82. Jahrgang.

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Baue« v. Jmmenhausen, zew. Oeler,

aria, Ziegeleibes. Wwe., Zimrnrrmanns Witwe.

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Walters Witwe.

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ia Maria, gib. Lichele, nnS Witwe.

terbach. igian, Bierbrauer, tfried, KüblerS Ehefrau, >e Margarete, ledig, Georg, Maurers Wwe., ,, KüblerS Ehefrau.

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Maria, 16 I. alt.

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schmeisterS Ehefrau.

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önbronn.

Maria, res. Schultheißrir

rt^lheim.

iakod, Händler- Witwe,

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I, Webers Witwe, Geor^, WagnerS Witwe, Georg, Gipsers Ehefrau, i Händler.

ildberg.

lerirud, «. Oberförsters

»t Haiterbach:

8. Mai 1 Tochter deS . Killinger hier, i 1 dto. de» Schreiner» tunst jung hier,

1 Sohn c eS TaglöhnrrS er hier,

1 dto de» ZirnmermaunS ler hier,

1 Tochter de» Schreiners lz hier.

1. Mai der l. Pflästerer übel hier mit Rofinr g hier.

S. Mai der Bierbrauer »ier,

> die Margarete Bitzler er,

i 1 Sohn de» Gipser»

terfchwandorf,

iai 1 dto. d-S Gipsers

brr hier,

ai die ledige Katharine ai die Witwe Barbara

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Die Mouarcheu-Zusammeuluus! m Reval.

Reval, 11. Juni. Die letzten Stunden derWonarcheu- zusammenkuuft gestern abend gestalteten sich zu einem glänzenden Abschluß der Begegnung. Nach dem Bankett an Bord der britischen Jacht Viktoria and Albert versammelien die kaiserlichen und königlichen Herrschaften die Minister md andere Gäste auf de« Hauptdeck. Der Kaiser trug die Uniform des englischen Kavallerieregiments, der König diejenige der Kiew-Dragoner. Ans der Stadt kamen zwei Dampfer mit Säugern, die eine Serenade dar­brachten. Als die englische Hymne gesungen wurde und der König und die Königin sich dankend verneigten, wurden st« mit begeisterten Zurufen begrüßt. Bei Absingen der rus­sischen Hymne traten der Kaiser und die Kaiserin hinzu und die ganze Gruppe lauschte einige Minuten den Sängern. Der König hatte sodann eine lange Unterredung mit dem Minister Stslypin. Schließlich wurde bis Mitternacht getanzt.

8»«do«, 11. Juni. Wie Reuter meldet, find die englischen Kriegsschiffe 3 Uhr morgens in Reval in See gegangen. Es wurden keine Salutschüsse abgefeuert. Beim Diner gab der Kaiser bekannt, daß er den König zum rus­sischen Admiral ernannt habe.

Londo«, 11. Juni. Der Korrespondent derTimes" in Reval erfährt von ausgezeichneter Seite, daß die poli­tischen Gespräche sich in der Hauptsache auf Make­donien bezogen haben. Man sei zu einer Vereinbarung gelaugt, die der Linie der Vorschläge Sir Edward GreyS nahekomme. Namentlich sollen die Einkünfte des Landes für die eigenen Zwecke Mazedoniens verwendet werden. Der Korrespondent erwähnt als Gerücht, daß die englischen Md russischen Herrscherhäuser künftig in eine noch viel nähere Verbindung treten werden, womit auf eine Ver­lobung der Prinzessin Patricia von Cvnnaught mit einem russischen Großfürsten hiugedeutet wird. (Offenbar handelt es M dabet um den einzigen Bruder des Zaren, den Großfürsten dessen letzte Reise nach England bereits mit einer Braut- fchan in Verbindung gebracht wurde.) In ihrem Kommen­tar über di« Revaler Begegnung gibt die Times zwar ihrer angeblichen Ueberzcugung Ausdruck, daß darin auch nicht der Schatten einer Drohung gegen andere liege, und alles nur dem Frieden zuliebe geschehe, sagt daun aber doch, Laß, obwohl keine Allianz vorliege, die Situation leicht eine Allianz erzeugen könnte, wenn andere aggressiv Verden sollten.

Berttr», 11. Juni. Ueber dieRevaler Monarchen" Begegnung schreibt dieNordd. Allg. Ztg.": Die gewech­selten Trinksprüche seien gekennzeichnet durch den Ausdruck warmer Zuneigung, den beide Monarchen in ihre Worte legten. Politisch bemerkenswert erscheinen die nachdrücklichen Hinweise auf die Bedeutung, welche das innerafiattsche Ab­kommen für die Annäherung der beiden Länder gewonnen und nach dm Worten des Königs noch für die Regelung einiger wichtiger Fragen gewinnen soll. Vielleicht ist hierin eine Hin­deutung auf dm bevorstehenden Abschluß der englisch ruffischen Verhandlungen über neue Reformvorschläge für Mazedonien,

Die weiße Nelke.

Kriminalroman von I. Kaxlbach.

(Fortsetzung.) (Rachdr. verb.)

August Fiuth trat zu dem Alten, der mit seinen dicken Stiefeln in einer Wasserlache stand und mit der triefenden Bürste die Räder blank scheuerte. Der Geruch von Pferde- siällm, dumpfen Werkstätten und Küchenabfällen stieg Fluth mrangenehm in die Nase.

Guten Tag, mein Freund," redete er dm alten Kut­scher an;Sie find ja musterhaft fleißig "

Das Männchen hielt in seiner Arbeit inne, richtete sich ein wenig aus seiner gebückten Stellung kn die Höhe und wandte dem Sprecher sein von zahllosen Runzeln durch­zogenes Gesicht zu. Mit seinen kleinen, schlau blickenden Augen blinzelte er ihn an, halb neugierig, halb belustigt.

I ja," nickte er,kenu'S nicht anders;" und daun wusch er weiter an seinem Wagen.

Nun hätten Sie aber wohl bald verdient, daß Sie das Leben einmal von einer anderen Seite kennen lernten, als nur von der arbeitsvollen."

Wieder sah der Alte empor, doch diesmal so erstaunt, als ob er den Fremden nicht verstanden hätte.

Nee doch," meinte er dann,was soll ich denn noch mit'm Lebrn, wenn ich hier aus dem Hofe 'rauS muß, und wenn mir meine Pferde nicht bleiben? Das können Sie freilich nicht verstehen, lieber Herr."

Doch, doch," versicherte Fluth lachend,Sie find

Ireilag den 12. Juni

sowie aus die Aufgaben zu erblicken, die der russischen md

der englischen Diplomatie in der Ausgleichung der Schwierig­keiten der gegenwärtigen Lage in Persien gestellt sind. Bor allem stellten beide Monarchen in ihren Trinksprüchen als gemeinsames Ziel die Aufrechterhaltung des Welt- frtedeus hin. Der mhige aufrichtige Ton in den Reden der beiden Herrscher stimmt mit den Gesinnungen überein, die im ernsten Teil der englischen und der russischen Press« gegenüber den Versuchen zum Ausdruck kamen, der Revaler Zusammenkunft eine unfreundliche Spitze gegen Deutsch­land zu geben.

Der Lehrermangel nach seinen Ursachen und Wirkungen

(Nachdruck verböte«.)

8. n. II. Za diesem Thema sprach auf dem Deut­scher! Lehrerlag in Dortmund Generalsekretär Tew- (Berlin) und legte dazu folgende Leitsätze vor:

1) Der andauernde Lehrmaugel, der bei sachgemäßer Feststellung viel größer ist, als es nach der Zahl der nicht- besetzten Lehrerstellen den Anschein Hai, ist begründet in der den Anforderungen und dem Wesen des Bolksschulamtes nicht entsprechenden materiellen und amtlichen Stellung der Volksschullehrer, sowie in der unzweckmäßigen Organisation des Lehrerbildungsweseus.

2) Bei dem unzureichenden Zudrang zum Lehrerberuf ist die Heranziehung einer ausreichenden Zahl von Persön­lichkeiten, die den Anforderungen des Lehrerberufs nach jeder Richtung gewachsen find, nicht möglich; die berufliche Leistungsfähigkeit des Lehrerstandes geht zurück.

Infolge des Lehrermangels bleiben zahlreiche Stellen längere oder kürzere Zeit unbesetzt, überfüllte Klassen wer­den nicht geteilt, mehrere Klaffen werden von einem Lehrer verwaltet, Klaffen müsse« kombiniert, die Zahl der Unter­richtsstunden beschränkt, jüngere Lehrer häufig versetzt wer­den. Durch diese Zustände wird die uuterrichtliche und er­ziehliche Wirksamkeit der Volksschule geschädigt, die Berufs­freudigkeit der Lehrer getrübt, ihre Kraft zersplittert und ihre Gesundheit wie die Gesundheit der Kinder durch Ueber- föllung der Schulklassen und K mbination mehrerer Schul­klassen gefährdet.

3) Dem Lehrermangel kann dauernd nicht abgeholfen werden a) durch bloße Vermehrung der Lehrerbildungsan­stalten in ihrer jetzigen Gestalt; d) durch materielle Erleich­terungen für die angehenden Volksschullehrer und eifrige Werbung; o) durch Ersatz der Lehrer durch Lehrerinnen.

4) Eine wirkliche Befeittguug des Lehrermangels ist nur möglich ») durch eine zeitgemäße Regelung der Lehrer­besoldung; b) durch zeitgemäße Regelung der Lehrerbildung (allgemeine Vorbildung auf den allgemeinen Bildungsan- stalten, Berechtigung zum Universttätsstudium); e) durch eine zeitgemäße Regelung der amtlichen Stellung der Bolks- schullehrer, insbesondere durch Beseitigung der geistlichen Schulaufsicht und der bureaukratischen Bevormundung und durch Besetzung der SchulaufstchtSstellen mit Volksschul­lehrern; ä) durch Abtrennung aller mit dem Lehrerbemf

> mein Manu, Alter! Sind Sie denn immer in diesem Hofe gewesen?"

Zwanzig Jahre wohne ich nu da drüben in dem Flügel, sehen Sie dorr, wo der Lindenbaum davor steht, und zwanzig Jahre bin ich hier na Kutscher, erst bei dem alten Herrn Bruns, dann bei dem zweiten, dem letzten, und dann bei drm besten von allen, bet Herrn Bäuerle. Und von dem will ich erst weg, wenn sie mich da aus dem Hostor hinans- tragen."

Der letzte Herr Bruns, war der nicht so gut?" fragte Fluth scheinbar harmlos.

Der Kutscher goß einen halben Waffereimer über den Wagen aus und scheuerte heftig au den bespritzten Rädern. Dann nahm er eine geheimnisvolle Miene an, näherte sich Fluth, indem er die nasse Bürste weit von sich streckte, Md flüsterte diesem zu:

Er is ermordet, Gott steh' mir bei, aber 's war 'u altes Ekel, sagen Sie's nur ja keinem Menschen wieder."

Daun wandte er sich wieder seinem Wagen zu und hantierte so eifrig, als ob er ein Versäumnis nachzuholen hätte.

Hören Sie, mein Bester," begann Fluth entschlossen, Sie könnten mir eigentlich so 'n bischen von den gruseligen Geschichten erzählen, die zur Zeit des letzten Herrn Bruns sich zugetragen haben."

Nee," sagte der Alte mit energische« Kopsschüttel«, da berzu bin ich Sie nicht der rechte Mann; ich versteh' mich nicht aufs Erzählen, ich bin immer fixer gewesen mit 'n Händen, als mit der Zunge; und besonders die Ge-

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nicht innerlich in Verbindung stehender Nebenämter; v) durch

Beseitigung der Ausnahmestellung der Volksschullehrer tu staatsbürgerlicher und kommuualpolitischer Beziehung.

5) Die deutsche Lehrerversammlung richtet au die Un- terrichtsverwaltMgen der deutschen Staaten die einmütige und dringende Forderung, geeignete Maßnahmen zur bal­digen Beseitigung des Lehrermangels zu treffen uud damit den iu dem Lehrermangel dem deutschen Volke drohenden Gefahren wirksam eutgegenzutreten.

6) An das deutsche Volk richtet die Versammlung die Mahnung, seine Schulen so zu schätzen uud zu pflegen, daß sie die nationalen Kulturgüter der gesamten Bolksjugend zu übermitteln und die geistlichen und sittlichen Kräfte deS jungen Geschlechts zur vollen Entwicklung zu bringen vermag.

Der Bortrag des Generalsekretärs Lews über den Lehrermangel wurde mit stürmischem Beifall ausgenommen. Es wurde beschlossen ihn drucken uud bei den zuständigen Behörden und bei den Abgeordneten verbreite» zu lassen.

Allgemeiner deutscher Erziehungstag.

(Nachdr. verb.) Wei«ar, 10. Juni.

Geh. Hoftat Prof. Dr. Oswald sprach über Energie nnd Erziehung. Er führte etwa aus: Auf der Welt gibt es eine gewisse begrenzte Energiemenge, die also nicht vermehrbar ist. Jeder Mensch, auch das Kind, ist eine Maschine. Das Kind bringt in die Schule seinen gewissen begrenzten Energirvorcat mit. Jede Verschleuderung dieses Gutes ist unersetzbar uud bedeutet eine Schädigung des jungen Organismus. Wenn das Kind die Hälfte seiner Energie mit unnütze: Arbeit vertun muß, so bleibt ihm nur die Hälfte zu nützlicher Arbeit übrig. Das Lernen von Gesangbuchvkrsen und Sprüchen ist also keine Förderung des jungen Organismus. Diese Methode ist ein Euergte- raub. Mit dem Spiel ist es etwas anderes. Es ist eine Ergänzung der übrige» Tätizkeit. eine notwendige Er gänzung des Unterrichts. DaS Ideal wäre ja, wenn das Spiel zum Unterricht würde, oder der Unterricht zum Spiel. Es ist bekannt, daß man eine Sache umso erfolgreicher macht, je lieber man sie anfaßt. ES wird manchmal gesagt, daß jene Menschen besonders tüchtiges leisten, die sich ans niederen Verhältnissen heraufgcarbeitet haben. ES ist manch­mal bewundernswert, was fie schaffen, aber ein dauernder Energieverlust am ganzen Organismus ist unvermeidlich. Sie hätten Führer der Wissenschaft werden können, find aber infolgedessen nur äußerst tüchtige Menschen geworden. Ich habe die Biozraphieeu großer Forscher zusammeugestellt und gefunden, daß aus den sogenannten höchsten Kreisen sogut wie niemals wissenschaftliche Menschen erstanden find. Die Führer der Menschheit stammen aus der nächsten Schicht, den Gebildeten, während aus den unteren Klaffen, die schwer um ihr Dasein ringen, nur wenige führende Persön­lichkeiten stammen. Das ist ein Beweis dafür, welche Bedeutung die sachgemäße Pflege des werdenden Intellekts in der frühesten Jugend hat. Es ist die wichtigste und dringendste Kulturaufgabe die Energie immer mehr auszu­nutzen. Die Natur verschwendet ebenso wie der Mensch die

schichten von dem Hause da, da rühr' ich nicht gern drin rum, das is so, was man Pietät nennt, bei mir; wenn Sie aber was wissen wollen, gehen Sie nur 'nauf zum Schuster da droben, der haust da auch schon die sieben, acht Jahre. Der schwatzt für sein Leben gern; besonders, wenn feine Leute ihn besuchen, dann geht's wie 'u Mühlrad. Zu brachen und zu beißen hat er nichts, der hat mit seinen Kindern zu hoch hinaus gewollt, die haben '« ansgesogeu."

Fluth ließ sich die Wohnung des Schusters genau an­geben; vielleicht konnte er dort irgend etwas Neues er­fahren über die Ereignisse, die sich damals hier zugetragen hatten. Immer stärker befestigte sich die Ahnung in ihm, daß hier ein Zasammenhang mit dem jetzigen Verbrechen bestand, dessen man den Sohn des einst Ermordeten beschnl- digte. Er sah, wie ans einer Bühne, die gleichen Personen in diesem und jen.m Trauerspiel leiden, nur die Art der Schicksale hatte sich verwandelt! ging er, nachdem er sich freundlich von dem Alten verabschiedet hatte, den holprig gepflasterten Hof an der linken Reihe der grauen Hinterge­bäude entlang, bis er zu dem vom Kutscher bezeichnet«» Ein­gang kam. Er schritt über einen dunklen Borplatz nach der Treppe und kletterte die ächzenden Holzstufen hinauf. Im vierten Stockwerk machte er Halt und trocknete sich die perlende Stirn. Er vernahm irgendwo ein taktmäßizeS Hämmern, ging drm Geräusch nach und pochte au die nächste, vom Alter geschwärzte Tür.

Jetzt öffnete ihm jemand, und als er den Mann erblickte, der da vor ihm stand, empfand er, daß sich vor verhaltenem Lachen sein Gesicht verzog. (Fortsetzung folgt.)