82. Jahrgang.

Auflage 2600 .

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Mit de» Plaubttstübche» »ad

GchmLb. Landwirt.

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Amtliche«.

A« die SchultheitzeuSutter betr. Maßregel» gege« die Maikäfer.

Da in diesem Frühjahr wieder ei« stärkere- Auf­trete« der Maikäfer zu erwarten ist, werden die Schult- heißenümter unter Hinweis auf die in dem Ministerin!- erlaß vo« 24. März 18SV (Amtsbl. S. 86) zur Vertilg»«- dieses Schädlings angeordneten Maß­regeln, beauftragt, u«gefä««t Einleitung zu« Ga«mel» u«d Vernichte« der Maikäfer zu treffen, sobald dieselben auf ihren Markungen in größerer Menge auftreten.

lieber die getroffene» Maßregel« und das Austrete« der Maikäfer wolle dem Oberamt als portopflichtige Dienstsache biS IS. Juni d. IS. kurzer Bericht erstattet werden.

Angefügt wird, daß die Anstalt für Pflanzen­schutz i« Hohenheim Versuche zur Vernichtung der Maikäfer durch Bespritzen des Laubes mit einer schwachen Schweinsuriergrüubrühe veranstalten will.

Es wolle hienach dieser Anstalt bei massenhaftem Auf­treten der Maikäfer hievon unverzüglich Anzeige gemacht werden.

Nagold, den 11. Mai 1908.

K. Oberamt. Ritter.

Unter dem 8. d. M. ist von der evangelischen Oberjchulbehörde die Stelle dsS ersten Oberlehrer- und Hausvaters an der Präpa- randenanstalt in Nagold dem zweiten Oberlehrer Klunztnger daselbst übertragen worden.

Die LlmdeSversammlsug des Bundes der Landwirte in Württemberg

fand am Sonntag nachmittag im vollbesetzten Festsaal der Liederhalle in Stuttgart statt. Landesvorstand Oekonomie- rat Schmid-Platzhos begrüßte die Versammlung und wies auf den nachfolgenden Redner v. Levetzow-Siclbeck in Hol­stein hin, dessen Rede mit dazu beitragen werde, einen Ausgleich zwischen Nord und Süd herbetzuführen. Sodann wurde der verstorbenen Bundesmitglirder gedacht, zu deren Ehren sich die Versammlung von dev Sitzen erhob. Zum Schluß dankte der Vorsitzende den Beamte» und Landtags- abgesrdneten für ihce htngebende Tätigkeit. Geschäfts­führer Th. Körner erstattete den Jahresbericht. Die letzten drei Landtagsersatzwahlen hätten viel Kampf und Arbeit «it sich gebracht. Bezüglich der Wahl in Gerabronn liebe man es im gegnerischen Lager von einer Niederlage des Bauernbundes zu sprechen. Der erzielte Stimmenzuwachs habe gezeigt, daß die Anschauungen des Bauernbunds trotz heftigster Bekämpfung auf diesem heißumstritteuen Bezirk mehr und mehr zum Durchbruch kommen. Einen umso günstigeren Verlauf habe die Ersatzwahl in Ulm Land

Die rveitze Nelke.

Kriminalroman vou I. Kanlbach.

(Fortsetzung.) (Nachdr. v«b.)

Fluth hatte das Trinken überhaupt vergessen; er achtete nicht darauf, daß Bäuerle ihm schon vor einer laugen Weile das geleerte Glas wieder gefüllt hatte. Die Sache, um derentwillen er hier saß, erfüllte thu ganz. Richard BruuS' Zustand «ach der Ermordung des Vaters, wie ihn Bäuerle soeben beschrieben hatte, fiel freilich schwer ins Gewicht. Wenn er am Ende doch, um die ihm zukommende Erbschaft wieder au sich zu bringen, in einem Anfall von Heftigkeit die Schauspielerin ermordet hätte? Nach allem, was er Sder den jungen Maler gehört hatte, mußte dieser eine leiden­schaftliche Natur sein.

Gott, Sie träumerisches Kerlchen!" rief endlich Bal­thasar Bäuerle, seinen Gast vertraulich auf die Schulter klopfend.Hören Se, find Se in Ihre« Geschäft auch immer so grüblerisch?"

Ja, wiffen Sie," erwiderte August Fluth ernsthaft, es gibt Dinge, die mich allerdings, ich möchte sagen, aus dem gewohnten Geleise bringen können. Sagen Sie, Herr Bänerle, haben Sie nie erfahren, wer den alten Bruns beiseite geschafft hat?"

Niemals, sehen Sie, das bleibt die gruselige Stelle in der Geschichte. Mau hat alles getan, um dem Scheusal ans die Spur zu kommen, das Gericht, ich glaube, das bat sich damals über die mißlungene Verfolgung auch «ich schlecht geärgert. Na, Herr Fluth, irren iS menschlich, ««d die vo« Gericht find auch bloS Menschen und können

Dienstag den 12. Mai

genommen, wo LandwirtfchaftSiuspektor Ströbel «it gläu- ! zender Majorität gewählt wurde. Schmerzlich berühre der Ausfall der Ersatzwahl in Nürtingen. Unter Umständen, bei denen eS niemand für möglich hätte halten sollen, habe es die württembergische Demokratie und der Liberalismus Naumann'scher Richtung fertig gebracht, der Sozialdemo­kratie iu einem weit überwiegend bäuerliche» und bürgerlichen Bezirk zum zweitenmal zu einem traurigen Sieg zu ver­helfen, die im Bezirk geleistete Arbeit sei aber nicht ver­geblich gewesen, denn die Nürtiuger Wahl werde als ein loderndes Feuerzeichen hinausleuchten iu unser Volk und werde allen, denen unser deutsches und christliches Volkstum noch lieb und wert ist, ein warnendes Signal sein, die Lauen und Trägen aufzurütteln und damit einen Umschwung der Gesinnungen herbeiführeu. Der Mitgliederstand hat wieder um einige hundert neuer Mitglieder zugenommen und beträgt heute 22480. Das Bundesblatt wurde in einer Auflage vou 25 000, der Bauerufreundkaleuder iu einer Auflage vou 31000 Exemplaren abgesetzt. Bei einigen besonderen Zweigen der landwirtschaftlichen Tätigkeit konnte die Organisation des Bundes ihren Mit­gliedern Dienste leisten, Vorteile herbeiführeu Md Mißstände beseitigen. Auf dem Gebiet der Presse müsse man, trotz weiterer Fortschritte, noch viel weiter kommen, um iu der Oeffentlichkeit einigermaßen zur Geltung zu kommen. Der Landesausschnß habe sich auch mit der Frage der Erricht­ung einer Landwirtschaftskammer beschäftigt. Die verschie­denen Berufsarten der landwirtschaftlichen Bevölkerung sollten darin eine angemessene Vertretung erhalten. Auch müßten die Befugnisse der Kammer erweitert werden. Sie sollte nicht nur zu Begutachtungen herangezogeu werden, sondern auch wesentliche Rechte erhalten. Von der Ver­sammlung lebhaft begrüßt, sprach sodann Gutsbesitzer von Levetzow über:Nord und Süd, groß nnd klein und die gemeinsamen Interessen der deutschen Be­rufsstände." Nach einem kurzen historischen Rückblick auf die Entwicklung der Beziehungen zwischen Nord und Süd, betonte Redner, daß der Bund nicht die Aufgabe habe, ein­seitige Jutereffen zu vertreten. Gerade von demokratischer Seite sei versucht worden, Gegensätze zwischen Nord und Süd, zwischen Kleinbauern und Großgrundbesitzern zu kon­struieren. Der Bund habe als obersten Grundsatz auf seine Fahne geschrieben, unentwegt zu arbeiten für die wirtschaft­liche Selbständigkeit des deutschen Volks, um dasselbe vom Ausland unabhängig zu machen. Durch sein Eintreten für die Kolonialpolitik treibe der Bund praktische Politik zur Erreichung des großen Zieles. Bei der letzten Reichstags- auflösung hätten ethische Fragen mithiueingespielt. Es habe sich damals um eine Frage der nationalen Ehre gehandelt. Der alte Reichstag habe versagt, man empfinde Freude über die jetzige Zusammensetzung. Die Gegner machten dem Bunde den Vorwurf, eine wahnsinnige Zollpolitik zu treiben. Redner kam dabei auf Bismarck's Handelspolitik zu sprechen. Die jetzige Handelspolitik würde im Bismarck'scheu Geist geführt. Seiner Schutzzollpol itik verdankten Handel und

fehlen.-Uebrigens, Herr Fluth, wollen Sie an diesem

Mittage mein Gast sein? Daun zeige ich Ihnen Sei der Gelegenheit mal so die Baulichkeiten von dem alten Hause. Wenn «a »u so 'ne Geschichte weeß, und mau steht die Räumlichkeiten, wo se sich sozusagen abgespielt hat, das ist geradeso, als wem Kinder die Bilder zu sehen kriegen vou den Märchen, die se gehört haben. Als» ich hoffe, Sie mache» mir die Freude; ich esse für gewöhnlich zu Hause' weun ich da auch so ganz für mich alleene an meinem Tische fitze; aber 's is eben dann mein Tisch, mein Stuhl und mein Zimmer, Herr Fluth. Und 's Wirts­haus, das bietet mir doch bloS fremde Gegenstände. Nee, Herr Fluth, ich bin nu 'mal fürs Heimische."

Fluth nahm die Einladung dankend au, innerlich froh, daß ihm alles so sehr nach Wunsch gelang. Wenn der harmlose Alte geahnt hätte, wem er sein Wohlwollen schenkte!

Um die Mittagszeit schritten beide Herren durch die von einem schön verzierten Bogen überwölbte Halle des Vorplatzes, um sich in das obere Stockwerk zu begeben. Sie stiegen eine reich geschnitzte Trepp-' hinauf und gelaugten wieder aus einen ziemlich düsteren Vorplatz. Mit schweren Schlössern beschlagene Holztüren mündeten hier; drei Stufen befanden sich vor denen, die in die Hauptränme führten.

Erst wollen wir hier 'mal'n kleenes Häppchen essen," schlug Herr Bäuerle vor, indem er zu der mittelsten der schweren Türen Hinaufstieg und Fluth mit einer Handbe- wegung zum Eintreten elulud. Mit Interesse überblickte der Detektiv den weiten, mit dunklem Holz getäfelten Saal, iu dessen Mitte der Eichentisch sorgfältig mit blitzendem Silber und feinem Porzellan gedeckt war. Im Erker, au

1S08

Industrie ihre Blüte. Sie sei ein Segen für die deutsche Arbeiterschaft geworden. Wie der Bauernbund immer für den Schutz der Industrie eiugetreten sei, so habe sie auch für die deutsche Landwirtschaft eintreten müssen. Redner besprach sodann die feindselige Haltung der Demokratie ge­genüber der Landwirtschaft, so beim Fleischrummel und dem Ruf nach Oeffnung der Grenzen. Freisinn und Demokratie seien einseitige Vertreter des Großkapitals. Wohl sei Fürst- low ein agrarischer Reichskanzler, doch müßte man für alle Fälle gerüstet sein. Es sei töricht zu behaupten, der Bauern­bund sei ein Gegner des Großkapitals. Er bekämpfe nur die Auswüchse desselben. Der hohe ReichsbaukdiSkout bringe nur Leuten Vorteil, die nicht zu arbeiten brauchen und die da ernten ohne zu säen. Zur Währuugsfrage übergehend, trat Redner lebhaft für den Taler ein, sprach gegen das Papiergeld und forderte eine Verstärkung der Reichsbank und Aenderung der Reichsbankverfafsuug durch Umwandlung des Instituts in eine Staatsbank. Scharf müßten Depositen und Spekulatiousbanken voneinander ge­trennt werdm. Die ein vollkommenes Monopol besitzenden Syndikate bedingten die Kohleuuot. Der Kampf richte sich gegen die Uebermacht des Großkapitals. 150 Herren re­gierten Deutschland auf dem Wirtschaftsgebiet, ihnen sollte» höhere Lasten auferlegt werden. Dringend notwendig sei der Schutz des werktätigen Mittelstandes. Die Warenhäuser seien die Treibhäuser der Unmoral in den Großstädten. Der Bauernbund verfolge eine Wirtschaftspolitik zum Nutzen aller Stände. Weun die Einzelstaateu gesund erhalten würden, bleibe auch das Reich gesund. Die Verschiedenheit der Stämme dürfe nicht verschwinden, diese müßten sich in der vollen Eigenart weiterentwickelu. Die uuitarischeu Bestreb­ungen der Demokratie zielten auf die Erreichung ihres Ideals, die deutsche Republik hin. (Stürmischer Beifall.) Reichs- tagsabg. Vogt (lebhaft begrüßt) verbreitete sich über die Arbeiten des Reichstags. Der freundliche Willkomm deute darauf hin, daß mau nicht in ein Ketzergericht über ihn etnzutreten gedenke, wie eS mit früheren gewisser anderer Parteien geschehen sei. Ausgehend vou der Mahnung- low's au die Konservativen, sich mit einem Tropfen demo­kratischen OeleS salben zu lassen, besprach Redner das Bcreinsgesetz. Die in der Kammer an die Regierung ge­richteten Mahnungen seien nicht dringlich gewesen. Mau habe mit Sicherheit liberale Nusführungsbestimmuugen er­warten können. DaS Gesetz bringe in verschiedenen Punkten wesentliche Verbesserungen. Um den Borwnrf nicht aus sich zu laden, Handel und Gewerbe zu schädigen hätten die Konservativen für das Börsengesetz gestimmt. Redner zählte sodann die erledigten Reichstagsarbeiten auf und kam dann auf die nationale Haltung der Freisinnigen zu sprechen. Jetzt seien wieder bedauernswerte Rückschläge erfolgt, wie daS Zusammengehen mit der Sozialdemokratie, die den Freisinn mit Schmutz bewerfe, beweise. Mau könne jetzt nur vom kleinen Befähigungsnachweis sprechen, den der Reichstag erbracht habe. Der große Befähigungsnach­weis sei erst bei der Reichsfinauzreform zu erbringen. Der

der niedrigen Decke und den hochlehnigen Stühlen, überall sah Fluth dieselbe schöne, alte Schnitzerei. Durch die Butzenscheiben der Fenster fiel auch hier nur dämmeriges Zwielicht herein. Zu beiden Seiten sah «au iu zwei gleich­falls sehr große Räume, die ein wenig frostig aumuteteu durch das lautlose Halbdunkel, daS auch darin herrschte.

Fluth betrachtete aufmerksam alles, was ihm gezeigt wurde, und sagte:Schade, daß keineHauSfrau den schöne« Zimmern so etwas mehr, ich mochte sagen, An­heimelndes gibt."

Bäuerle nahm neben Fluth Platz, gab dem Diener, der die Speisen austrug, einige leise Befehle und antwortete dann mit einem Auflag vou Wehmut:

Ja, sehen Sie, Herr Fluth, 's gibt Menschen, die bloß immer geradeaus gucken, bloß auf das, was vor ibneu auf'« Wege liegt, und das ist meistens immer die Pflicht. Uu wenn se denn, ohne daß ste's selbst recht beachtet heben, plötzlich bei Jahren find, dann fällt ihnen eine« Tages ein, daß zu beiden Seiten des geraden, öde» Weges, den sie immer ganz getrost gewandelt sind, auch kleene Blümchen geblüht haben im Frühling und Sommer nämlich. Na, Herr Fluth. warn« haben solche Menschen nich die Blum- chen gepflückt, als noch Zeit dazu war? Jetzt iS es u« Winter geworden für sie, «u is nichts mehr zu Holm. Paffen Se zeitig auf, Herr Fluth, ehe Ihnen alles vor der Nase weggeschnappt wird. Sie stehen noch im Frühling."

_ (Fortsetzung folgt.)

In Verlegenheit Freund:Ich glaube gar. Du putzest dir Schuhe Deiner Frau?" Pantoffelheld:Ja... hm ... der Doktor hat mir Bewegung verordnet."