82 . Jahrgang.
Auflage 2609.
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nrtlprechend «ab»«.
Mi de« Planderftübchen und
GchwSb. Landwirt.
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Samstag dm 6. Juni
1S08
Die nächste Ausgabe des Blattes erfolgt am Dienstag nachmittag.
Die 8. Regierung deS SchwarzwaldkreiseS hat am 2. Juni 1908 die Wahl des RatSschreiberS Johann Gottlieb Braun in Zuffenhausen »um Ortsvorsteher der Gemeinde Althengstett, OberamtS Calw, und des Oekonomen Heinrich Wal» in Oberjefingen, Ober- amtS Herrenberg, zum OrtSvorsteher der Gemeinde Oberjefingen, beftStlgt
Aum Pfingstfest.
Pfingsten, das liebliche Fest ist gekommm und abermals können wir mit dem Dichter in dieser schönsten Jahreszeit singen:
Wie glänzt der gereinigten Lüfte Durchsichtig kristallenes Blau,
Wie wallen berauschende Düste Balsamisch durch Garten und Au.
Wre perlet, vom Regen erfrischet,
Der Blumen holdseliger F!or,
Wie jubelt harmonisch gemischet Der Vögeleiu munterer Chor.
Ja, im Vrautgeschmeide prangt die wette Natur, wie könnte da das Menschenherz zurückstehen und allein kein Pfingsten feiern wollm! Und auch ihm ist ein köstlicher Frühling geboten, wenn es sich in die lieblichen Wunder der Pftngstgeschehvisse versenkt, die seit den Tagen der Apostel wieder urd wieder die Geschichte der Menschheit erfüllten. Sie alle aber stehen im Zeichen des Wortes der Schrift: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz durch dev hciligm Geist, welcher uns gegeben ist." — Pfingsten ist t as Wiegenfetr der christlichen Kirche. Und ob ihr, wie allem, war menschlicher Ausgestaltung anvertrant ist, irdische Mängel und Gebrechen anhaften, so ist sie doch für die Geschichte der Menschheit einer der rasendsten Träger der Go.tesl ede geworden. Sie konnte dies aber nicht ans eigener Kraft, sondern nur, weil an ihr die Verheißung dessen sich erfüllte, dessen Himmelfahrt wir vor 10 Tagen wieder feiern lü sten, und d.r der Welt den Tröster versprochen hat, dm heftigen Geist, welcher sie in alle Wahrheit leiten solle. Für uns Erdgeborene geht d r Weg zur Wahrheit durch Irrtum, das har auch die Geschichte der Kirche reichlich erführen, aber auch das andere, daß immer wieder Gottcskräfte in ihr wirksam wurden, die einen neuen Getstesfrühlrng hcranfführten, weil sie in Männern Gottes wirksam wurden, die getragen waren vom Pst gstgeist des Glaubens uod der Liebe. Und gerade in düsem Jahr dursten wir uns dessen wieder besonders freuen, wurde uuS doch die Erinnerung an einen Manu wachgerufen, d,r unserer Gegenwart u d Zukunft noch viel zu sagen hat, an Johann Hinrich Wichern, dessen 100. Geburtstag vor wenig Wochen in allen diurschen Gauen festlich begangen wurde. Denn in ihm ist eine Saite besonders hell angellungen, d e inzwischen zum Grundakkord der Geisterbewegnng im deutschen Volksleben geworden ist, die soziale Frage. Und er hat auch bereits den einzigen Weg gizeichnet, wie sie harmonisch gelöst werden kann, nämlich in der Durchdringung des gesamten Volkslebens mit den Lebenskeästen des Evangeliums. Wahrlich eine schöne Pfingstbotschasr und eine noch herrlichere Pfingstaufgabi! Mögen wir alle Hand anle,en, str zu erfüllen im Sinne des göttlichen Meisters, der uns dm rechten Pfiugstgeift und die Fülle der Pfivgstkäfte zuge- fichert hat, wenn wir nicht bloß nach seinen Worten reden, sondern auch nach seinem Vorbild wandeln und handeln wollen.
Uolitilchs Hlsverficht.
Z«r GtrafrechlSref»»«. In der in Aussicht stehenden neuen Strafprozeßordnuug sollen verschiedene Paragraphen Aenderuogen erfahren, die sehr beachtenswert find, da sie in maocherBeziehung längst gehegten u. besonders während der letzten Senfatiovsprozesse hervorgetretenen Wünschen Rechnung tragen. U. a. soll der vielfach erwähnte § 17b verschärft werden und zwar in dem Sürne, daß sittliche Verfehlungen, za denen von dem Verführer Persönlichkeiten verleitet werden, die materiell von ihm abhängig find, erheblich strenger bestraft werden als dies bisher der Fall war Wetter- Hin^ wird angestrebt, das Strafmaß für Tierquälerei zu «höhen und den Begriff der Tierquälerei in weiterem Sinne als bisher anszulegeo. Ebenso sollen RohettSvergehen eine
schärfere Ahndung finden, als ste die Gesetzgeber in den be
stehenden Vorschriften Massen. DeS ferneren dürften chie Gesetzesparagraphm, die sich mit Privatbeleidigungen befassen, geändert werden. Hierbei wird mau wahrscheinlich so wett gehen wie das französische Recht. GS wäre dann künftig ausgeschlossen, daß vor Gericht der Wahrheitsbeweis für Dinge, die der Prtvatbeleidtguug zu Grunde liegen, ge- führt werden soll. Ebenso würde die Möglichkett fortfallen, Angelegenheiten au« dem Privatleben, die geeignet find, das Ansehen der einzelnen Person öffentlich herabzusetzen, zu erörtern.
Die bayrische Postvertvaltarrg hat eine Neuerung getroffen. Bon jetzt ab befördert sie offene, nach Bayern bestimmte Sendungen mit Prospekten, Anpreisungen und Losen von Lotterien, die in Bayem nicht zugelafsen find, nicht mehr. So schützt die bayrische Post jedenfalls am wirksamsten vor Strafm für verbotenes Lottertespiel.
Der österreichische Hochschnlkouflikt ist von
neuem mit aller Heftigkeit entbrannt. Wegen der Schließung der Innsbrucker Universität ist bereits in Graz und an der deutschen Hochschule in Prag der Generalstreik proklamiert worden. In Graz wurden die Vorlesungen durch Kundgebungen der Studenten verhindert, worauf die Vorlesungen durch das Rektorat suspendiert wurden. In Prag haben die Studenten der deutschen Universität und der deutschen Technik den Besuch der Vorlesungen eingestellt, ebenso in Brünn an der deutschen Technik. Auch die Hörer der Leobener Bergakademie stellten den Besuch der Vorlesungen ein. In dies« neuesten Phase des Kampfe? haben sich die deutschen Parlamentstruppen auf die Sette der Regierung gestellt. Der Grund ist folgender: Das Prosefsorenkollegium der juristischen Fakultät der Innsbrucker Universität hat am 21. April im Zusammenhang mit der Affäre Wahrmund beschlossen, daß die Vorlesungen Wahr- muuds über Klrchenrecht in diesem Semester ganz auSfallen sollen. Das Unterrichtsministerium genehmigte diesen Beschluß, indem es von der Voraussetzung ausging, daß nicht nur die Vorlesungen, sondern auch die von Professor Wahr- muud angekündigten Semiuarübungen über Kircheurecht auSfallen. Entgegen diesem Beschluß bewilligte das Pro- sefsorenkollegimn der juristischen Fakultät nachträglich Professor Wahrmund die Semtnarübuageu über Kircheurecht.
Et«e Erneuerung der Petersburger Proviuz- «ud Gtadthauptmanuschaft steht, wie die „M .N N."
aus Petersburg erfahren, bevor, wie ste seit längerer Zeit in Moskau durchgesührt wird. Man ist hinter gewisse „Nachlässigkeiten" gekommen, die unter den Amtsvoraängern des jetzigen Stadthauptmavns begangen worden find. So ist zum Beispiel der ganze Penstonsfonds der Petersburger Polizei trotz seiner recht bedeutenden Höhe einfach verschwunden. Auch fehlt jeder Nachweis, wohin jene 40000 Francs gekommen find, welche Präsident Loubet bei feinem Besuche in Petersburg zum besten der Petersburger Polizei gestiftet hat.
Die bulgarische Regierung behauptet, daß zwischen den griechischen und serbischen Komitees eine Abmachung über ein gemeinsames Vorgehen gegen die mazedonischen Bulgaren besteht. Man rüstet sich in Sofia zu energisch« Abwehr und bringt hiermit eine plötzliche geheimnisvolle Abreise des Fürsten ins Ausland in Verbindung. — Eine im Dorf Lekcrct im Bezirk Perlepe versteckte serbische Bande wurde von Militär angegriffen und warf daraufhin Bomben, wobei ein Haus ntederbramtte. Neun Serben verbräunten, ein zehnter wurde erschossen. Die Türken hatten einen Toten und zwei Verwundete.
Die Bolksschuluovelle.
Ans der gestern dem Landtag zugegangeueu Volks chul- Novelle können wir folgende Hauptpunkte Mitteilen.
Die Bezirksschulaussicht wird im Hauptamt durch Fachmänner auSgeübt (die Fachaufficht), die von Staats wegen zur Bersehung dieses Amtes für befähigt «klärt worden find und dem Bekenntnis du ihnen unterstellten Lehrer augehöreu.
In der OrtSschulaufsicht fällt die dem Geistlichen biSH« zugestaudeue technische Schulaufsicht weg. Die örtliche Schulaufsicht steht d« OrtSschvlbehörde zu. Den Mttvor- fitz in derselben führt d« Geistliche oder dn Bezirksschal' aufseh«, wenn derselbe i» Orte ist. Wo mehr Geistliche im Orte find, kann außer dem durch sein Amt berufenen nur noch ein Geistlicher berufen werden. Der Ottsschul- behörde können weiter mehr Lehrer als biSH« augehöreu (bisher nur 3).
Eine wichtige Bestimmung führt das Rektorats
system für Volksschulen mit 7 und mehr Massen tt».
Es kann hier nämlich ein Lehr« zum Ortsschulaufseher berufen werden, der die Befähigung zur Bersehung d« Stelle eines BezirksschulaufseherS erhalten hat.
Bezüglich der Schülerzahl ist bei mehr cüS 70 Kindern eine zweite Schulstelle zu «richten, bei 160 eine dritte, bei 240 eine vierte Stelle und für wettere 80 Schüler eine weitere Stelle. Am Abteilungsuuterricht dürfen nicht mehr als 80 Schüler (bisher 120) teilnehmen; bei 2 und mehr Lehrern 90 (bisher 130).
Bezüglich der Lehrfächer wird der Zeichenunterricht obligatorisch eingeführt. ES können Hilfsschulen für Schwachbegabte eingerichtet werden. In Mittelschulen ist gestaltet, daß nur Kinder ein« Konfession dieselbe besuchen können (es ist in d« Praxis dies bereits der Fall gewesen).
Die Ueberwachung deS Religionsunterrichts verbleibt der Ortskircheubehörde. -
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Ueber die voraussichtliche Behandlung der Volksschul» Novelle in der Zweiten Kammer hört mau aus parlamentarischen Kreisen, daß die Generaldebatte über den Entwurf sofort nach Erledigung der Bauordnung und einiger kleiner« Gegenstände, die die Abgeorduetevkamwer bis Ende dieses Monats in Anspruch nehmen dürsten, «folgen soll. Dieselbe wird voraussichtlich sich über mehrere Sitzungen «strecken. Die Novelle wird sodann an die bereits gewählte Ibgliedrige VolkSschulkommisston überwiesen werden, die die Beratung im Herbst vornehmen wird, so daß das Plenum beim Wiederznsammcntrttt des Landtags, voraussichtlich im Dezember, in eine Einzelberatuug d« Novelle eiutrete« kann.
Refor« der Fahrkarte»ste«er.
München, 4. Juni. Zur bevorstehenden Aeuderung der Fahrkartenstev« erfährt d« „Bayerische Kurier" au» angeblich best« Quelle, daß die Staffelung d« Steuer fortfalleu soll, daß mau jede Fahrkarte unter zwei Mar! steuerfrei lassen will und daß »an für-alle teureren Fahrkarten einen festen Stempel einzuführen plane. Ob dies« für alle Klaffen gleich sein soll, sei noch nicht entschieden, mit anderen Worten, die Reisenden d« ersten und zweiten Klaffe wolle man entlasten und die vierte Klaffe wolle mau herauziehen. DaS sei, so bemerkt das Blatt dazu, eine Reform, die daS Zentrum nicht mitmachen werde, das 1906 erreicht habe, daß die vierte Klaffe frei bleibe.
Wir glauben nicht, daß diese Mitteilungen zuverlLsfig find, wenn sie sich auch i« allgemeinen mit de« decken, was sich kürzlich die „Köln. Ztg." über eine Reform der Fahrkattensteuer melden ließ.
Page»- Neuigkeiten.
Am Glüht «rd LiMd.
6. Limmersfeld 5. Juni. Sester« mittag schlug der Blitz in eine Hütte im Hagwald, in der mehrere Personen Schutz suchten. Während Adam Seitz von EttmaunS- well« leichtere Verletzungen davontrug, kamen die andern mit dem Schrecke« davon.
Rohrd»rf, OA. Horb, 5. Juni. Auch hin wurde kürzlich ein Ortsviehversicherungsverein gegründet.
St«ttg«rt, 5, Juni. D« Zweiten Kammer ist heute mit ein« Note deS Kgl. Staatsministeriums die Volk»- schaluovelle zugegaugeu.
Die Zweite Ka««er, die mit der Beratung d« Bauordnung noch immer nicht zn Ende ist, wird üb« Pfingsten in ihren Beratungen eine längere Pause nicht eiutretev lassen. Die Sitzungen sollen nur am nächsten SamStag und am Dienstag auSfallen. Wen«, wie jetzt verlautet, die von dn volkswirtschaftlichen Kommission behandelten Liseubahn- eiugaben in der jetzigen Tagung nicht mehr zur Behandlung kommen werden, da die Regierung die Erklärung abgeben wird, daß für das nächste Jahr Mittel zum Bau neuer Bahnen nicht zur Beifügung stehe», so dürfte die gegen- wätttge Tagung noch in diesem Monat, spätestens aber Anfang J«i, ihren Abschluß finden.
r. Tt«ttgart, 5. Juni. Heute abend um 9 Uhr trafen daS Prinzenpaar Adolf und Erbprinz Adolf zn Schaumbnrg-Ltppe znm Besach des KönigSpaareS hi« ein. Prinz Adolf ist ein Bett« d« Königin, seine Ge- mahliu bekanntlich die Schwefln des Kaisers. Zur Begrüßung waren der König und die Königin «schienen, in deren Gefolge sich die Hofdame Fretfränleiu von Palm, Flügeladjutant Hauptmauu Dörtenbach, Kammnherr Baron