An die Gratulationscour schloß sich ein

Frühstück

im Maria-Theresiaziinmer, Diesem wohnten auch die Erz­herzoge und Erzherzoginnen bei. Zur gleichen Zeit fand auch für das Gefolge ein Mar challsfrühstück in Schönbrunn und ein Marschallsfrühstück in der Hofburg zu Wien statt.

Bei der Festtafel brachte Kaiser Franz Joseph fol­genden Trinkspruch aus:

Der Besuch, den mir meine treuen Alliierten, Ew. Kaiser!, und König!. Majestäten, Se. Kgl. Hoheit der Prinzregent und Ihre König!. Majestäten, die Durchlauch­tigsten Fürsten sowie die Vertreter der freien Hansastädte heute abstatten, hat mich mit der größten Freude erfüllt, und ich heiße Sie herzlich in unserer Mitte willkommen. Sie haben durch Ihre Hierherkunft den Gefühlen wahrer Freundschaft anläßlich der Erreichung meines 60jährigen Regierungsjahres in einer'Weise Ausdruck geben wollen, die meinen innigsten Dank wachruft und in mir die Ueber- zeugung festigt, daß die so engen zwischen uns bestehenden Beziehungen uns allen ein wahrers Herzensbedürfnis find. Von dieser Zuversicht durchdrungen, möge es mir gestattet sein, dieses Glas auf Ihr Wohl, sowie auf unsere unerschütterliche Freundschaft und Bundesgenossenschaft zu erheben und dabei auszurufeu: Meine erlauchten und hohen Gäste leben hoch!"

UoMifche Hleösrstcht.

Da- deutsche Weißbuch über Marokko findet in Frankreich eine verhältnismäßig günstige Beurteilung. So sagt das Organ der Regierung, derTemps": Im mauzen muß man billigerwrise und mit Befriedigung die Korrektheit der deutschen Politik Frankreich gegenüber auer- kmneu. Gewiß, die deutsche Regierung hat Frankreich wiederholt in einem eher etwa- scharfen Ton an die Alge» ciras-Akte erinnert, aber da sich Frankreich wohl gehütet bat, diese Akte zu vergessen, in welcher es die vertragsmäßige Grundlage seines Sondrrintereffes in Marokko erblickt, konnten ihm diese Erinnerungen keinerlei Verlegenheit be­reiten. Uebrigens war die französische Politik so klar und bisweilen so übermäßig vorsichtig, daß man das Verdienst Deutschlands nicht allzuhoch anschlagen darf. Gern aber bringen wir der Loyalität jener zwei Männer, welche in der vom Weißbuch umgrenzten Zeit am häufigsten im Namen Deutschlands gesprochen haben, unsere Huldigung dar.

Die Kriegsgefangenschaft ber Herero- ist durch Verfügung des Gouverneurs von Deutsch-Südwestafrika mit dem 1. April aufgehoben worden. Die bisherigen Kriegsgefangenen bleiben bis zum 15. April d. I. ein­schließlich in ihrem bisherigen Dienstverhältnis, um Störungen in den Betrieben zu vermeiden. Falls sie keinen neuen Dienstherr« bezeichnen, bleiben sie auch später in ihrem bisherigen Dienstverhältnis. Auf besonderen Wunsch können einzelne auch zu entfernten Verwandten abgelaffe» werden. Amtlich wird besonders darauf aufmerksam ge­macht, daß die HereroS jetzt nicht mehr einem bestimmten Arbeitgeber zur Beschäftigung überwiesen werden dürfen, sondern daß es ihrem Willen überlasten bleiben muß, mit wem sie einen Dirustvertrag schließen wollen.

Rach Meldungen an- Marokko, hatten die Franzosen ein neues Geplänkel mit Berbern. Es wurden einige Schüsse gewechselt, wobei fünf Berber getötet, auf französischer Seite zwei eingeborene Freiwillige leicht ver­wundet wurden. Aus Fez kommt das Gerücht, daß die Mehrzahl der Bevölkerung beschlossen habe, Mulay Hafid abzusetzru und entweder Abdul Afis wieder auzuerkeuneu oder einen andern Marokkaner zum Sultaa zu machen, der den heiligen Krieg verkünden solle.

I« fraazöfische« Hintertndie», in der Gegend von Battaang stoud Unruhen anSgebrochen. Die Steuer­einnehmer vou Borcy und Krabau wurden angegriffen und ihre Bureaus geplündert. Es handelt sich um lokale Un­ruhen. Aehnliche Unruhen haben auch gegen die siamesischen Behörden stattgefunden.

" PMEkükchchr, N-chrichtru.

.. Asemtfcher Neich-tag

»er««, 6. Mai.

Wahlprüfungeu.

Die Wahl Eickhoff, Wahlkreise Lennep-Remscheid beantragt die Kommission für gültig zu erklären.

Trimborn (Z.) beantragt Beanstandung und Beweis­erhebung und zwar letztere über die Behauptung des Wahl- protesteS, daß der Wahlkreis mit Flugblättern und Flug­schriften überschwemmt worden sei, die im Kolonialamt hergestellt, verpackt und versandt worden seien.

Müller-Iserlohn (frs. Bp.). Es handle sich hier um die strittige Frage, ob eine amtliche Wahlbeeinfluffuug vorliege. Eine solche liege aber nicht vor. Es sei nicht einmal die Behauptung ansgesppochen,. denn unter Beweis gestellt worden, daß den Wählern erkennbar geworden wäre, daß die Flugblätter i» Kolonialamt hergestellt seien.

Raab (w. Pg) erklär^ sich, zwar gegen die im Zeu- trums-Antrage ausgesprochene Forderung der Beweiserhebung über die Verteilung von Flugblättern, ist aber ebenfalls für Beanstandung der Wahl. Entsprechend dem Anträge Albrecht und Genoffen muffe Generalmajor Keim eidlich vernommen werden, welche Tatsachen der Erklärung seitens der Beamten des Reichskauzleramtes ihn veran­laßt hätten, Herrn Eickhoff gegenüber in seinem Briefe vom 17. Januar 1907 in so positiver Form zu erklären, daß die amtliche Unterstützung seiner Wahl in jeder Weise sicher gestellt sei.

Spahn (Z.) tritt der Auffassung des Abg. Müller- Iserlohn entgegen.

Heinze (natl.) bittet, einfach an de« Beschluß der Wahlprüfungs-Kommisfion festznhalten, der mit 10 gegen zwei Stimmen gefaßt sei.

Oertzen (Rp.) vertritt ebenfalls den Standpunkt, daß die Wahl nicht zu beanstanden sei.

Fischer-Berlin (S.) tritt für den sozialdemokratischen Antrag ein. Das sei das richtigste was man tun könne.

Wagner (kons.). Seine Fraktion werde für den Be­schluß der Kommisston stimmen.

Dann wird namentlich abgestimmt, zunächst Wer den Zusatzantrag Albrecht und Sen. zum Anträge Gröber. Da das Resultat zweifelhaft ist, erfolgt Hammelsprung. DaS Resultat ist Ablehnung des Antrages Albrecht bei Stimmen­gleichheit (142 gegen 142). Alsdann wird der Antrag Gröber auf Beweiserhebung mit 163 gegen 126 Stimmen bei einer Enthaltung abgelehut. Gröber zieht darauf de» zweiten Teil seines Antrages zurück. Nunmehr wird abge­stimmt über ven Antrag der Kommission auf Gültigkeits­erklärung der Wahl. Das Ergebnis bleibt auch hier zweifelhaft. Die Zählung durch Hammelsprung rrgtebt Annahme des Antrages 147 gegen 143 Stimmen.

Die Wahl Eickhoff ist also für gültig erklärt.

Wahlprüfung Böhme-Marburg. Die Kommisston beantragt Beweiserhebung nach einer bestimmten Richtung hin. Dieser Antrag wird nach einiger Debatte fast gegen die gesamte Linke abgelehut, der Antrag der Kommission angenommen.

Die Wahl Arnstedt Mühlhausen-Langensalza wird beanstandet und Beweiserhebung beschlossen.

Die Wahl Böhle-Stratzbmg beantragt die Somwisstou zu beanstanden und Beweiserhebung zu beschließen. In der sich darüber eutspivneuden Debatte, iu der der Antrag vou Ablaß vou Rednern des Zentrums bekämpft wird, wird von Müller-Meiningen die Ausdehnung der Beweis­erhebung namentlich auf mehrere Fälle von Wahlbeetu- fluffung durch Geistliche u. A. von der Kavzel herab für unerläßlich erklärt. Die Kommisston hat diese Punkte für unerhebliche machtet. Der Antrag Ablaß wird ange­nommen. Neben den Mockparteien flimmere für ihn auch die Sozialdemokraten.

Das Mandat Potthosf (frs. Bg.) wird für gültig er­klärt. Auch die Wahl Wölzl-Müacheu (u.) besutragt die Kommisfiou für gültig zu erklären. Der gegen diese Wahl vorliegende Wahlprotest sozialdemokratischer Wähler habe

wenn die Fensterscheiben von sich heraus leuchteten. Gehört hat mau nie was keeueu Ton. Aber so unheimlich is die Geschichte gewesen, weil der Flügel da um zu Lager­räumen benutzt wird, und weil er mit eener einzigen Tür vom Hofe ans zugesperrt werden kann, die auch immer pünktlich um 7 Uhr zngeschloffeu wurde."

Das ist-sonderbar! Und Sie haben es selbst gesehen?"

Nu, freilich. Ader nur solange, wie Herr Bruns lebte. Wie ich den« selber die Firma übernahm lieber Gott! 's ging alles drunter und drüber in der Zeit da. habe ich so ganz heimlich aufgepaßt, ob uu »ich einmal ein wirklicher Geist mir erscheinen würde; so ganz ohne Grusel war mir doch uich zu Mute, wenn's auch kern Mensch hinter meiner äußerlichen Seelenruhe ahnen konnte. Und als ich uu so vier, fünf Nächte vergeben- auf 'n Gespenst gelauert hatte, und auch der Lichtschein sich sich mehr zeigte, da sagt' ich mir: st-hste, Balthasar, 'S is doch «ich so »hue mit deiser Unschuld und Lauterkeit; dich, Balthasar, läßt der Geist in Frieden. Ja Herr Fluth, so 'n Lebens- Wandel, der hat sein Gutes und seiu Schlimmes iu 'u Folgm."

(Forrsetzung folgt.)

Kranz J»seph »nd der Treiber. Zum Regie- ruugsjubilänm des Kaisers Franz Joses beginnen die österreichischen Blätter allerlei Züge aus dem Leben des Monarchen zu veröffentlichen. Ein nettes Histörchen ver­öffentlicht jetzt dasNeue Pester Journal". Es lautet: In Jschel (oder Edens«) soll der Kaiser auf dev Jagd­

ständen sich des fröhlichsten Gelächters seines Lebens er­freut haben. Ein Treiber iu de« Berges stgualifierte, selbst vom Fieber der Jagd augesteckt, jenseits der nächsten Schlucht einen kapitalen Gemsbock.Durt, durt! Aber schiaßens, Majestät! Sakra! Warum schiaßeus denn uöt?" Der Kaiser, der den Bock noch nicht sah, legte au, aber zu spät. Das Wild sprang, noch ehe der Jäger losdrücken konnte, von dem Plateau zurück. Der LLriber stieß einen Fluch aus und geberdete fiL verzweifelt. Der Kaiser, wir um ihn zu beruhigen behielt das Gewehr au der Wauge uud sagte:Ruhig! Er wird vielleicht wieder zum Vor­schein kommen."Ja - malen wird er Ihnen was, Majestätl" schrie der gekränkte Landbewohner."

«inR»f wie Doauerhall". In München hatten dieser Tage Einbrecher einer Wirtschaft einen Besuch ab- gestattet uud hantierten nun forsch mit dem Stemmeisen au der Schenkkaffe. AlS sie diese erbrochen, machten sie sich an die Nickelkaffe deS Musikautomaten. Da auf ein­mal flammten die eltkrischen Lichter am Automat«! auf schmetternd klang es durch den Raum: ES braust rin Ruf wie Donnerhall! Den entsetzt herbeieileudrn Wirt rannten die Spitzbuben, die alle Lust an der Weiterarbeit verloren hatten, über den Haufen und liefen,, so schnell es ihre Füße erlaubten, einer daherkommcnden Schutzmannswache in die Hände, von der sie liebevoll in Nummer Sicher wtterge- bracht wurden.

aus die öffentliche Erklärung bezug genommeu, iu der der Erzbischof von München-Freyfing es aus prinzipielle», mo­narchischen und religiösen Gründen bedauerte, daß die Zeu- tiumspartei für die Stichwahl de« katholischen Wähler« die Unterstützung des sozialdemokratischen Kandidaten au- empfohlen habe. Die Kommtsston habe diesen Protestpnnkt angesichts der Entscheidung des Reichstages bei der Wahl Mauz für unerheblich angesehen.

Gröber (Z.) Wenn sich die Liberalen eine solche Wahlhilfe des Erzbischofs gefallen ließen, so sollten sie es doch unterlassen, überhaupt noch über geistliche Wahlöeein- flnffung zu klagen.

Heinze (n.). Eine amtliche Einwirkung sei es, wenn durch Verweigerung der Sakramente eine Beeinflussung der Wähler erfolge.

Everltng (chr.-soz.). Das Zentrum habe es leicht, denn die Katholiken gehörten, soweit sie gläubig seien, zvm Zentrum. (Stürmischer Beifall und Heiterkeit.) Die prote­stantischen Geistlichen hätten eS viel schwerer.

v n Bol ko (kons.) protestiert gegen die ganze Art dieser Verhandlung.

Hierauf wird die Wahl des Abgeordneten Wölzl für gültig erklärt, ebenso die Wahl Wilde (n.) u. Zvbeil (S.).

Me Wahl Böning (kons.) wird beanstandet »nd Be­weiserhebungen beschlossen.

Für gültig werden dann erklärt die Wahl Niederlöh- uer, Everltng, Herzog, Kaden, Görck-Hollsteiu, Löscher.

Anch bei der Wahl Schwarz-Lübeck (S.) beantragt die Kommission Gültigkeit.

Nach einer Debatte über diese Wahl wird fie bean­standet, ebenst» die Wahl des Abg. Boltz.

Die Wahl Lehmann-Wiesbaden wird für gültig er­klärt, die Wahl Henning (kons.) wird beanstandet und Be­weiserhebung beschlossen.

Präsident Graf Stolberg weist iw warmen Worten auf das morgige RegierungSjubiläum Kaiser Franz Josefs hi«.

TagöL - Merngüeilerr.

ALZ Ätsdt Md L«md.

Nagold, de» v: Mai M0S.

Mnhnnng. Jeder Arbeiter, jeder Spaziergänger tut eine hundertfältige Wohltat, wenn er die Wespen uud Hornisse, welche jetzt zu fehes find, fängt und tötet. Denn es find Königinnen, welche jetzt wieder Nester Sauen; wenn man eine' solche tötet,, so ist für drn ganzen Sommer ein Nest weniger vorhanden und kann keinen Schaden mit seiner Nachzucht mehr aurichteu. Nach nisten dieselben gern an älteren Häusern und geraten auf ihrem Flage in Wohn­zimmer und es «acht oft kleine Mühe, dieselben zu fangen. Also denkt an den Schaden, welchen fie verrichten und die Schmerzen; die fie bereiten. Dann ist die Mühe nicht umsoust.

AnsländischeM«i«ierbarrr-u" wenden immer viel Porto auf, um au alle möglichen Adressen (insbesondere kleinere Beamte) irgend welche Ftnanzblätter zu verschicken, für die zwar nach dem Ausweis am Kopf der Blätter ein ansehnlicher? Abonnementsbetrag zu entrichten ist, die aber trotzdem kostenlos versandt werden. Allgemeiner Teil und Briefkasten find augenscheinlich ganz ernsthaft gehalten. Dir Hauptsache dürfte aber wohl die immer wiedrrkehreude Empfehlung vou Prämieugeschästru sein, teilweise i« recht exotischenWerten". Für alle Transaktionen ist dabet immer ein bestimmtes Bankhaus (in Loudo», Paris, Buda­pest usw.) empfohlen. Bor derartigen Geldoperationeu können Unkundige nicht nachdrücklich geuug gewarnt werden.

r. Nottenbnrg, 7. Mai. Der hiesige Kirchesmaler Hildebrand ist unlängst tu Zell iw Baden gestorben. Heute ist sein Soh» in einer Kirche vom Gerüst gefallen uud hat das Genick gebrochen. Er war sofort tot.

r. Ttnttgart, 6. Mai. Am Nächstes Sonntag und Montag findet in Heilbrorm der tMirüembergische Fleischer­tag statt. Es werden dazu eine große Anzahl Metzger- metster aus ganz Württemberg erwartet. Die Tages­ordnung ist sehr reichhaltig.

r. Stnttgart, 5. Mai. Der Polizeibericht schreibt: Ein an dem Neubau der Erlöferkirche beschäftigter 32 Jahre alter verheirateter Zimmermaun aus Gablenberg stürzte gestern nachmittag Z/»6 Uhr beim Abgerüsteu infolge Ausgleitens mit einem Balken ab uud erlitt schwere Ver­letzungen, denen er gestern abeÄ> 10 Uhr im Marienhospi- tal erlegen ist. ^ .

r. Stnttgart, 6. Mai. Me ea. 900 MSbelschremer, die, weil str am 1. Mai gefeiert haben, für STagr auS- gesperrt find, wurden heute in ihren Werkstätten wieder

zur Arbeit zngelaffen ^ ,

EWinge«, 7. Mai. Eine Neuerung im Trle- phoubetrtebe wurde Zier am Dten-tag drn 5. Mai ein- geführt Sie besteht darin, daß die Teilnehmer nach Be- eudignuL eines Gesprächs das Abläuteu zu unterlassen haben uud daß das Schlußzeichen in Zukunft durch das Aufhängen des Hörrohrs von selbst erfolgt.

tz^rcknang, 8. Mai. Für den Neubau des Ev. Schul- lehrersemioarS werden jetzt die Schreiuerarbeiteu in 5 Lose geteilt zur öffentlichen Bewerbung im Staats-Anzeiger ausgeschrieben.

r. Großasp ach OA. Backnang, 6. Mai. Ein ans dem Unterlande hierher gezogener Taglöhner »ameuS Fießler hat heute früh seine Frau, mit der er im Streit lebte, erstochen uud darauf stch selbst erhäng:.

r. Backnang, 7. Mai. Zu dem Mord und Selbstmord in Großaspach wird berichtet, die Familie, die von de«