Mannheim, 5. Febr. Das große Los der Mann- heimer Ausstellungslotterie wird nun doch an den Mann kommen, und zwar wird aller Voraussicht nach ein Kaufmann von Stuttgart, der auf so merkwürdige Art seine Gewinnereigenfchaft entdeckt hat, der Glückliche sein, der von mehr als 300 Bewerbern, die alle das Los besessen haben wollen, die 20000 „Meter" einstreichen darf. Das Los war ihm beim Begräbnis des Großherzogs von Baden in Karlsruhe mit dem Portemonnaie zusammen gestohlen worden. Glücklicherweise war er so vorsichtig, seinen Verlust sogleich der Polizei zu melden und das Los sperren zu lassen. Bei der Ueberschreibung hatte sich jedoch ein Schreibfehler in einer Ziffer eingeschlichen, der jetzt erst aufgeklärt wurde. Außerdem konnte Müller noch den Verkäufer des Loses ermitteln, so daß nunmehr alle Zweifel beseitigt sind.
München, 5. Febr. Den Zöglingen des erzbischöflichen Konviktes in München ist seit einigen Tagen der Besuch der Vorlesungen des Professors Dr. Joseph Schnitzer verboten worden.
Eine fette Pfründe. Den Neid der besitzlosen Klaffen muß folgende Nachricht der sozialdemokratischen „Leipziger Volksztg." vom 21. Januar 1908 Hervorrufen: „In der ersten Plenarsitzung der englischen Arbeiterpartei, die in Hüll stattfand, wurde ein Antrag auf Anstellung eines Wahlagenten mit 50000 ^ Gehalt angenommen." Man ersteht hieraus, daß auch aus Arbeitergroschen recht fette Pfründen geschafft werden.
Ausland.
«om, 4. Febr. Die Regierung erwägt die Entsendung von Kriegsschiffen nach Portugal zum Schutze der Königsfamilie, besonders der Königin-Großmutter Maria Pia.
Ei« Lehrer von seine» Schüler« erschlage«.
Ein grauenhaftes Verbrechen ist in Kolomea in Galizien verübt worden. Dort lauerten die Schüler einer Klaffe des polnischen Gymnasiums ihrem Professor Piekarski, der sie kürzlich sehr streng behandelt hatte, in später Nachtstunde auf, warfen ihm einen Sack über den Kopf, entwanden ihm den Revolver, den er aus der Tasche zog, und schlugen so lange auf ihn ein, bis er mit schweren Verletzungen am Kopf und Oberkörper sowie Rippenbrüchen bewußtlos liegen blieb. Dann warfen tue sch lec ihn in den Straßengraben. An Piekarski mußte ein aus L-mberg herbetgevusener Chirurg eine Operation vornehmen. Trotzdem erlag er feineu Verletzungen. Vor dem Tode konnte er noch Mitteilen, er habe einen Angreifer mit seinem Stock schwer im Gesicht verletzt. Dieser Schüler wurde ermittelt und verhaftet.
Brüssel, 4. Febr. Zwei Dampfer zerstört. Aus Antwerpen traf heute die Nachricht ein, daß der englische Dampfer „Southbert" aus hoher See total verbrannt sei. 16 Mann der Besatzung verloren das Leben, 35 Leute wurden vom Dampfer „Cymric", von Liverpool kommend, teils schwer verwundet ausgenommen.
Petersburg, 4. Febr. Im Stösselprozeß hielt heute der Prokureur, Generalleutnant Gorsky seine Anklagerede, in der er ausführte, sämtliche Angeklagte hätten sich als kleinliche wankelmütige Menschen gezeigt. Das Be- wetsmaterial dokumentiert, daß Port Arthur genügend Menschen und Geschosse besaß, um die Belagerung noch längere Zeit auszuhalten. Die Kapitulation erfolgte unter den erniedrigendsten Bedingungen, dies war schon Wochen vorher von den Angeklagten vorbereitet. Die Angeklagten konnten wenigstens als Helden sterben. Die Uebergabe einer noch haltbaren Festung sei nach dem Gesetz Verrat, worauf Todesstrafe stehe, die der Prokureur für die Angeklagten Stöffel, Fock, Reiff und Smyraow anerkannte.
Die Brrteidigrr Port Arthur- znm Tode verurteilt.
Petersburg, 5. Febr. Das Obermilitärgericht hat die Generale Stöffel, Fock und Reiff zum Tode verurteilt. — In der ersten Instanz wurde nur über Stöffel die Todesstrafe verhängt und Fock zu 20 Jahren, Reiff zu Deportation verurteilt.
Die Vorgänge iu Portugal.
Madrid, 4. Febr. König Manuel wollte Franco behalten, gab aber schließlich dem Drängen seiner Mutter und Großmutter nach. Maria Pta hatte einen heftigen Auftritt mit Franco, den sie Königs-Totengräber nannte. Franco erschien im Gemach, indem die Leichen des Königs und des Kronprinzen aufgebahrt lagen. Kaum erblickte ihn die Königin Amalie, als sie aufstand und mit tragischer Geberde auf die Bahre zeigte und rief: Seht Euer Werk,
Franco! Franco schwieg, beugte sein Haupt und verließ das Gemach. — Der Liberal glaubt nur au eine scheinbare Nähe und hält die Lage als fortdauernd bedenklich.
Madrid, 5. Febr. Nach Nachrichten aus Lissabon soll der neue Kriegsminister ermordet worden fein.
Madrid, 4. Febr. Alle Lesarten stimmen jetzt darin überein, daß der Königsmord ein polilisches Verbrechen und das Resultat einer weitverzweigten Verschwörung gewesen sei, die zuerst bezweckte, mit Feuerwaffen und Bomben die Munizipalgarde anzugreisen, Franco abzufangen oder zu töten, die Königs^amilie auszuwrisen und die Republik aus zurufen. Dies schlug infolge Denunziationen fehl. Am 28. Januar wurden nach einem blutigen Putsch die Hauptbeteiligten gefangen. Eine verzweifelte Schar von ungefähr 15 Mann beschloß alsdann, ihr Leben einzusetzen und den Hauptcoup auszufüdren und die Köntgsfamilie niedcrm- schießm mit Ausnahme der Königin. Es verlautet, Manuels Verwundung sei schwerer als anfangs ang nomme» wurde. (Mpst)
Lissabon, 4. Febr. Die Szenen, die sich im Königspalast abspielen, sind tief erschüttternd. Königin Amalie weilt, von Militärpostcn und ihrer Begleitung umgeben, fall ununterbrochen bei ihrem Loten Memahl und ihrem Sohn. Die Leichen wurden auf zwei ganz einfachen Lagerstätten gebettet. Unaufhörlich betreten Personen, denen der Zutritt gestattet ist, das Zimmer, in dem ein Altar errichtet ist und von Zeit zu Zeit ein stiller Gottesdienst abgehalten wird.
Lissabon, 5. Febr. Die Republikaner bemühen sich, den neuen Ministerpräsidenten unpopulär zu machen. Der erste Akt des neuen Königs wird der Erlaß einer umfangreichen Amnestie sein.
Kabiuett-Schwierigkeitev.
Lissabon, 5. Februar. Ministerpräsident Admiral Ferreira stößt bei der Bildung des neuen Kabinetts auf Schwierigkeiten, da die Kandidaten erklären, kein Zutrauen zu der neuen Regierung zu haben, die doch nur von kurzer Dauer sein könne. Die gestrigen Gerüchte über Unruhen in Oporto bestätigen sich nicht Die Republikaner nennen in den Zeitungen den Tod des Königs und des Kronprinzen eine Abrechnung des Volkes mit dem bisherigen Verhalten der Regierung und verlangen ausdrücklich die Freilassung der gefangenen Republikaner, die aber immer noch nicht erfolgt ist. In Lissabon ist alles ruhig, die Geschäfte gehen ungestört ihren Gang. Man erwartet mit Spannung das erste Dekret der neuen Regierung, von dem das fernere Verhalten der Bevölkerung aderigen wird. (Mpst.)
Ueber die Behandlung von Ruinen.
Die Burg Altena in Westfalen soll bekanntlich mit Genehmigung des Kaisers wieder stilgerecht aufgebaut werden. Bon Anfang an ist dieser Gedanke in weitesten Kreisen auf Widerspruch gestoßm und hat schon mehrfache Proteste veranlaßt. Nun ist nach einem dem „B. T.„ aus Bochum zugehenden Telegramm eine neue Protesteingabe in Vorbereitung, die von einer Anzahl Professoren der Universität Münster, zahlreichen Kunstgelehrten und vierunddreißig Gemeinden des märkischen Landes in Umlauf gesetzt und dem Kaiser durch eine Deputation überreicht werden soll. Einer Nachricht des „Franks. Gcn.-Anz." zufolge scheint neuestens auch andern Ruinen dieselbe Gefahr der stilgerechten Restaurierung zu drohen. Es wurde nämlich zum Zweck des Wiederaufbaues der althistorischen Burg Haustein im Weratal und daran anschlb ßmd weiterer Burgruinen Thüringens ein Verein thüringischer Burgenfreunde gegründet. Verhandlungen mit dem Besitzer der Burg Haustein, Gene- ralleuiuant z. D. von Haustein, sollen etngeleitet werden.
Angesichts solcher Bestrebungen ist nicht uninteressant, was ein so feinsinniger Kunftf eund und Altertumskenner, wie Cornelius Gurlitt darüber zu sagen hat. Er stellt, wie wir aus der „Korr, des Dürerbundes" entnehmen, in 6 Leitsätzen fest, was in der sorge um die Erhaltung der Ruinen geschehen darf. Aus dm Leitsätzen ergibt sich von selbst, daß Gurlitt einen vollständigen Wiederaufbau als irregehende Altertümelei durchaus mißbilligt. Geschehe» darf nur folgendes:
1. Aufräumen des Schuttes, so daß die erhaltenen Bauteile klar erkennbar weiden.
2. Aufsühren von Stützen einfacher Art, wo die Mauern umzufallen drohen. Diese Stützen sind so zu behandeln, daß man sie ohne weiteres als moderne Hilfskonstruktion erkennt.
3. Wiederausstcüen herabgesallcncr Bauteile dort, wo dies ohne Ergänzungen und mit unzweifelhafter Richtigkeit geschehen kann. Unter dicser Richtigkeit verstehe ich das,
I was nicht erst auf dem Wege archäologischer Studien als
richtig erkannt zu werden braucht, sondern was ohne Auf" wand von Wissenschaft sich von selbst ergibt.
4. Entfernen des Baum- und Sträucherwuchses soweit, daß die Ruine von nah und fern übersichtlich wird unter Beibehaltung einiger schöner Baumgruppen, die womöglich an früher nicht bebauten Stellen (in alten Höfen oder Gärten) stehen sollen.
5. Genaue zeichnerische Aufnahme der Ruine, sorgfältige archäologische Rekonstruktion auf dem Papier und Herausgabe eines guten, billigen Buches, das dem Besucher ermöglicht, sich in der Phantasie die Ruine so richtig wie möglich zu ergänzen. Herstellung feines die Rekonstruktion erläuternden Modelles und Sammlung aller solcher Gegenstände, Akten und Abbildungen, die die Geschichte der Burg erläutern.
6. Sollte die keineswegs zu bekämpfende Absicht bestehen, auf der Ruine Neubauten zu errichten (Wohnungm, Ansstchtstürme, Gasthäuser usw.), so sind diese „im Geiste der Alten" zu schaffen. Das heißt nicht in der den „Alten" ganz fern liegenden Absicht, daß das Neue für ein früher Geschaffenes, für ein Aelteres, „Idealeres" oder dergleichen gehalten werden soll, als es tatsächlich ist. Der „Geist der Alten" beruht nicht in romanischer oder gotischer Form, sondern in schlichter Wahrheitsliebe. Mittelalterlichen Arbeiten steht man ohne weiteres Zweck und Zeit an. So soll auch das Neue geschaffen werden, daß man ohne we- teres erkennt: Dieser Teil gehört nicht der alten Burg an, sondern ist nach Zweck und Form ein Einbau des 20. Jahrhunderts. Daß die Gruppe trotz stilistischer und zweckdienlicher Verschiedenheit ein künstlerisches Ganze bilde, dafür hat der Baukünstler zu sorgen, der keineswegs archäologische Kenntwsse dazu braucht, die Gruppe herzu- stelleu. Diese werden ihm viel eher ein Hindernis in der Erfüllung der künstlerischen Aufgabe sein. Denn auch die alten Burgherren bauten ohne sich auf dem Wege der Archäologen über das zu unterrichten, was ihre Vorpänger in diesem oder jenem Falle geschaffen hätten; sie schufen dem jeweiligen Zwecke gemäß, also rein künstlerisch! Aufgabe des historisch geschulten Architekten wird dabei sein, daß er mit Ehrfurcht alles vermeidet, was zur Zerstörung der durch ihr Alter geheiligten Ueberreste der Vergangenheit führt. In der Schonung auch des unbedeutendsten alten Steines kann nie zu weit gegangen werden! Denn das Alte ist das Unersetzliche, das Wertvolle. Das Neue hat sich in diesem Falle überall achtungsvoll uuterzuordnen.
Landwirtschaft, Handel »ad Verkehr.
—t. Eberthardt, 6. Febr. Das Ergebnis des Verkauf- von Langholz aus dem hiesigen Gemeindewald darf insofern al- günstig bezeichnet werden, al» 116,6»/, des Taxpreises erzielt wurden.
Stuttgarter Kurse vom S. Februar 1SV8
4 W. StaatSoblig ISIS gg.75 3'/, . . 1900 92.80
6 „ . 8260 4 W. Lreditverein 1913 99 60 3'/, . 1912 92.80
3'/, „ ganzj ZinS96 20
4 W Hypoth.-Bank verlosb. 93.— 4 „ 1917 100-
S'/,„ oerloSbare 92 20
3'/, W. Hhpoth -Bank 1912 92.20 3'/, . 1918 94.—
3'/, Rentenanstatt 1914 S4.7K 4 W. Vereinsbank verlosb. 98.80 4 . ., 1912 99.—
3'/, ., „ 1910 94 SO
4 Stadt Stuttgart 1913 99.— 8'/, „ , 1908 91.70
Auswärtige Todesfälle.
Sebastian Fischer, Landjäger, Ergenzingcn.
Bücherscha«.
Gaughofer, Gesammelte Schriften II. Serie 10 Bde. L 2.80 ^ 8 Doppelbde. s, 4
Lhotzky, Die Seele des KindeS, ,eb. 3 ^X, cart 1.SO ^
Meyer, Rom Himmel und von der Erde 7 ^l.
Größe «erd Niedergang Roms von Ferrero. Bd. 1 Wie Rom Weltreich wurde 8 Bd II Julius Caesar 8 ^X.
Verlach, G schichte deS preußischen Wahlrechts 3 ^
Omptrda, Minne Roman 6 60 ^X.
Naumann, Jllustr. Musikgeschichte 18 ^X Warlich, Wohnung und HauSrat 9 Beispiele ncuzeillicher Wohnräume.
Rich. Wagner, Briese an Minna Wagner 2 Bd» 10 Ziegler, David Friedr Strauß Bd. I 7 ^X.
Uleinstadtgeschichten von Ludwig Thoma 3 ^
Vom Reitersmann zum Präsidenten. Em Lebensbild von Theod.
von RooseveltS von Dr. Knlleick 8 Enke», Der Sinn und W rt deS LedenS geb. 2.80 ^
Delitzsch, Zur Weiterbildung der Religion I SO ^x.
Erde«, Johannes der Wanderer, Blätter der Liebe 4 80 ^ Amundfeu, Die Nordwestpaffagc. Meine Polarfahrt auf der Gjüa 16 -4X.
Dostojewski, Die Brüder Karamasoff 2 Bde. 14 ^X.
FrobeuiuS, Im Schatten deS stongostaatrS 16 80 Hanptmau«, Carl. Einhart der Lächler 2 Bde. 10 ^X.
Zu beziehen durch die G. W. Zaiser'sche Buchhdlg, Nagold.
Füttert -ie hungernde« Vögel!
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'sche» Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.
Die Stadtgemeinde Nagold
AW" verkauft -WU am Montag, den 1«. Februar
rottauuerre Stange«
im Distrikt Galgenberg Abt. Kohlplattenberg und Hinterer Ländlesberg:
a. Derbstauge«: 100 St. über 13 m lang
192 St. 9—13 m lang 90 St. 5—9 m lang;
b. Reisstaugeu: über 7 m lang 43 Slück. Zusammenkunft nachmittags S Uhr auf der Nagold-Heirenberger
Straße beim Wegzeiger nach Uaterjettiugeu.
K« Forstamt Stammheim
OA. Calo.
Beigholz- und Reisig-Verkauf.
Am Dienstag, den 11. Febr. vorm. S'/, Uhr im Waldhorn in Stammheim aus Staatswald Buchhau, Florsack, Gebersack und Lindenrain: Rm.: 8 buchene Scheiter, 14 desgl. Prügel, Nadelholz: 21 Scheiter, 86 Prügel, 156 Anbruch und 27 Flächenlose ungtbundencs Nadelreifig geschätzt zu 9210 Wellen.
Die Stadt-Gemeinde Nagold
AM» verkauft "MU
am Dienstag, de« 11. Februar
Beigholz and Reifich
und zwar: 15 Rm. ctcheue Prügel und 1 Rm. eichene Scheiter (tellw. Werkholz) 7 Rm. aspcne Prügel und 80 Rm. Nadelholz-Scheiter und Prügel; ferner 400 Büschel Laubholz- und 300 Nadelholz-Wellen.
Zusammenkunft nachm. 2 Uhr auf der Killbergstraße bei der Lehmgrube.
1 -