82. Jahrgang.
Grfcheint täglich mit Ausnahme der Kon-,- und Festtage.
Preis vierteljährlich H?r.r 1 -Sk, mit Träger« ahn 1.20-Sk, im Bezirks« «nd 10 km Verkehr t.2S -Sk, im übrige«
.. Württemberg 1.SS -Sk, MonatSabonnement» »ach Verhältnis.
Dkl GklklWflkl.
Mernfpvechev Wv. LS.
JevnspvecHev Mv. LS.
Auflage 260 0._
Anzetgea-Sebühr s. d. Ispalt. Zeile au» gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 -ß. bet mehrmaltgrr entsprechend Rabatt.
Mit dem
Plauderstübchen
»nd
Schwäb. Landwirt.
-R 71
Bergefse« Sie nicht
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Oeffentliche Ausforderuug zur Abgabe der Eiukommeusteuererklärimgen
für das Stenerjahr 1SV8.
In Gemäßheit von Art. 44 des Gifttzss vom 8. Aug. 1903, betr. di. viskommsuüemr (Reg.-B-. S. 261), werden alle diejenigen Steuerpflichtigen, (natürliche Personen, rechtsfähige Körperschaften und Anstalten drS öfftntl. Rechts, rechtsfähige Stiftungen und Vereine, sowie dr Pnsonenvereine von nicht geschloffener Mitgliederzahy, deren ste^rbareS EiskvNAen 2609 und darüber beträgt, u-d ferner ohne Rücksicht auf den Betrag ihres steuerbaren Einkommms die Aktiengesellschaften und Kommandttgesellschaftm auf Aktieu, die Berggew-rkschastev, die Gesellschaften mit beschränkter Haftung, die rechtsfähigen Erwerbs- und Wirt- schastsgrnoffenschaflen, sowie die rechtsfähigen Versicherungsgesellschaften und Verfichernugs vereine auf Gegenseitigkeit und endlich alle Steuerpflichtigen mit einem steuerbaren Einkommen unter 2600 -Sk, welche ein Formular zur Steuererklärung zugesandt erhalten, ausgeforderi,
spätestens bis 8. April d. I.
jcdoH uicht vor dm 1. April, eine Steuererklärung abzu- geken. Die Steuerpflichtigen, welche ein Formular zur Steuererklärung nicht zugesandt erhalten, können dis kostenfreie Ansfolge eines solchen bei dem Bezirk steueramt oder bei der Gemeindebehörde für die Einkommensteuer verlangen.
Für ßeuerpfl chtige Personen, welche unter elterlicher Gewalt oder unter Vormundschaft oder Pflegschaft stehen, sowie für die steuerpflichtigen juristischen Personen jeder Art «nd die steuerpflichtigen Personmveretne von nicht geschloffener Mttgltederzatzl sind die Steuererklärungen nach Art. 48 des Gesetzes vor» deren Bertcuer- abzmMm. Die Vertreter find für die Richtigkeit ihrer Steuererklärungen vnd für die Entrichtung der Steuer verantwortlich. Personen, welche infolge von Abwesenheit oder Krankheit nicht imstande find, die Steuererklärungen selbst abzugebm, können hiezu Bevollmächtigte bestellen. Die Bevollmächtigten haben sich den Steuerbehörden gegenüber durch eine in Urschrift oder beglaubigter Abschrift zu den Akten des Bezirkssteueramts zu gebende Vollmachtsurkunde ansznwejsen. Die Abgabe der Stcuererklärmrgen seitens eines von mehreren Vertretern befreit die übrigen Verpflichteten von ihrer Verbindlichkeit zur Abgabe der Steuererklärung.
Die Steuererklärung ist nach dem vorgeschriebenen Formular schriftlich oder zu Protokoll abzugeben. Zur schrift- lichen Form ist erforderlich, daß die Erklärung von dem
Die weiße Nelke.
Kriminalroman von I. Kaulbach.
(Fortsetzung ) (Nachdr. verb.)
Hagenberg drang noch eine Zeitlang in Fräulein Henzen, doch blieb alles vergeblich; enttäuscht wandte er sich zuletzt zu dem Rechtsanwalt Glaubitz
„Um wieviel Uhr kamen Sie gestern abend hierher. Herr Rechtsanwalts« * '
„Kurz vor zehn, Herr Untersuchungsrichter. Ich fand Herrn Claasen fassungslos vor der Leiche und war selbst wie vom Schlage gerührt.«
„Wer öffnete ihnen die Entreetür?«
„Ich ging, wie ich öfter zu tun pflege, um das Haus herum und trat durch die Verandatür ein, die Herr Claasen selbst mir öffnete.
„Was wollten Sie bei Herrn Claasen?«
„Ihn zu einem Spaziergang abhole». Ich habe das öfter nach Vollendung meiner Arbeiten getan, und der Abend war schön.«
„Haben Sie Fräulein Goladtka schon sonst abends bei Herrn Claasen getroffen?«
„Nein."
„Kannten Sie dir Dame näher?«
„Nur von der Bühne.«
„Ueber ihre sonstigen Verhältnisse ist ihnen nichts bekannt?«
„Nein.«
Mittwoch dm 25. März
Aussteller eigenhändig durch Namensunterschrift unterzeichnet wird, und zwar von Bevollmächtigten mit einem ihr Bollmachtsverhältuis andeutenden Zusatz. Die Abgabe der Steuererklärung hat am Sitz eines Bezirkssteueramts bei diesem, im übrigen nach freier Wahl entweder bei der Gemeindebehörde für die Einkommensteuer oder bei dem Bezirkssteueramt zu erfolgen. Soweit hieuach gestattet ist, die Steuererklärung bet der Gemeindebehörde für die Einkommensteuer abzugebeu, hat die letztere eine verschlossen abgegebene schriftliche Steuererklärung uneröffnct dem Bezirkssteueramt vorzulegen, wenn sich der Name des Steuerpflichtigen auf der Außenseite des Umschlags angegeben findet, auch daselbst die Schrift ausdrücklich als Steuererklärung bezeichnet ist.
Die Aktiengesellschaften und Kommanditgesellschaften auf Aktieu, die Berggewerkschaften, die Gestllschaftcn mit beschränkter Haftung, sowie die rechtsfähigen Erwerbs- und WIctschaftsgenoffenschaften haben mit den Steuererklärungen auch ihre Geschäftsberichte und Jahresabschlüsse, sowie die darauf bezüglichen Beschlüsse de: Generalversammlungen vorzulegen.
Die rechtsfähigen Verficherungsgsesellchaften und Ver- ficherongsvereine auf Gegenseitigkeit sind verpflichtet, ihren Steuererklärungen eine nähere Berechnung ihres Einkommens nach Maßgabe des Art. 17 des Gesetzes unter Angabe der auf Grund dieses Artikels gemachten Abzüge beizufügen.
Der Steuerpflichtige, welcher nach erfolgter Zusendung eines Formulars zur Steuererklärung, ungeachtet nochmaliger Mahnung, eine Steuererklärung innerhalb der in der Mahnung festgesetzten weiteren Frist nicht abgibt, verliert nach Art. 49 des Gesetze? säe das bnr. Stenrjahr da» Recht de? Beschw'-rde gegen die Entscheidung der Einschätz- uugskommisston, sofern nicht Umstände nachgewiesen werden, welche die Versäumnis entschuldbar mach.n.
Wege» Steaerg.fährduoa wird nach Art. 70 des Gesetzes mit der Geldstrafe des si bra- bis zchifache« BerragS der gefährdete» Abgabe bestraf:
1. wer wissentlich in der Steuererklärung oder bei Beantwortung der km Einschätzung?- i-:er Beschwerde- verfahren von der zuständigen Bchö de gestellten bestimmten Fragen
a) in betreff seines steuerbaren Einkommens oder in betreff des Einkommens der von ihm zu vertreteu- Steuerpflichtigen unrichtige oder miv. llständige tatsächliche Angaben macht, welche geeignet stad, zur Verkürzung der Steuer zu führen,
b) steuerbares, für dis Bemessung des Steuersatzes in Betracht kommendes Einkommen, welches er nach den Vorschriften des Einkommensteuergesetzes anzu- geben verpflichtet ist, verschweigt;
2. wer zur Begründung eines Anspruchs auf Ermäßigung der fcstgestellten Einkommensteuer wissentlich unrichtige oder unvollständige tatsächliche Angaben «acht und dadurch eine Herobsetzung der Steuer zu Unrecht erlangt.
„Ich hoffe,« wandte sich Hagenberg nach einer Pause wieder an Richard Claasen, „daß Sie sich sitzt genügend gefaßt haben, um mir bestimmte Antworten geben zu können. Bisher spricht vielerlei gegen Sie, nur weniges, nebensächliches zu Ihrer Entlastung. Es kommt darauf an. daß Sie sich rechtfertigen können. Sie verweigerten mir die > Antwort auf meine Frage, wo Sie Fräulein Goladtka kennen gelernt haben. Also muß doch irgend etwas in Ihren gegmseiiigen Beziehungen sein, das Sie nicht gern berühren. Wie lange kannten Sie die Schauspielerin?«
„Seit längerer Zeit.«
„Wo lebte sie, bevor sie hierher nach Berlin kam? Meines Wissens ist sie erst seit zwei Jahren am Lesfing- theater engagiert gewesen.«
„Das weiß ich nicht.«
Hagenberg beherrschte mühsam den in ihm aussteigenden Zorn.
„Durch ihr hartnäckiges Verschweigen aller Tatsachen kommen wir nie zum Ziel,« sagte er ärgerlich. „Wollen Sie mir gefälligst angeben, seit wsnn Sie selbst hier io Berlin wohnen?«
„Seit fünf Jahren etwa.«
„Wo lebten Sie vordem?«
„Mein früherer Wohnort kommt nicht in Frage, Herr Untersuchungsrichter.«
„Ich ersuche Sie, ihn zu neunen,« gebot Hagenberg scharf.
„Ich habe bestimmte Gründe, Ihnen die Auskunft über meine näheren Angelegenheiten zu verweigern. Seien
1S08
Die Verfehlung wird jedoch straffrei gelaffen, wen«
von dem steuerpflichtigen oder seinem verantwortlichen Vertreter oder Bevollmächtigten, bevor eine Anzeige der Verfehlung bet der Behörde gemacht wurde oder ein strafrechtliches Einschreiten erfolgte, die unrichtige oder unvollständige Angabe bei einer mit der Anwendung des Gesetzes befaßten Behörde berichtigt oder ergänzt oder das verschwiegene Einkommen angegeben und hiedurch die Nachforderung der sämtlichen nicht verjährten Steurrbeträge ermöglicht wird.
Sind für die Verfehlung mehrere Personen verantwortlich, so befreit eine Richtigstellung von seiten einer dies» Personen die übrigen von ihrer Verantwortung. Ebenso ist im Falle einer entsprechenden Richtigstellung von seiten des des Steuerpflichtigen die dem Bevollmächtigten desselben zur Last fallende Verfehlung straffrei zu lassen.
De« Steuerpflichtige« wird — bet rtwrtge« Zweifel« hinsichtlich der v»« ihnen abzugrbe»de« Stenrrerklimo»-— empföhle», sich a« da» Unterzeichnete Bezirk-steneramt z« wenden, welche» ;« sachgemäßer Berat»«» «ud Belehr««» der Stenerpfl chtige« ger«e bereit ist. Ein A«Sz«s «>r de« Etako»«e»fte»rrgese- »ud de» hiez« ergangene» An»- fithr»»s»brst>«»«»ge» sowie eine A»leit»«g z«r 8eeechu»«g de» laodwirtschatfliche, ,»d de» gewerbliche» Etvkowme«» w rdea de» Steuerpflichtige« auf Berla»gr« va« de« Br- zirksstenerantt «»entgeltlich abgegeben.
Altenstekg, den 12. März 1908.
K. Ka«erala«t:
Köhler.
Die Mouarcheubegeguunz in Venedig.
Venedig, 24. März. Eine Bekanntmachung des Bürgermeisters erklärt, der König werde zur Begegnung mit d.mdeuts chen Kaiser und der Kaiserin am Mittwoch früh um 7'/» Uhr hier etntreffen. Venedig begrüße die erlauchten Gäste, die es mit ihrer Anwesenheit beehren, bet dieser glücklichen Gelegenheit von neuem in Ehrfurcht.
Venedig, 24. März. Die Blätter sehen in dem Umstande, daß Minister Tittoui in Begleitung des KabinettS- chefs, außerordentlichen Gesandten Marchese Carlotta reist, einen Beweis, daß die morgige Begegnung eine besondere politische Bedeutung hat. Das wäre auch ohne dar Erscheinen des Marchese der Fall gewesen. Die Begegnung zeigt, wie der Karriere della Sera richtig bemerkt, daß die alten herzlichen Beziehungen zwischen Italien uvd Deutschland wieder hergestellt Md die Schatten beseitigt find, welche sie in den letzten 2 Jahren verdunkelt hatten. (Mpst.)
Venedig, 24. März. Die anläßlich des Kaiserbesuchs staitfindenden Empfangsfeierlichkeiten werden überaus glänzend werden. Die Angehörigen der alten Patriziergeschlechter beschlossen, ein Fest zu veranstalten, welches den alten Glanz Venedigs im Bilde verherrlichen soll. Bei der Ankunst des deutschen Kaisers wird eine große Anzahl prächtiger Staats- goudelu dem Schiffe des Kaisers vom Bahnhof durch den großen Kanal bis zum Schlosse das Geleite geben.
Sie fest versichert — wenn es sein muß, kann ich es mit heiligem Eide beschwören — daß mein Vorleben nichts mit dem furchtbar erschütternden Morde zu tun hat.«
„Sie verweigern also auch die Aussagen über Ihre Heimat, Ihre Eltern, über alles, was Ihre Familie betrifft?«
„Ich bin fest entschlossen, meine Verhältnisse nicht zu offenbaren.«
Hagenberg räusperte sich, als wollte er eine zornige Entgegnung unterdrücken.
„Es ist gut,« bemerkte er hart, „so tragen Sie die Folgen diese? merkwürdigen Entschlusses; aber seien Sie versichert, daß jedermann weiß: ES birgt sich gewöhnlich eine Schuld oder ein Flecken auf der Ehre hinter dem Vorhang, den mau nicht lüften will.«
— „Oder ein Unrecht gegen Unschuldige,« brach es jetzt erbittert von Richards Lippen, „das niemand aufkläreu kann.«
„Ich werde jetzt das Verhör über die Tatsachen beS gestrigen Abends fortsetzen, da eS mir nicht zu gelingen scheint, Ihre geheimnisvollen Verhältnisse anS Licht zu ziehen. Doch wiederhole ich Ihnen: Ihr Verhalten vermehrt den Verdacht, der sich gegen Sie richtet.«
„Ich muß es tragen,« sagte Richard mit verzweifelter Resignation.
Hagenberg nahm die weiße Nelke aus dem Wafferglase.
„Trug die Ermordete diese Blume?« fragte er Richard.
„Nein, mm fand sie am Boden neben der Leiche.«