82 . Jahrgang.
Auflage 2600 .
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Montag den 18. Mai
LSW
Amtliches.
Bekanntmachung
detr. die Felbbereir»ig««g auf der Markung Wenden.
Bei der gestern vorgenommenen Abstimmung über den Antrag auf eine Bereinigung der Gewände Fichten. Höhen, Seiten, unteres Feld, Hintere Wiesen, Loch, Grund, Aisch, Rtedgraben, böser Rain, Weiher und Bühl auf Markung Wenden haben von 39 beteiligten Grundeigentümern 21 mit einem Steuerkapital von 2476,77 ^ für die Ausführung d.r F.ldbereinigung nach dem vorliegenden Antrags- Plan gestimmt, während 14 Güierbrfitzer mit einem Steuer- kapital von 1448,48 ^ bei der Abstimmung nicht erschienen sind.
Auf Grund dieses Ergebniss.s der Abstimmung wurde das Unternehmen vom Oberamt für beschlossen erklärt.
Dies wird mit dem Anfügen bekannt gemacht, daß die zur Minderheit gehörenden, sowie die nach Art. 9 Abs. 3 bezw. Art. 11 Abs. 5 des Gesetzes vom 30. März 1886 als zustimmend angenommenen Grundeigentümer das Recht haben, innerhalb der unerstrecklichm Frist von 2 Woche« vom Tag der Abstimmung an dem Oberamt die nach ihrer Ansicht der Ausführung des beschlossenen Unternehmens eutg-geastehendr Gründe mündlich oder schriftlich darzu« legm, soweit solches nicht etwa schon bei der Abstimmungstagfahrt geschehen ist, sowie daß binnen derselben Frist bei dem Obeiamt Anträge auf Berichtigung des Ergebnisses der Abstimmung vorzubringen sind.
Nagold, dm 16. Mat 1908.
_ K. Oberamt Ritter.
Seine Königliche Majestät habe« am 22, April d. I. allergnädigst geruht, die evangelische Pfarrei Gebersheim, Dekanat» Lronberg, dem Pfarrer Kühn in Gültstein, Dekanats Herrenberg, zu übertragen.
Seine Königliche Majestät haben vermöge allerhöchster Entschließung vom 13. d M. auf das Forstamt Reutlingen den Oberförster Wetth in Altensteig feinem Ansuchen gemäß allergnädigst zu versetzen geruht.
Am IS. Mai ist von der Evangelischen Oberschulbehörde je eine Bollsschulstelle i-> Eßlingen den Schullehrern Kraußin Deckenpfronn, Bez, Calw, und Klöpfer in Birkenfsld, Bez. Höfen (Neuenbürg), übertragen worden.
Infolge abgehaltener Prüfung sind in die Präparandm- anstalt Nagold ausgenommen worden: Bayer Christ., Altensteig-Dorf; Bezner Wilhelm, Deufringen; Binder Friedrich, Holzgerlingen; Binder Karl, Weil im Schönbuch; Bott Hermann, Eßlingen; Braun Christian, Pfalzgrafenweiler; Braun Jakob, Spielberg; Dengler Joh., Sulz b. Wildberg; Eitel Wilh., Dürrmenz; Ernst Gottlob, Decken- pfronn; Frey Joh., Ebershardt: Grözinger Andreas, Aach; Grözinger Hugo, Riet; Hald Karl, Stuttgart-Gablenberg; Haller Karl, Vaihingen a. d. F.; Kappler Andreas, Besenfeld; Keck Fried., Loßburg; Kemps Fried., Rotfelden; Kläger Will)., Endingen; Krauß Wilh., Nagold; Leckster Gottlob, Kayh; Luckscheiter Karl, Buhlbach; Luz Gotthilf, Deckenpfronn; Rentschler Wilhelm, Nagold; Rothfuß Wilh., Obertal; Ruck Hermann, Hildrizhausen; Schaible Karl,
Die weiße Nelke.
Kriminalroman von I. Kamwach.
(Fortsetzung.) (N«chdr. v«rb.)
Hagenberg reckte seine Gestalt in die Höhe. „Nun, dann will ich Ihnen etwas anvertrauen," sagte er langsam, die einzelnen Worte betonend; wenn Sie nicht in völlig überzeugender Weise angeben können, wie Sie zu diesem Schmuck gelangt find, daun ruht nicht nur der Verdacht des Diebstahls aus Ihnen, sondern auch noch ein anderer, diel schwererer: Der Verdacht des Mordesl"
„Des Mordes!" Markworth wurde totenbleich, taumelte einen Schritt zurück und faßte mit unwillkürlicher Bewegung an seinen Hals, als müsse er ersticken. „Das ist nicht wahr!" rief er mit bebender Stimme; „ich habe nicht ge. mordet, niemals — niemals!"
„Das wird sich zeigen. Dieser Schmock ist aus der Wohnung des Malers Richard Claasen gestohlen worden, am selben Abend und in derselben Stunde, als in dieser Wohnung die Schauspielerin Marietta Goladtka ermordet wurde. Machen Sie sich das klar und sagen Sie stch daun selbst, was Ihnen bevoistehi, wenn Sie nicht offen gegen mich find."
Markworth kämpfte scheinbar einen inneren Kampf; aber das von Hagenberg erhoffte Geständnis blieb aus. Kein Ton kam über die Lippen des Angeschuldigteu.
Der Untersuchungsrichter wurde ungeduldig. „Nun, werden Sie endlich sprechen? Warten Sie, ich werde Ihnen
Dobel; Schmid Karl, Tailfingen; Schüler Gotthilf, Holzgerlingen; Vinyon Fried., Calw; Werner Karl, Nagold; Zeile Theodor, Sindelfingen. — Hospitanten: Ganz- Horn Gottlob, Derdingen; Gräßle Ernst, Herrenalb; Käumle Eugen, Gärtringen.
FoNttschs Hlebsrficht.
AIS Mitglied de» premstische« Herrenhansss
auf Lebenszeit ist Kammerhrrr von Müllern auf Soßnow in Westpreußen berufen worden.
Die bayrische Abgeordnetenkammer setzte am Mittwoch die Beratung des Forstetats fort und behandelte hauptsächlich die Frage der Hslzabgabe an die Gemeinden zur selben Taxe wie an die Behörden, was der Finanz, minister als ganz unmöglich ablehnte. Sodann führte das Kapitel „Sirenabgabe" zu längeren Debatten, die aber immerhin bedeutend kürzer waren als in früheren Jahren. Vom nächsten Dienstag ab gibt die Kammer die Abend- sttzungen auf, die ihr jedenfalls zn anstrengend find, und geht wieder zur BormittagStagnng über. Die unterfränk- tschen Abgeordneten ohne Unterschied d r Partei haben in der Kammer folgende Interpellation eingebracht: „Ist es der königlichen Staatsregiemng bekannt, daß schon seit Jahren eine Minderheit der Aktienbesitzer der Bayrischen Bodeukredttanstalt in Würzburg in frivoler und eigennütziger Weise bestrebt ist. die Lebensfähigkeit dieses Pfandbrief- instituts, dessen Pfaudbriefkapital bon über 140 Millionen Mark fast vollständig in Bayern untergcbracht ist, zu unterbinden? Was gedenkt die königliche Staatsregierung zum Schutz des dadurch aufs schwerste geschädigten Instituts zu tun? Welche Maßnahmen wurden bisher seitens der königlichen Staatsregierung in dieser Sache ergriffen."
Die branmschweigische La»deSversam«I«»g hat einstimmig einen Antrag angenommen, den Schluß des Schuljahrs endgültig auf Ende März festzulcgen und ferner auf die Festlegung des Oftertermins hinzuwirken.
Gerüchte vo« «e«e» de«tfch-e«gltfche» Tanfch- grschäfteu, deren Gegenstand die englische Walfischbay sein sollte, find seit längerer Zeit von englischen und deutschen Blättern geflissentlich verbreitet worden. Im englischen Unterhaus ist neulich die Unrichtigkeit dieser Behauptung sestgestellt worden. Ans eine Anfrage, ob die Walfischbay auf irgend eine Weise Gegenstand von Unterhandlungen zwischen der britischen und deutschen Regierung sei, erklärte Staatssekretär Grey, es seien nur in Rücksicht auf die Festlegung der Grenze zwischen dem Walfischbay-Trrritorimn und Dentsch-Südwestafrika Unterhandlungen im Gang.
I« der port«girsischeu PairSkammer erwiderte der Ministerpräsident auf eine Anfrage, welche Ergebnisse die Untersuchung über den Königsmord gehabt habe, er könne nicht enthüllen, was noch Geheimnis der Gerichtsbehörden sei; er könne aber versichern, daß nach der Untersuchung die einzigen Schuldigen Buiffa und Costa, die bei dem Attentat ums Leben kamen, gewesen seien.
helfen. Ich frage, — Sie antworten! Sind Sie am Abend des zehnten Juni in der Wohnung des Malers Claasen gewesen?"
Nein."
"Nein? Ist Ihnen der Maler Claasen persönlich bekannt?"
„Nein."
„Auch das nicht? Gut, — hier haben wir einen Punkt, über den wir uns auf der Stelle Klarheit verschaffen können." Hagenberg drückte auf die elektrische Klingel, flüsterte dem etntretenden Beamten einen leisen Befehl zu und lehnte stch dann würdevoll in seinen Stuhl zurück, mit verschränkten Armen wartend.
Ein tiefes Schweigen entstand; «an hörte Markworths kurzes, rasches Atmen.
Es dauerte nicht lange, so trat Richard Claasen in Begleitung des abgesandteu Beamten in das Zimmer deS Untersuchungsrichters.
Er war in seine« Aeußeren furchtbar verändert. Die lange Entbehrung der Freiheit, des ungebundenen Eutfalteus seiner Schaffenskraft, die leidenschaftlichen Kämpfe seiner Seele, die sich fortwährend aufgelehut hatte gegen die drük- keuden Fesseln, alles das schien ihn gebrochen zu haben. Mit müder Haltung und erloschenem Blick trat er vor dev Untersuchungsrichter, der sogar sein «aschiueumäßigeS AmtS- bewußtseiu einen Augenblick über dem Gefühl deS Mitleid» vergaß. Mit eiuemmale schlug Richard Claasen das Auge voll und groß zu dem an seiner Seite stehenden Franz Markworth auf. Ueber seine bleichen, matte» Züge fuhr
England hat ein nene» Blandnch über die Er
eignisse in Mazedonien erscheinen lassen. Es behandelt ausführlich die Bewegungen der Banden, ihre Verbrechen und die Vorstellungen, die von Zeü zu Zeit durch die großbritannische Regierung bei den Mächten erhoben wordm sind. Nach einer Aufstellung über die Morde ragt die Totalsumme des Februar etwas über die anderen Mouate hervor, aber der Januar 1907 übertrifft den Februar desselben Jahres um das Doppelte. Weiter heißt eS, daß die bulgarischen Komitees im Distritt Kastoria wieder eine bemerkenswerte Tätigkeit zu zeigen anfiugen. Die von Bulgaren an Nichtbulgaren verübten Verbrechen zeigten indeffeu eine beträchtliche Abnahme. ES seien bei ihnen infolge von Meinungsverschiedenheiten unter den Baudm- führern zahlreiche Anzeichen von Desorganisation vorhanden. Die Griechen hätten stch hauptsächlich durch die Tötung von Bieh und die Ermordung zweier alter Frauen und Kinder bemerkbar gemacht. Die wallachifchen Organisationen seien wieder ruhig. Die Serben hätten die Reihe ihrer Verbrechen nur um eine bemerkenswerte Bluttat vermehrt. Es scheine jedoch Grund zn ber Annahme vorhanden zu sein, daß diese Ruhe nur eine zufällige und zeitweilige sei.
Nach M-ld«nge« a«S Marokko ist Mulay Kebir ein Bruder des Sultans Abdul Afis aus Rabat geflohen und zu Mu!ay Haftd üöergegaugen. Im Lager AbdulS herrscht hierüber begreifliche Aufregung. — In Casablanca ist es zu einem schweren Konflikt zwischen spanischen Schützen und französischen Tiraillemen gekommen. Nach einer Havas- Meldung schoflen die Spanier zuerst auf französische Zuaven, welche das Feuer erwiderten. Ein Spanier wurde getötet, ei« Spanier und zwei Franzosen verwundet. Infolge dieses Zwischenfalls ergriff Oberst DesmonstierL Besitz von der Pslizeigewalt in dem dm Spaniern vorbehalteneu Teil des Gebiets. General d'Amade gibt folgende Darstellung von dem Vorfall: Am 12. Mai entstand ein Streit zwischen spanischen Soldaten und zwar eingeborenen Riffleuteu, die mit Gewehren bewaffnet waren, und einem algerischen Schützen, der keine Waffen trug. Dieser wurde niedergeschlagen. Ein Zaavevsergeaut, der Befehlshaber deS in der Nähe befindlichen Postens, der herbeigerufen wurde, kam allein ohne Waffen, um dm Streit zn schlichten. Die Riffleute wichen zurück, legtm stch hinter eine Mauer in den Hinterhalt und schossen. Sie trafen einen spanischen Korporal und einen französischen Schützen. Eta Korporal und vier Zuaven die zu Hilfe eilten, empfingen ebenfalls das Feuer der Rifftmte. Der Korporal und zwei Manu erwiderten dasselbe und töteten einen der Rifftmte. — Die spanische Presse verlangt mit den schärfsten Worten die endliche Zurückziehung der spanischen Truppen aus Casablanca; sie hättm dort absolut nichts an der Sette der Zuaven und des algerischen Generals d'Amade zu suchen.
Der Zwischemfall vo» Easablauea wird von dm Offiziösen Spaniens und Frankreichs zu einem ganz harmlosen zu stempeln gesucht. DaS Vorkommnis werde in keiner Weise das Verhältnis ändern, das bisher zwischen den französischen und den spanischen Truppen in Marokko geherrscht habe; noch weniger werde die Herzlichkett zwischen
es plötzlich wie ein Blitz; das glanzlose Auge flammte ans, und eine wilde Leidenschaft erglühte darin. Wie «in verwundetes Tier, das, von einer furchtbaren Wut ergriffe«, stch aufbäumt, stürzte Richard sich auf Markworth und schüttelte ihn mit der Kraft eines Wahnsinnigen.
„Verfluchter Hund!" rang es stch aus seiner Kehle, „du Schänder meiner Ehre und Zerstörer meines ganzen Lebens!"
Ein wilde» Ringen entstand sekundenlang, bis e» den Wärtern gelang, die ergrimmten Feinde zu trennen.
Hagenberg hatte stch erhoben, und mit der Miene eines in seiner Würde schwer gekränkten königlichen Beamtm betrachtete er stum« entrüstet diese Scene.
Endlich fand er Worte.
„Ich muß sagen, daß mir dergleichen — Widersetzlichkeiten, — heillose Rohesten — in meiner langjährigen Praxi» in dieser Stunde zum erstenmale vor die Auge« geführt worden find."
„Sie können nicht wissen," fuhr Richard, noch immer außer stch, fort, „was dieser Mensch hier ans der Seele hat . . ."
„Dafür ist er hier," unterbrach ihn Hagenberg trocken. Sr machte eine kleine Pause, räusperte stch und fuhr dann würdevoll fort: „Sie scheine» also diesen Mann genau zu kennen, Claasen?"
„Jawohl," bestätigte der Maler, dessen Stimme noch immer vor Erregung bebte; „ohne die Schmach, die ich um seinetwillen erlitten habe, wäre mein ganzes Leben ander» geworden!"
„Ordnungsmäßig, wen» ich bitten darf, und ohne ge-