Dienstboten in Wirtschaften find dieselben wesentlich höher. Mädchen, welche Lust tragen, eine Dienststelle anzunehmeu, kann die Inanspruchnahme der städt. Arbeitsämter nur empfohlen werden, da Auswahl an paffenden Stellen stets vorhanden und die durch weibl. Angestellte erfolgende Vermittlung in gewissenhaftester Weise geschieht.
r. Stuttgart, 25. Febr. Die heutigen Feierlichkeiten anläßlich des Geburtsfestes des Königs wurden mit militärischem Wecken eingeleitet. Die Spielleute und Mufikkorps der Garnison marschierten in den Hof des Wilhelmspalastes, wo die Tagwache der Tambours, die Kavallerie-Reveille, ein Choral und die Königshymne vorgetragen wurde. Gleichzeitig ertönte Glockengeläute und in den oberen Anlagen wurden von einer Batterie des Feldartillerieregtments „König Karl" 50 Ehrenschüfse abgefeuert.
Stuttgart, 24. Frbr. Für die Landtagsersatzwahl im Bezirk Nürtingen wird die Sozialdemokratie den Konsumvereinsbeamten Kenngott-Eßlingen als Kandidaten aufstellen.
Stuttgart, 24. Fcbr. Die Geschichte des großen Loses der Mannheimer Ausstellungslotterie scheint immer noch nicht zum Abschluß gekommen zu sein. Wie kürzlich gemeldet wurde, ist der Gewinn vor einiger Zeit durch Vermittlung eines hiesigen Lotteriegeschäfts an einen Hotelier an der Revier« ausbezahlt worden. Nunmehr behauptet aber ein Herr Müller von hier, sein Los, das die Nummer des ersten Gewinnes gehabt habe, sei ihm ia Karlsruhe von 2 Italienern gestohlen worden. Für die Richtigkeit dieser Angaben sind bereits soviel Beweismittel hergebracht worden, daß sitz nunmehr auch die Staatsanwaltschaft der Sache angenommen hat.
r. Stuttgart, 24. Febr. Die Beißzange, eiu wirksames Sympathiemittel. Ein niedliches Geschicht- chen, dessen Schauplatz zwischen Reiusburg und Feuersee liegt, macht gegenwärtig hier die Runde und erregt überall schallende Heiterkeit, wo man eS erzählt. — Ein biederer Schreinermeister wohnt als Mieter im zweiten Stock eines Hauses, in dessen Rückgebäude er seine Werkstatt eingerichtet hat. Da kam es nun nicht selten vor, daß der Handwerksmeister oder eine andere zum Haushalt oder Handwerksbetrieb gehörende Person zwischen Werkstatt und Wohnung hin- und hergehen mußte. Gerne taten ste dies nun nicht, denn im ersten Stock des Vorderhauses wohnte eine ältere Vertreterin des schönen Geschlechts, der gegenüber, wie man sagt, auch die redefrohe Frau Rosa Luxemburg nur eine klägliche Statistenrolle spielen kann Mit Argusaugen wachte nun diese gefürchtete Mietspartie über Ordnung und Ruhe im Hause. Ein abgebranntes Zündhölzchen in einer Ecke der Kellertreppe war ihr ein wichtiges Beweisstück für eine versuchte Brandstiftung, ein harmloses Geräusch auf der Treppe das Zeichen zu einer endlosen Solopartie im dtskont und sortisstmo über gesellschaftliche Rücksichten auf die Nerven anderer Leute. Bei einer solchen Szene meinte einmal unser Handwerksmeister, als die Frau eben Atem schöpfen mußte, im Brusttöne ehrlicher Ueberzeugimg: „Sie send aber doch emsl a rechte Beißzang!" — Das war nun aber zu viel. Der Wortgewandten blieb vor maßlosem Erstaunen der Unterkiefer auf der Brust hängen. Mit einer hohen Handbewegung verschwand sie hinter der Türe und mit dem edlen Vorsatz Rache zu üben, riß ste andern Tags das Küchefenster auf. Aber, o Schreck! da baumelte an starken Drähten eine große Beißzange, höhnisch und breitspurig. — In der Folge lief nun die Frau vor Pontius und Pilatus, um die Wegnahme des „sinnigen" Instrumentes zu erwirken. Ste begegnete aber nur einem bedauernden Achselzucken; die Anwälte meinten, der Schreiner könne sein ganzes Werkzeug heraushängen, wenn ste dabei nur im Gebrauch ihrer Wohnung nicht behindert werde. — Da hängt nun die Beißzange und die Nachbarn machen Glossen über die Geschichte und sprechen von einer brillanten Wirkung. Denn von Stund ab zog Ruhe und Friede ins Haus und unser Schreiner lachte sich ins Fäustchen.
Böblingen, 23. Febr. Hier find sehr viele Kinder an Influenza e.krankt. Die Mädchenoberklasse mußte geschloffen werden, da nur noch einige Schülerinnen zum Unterricht erschienen waren.
Pfäffingen 25. Febr. Im Anschluß an den Vormittagsgottesdienst vom letzten Sonntag wurde der Gemeinde die freudige Ueberraschung, daß von der Oberkirchenbehörde auf Sonntag, den 29. März eine allgemeine Kirchenkollekte in sämtl. co. Kirchen des Landes anberaumt werde, deren Ertrag zum kleineren Teil der hiesigen Kirchevpflege, zum größer» Teil der Nachbargcmeinde Entringen zu ihren Kirchenbauten zukommen soll. Durch diese Bewilligung ist die seit Jahren in Aussicht genommene Renovierung unseres verbesserungsbedürftigen, schmucklosen Kirchleins in greifbare
Nähe gerückt und durfte sich unser Gotteshaus dem Besucher im Jahr 1911, drm Jahr seines 200jähr. Bestehens, in würdigem Festgewaude zeigen können. Der Kirchengemeinde Entringen ist außerdem zur Renovierung ihrer zum Teil baufälligen Kirche vom Kgl. Ministenum die Erlaubnis zu einer Lotterie erteilt worden.
Tuttlingen, 22. Febr. Nachahmenswert für manche Städte ist das Vorgehen der Bezi?ksgemeinde Wurmlingen, die bei 51000 ^ Ausgaben und 47 000 ^ Einnahmen sämtliche Posten des Gemeindeetats bis herunter zu Posten von 10 ^ im Amtsblatt veröffentlicht.
r. Gmünd, 25. Febr. Auf Veranlassung des sozialdemokratischen Benins sprach hier Pfarrer Pflüger aus Zürich vor einer zahlreichen Zuhörerschaft über das Thema „Die Religion der Modernen". Dir drei hiesigen evangelischen Stadtpfarrer traten ihm unter Beifall der Versammlung entgegen.
r. Ulm, 25. Febr. Der Wafferstand der Donau ist im Laufe des vorgestrigen Sonntags auf 150 ow Pegelhöhe gestiegen und während des gestrigen Tages um weitere 30 em gewachsen. Frlls der derzeitige Regen andauert, dürfte ein weiteres Steigen des Wassers zu erwarten sein.
r. Heideuhckm, 24. Febr. Der Pächter der Domäne Falkenstein, Honold, stach dieser Tage eiu krankes Stück Vieh, um seine Qualen zu verkürzen. Der Metzger aus dem nahen Dettingen, der das Tier vollends zerlegte, stellte fest, daß es an Milzbrand gelitten hatte. Es scheint nun, daß drm Gutspächtcr beim Schlachten giftige Substanzen durch eine leichte Verwundung an einer Hand in den Blutkreislauf eingedtungen find. Die Amputation eines Armes konnte die rasch um sich greifende Zerstörung des Organismus nicht mehr aufhalteu; der Verunglückte mußte heute beerdigt werden. Aber auch der Metzger liegt schwer krank darnieder, und man hat nur wenig H. ffnung, ihn am Leben erhalten zu können.
Deutsches Reich.
Berlin, 24. Febr. Nach einem Telegramm der „Tägl. Rundschau" aas Wien find alle Kaiserjubiläums- Festlichkeiten mit Rücksicht auf die Schonungsbedärftigkeit des Monarchen abgesagt worden. Auch Kaiser Wilhelm, der tatsächlich den Wrusch geäußert habe, an der Spitze aller deutschen BundeSsürsten nach Wien zu kommen, habe auf die Bitten des Kaisers Franz Joseph von seinem Plan Abstand genommen.
Berlin, 23. Febr. Das sogenannte „geheime Komitee" suchte von einem hiesigen Millionär, einem Großkcufmann, 100 000 ^ zu erpressen indem e3 ihm tu meh eren Briefen mitteilte, daß er zum Tode verurteilt werde, falls er die Summe nicht zahle. Das Geld solle am Richard Wagncr- denkmal nirdergelegt werden. Der Bedrohte benachrichtigte die Kriminalpolizei. Diese stillte dem Leiter des Geheimbundes eine Falle. Als er an Ort und Stelle erschien, merkte er die ihm drohende Gefahr und entfloh. Auf seine Ermittlung wurde eine Belohnung von 500 gesetzt.
Einführung vo« Zahuärzten für die Armee. Wie die „Köln. Volksztg." hört, beschäftigen sich maßgebende Kreise mit dem Plans der Einführung aktiver Zahnärzte in die Armee. Die Anregung dazu hat eine an das preußische Kriegsministcrium gerichtete Denkschrift aus Fachkreisen gegeben, und den Ausschlag dürfte geben, daß alle auf dem Gebiete der Zahnpflege in der Armee bisher getroffenen Maßnahmen erfolglos geblieben sind.
Freiburg i. B., 24. Febr. Die seit beinahe 100 Jahren rühmlichst bestehende Weingroßhondlung Adolf Kuenzer, vormals Kuenzer L Comp, (gegründet 1819) geht am 1. März an die Firma L. Bastian in Endiugen am Kaiserstuhl über.
München, 25. Febr. In Neumühle bei Amberg in der Oberpfalz sind drei Kinder im Alter von 2—4 Jahren, deren Kleider beim Spielen mit Streichhölzern in Brand geraten waren, erstickt.
Frankfurt, 24. Febr. Nach einer Meldung der Frkf. Ztg. aus Petersburg soll es vor der Fällung des Urteils im Stöffel-Prozeß heftige Auseinandersetzungen zwischen dem Bor fitzenden und den Richtern gegeben haben. General Fock erklärte, sich im Gerichtssaale erschießen zu wollen, wenn er verurteilt werden sollte. Stöffel sagte: „Ich bin glücklich, dir Ehre der Uniform ist gerettet. Der Gerichtshof selbst muß anerkennen, daß die Garnison unter meiner Leitung einen in den Annalen der Kriegsgeschichte nicht dagewesenen Sturm aushielt."
DuiSburg, 24. Febr. Die Kriminalpolizei überraschte in der Nacht aus Sonntag eme aus Duisburg, Essen und
Bonn stammende, aus 40 Herren der sogenannten besseren Kreise bestehende Gesellschaft, die ia regelmäßigen nächtlichen Zusammenkünften in sittlicher Beziehung schwere Verfehlungen begangen haben sollen. Teilweise pflegten die Teilnehmer lt. „Generalanzeiger" in Damenkleidung aufzutreten. In der fraglichen Nacht herrschte bei den Klängen einer Musikkapelle die animierteste Stimmung, als die Ausgänge von Kriminalbeamten umstellt und die Personalien sämtlicher Teilnehmer festgestellt wurden.
Ausland.
Odessa, 23. Febr. Der Generalgouverncur ließ neuerdings die Rabbiner des ihm unterstellten Bezirkes zu sich rufen und befahl ihnen in ernstester Form, ihren Einfluß dahin wirken zu lasten, daß die jugendlichen Mitglieder ihrer Gemeinde sich von jetzt ab von der revolutionären Bewegung »nd von der Teilnahme an allen politischen Vereinigungen unbedingt fern halten.
Toulon, 22. Febr. Der Schiffsfähmich Ulwo wurde vom Marinekriegsgericht zu lebenslänglichem Gefängnis und zu Degradation verurteilt.
London, 23. Fcbr. Trotz aller Dementis glaubt mau in parlamentarischen Kreisen allgemein, daß zwischen dem Premierminister und seinen Kollegen vereinbart wurde, daß Camp eil Bannermann zurücktritt, falls sein Gesundheitszustand nach einer gewissen Zeit nicht besser sein wird.
London, 25. Febr. König Eduard wird voraussichtlich nächsten Montag nach Biarritz abreiseu und den Weg über Paris nehmen, wo er sich einen oder zwei Tage aufzuhalten gedenkt. — Bezüglich der Reiseplär.e der Königin ist noch nichts festgesetzt.
Der berühmte Erfinder Edison mußte sich in New-Aork einer schweren Operation unterziehen, die wegen der Begleitumstände zu ernsten Befürchtungen Anlaß gibt. Edison ist seit Jahren schwerhörig. Der chronische Mtttel- ohr-Katarrh, an dem er leidet, nahm aber in der letzten Zeit eine akute Form an und führte zu einer Abszrßbildung im Mittelohr,
DaS Urteil im Prozeß Nafi.
Rom, 24. Febr. Das Urteil gegen den der Unterschlagung von Staatsgeldern beschuldigten Exmiuister Nasi lautet auf 11 Monate 20 Tage Gefängnis und aus Unfähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter auf die Dauer von vier Jahren. Der Mitangeklagte Lombardo wurde wegen Mangels an Beweis:n freigesprockeu.
Rast wird in dem gegen ihn ergangenen Urteil unter Zubilligung mildernder Umstände schuldig erkannt. Das Urteil verhängt über Nasi noch ein: Geldstrafe von 290 Lire und die Kosten des Prozesses. Das Urieil gegen Lombards ordnet dessen sofortige E.ulaffung aus der Hast an.
Rom, 25. Febr. Hier und in Palermo wurde das Urteil gegen Rast durch Extrablätter verbreitet. Rast sprach kein Wort bei der Verkündigung des Urteils. Seine Frau und seine Tochter dagegen weinten. Ueber Nasts Ueber- sührung ins Gefängnis wird erst am 25. d. M. beschlossen werden.
Rom, 25. Febr. 83 Deputierte aller Parteien haben dem König ein Begnadigungsgesuch für Nast unterbreitet. Ein ähnliches Gesuch ist vom Senat in Vorbereitung. Das Staatsgericht hat dem Kammerpräsidenten den Mandatsverlust NafiS mitgeteilt. Dir Kandidatur des Verteidigers Muratori ist wahrscheinlich.^_
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