82 . Jahrgang.
Erscheint täglich mit NnSnahn» der Gönn- und Festtage.
Preis vierteljährlich hier 1 mit Lräger- lvh» ISO i« Bezirks» «nd 10 Lnl-Berlehr 1.« im, übrigen
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Auflage 26 00 ._
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SchwSb. Landwirt.
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Montag dm 30. März
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Bestellungen auf den Gesellschafter für die >W- Monate April, Mai und Juni "Wk tömeu fortwährend bei allen Postämtern und Landpostboten sowie bei der Exped. ds. Bl. gemacht werden.
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Die Sammlungen i« K. Landesgewerbemnfenm.
Während des Sommers sind geöffnet
die gewerblichen und kunstgewerblichen Sammlungen an den Wochentagen von 10-12'/- und 2—5 Uhr, an den Sonntagen von 11—3 Uhr,
die Sammlungen der Gipsabgüsse an den Wochentagen von 10—12'/, Uhr, an den Sonntagen von 11—3 Uhr.
Die Bibliothek mit Lesesaal, Zeichensaal und Zeit- schriftenzimmer an den Wochentagen von 10—12 und 2 bis 6 Uhr (Samstags bis 5 Uhr), außerdem Freitags von 8—10 Uhr abends, an den Sonntagen 11—1 Uhr.
An den Festtagen (Neujahrsfest, Erscheinungsfest, Palmsonntag, Karfreitag. Osterfest, Himmelfahrtsfest, Pfingstfest, Weihnachtssest) sowie am Haupttag deS Volksfest? bleiben die Sammlungen geschloffen.
Der Eintritt in sämtliche Sammlungen ist jedermann unentgeltlich gestattet.
Die Patentauslcgestelle mit den deutschen Patentschriften und sonstigen Veröffentlichungen des Reichspatentawts über Patent-, Muster- und Zeichenwesen, ferner die Sammlung ausländischer Patentbeschrcibungen usw. und die Sammlungen von Adreßbüchern, Ausstellungskatalogen, Preislisten und ähnlichem Nachschlagmaterial find (an Wochentagen von 8—12 und 2-6 Uhr) zur Benützung zugänglich (Bureau links vom Haupteingang).
Ausgeliehen werden innerhalb Württembergs Bücher und Vorbilder der Bibliothek sowie (aus kurze Zeit) Patentschriften, ferner auch Gegenstände aus den übrigen Sammlungen, soweit nicht bei einzelnen derselben aus besonderen Gründen abweichende Bestimmung getroffen ist.
Motoren und Maschinen werden auf Wunsch in Betrieb gesetzt.
Größere Gruppen von Besuchern können, sofern ein Beamter frei ist, auf dem Bureau des Museums einen Führer erhalten.
Stuttgart, den 21. März 1908.
Mosthaf.
A» die Ortsbehörden.
Da nach den früher gemachten Wahrnehmungen im Bezirk vielfach noch die Unsitte besteht, daß dieHeckennud das Gras «m dieselben an Grevzrainen und Wegen von jungen Leuten in Brand gesteckt oder von den An- grenzecu entfernt werden, wodurch die beste Gelegenheit zum Resten der nützlichen Vögeln genommen und hiedurch
Die weiße Nelke.
Kriminalroman von I. Kanlbach.
(Fortsetzung.) (Nachdr. verb.)
Viertes Kapitel.
In dem großen luftigen Wohngemach eines Hauses der ziemlich stillen Margaretheustraße saß etwa eine Woche nach der Ermordung Maria Goladtkas die Tochter des Staatsanwalts Seydel am Fenster und schaute mehr ans die Straße hinab, als auf die Handarbeit, die in ihrem Schoße lag. Immer sehnsüchtiger, immer ungeduldiger sah fie den sonnigen Weg entlang, und von dort schweifte ihr Blick jedesmal auf die Uhr an der Wand. Die Arbeit wollte heute nicht fortschreite«, die zitternden Finger des Mädchens spielten nur nervös mit der Nadel, ihr beklommenes Herz pochte mit ungestümen Schlägen in ihrer Brust. Es schlug zwei Uhr! Wollte der Vater heute denn gar nicht Heimkehrer»? Von Stunde zu Stunde wartete sie auf ihn, der ihr die Nachricht über Richard Claasens Schicksal bringen sollte. O, wie endlos dauerte diese Prüfung der Akten! Seit heute früh um 9 Uhr, als ihr Vater zum Bureau gegangen war, litt Elisabeth die schwersten Folterqualen der Ungewißheit, schwankte sie zwischen namenloser Angst und Hoffnung. Wer sie kannte, sah ihren Zügen an, was fie gelitten hatte während der letzten Tage, von jener Stunde an, da fie das Schreckliche erfahren hatte: Die Ermordung der Schauspielerin Marietta Goladtka und dev Verdacht, der auf dem Manne lastete, den sie mit aller
zu großem Schaden für die Landwirtschaft und besonders den Obstbau eine Verminderung der nützlichen Vögel verursacht wird, werden die Ortsbehörden beanftragt, durch ortsübliche Bekanntmachung und entsprechende Belehrung in den Schulen und Fortbildungsschulen ihre Gemeiudean- gehörigen und b-sonders die jungen Leute unter Hinweis auf Art. 34 Ziff. 5 und Art. 36 Ziff. 3 des Polizeistraf- gesctzes, sowie auf § 368 Ziff. 6 des R.-Siraf-Ges.-Buchs und Art. 30 Ziff. 3 und Art. 32 des ForstpolizeigesetzeS Reg.-Bl. 1902 S. 51 ff., ernstlich zu verwarnen, unbefugterweise das an Grenzraineu, Straßen. Wegen oder Gräben wachsende Gras, sowie die dort befiidlichen Hecken oder Sträucher zu beschädigen oder abzubrennen.
Die Feld- und Waldfchütze« sind auf die gmannten Bestimmungen besonders anfmerksa« zu machen und anzuweisen, etwaige Verfehlungen «nnachfichtlich zur Anzeige zu bringen.
Der Vollzug vorstehenden Auftrags ist im Schultheißenamtsprotokoll uachznweism. ^
Nagold, den 28. März. 1908. ^
K. Oberamt Ritter.
Infolge der Prüfung für Präzeptor-, und ReallehrerSstellen find u. a. für befähigt erklärt worden: 1. für PräzeptorSstelle: Speer, >0anl, Stellvertreter an der Realschule in Crailsheim; 2. für ReallehrerSstellen: Sin ad er, Rudolf. Hilfslehrer an der Ge- «eindelateinschule in Korntal, Maier, Gottlob, Präparandenlehrer in Nagold.
DaS K. Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Ber- lehrSabteiluog, hat am 27. März d I. die Öberpostasststrnte« Mozer in Herrrnberg zum Bahnpostamt Stuttgart, Maurer bei dem Postamt Nr. 4 in Stuttgart nach Untertürlheim versetzt
Die Mittelmeerreise des Kaisers.
Venedig, 28. März. Der heutige Tag verlief ohne jeden Zwischenfall. Das Kaiserpaar, beschränkte sich auf den Besuch einiger Kirchen, vor ai em der Kirche Sancta Maria delle Miracoli. Da kein venezianischer Sachverständiger zugegen war, machte der Kaiser den Cicerone. Von dieser Kirche fuhr das Kaiserpaar nach der berühmten Gnadenkirche der Madonna della Orto. Um 12 Uhr war das Katserpaar wieder an Bord der Hohenzollern. Um '/-I Uhr begab sich der Kaiser in Admiralsunifsrm an Bord des italienischen Panzerkreuzers Francesco Ferrnccio, um dem Konteradmiral Cherchia, welcher der Hohenzollern bis Korfu das Geleit geben soll, einen Besuch abzustatteu. Der Kaiser wurde mit 21 Salutschüssen empfangen. Er besichtigte das Schiff auf das genaueste und war von dem Gesehenen sehr befriedigt. Der Monarch weilte längere Zeit an Bord als Gast des italtenffchm Konteradmirals. Um 4 Uhr fuhr der Kaiser nach dem Arsenal und besichtigte das Unterseeboot Othario. (Mpst.)
Korso, 28. März. In allen Teilen Korfus erschien heute ein an die Bevölkerung gerichteter Aufruf, der fich ans den bevorstehenden Kaiserbesuch bezieht. In diesem Aufruf heißt cs:
„In einigen Tagen besucht uns der mächtige Kaiser Wilhelm II. Entzückt von den Schönheiten unseres Vater
landes, wurde er korfuauischer Grundbesitzer, indem er daS
Schloß Achilleiou kaufte. Wer von euch kennt nicht die große Bedeutung, die diese Wahl für unser kleines, aber stolzes Land hat? Ruf Deutschlands Kaffer find heute die Blicke gerichtet der Welt, die darauf horcht, was der Kaffer tut und sagt. Ueberall wird jetzt kuudgegebeu, daß dieser hohe Monarch bei uns Ruhe sucht, deren auch er, ein Sterblicher, bedarf, und eS ist nicht zu bezweifeln, daß beim Eintreffen deS hohen Gastes die Korfuaner dankbar ihrer Begeisterung über diese Ehre Ausdruck geben werden. Alle Behörden find bemüht, den Empfang des Kaisers so großartig wie möglich zu gestalten. Aber ein Monarch, der, wie Wilhelm II, so verwöhnt ist durch seine glänzenden Eigenschaften, soll hier empfinden, daß ein dankbares Volk ihn mit warmer und wahrer, mit echter und nicht gemachter Liebe willkommen heißt. (Mpst)
FoMifche MeSerficht.
Im Landtag vo« Lippe-Detmold kündigte Staatsminister Freiherr von Gevekot eine liberale Reform des Wahlrecht an. Bekanntlich hatten die vereinigte» Liberalen mit Lahmlegung der Landesgesetzgebung gedroht, falls ihren Wünschen nach zeitgemäßiger Aenderung des Wahlgcs tzes weiter Widerstand entgegengesetzt würde. Daraufhin erklärte nun Freiherr v. Gevekot: „Die Staatsregieruug ist bereit, den Einfluß der breiten Masse des Volkes im Landesparlament z« verstärken und zwar, weil die dritte Wählerklaffe über eine so außerordentlich große Zahl von Angehörigen verfügt, demgegenüber in der zweiten und ersten Abteilung eine nur verschwindend geringe Zahl von Wähl cm vorhanden ist. Die Regierung kann fich der Vorstellung nicht verschließen, daß in dieser großen Masse des Volkes ein Gefühl der Zurücksetzung darüber besteht, daß diese viel kleinere Zahl von Wählern erster und zweiter Klaffe in ihrem politisch-gesetzgeberischen Einfluß eine Stärkung erfahren soll, während man ihr ein Zugeständnis verweigert. Dieser Zurücksetzung und Kränkung der dritten Wäyler- klasse glaubte die Regierung durch Entgegenkommen Rechnung tragen zu sollen. Wie zugunsten des Großgrundbesitzes das Prinzip durchbrochen worden ist: wer dem Staat die größtm Leistungen gibt, soll auch einen entsprechenden Einfluß haben, so kann es auch gegenüber der großen Masse deS Volkes um so leichter geschehen." Trotz dieser ministeriellen Zustimmung zu einer Wahlrechtsreform dürsten die Ausfichten keine allzu glänzenden sein, da die Konservativen erklären ließen, daß sie nach wie vor ein Eingehen aus die liberalen Wahlrechtswünsche ablehuen.
Zwischen Vertreter« der sächsische« Handelskammern und der Regierung fand am Mittwoch im Ministerium des Innern zu Dresden eine Besprechung über den Gesetzentwurf belr ffend die Arbeitskammern statt. Von den Vertretern der Handelskammern wurden erhebliche Bedenken gegen den Anfang vorigen Monats veröffentlichten Gesetzentwurf laut. Der Verband sächsischer Industrieller sowie die sächsische Holzberufsgenossenschaft hatten schon
»rast und Innigkeit ihres Herzens liebte. Sie fühlte, daß ihr Leben zerstört sein würde, wenn er verurteilt würde! Sie klammerte fich deshalb un dm Glauben an seine Unschuld, ste wollte daran festhalten, denn nur dann würde es ihr möglich sein, selbst standhaft zu bleiben.
In ihren fenchtschimmerndeu, graublauea Augen konnte man ihre ganze Herzensangst lesen, so sehr fie auch äußer- l ch ihre Ruhe zu bewahren suchte. Es lag ein seltsam anziehendes Gemisch von Weichheit und Festigkeit in dem Gesicht Elisabeths. Die Stirn und das energische Kinn bekundeten festen Willen, um den kleinen Mund aber lag ein süßer Ausdruck, der alle Herbheit milderte, sobald die Lippen fich zum Reden öffneten.
Elisabeth warf endlich, von heißer Ungeduld erfaßt, die Arbeit auf das Nähtischcheo, das vor ihr stand. Sie erhob sich und beugte sich weil aus dem Fenster. Nur gleichgültige Menschen gingen vorüber; ihren Vater konnte fie nicht erspähen. Tief aufseufzend trat sie ins Zimmer zurück. Bange Ahnungen schnürten ihr dasHerz zusammen. Sie machte fich im Hause zu schaffen, befahl der Magd, das Mittag-
auf Wafferdampf zu stellen, damit es nicht verdarb. Aber all ihre Verrichtungen tat fie nur mechanisch, ihre Seele war bet ihm, der jetzt sicherlich in tausend Schmerzen auch ihrer gedachte.
. ^ltch! — nuten knarrte die Haustür; Männer- tritte, die über die Steinfliesen zur Treppe gingen, hallten bis hinauf. Jetzt kamen fie die Stufen empor — Elisabeth glaubte zu vernehmen, daß die Füße langsam und schwer austraten, als ob ihnen das Steigen Mühe verur
sachte. Wie gejagt flog fie zur Treppe. ES war ihr Vater, fie hatte fich nicht geirrt; ach, er sah nicht aus, als ob er eine frohe Botschaft brächte; wie von einer Last gebeugt, kam er herauf. Mit angstvoll flehenden Blicken sah fie ihn näher kommen.
Endlich — endlich, Vater!" rief fie ihm entgegen — „was bringst du mir?"
Der alte Staatsanwalt hatte wohl manchesmal in seinem Leben eine unheilvolle Botschaft bringen muffen. So unendlich schwer aber war ihm noch keine geworden. Er nahm den Zylinder von dem grauen Haupte und trocknete fich die heiße Stirn. Sein edleS Gesicht, das sonst den Ausdruck einer klaren, überlegenen Ruhe zeigte, war heute umschleiert von einem trüben Ernst. Seine Tochter wußte, bevor er den Mund öffnete, welche Nachricht sie zu erwarten hatte.
Seydel sprach noch immer nicht; er hatte ihren Arm in den seinen gelegt, nachdem er fie mit einer traurigen Zärtlichkeit aus die Stirn geküßt hatte. Elisabeth tat keine wettere Frage. Still und tief gedrückt betrat fie mit dem Vater das Wohnzmimer. Er legte seinen Hot nieder nnd setzte sich aufseufzeud in einen Lehnstuhl.
„Vater." brach es endlich von Elisabeths Lippen, „ich weiß, du bringst nichts Gutes?"
Er strich über seine hohe Stirn, die von gedankenschweren Furchen durchzogen war.
„Trage es ruhig, mein Kind," sagte er endlich, und seine sonore Stimme hatte nicht den sicheren Klang wie sonst. „Claasen ist schwer verdächtigt."