soll. — An diesem Tage fand auch eine musikalische Ausführung im Gasthaus z. Adler statt, welche außerordentlich zahlreich besucht war und in der That de» Genußreichen auch nicht wenig bot. Jeder Musikfreund konnte dabei die Ueberzeugung gewinnen, daß der kleine „musikalische Kranz" lebensfähig ist und etwas Tüchtiges zu leisten vermag. Das Programm war sehr reichhaltig und bestand aus 2 Abteilungen. Wenn es auch nicht möglich ist, auf den Vortrag der einzelnen Piecen näher einzugehen, so muß doch gesagt werden, daß sämtliche Leistungen alles Lob verdienen. Besonders hervorzuheben ist der 2. Vortrag des Männergesangvereins Gechingen: „Wenn der Lenz beginnt"; das Terzett „Das Klosterfräulein" für 3 Frauenstimmen wurde reizend und präzis gesungen und erregte viel Bewunderung; ebenso das „Spinnlied". Die einzelnen Solos zeugten von gutem Stimmumfang der Sänger und verständnisvoller Auffassung der Tongedanken. Die Klavier- Produktionen waren gleichfalls ausgezeichnet und legten Zeugnis ab von leichtem, sicherem Dahinschreiten der einz. Tonreihen. Hinreißend, ja manchmal recht packend, waren die Jnstrumentalvorträge samt und sonders. Ein auf dem musikalischen Gebiet auch nicht unkundiger Zuhörer nahm den Eindruck mit nach Hause: Es ist doch erhebend, der holden Frau Musika zu dienen, wenn auch in kleinem Kreise und mit wenigen Kräften; wahr ist wiederum geworden der Satz: „Wie froh lebt sichs in Musenhainen, wo gute Kräfte treu sich einen!" Die Pause zwischen der 1. und 2. Abteilung des Programms wurde ausgefüllt durch einen höchst interessanten Vortrag seitens des Ortsgeistlichen über die kirchlichen Verhältnisse Gechingens in der Vorzeit; auch die Schul- und Stiftungsverhältnisse sind in manchfachen trefflichen Bildern vor den Augen der Zuhörer entrollt worden. Möge der Verein, auf dem nun einmal betretenen Weg weiter fortwandern und eine immer mehr vollkommenere Entwicklung anstreben, eingedenk des Dichterworts: „Immer vorwärts mußt du streben, nie ermüdet stille stehn, willst du die Vollendung sehn!"
Gmünd, 25. März. Gestern hielt das Komite für Errichtung eines Nationaldenkmals auf dem Hohenstaufen in Gmünd eine Beratung unter Vorsitz des Stadtschultheißen Allinger von Göppingen, Es waren dazu erschienen Herren aus Göppingen, Lorch, Gmünd, Schorndorf, Aalen, Hohenstaufen. Das Komite berichtete, daß der Gedanke, auf dem alten Kaiserberg dem Wieder Hersteller des Reichs ein Denkmal zu errichten, in weiten Kreisen Zustimmung finde. Aus Nord und Süd seien Zustimmungsschreiben eingegangen und Gelvunterstützungen zugesichert worden. Demnächst soll unter Mithilfe von Baukünstlern eine vorläufige Skizze des Planes geschaffen werden, besten Grundidee dahin geht, einen der Größe des Berges entsprechenden Bau in romanischem Stil zu errichten, in welchem ein Kolostalstandbild Wilhelm >., umgeben von den Gestalten seines edlen Sohnes und seiner getreuen Paladine, zu stehen kommen soll, während die deutschen Bundesfürsten rings in den Nischen Aufstellung fänden und die Repräsentanten des Kaisergeschlechtes der Hohenstaufen in überlebensgroßen Bildern die Wände der Kaiserhalle schmücken würden.
Hall, 25. März. Vom hiesigen Pferdemarkt berichtet die „Neckarzeitung": Derselbe wurde mit einem Reiterzug eröffnet, an dem sich 80 Reiter beteiligten. Voran ein Herold in altdeutschem Kostüm, dann eine Abteilung mit „Dreimastern". Sodann die Berater der Stadt abteilungsweise in Droschken. Sämtliche Handwerker der Wagen- und Sattlerbranche vervollständigten den Aufzug. Dieselben fuhren zum Teil in roh gearbeiteten Gefährten im Werkstattsanzug. Eine rege Beteiligung an dem Zug fand auch seitens der Bauernsöhne aus der Nachbarschaft statt, die ihre schönsten Roste vorritten. Der Markt war mit 384 Pferden beschickt. Die Haller Wagenbauer und Sattler mit ihren Fabrikaten waren durch eine Ausstellung in und außerhalb der Fruchtschranne vertreten und haben, wie man hört, bedeutende Abschlüsse gemacht.
Vom Hohenlohe 'schen, 23. März. Es hat den Anschein, als ob die Heilsarmee ihre Bekehrungsversuche auch in unsere Gegend verpflanzen wollte. Heute läuft als Vortrab die Post der Heilsarmee in Crailsheim
die Thür, die zu demselben führt, muß hier in diesem Refektorium sein. Ich suchte sie eben, als Sie kamen."
„Wie romantisch?" rief Adrienne lebhaft aus. „Ich gäbe Etwas darum, dabei sein zu können, wenn Sie den geheimnisvollen Eingang entdecken!"
Lionel lächelte über ihre Begeisterung.
„Wirklich? Nun, es ist keineswegs unmöglich, daß Ihr Wunsch erfüllt wird, denn ich habe die Thür bereits gefunden und suche nur noch den Punkt, wo sie zu öffnen ist. Kommen Sie, ich will sie Ihnen zeigen."
Er führte sie nach einer Wandnische, von welcher er die Epheuranken bereits zum Teil herabgerissen hatte. Auf dem Fußboden lag ein Plan, und zu diesem neigte er sich nieder.
„Ja," sagte er für sich, „die Thür muß hier sein; wie ich sie öffnen können werde, das ist jetzt die Frage; jedenfalls will ich es wenigstens versuchen."
Neben dem Plane lag ein Säckchen mit Werkzeugen und aus diesem nahm er ein Stemmeisen und einen Hammer, womit er an der Steinwand herumzuklopfen begann.
Er hatte keine Ahnung, daß bei dieser Arbeit nicht nur Adrienne seine alleinige Zuschauerin war, sondern daß dieselbe noch einen zweiten, wenig gewünschten Zeugen hatte: — Otto Lynwood, der eben in die Halle getreten war und, hinter einem Mauervorsprung verborgen, selbst ungesehen. Alles scharf beobachtete.
Seine Neugierde erreichte ihren Gipfelpunkt, als er plötzlich sah, wie in der anscheinend festgefügten Wand eine Thür sich öffnete; nur mit Mühe hielt er an sich, um sich nicht zu verraten.
Aber nicht weniger erregt, als er, fühlten sich Lionel und Adrienne; kein Gedanke an irgend welche Gefahr fand Raum in ihrer Seele. Die brennendste Erwartung des Kommenden allein erfüllte sie voll und ganz.
Mit zitternder Hand griff er nach einer kleinen Laterne, die neben seinen Werkzeugen stand, zündete dieselbe an, rückte einen Stein vor die Oeffnung, damit
alle Häuser ab und bietet Traktate über angebliche große Bekehrungen in Großaspach pr. Stück zu 10 H aus. Wir begehren diese Eindringlings gar nicht. W. Ldztg.
Ulm, 23. März. Vor einigen Tagen wurden 2 Personen wegen Verdachts des Münzverbrechens verhaftet. Sie hatten an der Theaterkaste ein falsches Ein-Mark-Stück verausgabt. Es stellte sich heraus, daß sie das Geldstück aus dritter Hand und zwar von einem 20 Jahre alten Eisengießer und einem in Neu-Ulm wohnhaften Metallgießer erhalten hatten, die eine Anzahl Zwei- und Ein-Mark-Stücke in der Wohnung des letzteren angefertigt hatten.
Aus Bayern. Die Donau-Zeitung berichtet aus Burgkirchen bei Altötting: Dieser Tage wurde ein Knabe beerdigt, der seit einiger Zeit in Burgkirchen im Dienst war und durch die seltene Rohheit von Mitbediensteten sein junges Leben verlor. Ein Knecht und eine Magd, dis im selben Dienst standen, banden dem Knaben Hände und Füße und stopften sodann dem Hilflosen mehrere junge Mäuse in den Mund, worüber sich der Knabe so entsetzte, daß er einen epileptischen Anfall bekam. In diesem traurigen Zustande wurde der Unglückliche in das hiesige Krankenhaus verbracht; bald darauf starb er. Der Dienstherr hatte die beiden Unmenschen sofort entlasten.
Wevrnischtes.
Berlin, 20. März. Aufsehen und Heiterkeit erregte am vergangenen Sonntag gegen Mittag eine hochelegant gekleidete tiefverschleierte junge (?—?) Dame, welche in der Nähe des Halle'schen ThoreS, einen Kinderwagen vor sich herschiebend, spazierte. Ein naseweiser Junge, welcher einen Einblick in den Wagen gethan hatte, bemerkte darin zu seinem Erstaunen einen ziemlich wohlgenährten Mops, welcher auf weichen Kiffen ruhend, an die frische Luft gefahren wurde. Die Entdeckung gab nun, so berichten Berliner Blätter, den Vorübergehenden und den Stehenbleibenden reichlichen Stoff zu Bemerkungen, in denen der Berliner Witz nicht gespart wurde. Die Dame ließ sich dadurch aber nicht stören; sie fuhr ihren Mops ruhig weiter und kümmerte sich um die Spötter gar nicht.
Gründlich ausgesöhnt. Aus London wird geschrieben: Vor dem Assisengericht Mayo stand vor einigen Tagen ein junger Mann, namens Higgins, unter der Anklage, einem jungen Mädchen, namens Budget Swift, einige Ohrfeigen appliziert zu haben. Die Klägerin und der Angeklagte hatten ein einnehmendes Aeußere, und der Richter ging auf den Vorschlag des Anwalts des Beklagten ein, den jungen Leuten Zeit zu geben, die Angelegenheit privatim zu besprechen. Higgins, der behauptete, nicht schuldig zu sein, wurde gegen Bürgschaft eine Stunde lang auf freien Fuß gesetzt. Nach Ablauf der Frist erschienen die beiden jungen Leute wieder, Higgins wies dem Richter den Trauschein vor. die junge Frau zog die Anklage zurück, und die Neuvermählten verließen Arm in Arm mit Glückwünschen des Richters und Gerichtspersonals den Gerichtssaal.
Ansicht hat nie geschadet, dies sollte sich Jeder, auch der gesundeste Mensch sagen und bei der kleinsten Verdauungsstörung: Saures aufstoßen, belegte Zunge, Magendruck, Appetitlosigkeit etc. sofort ein geeignetes Mittel, wie es die Apotheker Richard Brandt's Schweizerpillen sind, anwenden, dann hat man sich nie Vorwürfe zu machen, nachläßig gewesen zu sein. Man ackite genau darauf, das echte Präparat, welches L Schachtel 1 ^ in den Apotheken erhältlich, und keine wertlose Nachahmung zu bekommen. _
Calw.
Aanäwirtklf<Kaftki<Hee Kezirksverem.
Die bei dem Unterzeichneten be st eilten Obstbäume sind unfehlbar am Samstag Vormittag von 8 Uhr an abzuholen.
E. Horlacher,
Secr.
die Thür nicht zufallen konnte, und ging voraus, Adrienne, die ihm ohne Weiteres folgte, leuchtend.
Sie waren kaum in dem Dunkel des unterirdischen Ganges verschwunden, als Otto Lynwood mit boshaft funkelnden Augen näher trat. Aber er war kaltblütiger, berechnender als die beiden Andern; forschend schaute er sich um, ob er allein sei. Tiefe Stille herrschte rings umher. Es fing draußen bereits zu dunkeln an, und der graue Schatten der Abenddämmerung lag über der alten Halle. Mit einem diabolischen Lachen beugte er sich vorüber; da in demselben Moment ertönte plötzlich der laute Knall eines Schusses durch die abendliche Stille.
Otto zuckte erschrocken zusammen, wie der auf einer Mistethat ertappte Verbrecher. Angehaltenen Atems lauschte er, aber — Alles still. Tief hotte er Luft.
„Wahrscheinlich ein Jäger, der verspätet von der Jagd heimkehrt," sagte er dann, sich beruhigend, indem er sich erinnerte, daß die Jagdzeit erst kürzlich begonnen hatte.
Aufs Neue bückte er sich, stieß den Stein zurück, der die Thür offen gehalten hatte, zog dieselbe zu und schob die Epheuranken, so gut es ging, darüber.
„Gefangen!" zischte er vor sich hin. „Gefangen — meinetwegen aus immerdar! Doch gleichviel, ob sie nun lange oder kurz da drinnen bleiben, jedenfalls soll ihr Verschwinden sie in eine kompromittierende Lage bringen, — dafür werde ich schon sorgen!"
Und hastig wandte er sich ab und der nahegelegenen Terrasse zu. Als er eben in dieselbe einlenken wollte, huschte eine dunkle Gestalt an ihm vorbei, die aus dem Gehölz zu kommen schien, aber es war mittlerweile ganz finster geworden und die Gestalt hatte sich derartig vermummt, daß er sie nicht zu erkennen vermochte, so schnell er ihr auch, nachdem er sein Erschrecken überwunden, folgte. Nur daß es eine weibliche Gestalt war, erschien ihm zweifellos, so viel überhaupt für etwas Anderes Raum in seiner Seele war neben den diabolischen Gedanken, welche die Frau betrafen, deren Leben ihm im Wege stand und die zu vernichten er jetzt vor Nichts mehr zurückschreckte.
(Fortsetzung folgt.)