Distrikt Winterhalde, ferner i« Distrikt Killberg Abteilungen Butten­mühle, Stellesbuckel, Besenreisteich, Lehmgrube, Lache, Sommrrhalde;

2. in der Ragold-Hnt: 10 Lose Gras auf den Wegen im Distrikt Killberg Abteilungen Dreispitz, Herreuwäldle, Stubenkämmerle und Linsenwrg.

Zusammenkunft für die Winterhalde morgens V'/» Uhr aus der Höhe der Hangrmer Steige,

für den Ktllberg vorm. »V» Uhr bei de« Pflanzschulhänscheu in Abteilung vordere Lache.

WM- Die Ziehungsliste der Reutlinger Geldlotterie kann eingesehen werden bei G. W. Zaiser.

«S»»» «M» »WW»»»W^W»» »WM

Nagold.

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samt Jungem

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hat zu verkaufen

Bernhard Bertsch,

Glasermeister.

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