82. Jahrgang.
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»rschetut t»,ttch «tt A«Snah«e der «ou»> »nd Festtage.
Preis ,t«tüj»h,lich hier 1 ^», «tt Träger« Wh» 1.20 tm Bezirk», und 10 tzm-B»r!ehr 1.LS im «rige» Württemberg 1.SV »«, M»uat»«bo«»rme»tS »ach «erhältni».
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Unzetgeu-Gebühr f. d. Ispalt. Zeit» s»S gewöhnt. Schrift v»« deren Rau« v« imsl. «nrSckung 10 »et mehrmalig» «itsprechenb Rabatt.
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Donnerstag den 2. April
1908
Amtliche«.
Bekanritrnncknng-
Am Samstag, de« 11. d. M., vorm. S Uhr,
findet auf dem hiesigen Rathause die ordentliche Amts* versamml««g statt.
Die stimmberechtigte» und beratenden Mitglieder werden mittels besonderer Zustellung unter Beifügung der Tagesordnung hiezu berufen.
Nagold 1. April 1908.
_ Oberamts Vorstand: Reg.Rat Ritter.
Die gemeinschaftlichen Aemter
wollen die Jahresberichte über die mit Unterstützung der Zentralleitung des Wohllättgkeitsvereius bestehenden Klein- rinderschnle» spätestens bis 20. d. Mts. auf dem seiner Zeit zugestellteu Formular anher vorlegeu.
Nagold, den 1. April 1908.
K. gem. Oberamt:
——_ Ritter. Römer.
An die Herren Ortsvorsteher.
Die GefangenentranSportkosteuverzeichnisfe
auf 1. April d. I. sind alsbald abzuschließeu und anher vorjulegen, ev. ist Fehlanzeige zu erstatten. Zu Fehlanzeigen dürfen keine Formulare des TranSportkostenver- zetchnisses verwendet werden.
Nagold, den 30. März 1908.
_ K. Oberamt. Ritter.
An die Tchnltheißenämter betr- ffcnd die Koste» des 8ch»eebah»e»s.
Soweit im letztvergangeneu Winter durch das Schuee- bahnen auf den Staatsstraßen oder auf den Nachbarschasts- straßen mit Postwagenverkehr Kosten entstanden sind und hiezu um einen StaatSbeitrag nachgesucht werden will, find die vorgeschrtebeneu Liquidationen hierüber unter Beachtung der Bestimmungen des Erlasses der K. Ministerialabtetlung für den Straßen- und Wasserbau vom 4. Mai 1901 (Amtsbl. S. 141) längstens bis 1« Mai d. I. hieher vorzulegen.
Formulare für die diesbezüglichen Liquidationen können von dem Oberamt bezogen werden.
Angefügt wird, daß bei Bespannungen mit Ochsen die im Regierungsblatt von 1901 S. 60 verzeichneten Vor- spanuvergütungssätze in Spalte 3 des Formulars auf zwei Drittel zu ermäßigen sind.
Wenn eine Liquidation seitens der einzelnen Gemeinden bis zu oben genarwtem Termin nicht einkommt, wird angenommen, daß Kosten der vorbezeichneten Art nicht erwachsen sind.
Nagold, den 1. April 1908.
___ K. Oberamt. Ritter.
Die Herren Ort-Vorsteher wollen die Tportelverzeichuifse bezw. Frhlnrknnde»
bis spätestens 1«. d. Mts. als portopflichtige Dienstsache vorleaen.
Nagold, dm 1. April 1908. K. Oberamt:
Mayer, Reg.-Aff.
Die weiße Nelke.
Kriminalroman von I. Kaalbach.
(Fortsetzung.) (Nachdr. verb.)
Am folgendm Tage überreichte sie ihrem Vater de, offenen Brief an Richard Claasen. Der Staatsanwalt über flog dir Zeilen:
„Mein Vater hat mir gesagt, wie es um Dich steht Vielleicht kann es Dich ein wenig ausrichtev, wenn tä Dir die Versicherung gebe, daß ich au Deine Unschuli wie an den Himmel glaube, bis Du mir selbst dieser Glauben nimmst. Antworte mir; Dein Wort soll meir Talisman sein in der schweren Zeit. Und wenn meir Vertrauen mich nicht täuscht, wenn Du unschuldig bist dann will ich selbst nicht ruhen, bis es mir gelungen ist Deine Unschuld an den Tag zu bringen. Es wird eir Unternehmen sein, das mein Vater, sowie die anderer Herren vom Gericht als Wahnsinn bezeichnen werden^ doch mögen sie es tun. Die Lieb: kann Berge versetze» — sie wird auch stark genug sein, mich in dem Kampfe fü, Dich siegen zu lassen. Schreibe mir, ob Du unschuldig bist, uud ob ich meinem Vater die traurigen Erlebntssi Deiner Vergangenheit erzähle« darf, die Du mir auvev traut hast. DaS könnte vielleicht Anhaltspunkte geben die Dich entlasteten.
Immer Deine
Elisabeth S."
Die Gemeindebehörde»
wollen die Stegiebauuachweis«ugerr über Hoch- und Tiefbauarbeiten oder Fehlurkunden spätestens bi- 1«. d. Mts. als portopflichtige Dienstsache vorlegeu.
Nagold, den 1. April 1908.
K. Oberamt:
Mayer, Reg.-Ass.
Ge«s- der Mintsterialverfügung vom 7. Oktober 1901 (Reg.» Bl. S. 280) find für dir Zeit vom 1. Januar 1908 bi» 81. Dezember 1913 zu unständigen Mitgliedern in Wafsersachen brziehung»wris« zu Stellvertretern gewählt worden:
L.. Au» drm Kreise der Landwirte: fü« dir Regierung de» Tchwarzwaldkreise«: als Mitglieder:
Oekonomierat Josef Klein in «tnfiedel, Semeindebeztrks Kirchentellinsfurt, ObrramtS Tübingen,
Oekonomierat Rudolf Ru off in Niedeereutin, GemeinbebezirkS Bondorf, OberamiS Hrrrenberg,
GntSbrfitzer und Fabrikant Noah Wendler in Tübingen, Gutsbesitzer und Kaufmann Hugo Rau in Calw;
al- Stellvertreter: ^
Gutsbesitzer Binzen» Weiß in Ottenhausen, OberamtS Neuenbürg, AltkroneuwirtWilh Wagenast in Rsnfrizhausen, OberamtS Sulz.
2. Au» dem »reis, der Gewerbetreibenden: als Mitglieder:
Kommerzienrat Joses Krauß in Pfullingen, Obera»tS Reutlingen, Kommerzienrat Albert Melchior in Nürtingen,
Fabrikdtrektor Wilhelm Scheerrrin Tuttlingen, »lektrizitätSwerkbrsttzer Josef Schneider in Horb; al» Stellvertreter:
Fabrikant Albert Ko ch in Rohrdorf, OberamtS Nagold, Kommerzienrat Karl Groß in Rottweil.
Die Mittelmeerreise des Kaisers.
Ankunft i» Syrakus.
Syrakus, 1. April. Die Hohenzolleru uud die Hamburg liefen um 3 Uhr iu den hiesigen Hafen ein. Am Montag hatten die deutsche« Schiffe eine prächtige Fahrt durch die Adria. Gegen abend erhielt die Hoheuzoller« durch Funkenspruch ein Telegramm aus Ancona, worin die Deutschen Anconas durch ihren Konsul ihre Huldigung uud ihre Wünsche für eine glückliche Fahrt ausdrückten. Bei Sonuenuntergaug kehrte die italienische Torpedobootsdivifion nach Venedig zurück. Die Stadt ist beflaggt. Beim Einlaufen der Schiffe spielte die Kapelle am Ufer die deutsche Nationalhymne. (Mpst.)
Syrakus, 1. April. Um 5 Uhr nachmittags gingen die Kaiserin und die Prinzessin Viktoria Luise au Land. Sie besuchten die Katakomben und das griechische Theater.
Rom, 1. April. In Messina werden große Vorbereitungen für den Empfang deS Kaisers getroffen. Es findet ein großer Zulauf von fernen und nahe» Orten statt. Der Stadtrat wird sich an der Laudungsstelle eiufinden. Abeuds findet großartige Beleuchtung, Zapfenstreich uud Fackelzug statt. (Mpst.)
Mit ernstem Gesicht faltete der Staatsanwalt diesen Brief zusammen. Dann sagte er, indem er seine Tochter verwundert aublickte: „Du weißt etwas über seine Vergangenheit?" *
„Ja, Vater; er hat mir einmal von seinen Erlebnissen gesprochen. Es kam zufällig, ich hatte das Gefühl, als ob er sein Herz ausschutten wollte. Doch ist es nur wenig, was er mir gesagt hat, und ich weiß nicht, ob ich es dir erzählen darf."
„Er hat in der Voruntersuchung hartnäckig verweigert, irgend etwas ars seinem Vorleben zy berichten. Diese Tatsache hat viel dazu beigetrageu, den Verdacht gegen ihn zu verstärken. Es ist, als müßte er etwas verbergen, was das Licht zu scheuen hätte . . ."
„Nein — nein — das ist es nicht, gewiß nicht," rief Elisabeth hastig; „nur unsagbar traurig ist eS — ganz schrecklich — wenn er will, werde ich dir'S erzählen."
„Elisabeth," begann Seydel endlich iu einem veränderten, viel strengeren Tone als sonst, „ich habe mit der Enttäuschung, die du jetzt erleiden mußt, das wärmste Mitgefühl, ja, ich leide mit dir, well ich ermessen kann, wie hart der jähe Schlag dich treffen muß, der deine liebste Hoffnung vernichtet hat. Aber du mußt ein Ende machen — du mußt! Richard Claasen ist nicht der Manu, der deiner Liebe würdig ist. Ich habe geglaubt, du wolltest in deinem Schreiben von ihm Abschied nehmen. Und welch einen unüberlegten, unmöglichen Plan hast du dir ersonnen! Du — du willst seine Unschuld beweisen? Kind, ich hätte dich für verständiger gehalten. Hüte Dich! Du wirst nichts
P«rlsmeitt«rische Rschrichtru.
Derrtfcher Neich-tag.
Berlin, 31. März.
Gesetzentwurf betr. Beschäftigung von HilfSmitgttederu im kaiserlichen Patentamt. — Junck (n.): Es handle sich hier um ein Notgesetz behufs erleichterter Abwicklung der wachsenden Geschäfte der Patentamtes. ES empfehle sich aber, die Ermächtigung nur auf eine bestimmte Zell und zwar auf drei Jahre bis 31. März 1911 zu erteilen. Die Vorlage wird gleich in zweiter Lesung mit der Abäuderung — auf Antrag Junck — angenommen, daß die iu der Vorlage ausgesprochene Ermächtigung nur bis Ende März 1911 erteilt wird.
EpgäuzuugS-EtatS betr. Einführung des Postüber- welsungs- und CheckverkehrS. —Staatssekretär Krätke empfiehlt die Vorlage und teilt mit, daß die Errichtung von 9 Poftcheckämtern beabsichtigt sei.
Rösicke (Hosp. d. Kons.): Er stehe der Sache skeptisch gegenüber. Gern sehe er den Postcheckverkehr nicht ringe- führt. Hätten wir erst den Postcheckverkehr, gingen die disponible« Gelder au die Post und würde diese sie doch wohl an die Reichsbauk abliefer« und da würden sie schwerlich de« kleinen Manne dienstbar gemacht WerNn.
Singer (S.). Seine Fraktion würde i« Prinzip für die Vorlage eintreteu.
Weber (n.) stimmt namens seiner Freunde der Einführung des PostcheckverkehrS im Prinzip zu. Er beantragt Ueberweisung an die Kommission.
Kämpf (fts. Bp.) kann die Bedenken des Abg. Rösicke vom Standpunkte des platten Landes aus nicht recht verstehen. Einen Erfolg könne dieses Gesetz nur haben, wenn von dem Checkverkehr iu großem Umfange Gebrauch gemacht werde.
Nach wettere« Bemerkungen von Nacken (Ztr.) und Arendt (Rp.), die der Vorlage freundlich gegeuübersteheu, geht die Vorlage an die Budgetkommisstou.
Novelle zum Münzgesetz (Einführung von 2b Pfennig-Stücken sowie Erhöhung der Kopfquoten au Stlberschetdemöuzeu von 15 auf 20 ^6.)
Reichsschatzsekretär Sydow empfiehlt die Vorlage.
Speck (Ztr.) äußert Bedenken gegen beide Punkte der Vorlage.
Schatzsekretär Sydow beruft sich gegenüber dem Vorredner darauf, daß der Reichstag selber die Petition der Osnabrücker Handelskammer um Ausprägung von 25 Münzen dem Reichskanzler zur Erwägung überwiesen habe und daß der Wunsch nach Schaffung solcher Geldsorten alsdann in verstärktem Maße aus Kressen der Industrie und Landwirtschaft laut geworden sei.
Die Vorlage geht an eine Kommission von 14 Mitgliedern.
Resolution Gamp, welche in einem Nachtrags-Etat Ostmarken-Zulagen für die mittleren Kanzlei- und unterm Postbeamten in der Provinz Posen und den gemsschtsprach- lichen Gebieten WestpreußenS fordert.
erreichen, nichts für seine Rettung uud nichts für deine Beruhigung."
Elisabeths Hand, die auf einer Stuhllehne lag, zitterte leicht; doch das war das einzige Zeichen ihrer ttefiuueren Erregung.
„Du willst ihm also diesen Brief nicht übergeben?" fragte sie.
„Ich habe es dir versprochen und halte mein Wort, nur warnen muß ich dich! Denke an meine Worte, wenn Enttäuschung auf Enttäuschung über dich hereinbricht; und während du mit angstvoll hoffender Seele vergebens nach dem Wunder suchst, das ihn retten soll, wirst du bei jede« Schritt eine neue bittere Erfahrung machen."
Elisabeth ließ sich durch nichts beirren. Ihre große und starke Liebe wollte sich durch nichts erschüttern lassen.
„Ich weiß," sagte sie, „wie seine Antwort lauten wird, und dann will ich handeln. Ich danke dir, daß d» den Brief trotz alledem in seine Hände gelangen lassen willst."
* *
*
Die Antwort, die Richard Claasen seiner Verlobtm durch deren Vater Überbringer: ließ, lautete:
„Seitdem ich Deine Zeile» in meinen Händen Halle, ist mir zu Mute, als hätte Gott mir einen Boten deS Trostes geschickt. Ich danke Dir für dm Glauben au mich. Seitdem ich weiß, daß Du wich nicht verlorm gibst, habe ich mich wiedergefuuden. ES bedarf wohl meiner Versicherung nicht mehr, daß ich unschuldig btt» au dem Morde, dessen mau mich verdächtigt. Du —