Auflage 2600 .

82. Jahrgang.

«»scheint läßlich «it NnSnah«« der ««»»< nnd tzefttag«.

Preis »trrteljLhrlich M 1 «tt r»s,»« loh« 1 .V 0 t« «,»irN» «nd 10 Vm Verkehr l.vb tm übrigen Württemberg t. >t, Vtonatrabonnement» «ach «erhält»».

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An»«ige»-G«v>h» f. d. Ispatt. Zeile ans -ewöhnl. «chrift ober deren Ran« bet 1 «al. «inrücknng is bet mehrmaliger entsprechend Rabatt.

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LchivLb. Landwirt.

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Die nächste Ausgabe des Blattes erfolgt am Sams- tag nachmittag.

Amtlichr«.

Die Herren Ortsvorsteher

wollen als portopflichtige Sache bis L. Mai 1SV8 die Berzeichuiste

1. der Gast- und Schaukwirtschaften

S. der Bäckereien «ud Konditoreien

» der Maler-, Anstreicher ». s. s. -betriebe

Vorlegern

Wetter werden dieselben veranlaßt bis genannte» Termin z« berichten:

1 ob und welche Rotzhaarspinnereien, Haar- «ud Borstenznrichtereie», sowie Bürsten- »nd Pinsel «achereien seit dem letzten Jahr in ihrer Gemeinde neu entstanden sind.

2. ob und welche Steinbrüche und Tteinhanereie» feit dieser Zeit neu errichtet worden sind.

3. welche Berändernnge« bei den Anlagen zu Ziffer 1 uad 2, welche im vorigen Jahre schon bestanden haben, seither vorgekommen find (z. B. Wechsel des Besitzers, Art des Betriebs u. s. f.)

Verneint n Falles find Fehlanzeige« zu erstatten.

Nagold, den 15. April 1908.

K. Oberamt Mayer, Reg.-Afs.

De« Herren OrtSvorsteher»

derjenigen Gemeinden, in welchen sich Fabriken «nd diesen gleichgestellte» Anlage» und dgl. befinden, sind die Verzeichnisse dieser heute zugegangen. Sie wollen die­selben ans igr« Vollständigkeit prüfen und etwaige Aen- derungen dezw. Ergänzungen bis spätesten-1. Mai LSV8 als portopflichtige Dienstsache dem Oberem!, berichten.

Bemerkt wird, daß Einträge tu die Berzetchnifle nicht von der Ortsbehörde vorgenomMen werden dürfen.

Von denjenigen Ortsbehörde«, m dercn Gemeinden am 1. April 1907 keine Fabriken rc vorhanden waren, aber seither entstanden stnd, ist das eingangs erwähnte Ver­zeichnis sofort anznlegerr und bis zum oben genannten Lermtu einzuseudeu, von den übrigen ist Fehlauzeige zu erstatten.

Nagold, 15. April 1908.

.K. Obrramt. Mayer, Rcg.-Aff.

Auf «rund der am höheren Lehrerinnenseminar in Stuttgart vorgenommrnen Dienfiprüfung ist u. a als Hauptlehrerin an den »nteren und mittleren Klaffen höherer Mädchenschulen für befähigt erklärt worden: Amalie Rau von Nltenfleig.

Juni Rarfreitage.

Die still: Woche, die Mauer- oder Klagkwcche, redet ihre ernste Sprache, und ganz besouders ergreifend klingt die Predigt des Karfreitags. Eia Haapt voll Blut und Wanoen taucht vor der Seele auf. Der Golgatha-Hügel mit dem Kreuz des Erlösers welch ein erschütterndes Bild! Helfend und tröstend und übera das lebendig Re­ligiöse betonend, so war Jesus durch Stadt und Dorf ge­wandert. Immer gewiß der göttlichen Wunderyilfe. hatte er Liebestaten valloracht, wie Niemand zuvor rn Israel. Aber -freilich, er war mit heiligen Zornesgluten dazwtschen- gefahuerr, wo pharisäischeAnmatzung den bloßen Zeremonien- stam als Religion ausgab. Er duldete keine seelischen Kompromisse mit schmutzigen Erdenrest.n. Ec wußte und gab sich als gottgejaudten Messias und wollte nicht ein Reich von dtvser Welt aufrtchten, sondern ein im Glauben demütig zu erfaffendes Gottesreich. Da flackerte der jüdisch eng­herzige Fanatismus auf, und die Leidenschaft der Mafien ward angestachelt, und schließlich kam daS Tumultgeschrei: Kreuzige, kreuzige ihn!

Der altsächstsche Heliand-Dichter hat den Karfreitag .aller Tage trübsten" genannt. Andere haben von einer weltgeschichtlichen Tragödie gesprochen. Nun ja, einen größeren Zusammenbruch als dort auf Golgatha hat die Welt niemals gesehen, uod er selbst, der Gekreuzigte, seufzte: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Und doch kein bloßes jammervolles Sterbe«. Ein Tod ist's gewesen um den die SiegeSfaufareu brausten. Eine fromme Stimme aus dem achtzehnten Jahrhundert hat dankbar be­kannt:Unter tausend frohen Stunden, die r« Leben ich gefunden, blieb nvr eine wir getreu: eine, da in tausend

Donnerstag dm 16. April

Schmerzen ich erfuhr i« meinem Herzen, wer für mich ge­storben sei!" Christi Tod ein Erlösertod! So jubelt eS die Kirche, und so tönt eS in der persönlichsten inneren Erfahrung des armen sündig:« Menschenkindes. Und damit löst sich auch das Rätsel des eigenen Kreuzes. Wieder möge ein tiefempfundenes Dichterwort mitsprechen:Bist du ein Christ, nimm auf dich die Beschwerden, beklage nicht so endlos deinen Schmerz, denn der Gekreuzigte vermag ins Herz dir doch nicht ohne Kreuz gesetzt zu werden! Solche Karfreitags-Erkenntnis ist wertvoller als daS verbitterte und verängstigte Hadem mit dem Schicksale, unendlich wertvoller auch als das seichte Gerede von Selbsterlösung und der­gleichen. Natürlich gibt's auch heute noch genug Leute, denen die Botschaft des Kreuzes als Torheit erscheint, oder denen sie ein Aergeruis ist. Aber der Held von Golgatha ist doch eine Wahrheit, und sein Triumph ist doch unum- stötzlich.

1S08

UoMifche Hleberstcht.

Das Gesetz über die Haft««- des Tierhalters

wird dem Reichstag von der betreffenden Kommission zur unveränderten Annahme empfohlen. Außerdem empfiehlt die Kommission, den Reichskanzler zu ersuchen, alsbald einen Gesetzentwurf vorzulegen, der die Unfallverstcherungsgesrtz- gebung auf das bisher nicht verfichernugspflichtige Fahr- und Stallpersonal ausdehnt.

Die «ationattiberale Jugend Preußens hielt am Sonntag in Kassel ihren Lertretertag ab und beschloß hierbei den Zusammenschluß der preußischen Jugendvereine zu einemPreußischen Landesverband der Vereine der nationalltberalen Jugend." Die vom provisorischen Vor­stand ausgearbeitelen Satzung!« fanden wiederspruchslose Annahme. Der neue Verband umfaßt 8600 organisierte Mitglieder. Zum ersten Borfitzenden des Verbandes wurde der RcichsverbandSvorfitzende Dr, Hermann Fischer in Köln gewählt. Bei der Uebernahme des Amts sagte Dr. Fischer, daß das Schwergewicht der Tätigkeit des neuen Verbandes auf die Agitation im Osten Deutschlands gelegt werden müsse. Retchstagsabgeordneter Baffermann begrüßte in der Neugründung ein neues wertvolles Instrument für die KampfeLorgantsatton der Partei. Nach einem Referat über die preußische Wahlrechtssrage nahm der Vertretertag folgende Resolution an: Für die bevorstehenden Laudtagswahlen stellt stch der preußische Landesverband auf den Boden der Entscheidung des ZmtralvorstandS der nationalltberalen Partei vom 1. März 1908 und begrüßt dieselbe als eine geeignete Grundlage zur preußischen Wahlrechtsreform.

I« Sachen der braunschweigischen Parlaments «nd Wahlrechtsreform hat die Sonderkommisfion des Landtags einen Bericht ausgcarbeitet, in dem anerkannt wird, daß die Verteilung der Mandate nicht ganz der Ver­schiebung der Bevölkerung entspricht. Die Kommission steht aber davon ab, eine Aenderuug zu beantragen, da der eben erwähnte Mangel sich auf andere Weise fast ausgleiche. Was die Wahlen zum Landtag betrifft, so schlägt die Kom­misston vor, die Zahl der Urwähler in jeder Stadt- und Landgemeinde in der ersten Klaffe von mindestens 5 auf mindestens 10 Proz. aller Wahlberechtigten zu erhöhen; die folgenden 20 Proz. bilden die zweite, die übrigen 70 Proz. die dritte Klaffe. Jeder Wähler der ersten Klaffe hat 3 Stimmen, der zweiten zwei und der dritten Klaffe eine Stimme. Bo» anderen Faktoren, wie Bildungsgang, Alter, Ehestand usw. hat die Kommission Abstand genommen und verlangt als Voraussetzung für Berechtigung zur Wahl zweijährige Ansässigkeit im Herzogtum.

Die Polizei in Teheran verhaftete mehrere Personen, teilweise Russen, die dm Verdacht erregt hatten, daß sich in ihrem Besitz Bomben befinden. Es herrscht infolgedessen große Erregung im Volk. Man befürchtet ernste Verwick­lungen. Persische Briganten überfielen den russischen Grenzposten von Beliasuver. Es entspann sich ein Gefecht, in dem auf russischer Seite ein Hauptmann und drei Mann getötet, fünf Manu verwundet wurden. Zur Wieder­aufnahme der persisch-türkischen Grenzverhandlungen wurde von der türkischen Regierung eine neue Persönlichkeit an die persische Grenze gesandt.

Die serbische Sknpschtiua ist ausgelöst worden. AlS der Justizmtnister das AuslösungSdekret vorlaS, brachen die Jungradikalen in stürmische Proteftrufe aus, die sich zu tosendem Lärm steigerten. Sofort nach der Parlaments- auflösuug verlängerte der Staatsrat gemäß dem Antrag der Regierung das Budget auf weitere vier Monate. Die Neuwahlen find auf den 31. Mat, die Etnbernfung der neuen Skupschtina auf des 17. Juni festgesetzt worden.

Die griechische Opposition sträubt stch gegen die geplaute Reorganisation der Flotte. Sie sucht, durch Ver­anstaltung von Maffeu-Protestversammlungen den Plan zum Scheitern zu bringen.

Fürst «ülow in R»«.

No«, 15. April. Heute vormittag begab sich Fürst Bülow vom Hotel Regina nach dem Vatikan, wo er in einstündiger Audienz vom Papste empfangen wurde. Der Audienz folgte ein Besuch de- Kardinal-StaatSsekretärS Merrh del Val. Während de» '/< Stunden dauernden Besuches beim Kardinal wurde die Fürstin mit dem Ge­sandten v. Flotow und dem Professor v. RenverS vom Papste empfangen.

No«, 15 April. Die Blätter nehmen die Erklär­ungen des Fürsten Bülow sehr freundlich auf. Dir Tribun« steht in ihnen einen neuen Beweis der Friedens- abstchten der deutschen und italienischen Politik und des Einvernehmens zwischen Bülow und Tittont. Giornale d'Jtalia belonl, daß die so herzlichen und freundschaftlichen Triakspruche auf dem Diner bei Tittont von guter Vorbe­deutung seien für die Erhaltung der ausgezeichneten Bezieh­ungen zwischen den Regierungen der verbündeten Stamm.

Pageo-Meuigkeiten.

«»« «t»dt «d Lmd.

Nagold, de« 16. April 1S08.

* Latein- nnd Nealschnle. Am Dienstag und Mittwoch vormittag fanden die Frühjahrsprüfungeu statt. Die mündliche Prüfung ergab in allen Klaffen ein gutes Resultat, wobei die treffenden kurzen Antworten der Schüler ein sicheres Wissen bekundeten. Die Turuprüfung am Mittwoch zeigte die gute Schulung der jugendlichen Körper und die Freude, welche die Knaben nach geistiger Anstrengung an körperlicher Hebung und am Turnspiel haben. Die Schlußfeier gestaltete stch bei einer kernigen Ansprache des Herrn Oberpräzeptor Haller an die Schul­entlassenen, Deklamationen und gemeinsamen Gesängen der Schüler und Preisverteilung sehr ansprechend.

Fischbrutanstalt. In gegenwärtiger Zeit spielt auf dem Küchenzettel fast jeder Haushaltung der Fisch eine nicht unbedeutende Rolle. Da ist eS für jedermann von hohem Jutereffe, etwas über die Entstehung desselben zu erfahren. Am besten ist dies möglich, wenn man stch eine der Fischbrutaustalteu unseres Bezirks genau betrachtet. Die Besichtigung der Ftschbrutanstalt deS Joh. Hartmann in Pfrondorf, welche z. Zt. vollbesetzt ist, bietet jedem Freunde der Fischerei und jedem Naturfreund überhaupt reichen Genuß. Man steht hier die Entstehung unserer Flußfische, Forellen und Saiblinge vom Ei an bis zum 34 Monat alten, zwar noch kleine«, aber doch schon selbständigen Fischchev, welches im stände sein muß, stch im harten Kamps ums Dasein seinen Platz zu behaupten. Besonders interessant ist es, wenn MS dem hellgelben, häutigen Ei das Fischchen stch entwickelt. Bei oberflächlicher Betrachtung kommt es einem vor, als bekomme eigentlich das Ei nur Kopf und Schwanz, denn daS winzige Tierchen behält noch wochenlang den größten Teil des Eies, den Dottersack an stch hängen und schwimmt so eigentlich mit dem Ei umher btS sein Inhalt Ml Lebensunterhalt ver- braucht ist. Ist dies geschehen, so beginnt für daS Fischchen eine gefährliche, für seinen Pfleger eine mühevolle Zeit. Die winzigen Tierchen müssen an Nahrung gewöhnt werden. Einen prächtigen Anblick gewährt eS, wenn tausende und abertausende dieser lebhaften, gewandten Tierchen herbei- schwimmen, um dir Nahrung, rohrS geriebenes Fleisch (Milz) wegzuschuappeu und ihre winzige Beute alsbald in der Tiefe des Behälters in Sicherheit bringen. Aber nicht nur unsere heimischen Flußfische, auch Ausländer, z. B. die Meerforelle MS Dänemark werden hier gebrütet. Der Besitzer gestattet die Besichtigung seiner Anstalt gerne und läßt sich für manchen Naturfreund nud Ausflügler in den bevorstehenden Feiertagen das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden, wenn er nach einem Spaziergang diese Anstalt besichtigt. __

r. H»rb, 15. April. In Mühringen hiesigen Ober­amts starb heute Frau Berligheimer sen. Wtw. im Alter von 08 Jahren. Sie dürfte die älteste Person des ganzen Landes geworden sein.

H»rtz, 15. April. Unter äußerst zahlreicher Beteilig­ung fand am letzten Sonntag eine Bortnruerstvnde deS NagoldgauS unter Leitung von Gauturnwart Pfrommer- Calw fiatt. Unter seiner Leitung wurden zuerst die Frei-