82. Jahrgang.

Auflage 2SVV.

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AmlücheS,

Kurs für Schuhmacher.

" Me K. Zentralstelle für Gewerbe uad Handel beabsichtigt im Monat August einen zweiwöchigen Kurs für Schuhmacher in Stuttgart zu veranstalten. In dem Kurs für Schuh­macher wird Unterricht im Maßnehmen, Leisteuzurichteu, Musterzeichner: usw. erteilt.

Zugelaffen werden in erster Linie selbständige, in Württemberg ansäsfige Schuhmacher; soweit angängig werden auch ältere Geselle», insbesondere solche, welche im Begriff sind, sich selbständig zu machen, berücksichtigt. Für den Fall, daß die Zahl der ei kommenden Anmeldungen eine entsprechende ist, behält sich die K. Zentralstelle vor, mehrere Kurse, unter Umständen auch an einem auswärtigen Platz, abzuhalten.

Der Unterricht in dem Kurs ist unentgeltlich. Minder­bemittelten Teilnehmern wird auf Ansuchen Ersatz der Reisekosten vom Wohnort nach dem Ort der Abhaltung des Kurses gewährt. Außerdem kann solchen auswärtigen Teilnehmern, welche in besonders bedürftiger Lage sich be­finden, auf Ansuchen und bet Nachweis der besonderen Be­dürftigkeit ein Beitrag zu den Aufenthaltskosten gereicht werden. Solche Beitragsgesuche find gleich bei der An­meldung zam Kurs anzubrtugen; nachträgliche Gesuche können dl der Regel nicht berücksichtigt werden.

D e Anmeldungen zu der Teilnahme an dem Kms find bis spätestens 15. Juli 1908 bei der K. Zentral­stelle für Gewerbe und Handel durch Vermittlung der Ortsbehördeu oder der Vorstände der örtlichen gewerblichen Bereinigungen eivznreichen.

Die Oltsbehörden und die Vorstände der gewerblichen Berein guagen werden ersucht, bei Vorlage der Anmeldungen sich darüber, ob die Allgemeldeten nach ihren Kevntuiffen und Fähigkeiten mit Erfolg an dem Kars sich beteiligen können, und, wenn um einen Beitrag nachgesucht wird, auch über die Vermögens- und Einkommeusmrhältnifse der Ge­suchsteller bezw. ihrer Eltern zu äußern.

Aus den Anmeldungen soll ersichtlich seia: Namen, Beruf, Berufsstellung (ob selbständig oder Geselle), Wohn­ort und Alter der Angemeldeteu.

Stuttgart, den 18. Mai. 1908. Mosthaf.

Bekanntmachung.

betr. Feldbereinignng a«f Marknug Sulz.

Am Samstag, de« 18 Juli d. Js. findet von «achmittags S Uhr an auf dem Rathaus t« S«Iz die Besitzstand- ««d Eiuschätzuugstagfahrt für die in Ausführung begriffene Feldberei«ign«g auf Mark­ung Sulz statt.

Hiezu werden alle beteiligten Güterbefitzer mit dem Bemerken eingeladen, daß etwaige Einwendungen gegen die Befitzstaudsaufuahure und gegen die vorgenommene Schätzung bei Ausschluß Vermeidung bis zur Tagfahct bei der Vollzugskommisfio« oder in letzterer selbst vorzubrtngen find und daß gegen die Versäumung recht-e tigcn Vorbringens

Die weiße Nelke.

Kriminalroman von I. Kauldach.

(Sortsetznn,.) (Nachdr. verb.)

Aber was war denn der Grund vim HenzenS düsterer Stimmung?"

Ja, ob das nun so seine, gewissermaßen seine Charaktereigenschaft war, oder ob das mit seiner Tochter ihn wurmte, oder beides"

Mit seiner Tochter?" fragte Fluth rasch;was war

mit ihr?"

Ach ja, das dürft' ich nun wohl eigentlich nicht sagen; es fuhr mir eben so heraus; aber-"

Es soll Ihr Schaden nicht sein, wenn Sie mir alles erzählen; ich wiederhole es Ihnen noch einmal," drängte der Detektiv.

Nicht mein Schade», nicht mein Schaden," murmelten die zahnlosen Lippen des Alten, und seine Augen leuchteten in hungriger Glut.Uud eigentlich ist's jetzt so lange her-"

Erzählen Sie, Alter, erzählen Sie!"

Der Schuster rückte ganz nahe mit seinem Schemel zu Fluth heran und flüsterte ihm mit geheimnisvoller Stimme zu:

's war 'n nebliger Tag, wie heute, so daß man die HLaser drüben nur so wie durch Gaze sehen konnte, nur daß an dem Tage noch die Regentropfen auf die Schiefer­dächer trommelten; ich saß hier allein dicht am Fenster und klopfte ein paar neue Schuhe zurecht; auf einmal höre ich

Dienstag den 1«. Juni

solcher Einwendungen eine Wiedereinsetzung in den vorigen Stand nicht stattfindet.

Die betreffenden Akte«, der Situationsplan mit den eingezeichneten Eigentum?- und BonitieruugSgreuzen, die BouitierungSprotokolle, das Bonitierungs-Verzeichnis, das Befitzstandsregister und das Verzeichnis über die ermittelten Wertserhöhungen und Verminderungen sind zur allgemeinen Einsichtnahme auf dem Rathause in Sulz bis zum 18. Juli l. Js. aufgelegt.

Die Mitglieder der Vollzugskommisfion find auf Ver­lange« bereit ans dieser Tagfahrt das von ihr eiugehaltene Verfahren mündlich des Näheren zu erläutern.

Nagold, den 15. Juni 1908. _ K. Oberamt. Ritter.

Die Schultheisteuäurter

derjenigen Gemeinden, welche sich dem Gemeindeverband

Elektrizitätswerk für den Bezirk Calw angeschloffen haben, werden hiemit aufgefordeit, tu aller Bälde die steifen Geueeiudeergäuzuu-Skarte«, auf welche» die Ortspläue ausgezeichnet find, anher wohlver­packt vorzulege», u« au der Hand derselben den Plan für die Leitungsnetze anfertigeu lassen zu können.

Nagold, dm 15. Juni 1908.

K. Oberamt. Ritter.

20 Jahre Kaiser.

Gestern waren seit dem Regierungs-Antritt Kaiser Wilhelms II 20 Jahre verflossen. Der Tag wurde als Regierungsjubiläum nicht offiziell gefeiert, doch brachte das preußische Staatsministerium, mit dem Fürsten Bülow an der Spitze, dem Monarchen im Neuen Palais zu Potsdam anläßlich des zwanzigsten Jahrestages des Regierungs­antritts seine Glückwünsche dar. Später empfing der Kaiser zu dem gleichen Zwecke das Hauptquartier, geführt von Geueralfeldmarschall v. Hahuke.

Die deutsche Presse hat natürlich den Tag nicht vor­übergehen lassen, ohne das Wirken Kaiser Wilhelms ein­gehend zu würdigen, uud auch in der ausländischen Presse beschäftigt mau sich a«S diesem Anlaß mit der Person des Kaisers. Bemerkenswert ist in dieser Hinsicht eine längere Auslassung des Wiener FremdeublatteS. Dieses schreibt u. a.:

Mit jugendlicher Kraft drang er von allen Seiten in den umfassenden Kreis seiner Herrscherpflichten ein, an­regend und befeuernd, vielfach auf neuen Wegen zu neuen Zielen auSschreitend. Die persönlich starkm In­teressen für die ausgleichendeu Tendenzen der Sozial­politik zeigten der Welt alsbald da? sympathische Bild eines modernen Herrschers mit eigenen Ideen uud unter hochgespannter Energie, ste in die Wirklichkeit umzu- setzen. Als echter Sproß seines Hauses erwies sich Kaiser Wilhelm allezeit als leidenschaftlicher Soldat. Die deutsche Kriegsmarine sieht in ihm ihren sachkundigen und unerschütterliche» Förderer, die Truppe aber verehrt in ihm, dem treuen Freund uud Bundesgenossen unseres K aisers, den starken Sch irmherr« des Friedens und be­

wert die Treppe herausstolpern und wie ich eben denke, wer denn da so ankommeu mag, wird auch schon die Tür hier aufgerissea, und Friedrich Heazeu kommt hereiugestürzt. Gnädiger Herr, mein Lebtag werd' ich das nicht mehr vergessen, wie der Mann aussah und wie er sich gebärdete. Anfangs glaubte ich, er wäre toll geworden, denn er schüt- telte die Faust und stieß schreckliche Verwünschungen auS; dazu fürchtete ich mich vor seinem Gesicht, gnädiger Herr! Das war verzerrt, wie ich es noch nie gesehen hatte.

Mas ist passtert?' fragte ich, ,ums Himmels willen, Henzen, was ist passtert?'

,Meia Kind, mein Kind, mein Kind!' schrie er immerfort uud raunte wie unsinnig hier auf uud ab, mit den Händen drohend oder sich das Haar raufend. ,O der Elende, der Schuft!' So ging es in einem fort, daß mir gruselte, gnädiger Herr. Er schien mich nicht zu hören und nicht zn sehen, seine Augen hatten einen furchtbaren Blick. Endlich wagte ich ihn wieder zu fragen, was ge­schehen sei.

,Verführt hat er mein Kind, mein schönes Kind, «ein Einziges!'"

Wer, wer hatte das getan?" unterbrach ihn Fluth lebhaft.

Ich wnßte es, ohne daß er eS sagte: Der Kaufmann BrunS hatte es getan, der ja allen Weibern gefährlich war. Ich sah es aus der Drohung, die Henzeu mit geballter Faust nach dem Bordergebäude richtete. Nun, allmählich beruhigte er sich. Ich versprach ihm, daß ich seine Meta zu «einer Tochter aufs Land schicken wollte. Die würde

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wundert seine unablässige Fürsorge für die Güter schaffen­den und alle Künste befruchtenden Segnungen dieses mit Ernst und Aufrichtigkeit in allen Wandlungen der letzten zwei Jahrzehnte der europäischen Politik bewährten Friedenszustaudes. Die dankbare Liebe, mit der das deutsche Volk die Herrschertugeuden seines Kaisers lohnt, findet au diesem Tage ein machtvolles, ergänzendes Echo in unserer Monarchie, deren Völker Kaiser Wilhelm zu seinem bedeutsamen Jubiläum innig beglückwünschen in der herzlichen Hoffnung, daß ihm zum Heile des mit uns verbündetm Deutschen Reiches noch viele Regier- uugsjahre voll beglückender Erfolge seines hohen fürst­lichen Bestrebens beschicken fein mögen.

Das Kaiserpaar verbrachte den Tag in stiller Zurück­gezogenheit. ohne rauschende Feste. Der Draht weiß nur von einem Akt der Pietät zu berichten: Das Kaiserpaar besuchte das Mausoleum und legte am Sarkophag Kaiser Friedrichs Kränze nieder.

Aon der Hauptversammlung des Deutschen Illottenvereirrs

in Danzig wurde am Souutag folgende Resolution angenommen:

Der Deutsche Flotteuvereiu ist uud bleibt ein uatio- nalpolitischer, also vaterländischer Verein, der über de« Gegensätzen der Parteien und Konfessionen steht und daher keinen parteipolitischen Charakter trägt. Um da- Verständnis für die Notwendigkeit einer starken Flotte im Volke zu stärken, steht der Deutsche Flotteuvereiu seine vornehmste Aufgabe darin, die Betätigung des Nationalgefühls zn heben. Der Deutsche Flottevverei« nimmt für sich das Recht iu Anspruch zur Frage des schnelleren Ausbaues der Flotte selbständig Stellung zu nehmen.

Zur Wnhl de- PrSfidi««» wurde vom Vorstand folgender Vorschlag gemacht:

Der Fürst Salm wird zum Präsidenten wiedergewählt und für den Fall, daß er a«S irgendeinem Grunde die Wahl ablehueu sollte, wird Admiral Köster-Berlin zum Vorsitzenden gewählt.

Der ersteBorschlag, den Fürsten Salm wtedrrzuwählen, findet stürmischen Bestall. Der Fürst wird einstimmig zum Vorsitzenden wiedergewählt.

Nach eingehender Aussprache wurde die Eveutualwahl des Admirals v. Köster mit schwacher Mehrheit gen eh- migt und zwar mit 98 gegen 94 Stimmen. Es folgtm sodann die Neuwahlen der übrigen Mitglteger des Präsidi­ums. Kommerzienrat Detchmaun-Köln: Wir sind mit dem Fürsten Salm seinerzeit vom Präsidium zurück- getreten uud haben uns solidarisch erklärt. Wir find also gebnuden und können eine Neuwahl nicht aunehmen. ES stagt sich nun, wie die Sache sich gestaltet, wenn der Fürst

das arme Mädchen gern eine Zeitlaug bei sich aufuehmeu.

Unsereiner Hilst sich untereinander, Herr. Ein Jammer war's, das junge Geschöpf zu sehen! Das war damals noch nicht 17 Jahre alt uud hatte wohl kaum eine Ahnung von seiner Sünde. ES hatte ein paar Augen im Kopfe, die konnten einen Manu wohl verrückt wache», noch dazu einen, wie den Kommerzienrat Bruns. Und wie das Sind sich erst klar machte, was geschehen war, da hat fich's die Sache zu Herzen genommen, daß es ein Jammer war. Immer geweint uud geweint, daß mau sich wunderte, woher alle die Tränen kommen konnten. Ach, und elend zum Erbarmen sah das arme Ding aus. Nun Henzeu brachte es fort zu meiner Tochter. Ein Glück war bet allem Unglück; das kleine Weseu, das zur Welt kam. blieb nicht am Leben. So wurde die Sache gar nicht aus Licht gezogen. Das war HenzenS größte ^orge gewesen."

August Fluth hatte mit wachsender Spannung die Er­zählung vernommen.

Meta Heuzeu das Opfer des Kommerzienrats BrunS! Eine so wichtige Enthüllung hätte er sich nicht träume» lassen! Eine Welle schwiegen beide. Der Schuster sah über den Hof hinaus, nach den Fenstern da drüben, die durch dm Nebel blickten; und die Gedanken an die da­maligen Ereignisse bannten seinen Blick an jene Stelle.

Aber wie," fragte der Detektiv nach diesem Schweigen, wie war BrunS denn an das Mädchen gekommen?"

DaS weiß ich nicht. Ich habe mich auch darüber gewundert, well die HenzenS so zurückgezogen lebten. Doch