82. Jahrgang.
Auflage 2600 .
«rschrtnt täglich «tt «u-nahme d»r Gon»« «nd Festtag«.
Prei» vierteljLhrltch hier 1 mit Lräger-
koh»1.S0^,i« Bezirks, »ad 10 dra-Berkrhr l.rs im übrige»
Württemberg 1.8» ^tz, MouatkaboaaementS »ach Verhältnis.
er
A«ts- md
Hell ftr dm Wkmls-öM Wg
Jernspvechev An. LS.
AevrrsprecH»* W». SS.
A»»rigen'G«bühr f. d. Ispalt. geil» «n, gewöhn!. Tchrtft oder deren Raum bet 1»nl. Einrückung IS bet mehrmaliger entsprechend Rabatt.
«tt de«
Planderstübchrn
«ud
Schwäb. Landwirt.
.-re io?
Amtliches.
Bekanntmachung.
Bon dem Gemeiuderat Wenden wurde der Antrag auf eine Bereinigung der Gewände Fichten, Höhen, Setten, unteres Feld, Hintere Wiesen, Loch, Grund, Atsch, Riedaraben, böser Rain, Weiher und Bühl auf Markung Wende« gestellt.
Nachdem das Uutemehmen von der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, Abtlg. für Feldbereinigung, auf Grund einer vorläufigen Prüfung als für die Landeskultur nützlich und im allgemeinen zweckmäßig für ausführbar erkannt und zur Abstimmung dem gestellten Antrag gemäß zugelassen worden ist, wird hiemit
Tagsahrt zur Abstimmung
über de« vorlie-esde« Aulraa usd zur Wahl der Mitglieder der Bollzugskommisfio« auf Freitag de« LS. Mai d. I.
vormittags 10'/» Uhr anberanmt.
Hiebei werden die beteiligten Grundeigentümer, bezw. deren Vertreter, auf das RathanS z« Wende« unter Androhung des RechtSuachteils eivgeladen, daß diejenigen, welche bei der Abstimmungstagfahrt weder in Person noch durch einen seine BertretungSbefugnis rechtsgültig uach- weiseude Vertreter erscheinen, als dem beantragten Unternehmen zusttmmend angesehen und von der Teilnahme an der Wahl der Mitglieder der Bollzugskommisston ausgeschlossen werden und daß ein Einspruch oder eine Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gegen diese gesetzliche Folge des Ausbleibens nicht stattfindet.
Für de« Fall, daß die nach der Abstimmung eventuell vorzanehmende Wahl der Landwirte und ihrer Ersatzmänner für die Bollzugskommisston aus irgend einem Grunde nicht zustande käme, so werden die Landwirte auf Antrag des Oberamts nach vorgängiger Vernehmung des Gemeiuderats von der Zmrralstelle berufen.
Von dem Plan, der Beschreibung der Feldbereiuigung, dem Verzeichnis der Grundeigentümer, dem allgemeinen Ueberschlag über die mutmaßlichen Kosten und dem Ergebnisse der vorläufigen Prüfung der Zentralstelle kan» bis zum Abftimmungstag jedermann auf dem Rathaus in Wenden Einsicht nehmen.
Zugleich ergeht die öffentliche Aufforderung, etwaige noch nicht bekannte Ansprüche auf Freilassung von dem Unternehmen, oder auf Anteilnahme an demselben innerhalb der AusschlteßungSfrist von 2 Wochen, von dem Tage des Erscheinens dieser Bekanntmachung an gerechnet, bei« Schnltheißrnamt Wenden oser beim Oberamt hier geltend zu machen.
Nagold, den 7. April 1908.
K. Oberamt. Ritter.
Seine königliche Majestät haben am S April d». Ir. aller- «nädiast geruht, die evangelische Pfarrei Gechtngen, Dekanats Calw, dem Pfarrer Beiter in Enzberg zu übertragen.
Die weiße Nelke.
Kriminalroman von I. Kanlbach.
(Fortsetzung.) (Nachdr. »erb.)
Mit großer Vorsicht und Schlauheit wußte August es eiuzurichtm, daß die kaufmännischen Angelegenheiten bald erledigt waren. Herr Bäuerle hatte dabrt dem Weine fleißig zugesprschen uad war in ein Stadium gekommen, in dem er sich so glücklich fühlte, daß er die ganze Welt hätte um- armeu mögen. Er hatte nicht einmal mehr gemerkt, daß Fluth noch bei dem ersten Glase war.
»Es ist ein altes, renommiertes Geschäft, das Ihrige, Herr Bäuerle," fing Fluth nach einer kleinen, beschaulichen Pause das Gespräch wieder au.
»Ei ja," gab Bäuerle zurück, „wissen Se — eigentlich bin ich im Dusel zu der Firma da gekommen! Nase blüht — se blüht auch unter meiner Führung weiter, da läßt sich nichts gegen eiuwrudeu. Aber — ich bin, — wie gesagt, damals so. — ich möchte behaupten, im Schlafe reingeschobm."
So?" fragte Fluth interessiert; »wie kam denn das, Herr Bäuerle?"
Der kleine Dicke nippte behaglich schmunzelnd au seinem Glase uud antwortete noch nicht gleich. Dann machte er ein geheimnisvolles Gesicht, rückte etwas näher zu August Fluth heran und flüsterte diesem zu:
„Ja, sehen Se, Herr Fluth, bloß Glück alleeue war's eben nich, daß ich hier Besitzer wurde, — 's war Haupt«
Arettag dm 8. Mai
Die deutschen Wundesfürsten in Wien.
Wie», 7. Mai. Als erster von dm Gästen ist Prinz- regeut Luitpold von Bayer« in Wien eiugetroffeu. Er ist gestern vormittag hier eiugetroffeu und bei seiner greisen Schwester, der Erzherzogin Adelgunde, im Palais Modena abgestiegen. Er empfing hier um 12 Uhr mittags den Besuch Kaiser Franz Josephs. Es war dies die erste Ausfahrt des greisen Monarchen seit mehreren Wochen.
Gestern abend st«d weiterhin eiugetroffeu der König von Sachsen, der bet seiner Schwester, der Witwe des Erzherzogs Otto Erzherzogin Maria Joseph« im Augusteupalais Wohnung genommen hat. Bis jetzt find an Fürstlichkeiten in Wien angekommen: Die Großherzöge von Baden uud Oldenburg, der Prtuzregent von Bayern, Fürst Georg von Schanmburg-Lippr, der König von Württemberg, Fürst Leopold lV. zur Lippe, drr Großherzog von Mecklenburg- Schwerin, Herzog Friedrich von Anhalt, der Großherzog von Sachsen-Weimar uud der Bürgermeister von Hamburg. Alle wurden mit Ehrenkompanien von Erzherzögrn empfangen uud fuhren im strömenden Regen zur Burg. Infolge des fett '/»4 Uhr gestern nachmittag andauernden furchtbaren Gewitters find die Dekorationen in den Straßen zu« Teil ganz verwaschen.
Die Beglückwöuschungsfeier findet heute um 12 Uhr mittags in Schöubrunn statt. Schon am Vormittag wird Kaiserin Auguste Viktoria mit ihren Kindern den Kaiser Franz Joseph beglückwünschen. Dann versammeln fich die Bnudesfürsten im Marta-Antoiuette-Zimmer. Sobald sie vollzählig anwesend sind, wird zunächst dem Deutschen Kaiser davon Meldung erstattet und er erscheint bet den BnndeSfülste«. Der zweite Oberhofmeister Fürst Mou- trnuovo geleitet sodann de« Kaiser Wilhelm und die anderen Bnudesfürsten in das Maria-Theresta-Zimmer, wo Kaiser Franz Joseph allein, ohne die Mitglieder seines Hauses, in der österreichischen Marschallsuntform seine Gäste empfangen wird. Kaiser Wilhelm wird die Glückwuuschrede halten und Kaiser Franz Joseph wird dankend erwidern. Dann folgt ein Frühstück in Schönbrunu.
Die GratnlationSeonr.
Wie», 7. Mai. Die deutschen Bnudesfürsten versammelten sich in den Empfangsappartements zur Gratn- latioasconr. Bei dieser hielt Kaiser Wilhelm an Kaiser Franz Joseph folgende Ansprache:
»Eine erhebende Fügung der göttlichen Gnade uud Vorsehung ist es. die uns am heutigen Tage um die erhabene Person Ew. Kaiser!, und König!. Apoßol. Majestät vereinigt. 60 Jahre, zwei Menscheualter, haben Ew. Kaiser!, u. König!. Apostol. Majestät in nie rastendem Eifer uud treuester, edelster Pflichterfüllung dem Wohle und dem Glück Ihrer Völker gewidmet. Mit berechtigtem Stolz und hoher Genugtuung mag eS das Herz Ew. Majestät erfüllen, wie von allen Setten die Untertanen dem in Ehrfurcht geliebten Herrscher die laudesväterliche Treue mit hingebender Liebe Md Dankbarkeit zu vergelten bemüht find.
sächlich, weil's mir damals an der nötigen Courage nich fehlte."
„Kanu ich mir denken, Herr Bänerle, Sie machen den Eindruck eines forschen Mannes, — außerdem, der Ruf, den Sie genießen, — Prost, Herr Bäuerle; ich schätze mich sehr glücklich, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben," schmeichelte August Fluth, dem nur daran lag, die Gesprächslust und die Eitelkeit des Alten rege zu erhalten. »Also, wie ging es zu, daß Sie Besitzer dieses Hauses wurden?"
»Ja, sehen Se —" fing Bäuerle wieder wit gedämpftem Ton an, »das is 'ne höchst geheimnisvolle Geschichte. ,8 war nämlich zu der Zeit damals hier nich ganz geheuer, 's spukte, Herr Fluth; Sie mögeu's nu glauben oder nich, aber wahr is es uud bleibt es. Ich bin zwei Jahre laug Prokurist gewesen beim verstorbenen Herrn Bruns — ich hab's selbst gesehen!"
»Was Sie sagen!" warf August Fluth gespannt dazwischen; »das wäre ja wieder einmal ein interessanter Beleg für meine so oft verlachte Anschauung, daß Vergangenes, oder Abgeschiedenes in unsere Gegenwart hiueinreicht und öfter, als wir denken, Geschichten macht, bei denen sich den gewöhnlichen Mensche« die Haare sträube». Denn, Spuk, Herr Bäuerle, ist doch nur so ein Geist von einem Wesen, das mal gelebt hat und nun in schattenhaften Umrissen wieder durch die Räume des Hauses fegt."
„Ach, Se deukeu wohl an de» selige» Hamlet oder Macbeth, deneu die Geister der Umgebrachteu auf der Bühne erschienen find? I, Gott ja, Herr Fluth, wer weiß's, wem sein Geist es war, — dadrüber habe ich noch gar nich mal
1S08
Aber nicht nur Millionen eigener Laudeskiuder jubeln in
froher FesteSstimmuug ihrem heißgeliebten Kaiser und König zu, nein, auch wett hinaus über die Grenzen der Monarchie beugt fich die Welt in Verehrung und Bewunderung vor der ehrwürdigen Gestalt Ew. Majestät. Ew. Majestät sehen hier drei Generationen deutscher Bnudesfürsten um fich versammelt und keinen darunter, dem Ew. Majestät nicht schon ein Vorbild gewesen wären, bevor er selbst berufen war, die Wichten seines hohen Amtes zu üben. Uns allen haben Ew. Majestitt in 60jähriger Arbeit ein herrliches Beispiel aufgestellt, woran fich noch die Kinder »ud Enkel der Jüngsten unter uns erbauen werden. So find wir denn, die treuen Freunde und Verbündeten Ew. Kaiser!, und Köuigl. Apostol. Majestät, uud mit uns I. M. die Kaiserin uud Königin, meine Gemahlin, hieher geeilt, um Zeugnis abzulegeu von den herzlichen Gefühlen der Freundschaft und Anhänglichkeit, die uns für Ew. Majestät beseelen. Aus bewegtem Herzen bringen wir unsere Huldigung dar dem edlen Herrscher, dem treuen Bundesgenossen, dem mächtigen Hort des Friedens, Ms dessen Haupt wir den reichsten Segen Gottes herabflehen."
Kaiser Franz Joseph erwiderte:
„Ew. Kaiser!, uud Köuigl. Majestät haben im Verein mit seiner Kgl. Hoheit dem Privzregenten von Nahem, Ihren Majestäten den Königen von Sachsen uud Württemberg, den hier anwesenden durchlauchtigsten und durchlauchtigen deutschen Bnudesfürsten und dem Vertreter der freien Hansastädte den liebenswürdigen Entschluß gefaßt, mir Ms Anlaß der Erreichung meines 60. RegiernngS- jahres persönlich ihre Glückwünsche darzubringeu. Dieser Beweis Ihrer mir so überaus teuren Freundschaft, der zu dm kostbarsten Erinnerungen meines Lebens gehören wird, hat mein Herz Ms das Freudigste berührt, Md ich bitte Sie, hiefür meinen innigsten, tiefempfundenen Dank eutgegmzunehmeu. Ich darf tu diesem mich in hohem Maße beglückenden Akt herzlicher Zuneigung wohl eine feierliche Kundgebung des monarchischen Prinzips erblicken, dem Deutschland seine Macht und Größe verdankt. Auch Oesterreich-Ungarns Kraft liegt in diesem Prinzip, uud aus der treuen und unwandelbaren Liebe meiner Völker habe ich stets ume Zuversicht geschöpft, um dm mir obliegende« schweren Pflichten gerecht zu werden. Die Tatsache, daß eS mir heute vergönnt ist, eine so große Anzahl deutscher Fürsten um mich versammelt zu sehm, ist auch die ausdrucksvollste Bestätigung des zwischen uns seit beinahe 30 Jahrm bestehenden engen und unerschütterlichen Buudesverhältuisses. Dieser Tag bestärkt mich in der frohen Erwartung, daß dieses nur friedliche Ziele verfolgende Bündnis, dem gleichen Bestreben der anderen Mächte wirksam zur Sette stehend, seine Aufgabe bis tu die fernste Zukunft voll erfüllen wird. Ich bitte die göttliche Vorsehung, sie möge Ew. Majestäten und alle deutschen Nun« deSfürstm, sowie auch I. M. die Kaiserin und Königin, deren Anwesenheit Äich tief rührt und zu wärmstem Dank verpflichtet, für alle Zeitm in ihrm gnädigen Schutz uehmm." ^
so "nach gedacht! Hören Se, Herr" Fluth" Se bringen «sich da Ms '« Gedanken: Ob wohl der selige Herr Bmus, mein Borgänger, auch so Einen auf'« Kerbholz hatte, der nu so als persönliches Gewissen, wie bei Shakespeare, vor ihm ausgetreten ist? Dmu, denken Sie, Herr Fluth, mit dem
Tage, wo ihn der Tod ereilt hat,-er is nämlich
schändlich ermordet worden, — da is der Spuk auS'm Hause verschwanden; tatsächlich reineweg verschwunden."
„Wie sah das Gespenst aus?" fragte Fluth, halb belustigt, halb interessiert.
„Nu, wissen Sie, aussehm tat es eigentlich gar nich, was man 'n richtiges Gespenst nennt, das war's nich! ES war, — sehm Sie, — hier vom Fenster aus können Sie'S bemerken, — das Haus hier bildet nämlich ein großes Viereck mit einem Jnnenhof in der Mitte, uad rings um dm Hof Hern« laufen in allen vier Flügeln die Korridsre von allen drei Stockwerken. Früher iS das Ganze vielleicht einmal 'u Kloster gewesen; es hat wenigstens dm Anschein. Damals haben wohl alle vier Flügel in Zusammenhang gestanden, aber später hat «au diesen vorderen Bau, in dem meine Wenigkeit jetzt haust, von dm übrigen drei Flügeln getrennt, hat die Türen zugemauert uud jede Ber- btudung aufgehoben. Dort in dem Flügel nn, von hier aus rechts — im Korridor vom zweiten Stockwerk — da hat der Spuk sein Wesen getrieben. Wie gesagt, 'ue regelrechte Gestalt hat er uich gehabt; so 'u richtiges Gespenst war's nich. Nur immer so 'u ganz unbestimmter Lichtschein, der vor den Fenstern vorbetgehnscht is, — oder es iS auch wohl stillgestandm, uud es hat auSgesehm, als