82 . Jahrgang.
«»scheint täglich mtt LuSnahmr der Sens- und Festtage.
Pret« vierteljährlich hier 1 mir Lräger« ish» 1 .SÜ i« Bezirkr- »nd 10 dm Bertehr 1.LS im übrige» Württemberg 1.3b MeuatSabounementD nach «erhältnt».
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Mtt dem^ Plauderstüdche» und
Schwäb. Sandwirt.
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Die Mittelmcerreise des Kaiser«.
Messt««, 9. April. Die Hohenzollern mit den Majestäten an Bord, die heute vormittag von Palermo in See gegangen war, polsterte nachmittags 4 Uhr die Meerenge von Messina und setzte die Fahrt in der Richtung nach Korfu fort.
Die Hoheazrllers vor Korso.
Korfd», 9. April. Laut soeben eingetroffenem Telegramm ankert die Hohenzollern bereits vor Korfu. Morgen zwischen 11 und 12 Uhr fahren der König und die königliche Familie zu ihr in Barken. Nach der Begrüßung beider Herrscher findet auf der Hohenzollern ein Dejeuner statt, gegm 2 Uhr erwartet man die Ankunst des Kaiserpaares au der Landungsstclle. (Mpst.)
UoMjche Aeöerficht.
Der Reich-tag hat vorgestern das Rrichsvereins- und das Börsengesetz in dritter Lesung angenommen und sich dann bis zum 28. April vertagt. Daß man die Osterferien früher begann, als anfangs vorgesehen war, ist nicht auf polnische Gründe zurückzuführen. Maßgebend war allein die Tatsache, daß die Abgeordneten Sehnsucht nach der Heimat und nach Erholung hatten. Die letzten Wochen waren wirklich anstrengend, sie haben Sitzungen von unge- wöhnlich-r Dauer gebracht. Die Herren verlang! e es nach Ruhe, und es z-rgte sich, daß man den Reichstag m der starken Brsetzurg, die er in den letzten Tagen aufgrwiefen hat, nicht langer Zusammenhalten kömue. Las rasche Ende entsprich: dm Wünschen aller Parteien.
Nach mehrfache« Besprechungen mit König Ednard ia Biarntz hat Asqu.th die Bildung des neuen Kabinets übernommen. Er wird die endgültige Wahl seiner Mitarbeiter erst in London trcffm, wohin er heute abreist. König Eduard verläßt Biarritz cirn 15. April, um am 16. April einer Versammlung des Geheimen Rats beizuwohvcn.
L5ive Perordunng der spanische« Regierung
führt in Barzeloua das Amt einer Polizcichess ein, der an die Spitze dcs ganzen Polizeikorps der P- ovisz gesetzt wird. Hiemu scheint vir Anfang der Polizekesor« in dem unruhigen Winkel gemacht zu sein.
Nach Melduyge» ans Marokko kehrt General d'AmaN nach Ber R.schid zurück. Er hat im Gebiet der Mcdakra ein starkes Detachement znrückgelassen, um die Besetzung dieses Gebiets zu sichern und die endgültige Pazifizierung des Landes herbeizuführen. — In Tanger haben Kriegs minister Gebdas und Raisuli eine kleine Komödie aufgefühlt. Raisuli speiste am Dienstag bei Gebbas. Die
Die weiße Nelke.
Kriminalroman von I. Karrlbach.
(Fortsetzung.) (Nachdr. verb.)
Sechstes Kapitel.
In ihrem kleinen, vom Rauchdunst ein r Pfeife erfüllten Woh .istübchen saßen Friedrich Henzen und seine Tochter beisammen; nicht beisammen im Sinne des trauten Wortes, das eine mnige Gemeinschaft bezeichnet, srudern nur zusammen in demselben Raum, innerlich getrennt durch eine unausgesprochene, doch deutlich fühlbare Spannung. Der DämmerungSscheiu überhauchte die weißgetüuchten Wände des Gemachs mit einem warmen Schimmer. Doch keiner von den beiden Menschen hatte Sinn für dt; stille Poesie des scheidenden Tages; Friedrich Henzen rauchte seine kurze Pfeife; sein hageres Besicht mit dem nudurchdünglichen Ausdruck erschien heute noch verschlossener, noch verwelkter, als sonst. Meta war in Nachdenken versunken. Die Rettung Claascns beschäftigte alle ihre Sinne.
Henzen brach endlich das Schweigen, das bis jetzt zwischen ihnen geherrscht hatte.
„Was träumst du, Mädchen?" fragte er mit einer Stimme, die nichts von der Empfindung verriet, aus der die Frage entsprang. Ob er Teilnahme oder Tadel damit ausdrücken wollte, konnte Meta nicht ergründen. Sie gab keine Antwort, weil auch nicht in dem Ton lag, ob er eine solche erwartete. Dies schien in der Tat nicht der Fall zu sein, denn Henzen fuhr ohne Unterbrechung fori:
„Laß das Träumen sein, Mädchen; ich warne dich. Träume erzeugen Hirngespinste, und Hirngespinste führen zu törichten Gedanken und Taten."
„Sprichst du aus Erfahrung, Vater?" fragte Meta
Ireitag dm 10. April
beiden umarmten sich mit der Erklärung, das Vergangene vergessen zu wollen; denn so wolle es Gott. Raisuli beabsichtigte, nach Rabat zu reisen, um sich dem Sultan zur Verfügung zu stellen. Gebbas bat ihn aber, die Ermächtigung seitens des Sultans Abdul Afis abzuwarten. In Kreisen des Wachsen bleibt man mißtrauisch gegen Raisuli.
Der Se«at der Vereinigten Staate« r»o« Nordamerika genehmigte einen Gesetzentwurf betreffend die Ausgaben für militärische Zwecke, die 20 Millionen mehr betragen, als im Vorjahr. Hierauf bewilligte das Haus die Ausgaben für die Befestigungszwecke im Betrag von zwölf Millionen Dollar.
Schutz der ausässigen Kleingewerbetreibende«.
Zur wirksamen Bekämpfung des Wettbewerbes, den die Inhaber sogenannter Wünderlager den ortsansässigen Kleingewerbetreibenden bereiten, hatte der Verband sächsischer Handwerker- und Gewerbevercine bet der König!. Staatsregierung beantragt, daß solche Wanderlager neben ihrer für den Geveebetrieb im Umherziehen zu entrichtenden allgemeinen Steuer, noch zu einer Gemeindesteuer im Betrage bis zn 60 pro Woche herangezrgen werden sollen. Die Gewerbekammer in Plauer, welche ihr Gutachten über diesen Antrag abzugeben hatte, schloß sich demselben nicht nur voll- s kommen an, sondern sie richtete gleichzeitig die Bitte an die ; Regierung, die Beamten anzuweiie^, den sogenannten „Aus- ! Verkäufen" eine erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden. Diese Ausverkäufe müßten vielfach ebenfalls als Wanderlager angesehen und daun in derselben Weise zur Steuer herangezogen werden, wie es für jene gefordert werde. Diese Stellungnahme der Plaueuer Gewerbekamwer verdient nicht nur innerhalb, sondern auch außerhalb Sachsens die größte Beachtung seitens der zuständigen Behörden und der Ge setzgebung. Es sollte überall dafür Sorge getragen werdest) daß den ansässigen Kleingewerbetreibenden ihr oft sehr schwerer Wettkampf mit den Wanderlagern und den ihnen ähnlichen Konkurrenten durch einen gerechten Steuerausgleich erleichtert wird. Die Erhaltung des ortsansässigen selbständigen Handwerkers und Kaufmanns ist für Staat und Gemeinden von viel größerer Wichtigkeit als jene herumvagiereuden Wanderlager.
P»rl>»t»tsrische Nachrichten.
De«tscher Reich-tag.
B-«N«, 8. April.
Den Anträgen ans Genehmigung von Strafverfolgung der Abgeordneten Hahn, Legten und Stadthagen wegen Beleidigung versagt, das Haus die Genehmigung.
Die dritte Lesung des Vereinsgesetzes.
mit leiser Schärfe im Ton, und ihre schwarzen Augen funkelten.
Ruhig tat Henzen ein paar lange Züge aus seiner Pfeife. Dann wiegte er das Haupt, wie ein Philosoph, der einen großen Gedanken gesunden zu haben glaubt.
„Es gibt kein Ding in der Welt, an dem ich nicht meine bösen Erfahrungen gesammelt hätte," sagte er langsam und feierlich, indem er mit verschleierten Augen zur Decke empor blickte; „manches habe ich durchlebt und durchlitten in dieser Welt — manche Sünde habe ich begangen — Gott sei mir gnädig!" fuhr er mit steigendem Pathos fort, „an vieles darf ich nicht zurückdenkeu, ohne daß ich jetzt noch schaudre. Ich erinnere dich an Leipzig — Schicksal auf Schicksal dort, und vergeblich mein Strebe» — vergeblich meine Arbeit; Kind, Kind — gibt eS da oben wohl noch eine Gerechtigkeit."
„Laß die Vergangenheit ruhen, Vater, rühre nicht mehr daran," unterbrach ihn Meta mit herbem Ton, fast drohend zu ihm htuübersrhend. „Es könnten Dinge ans Licht kommen, die besser im dunkelsten Winkel der Vergessenheit blieben —"
„Schweige, Mädchen!" fuhr er sie an, aschfahl im Gesicht. „Hast du das Recht, deinem Vater zu drohen, weil er abgestürzt ist von der Leiter, die er hat erklimmen wollen? Wer kann sich gegen unverschuldete Schicksale wehren — gegen solche, die aus der Bosheit der Menschen hervorgegangen find? Ich hatte das Zeug dazu, vom einfachen Buchhalter cmporzusteigeu! Aber grausam — ungerecht ist daS Leben! Schreiberdtenste mußte ich tun — aus Not, — damit du zu leben hattest. — Ja, für dich habe tch'S getan, allein für dich, ich selbst — ich hätte mich mit Hungern zur Höhe hinauf gearbeitet. O, ein Manu von meinen Fähigkeiten . . ."
1908
Gröber (Z.) spricht sich gegen das Gesetz aus und be
zeichnet es als ein Antipolengesetz und ein verschleiertes Sozialistengesetz. Der § 7 sei ein offenbarer Rechtsbruch. Das deutsche Volk, so schließt Redner, ist viel zu edel angelegt, als daß es sich auf die Dauer eine solche Gewaltpolitik gefallen lasse. (Bravorufe und Zischen.)
Fürst Hatzfeld (Rp.) tritt mit Entschiedenheit für daS Gesetz ein, während Fürst Radztwil (Pole) die Vorlage bekämpft.
Dietrich (K.) erklärt sich dafür.
Junck (n.) polemisiert gegen den Abgeordneten Spahn. Er bestreitet, daß das Vereins- und Vcrsammlungsrecht in Württemberg, Bayern und Sachsen durch das Reichsvereius- recht verschlechtert werde. Wir halten fest, so erklärt Redner weiter, an der Erklärung des Staatssekretärs, daß das Gesetz ausgeführt werden soll von den Behörden durchaus loyal, ohne jeden Hintergedanken.
Heine (S.) spricht sich gegen den Entwurf aus.
Ein Blockantrag auf Debatteschluß gelaugt zur Annahme. Bei der Spezialberatung liegen Abäuderungsan- träge zu § 3a, Entbindung von der Anzeigepflicht, von Pr iß (Elsäßer) und de« Sozialdemokratin vor. Beide Anträge werden abgelehnt.
Beim § 7- dem Sprachenparagrophen verlangt Lede- bour (S.) eine klipp und klare Aeußerung des Staatssekretärs darüber, daß die Gewerksvcrsammlungeu keinesfalls mit Hilfe deS 8 7 chikaniert werden so! eu.
Seyda (Pole) bekämpft ebenfalls den 8 7.
Staatssekretär Bethmann-Hollweg: Im Namen des Reichskanzlers habe er zu erklären: Bet dem Empfang der Deputation tu Flottbeck hat der Reichskanzler mir keiner Silbe,gesagt, daß der 8 7 aus die Einwirkung Großindustrieller zurückzuführen sei, der in namentlicher Abstimmung angenommen wird. Sodann wird der Aaänderungsantrag Albrecht zum 8 7 in namentlicher Abstimmung mit 199 gegen 171 Stimmen abgelehut. Für den Antrag stimmten auch Dohrn, Neumann-Hofer, Polthos und Naumann. Ein Abänderuugsantrag des Zentrums wird ebenfalls abgelehut. 8 7 wird sodann in einfacher Abstimmung in unveränderter Fassung angenommen. Nach Ablehnung eines sozialdemokratischen Antrages zum 8 10a wird der Rest der Vorlage debattelos erledigt. In der namentlichen Abstimmung über daS ganze Gesetz wird dieses mit 194 gegen 168 Stimmen angenommen bei 2 Enthaltungen. Milder Minorität stimmten Potthoff, Dohrn und Neumann-Hoser. (Bei der Verkündigung des Resultats laute Bravo- und ebenso Pfuirufe.)
3. Lesung des Börs engesetz es. In der Generaldebatte bemerkt Singer (S.) Schon die zeitliche Aufeinanderfolge der 3. Lesungen von Vereins- und Börsengesetz beweise deren inneren Zusammenhang. Es liege hier ein Verrat deS Volkes vor. Für uns ist dieses Gesetz unannehmbar. Es ist ein Ausnahmegesetz.
„WaS soll der ewige Hader über dein verfehltes Geschick!" fuhr Meta auf. „Ich habe dir nicht im Wege gestanden. Warum mußtest du Leipzig verlassen, um nach Berlin zu ziehen, ohne sichere Aussicht auf Stellung dort?"
„Leute meines Schlages bringen es zu etwas tu der Weltstadt Berlin — deshalb zog ich hierher. WaS konnte ich dafür, daß die Krankheit mich ergriff in dem Kellerloch, wo wir hausten? Es bleibt ein ewiger Schandfleck in meinem Leben, daß ich mich habe zum Zeitungsträger erniedrigen müssen, nm um uns anständig vurchzubriugev, — da» warf mich um-"
„Freue dich, wenn das der einzige Schandfleck auf deiner Ehre war," rief Meta zornglüheud aus, „deine Sucht, in der Welt etwas Besonderes zu erreichen, eine Rolle zu spielen, hat dich rückwärts getrieben, anstatt voran. Und wenn ich dir zur Last gefallen bin, solange bis ich erwachsen war, so habe ich später mein redliches Teil Arbeit getan, die uns ernährt hat, bis Fräulein Seydrl sich unserer annahm. Ich wäre auch lieber etwas anderes geworden, als Modell für Maler — daS kannst du glauben. Jede redliche Arbeit wäre mir lieber gewesen, aber was halfS? Was hätte mir «ein Sträuben genützt, als damals der Freund Claasens, der mich bet Frau Freytag sah, zuerst auf den Gedanken kam, mich als Modell zu verwenden. Du — du wärest ja froh, daß endlich Verdienst für mich in Aussicht stand — gleichviel wodurch."
- (Fortsetzung solgt.-
Jnteresfiert. „Die Feuerwehr hat sich aber bei de« Brand» der Brauerei wirklich recht brav gehalten!" — „Dör glaub' ich schon! ... «» ir ja die einzige Brauerei, die wir in der Umgegend haben!"
Höchster tveurrß. Meister: „Sag' 'mal, Franzl, war tätest Du, wenn Du über Nacht r,ich würdest?" Lehrling: „In der Früh' aurjchlafen."