82. Jahrgang.
«rfchrint täglich mit Ausnahme -er Sonn« «nd Festtage.
Preis vierteljährlich hier 1 mit Lräger- lohn I SO im Bezirk;- und 10 km Berkehr I.Lb im übrig«, Württemberg 1.S5 Monatsabonnements «ach Verhältnis.
Jevnsprecher Wv. SS. Jernfprecher Jkr. LS.
Auftage 2S00.
>n»eige«'G»bühr f. d. Ispalt. Zelle »u« gewöhn!, «chrift oder deren Raum bei Imal.
Mnrückung 10 bei mehrmLlige»
mtsprrchend Rabatt.
Mit dem Plauderstübchen
und
Schwäb. Sandmtrt.
^ 21
Montag den 27. Januar
1908
WlliWN flr ilie «mle MM I. Mks
auf den täglich erscheinenden Gesellschafter mit dem Plauderstübcheu und dem zweimal monatlich erscheinenden Schwäbische» Landwirt werden jetzt schon von allen Postanstalten und Postboten, von der Expedition und von unseren Austrägerinnen entgegengenommen.
Amtliche«.
Bekanntmachung betr. die regelmäßige» Sitzuugstage des Bezirksrats.
Der Bezirksrat hat in seiner Sitzung am 18. d. M. nach Art. 45 Abs. 1 der Bezirksordnung als regelmäßige Sitzuugstage je de» erste« Samstag jede» zweite» Monats, also für dieses Jahr Samstag de» V. März, S. Mai, 4. Juli, 5. Tept. «nd V. Nov. festgesetzt, was hiemit zur allgemeinen Kenntnis gebracht wird.
Die SchultheißeuLmter wollen dafür sorgen, daß Vorstehendes zur Kenntnis der Gemeiudeangehörigen gelangt, und in ihrem Teil darauf hinwirken, daß Gegenstände, welche der Entscheidung des Bezirksrats unterliegen, jeweils rechtzeitig vor den einzelnen Sitzungstagen dem Oberamt vorgelegt werden.
Nagold, den 24. Januar 1968. _ K. Oberamt. Ritter.
Beksuutmachnng.
Das Großh. Bezirksamt Rastatt erläßt folgende Bekanntmachung
betr. Sperrung der Landstraße Rr. SS zwischen Laugeubrand «. GauSbach.
Wegen Vernähme der Bahnbauarbeiten zwischen Langenbrand und GauSbach (Sprengungen am sogen. Rappenloch) wird die Landstraße Nr. 22 zwischen den genannten Orten täglich, die Sonntage und die gesetzlichen Feiertage ausgenommen, von 9 Uhr vormittags bis 1.30 Uhr nachmittags «nd von 4 Uhr bis 6 Uhr nachmittags für den Durchgangs- uud Zwischenortsverkehr jeder Art bis aus Weiteres gesperrt.
Fußgänger und leichte Wagen haben während der Sperre die alte Staatsstraße zwischen Langenbrand und Gansbach oder den Kreisweg Langenbrand-Bermersbach- Forbach zu benutzen; schwere Fuhrwerke (Langholzladungeu) können von 6 Uhr abends bis 9 Uhr morgens des nächsten Tages und nachmittags von 1 30 Uhr bis 4 Uhr auf der Landstraße Nc. 22 durchpasfierev.
An den beiden Enden der gesperrten Straßenstrecke find Tafeln mit Angabe der Sperrzeiten und Verweis auf die
alte Staatsstraße und den Kreisweg aufgestellt. Die Umbaustelle selbst ist zu den Sperrzeiten beiderseits durch Schranken gedeckt und durch Aufschriftstafeln gekennzeichnet. Zuwiderhandlungen gegen die Straßensperre werden nach § 121 P.S1.G.B. mit Geld bis zu 60 ^ oder mit Hast bis zu 14 Tagen bestraft.
Es wird auch darauf aufmerksam gemacht, daß der Verkehr auf der fraglichen Straßenstrecke während der Sperrzetten mit größter Lebensgefahr verbunden ist."
ES wird dies dem Ersuchen des erwähnte« Bezirksamts gemäß zur öffentlichen Kenntnis gebracht.
Die Schultheißeuämter der in Betracht kommenden Gemeinden wollen es ortsüblich bekannt machen.
Nagold, den 25. Januar 1908.
K. Oberamt. Mayer, Reg.-Asf.
Kaisers Vekurlstag.
Wohl behält es seinen vollen Wert, wenn am Geburtstage des Kaisers jeder einzelne bei sich selbst Einkehr hält und des Monarchen gedenkt, aber ungleich stärker, kräftiger und mächtiger, ungleich erhebender ist es, wenn das gesamte deutsche Volk sich um die Stufen des Thrones schart in unauslöschlicher Treue. Die Einmütigkeit in echt deutschem Fühlen und denken, in echt deutschem Wollen und Vollbringen war der feste Wall, an dem sich die hochschäumenden Wogen fränkischen Üebermuts brachen; sie ist der feste Wall, an dem die Macht jedes Feindes zerschellen wird und muß. Und doch, wenn wir hiueinblicken in das Volksleben und erkennen, welche Verschiebungen da eingetreten find, und wie mancher wertvolle Stein sich schon aus dem stolzen Bau deutscher Einheit losgelöst hat, dann will uns wohl manchmal ernste Sorge um unser geliebtes Volk und um unser teures Vaterland beschleichen; aber wenn wir dann wieder den Blick zum Kaiscrthrone erheben nud sehen unfern jugendfrischen, tatkräftigen und allezeit auf die Wohlfahrt des Volkes bedachten Kaiser — sehen, wie sein Wort im Rate der Völker schwer in die Wagschale fällt, und empfinde», wie er selbst seinem Volke die gelobte Treue hält, dann belebt sich die Hoffnung wieder, stolzer schlägt das Herz, und das Bewußtsein, ein Deutscher zu heißen, schwellt die Brust.
Ja wahrlich, wir haben allen Grund, dankbar zu sein, und mit Genugtuung müssen wir es empfinden, daß und wie die Welt uns um unfern Kaiser beneidet. Die ihn im Inland tadeln und die ihn im Auslande Haffen, sie zeigen durch ihr Verhalten ja nur, daß er mit seiner festen und charaktervollen Persönlichkeit im Mittelpunkt der Zeit steht. Aber die Machtfülle, die in ihm wohnt und von ihm ausströmt, muß leer verhallen, wenn er bei seinem eigenen Volke nicht das nötige Verständnis findet, wenn
nicht sein ganzes Volk felsenfest hinter ihm steht als seine
in jeder Lage zuverlässigen Getreuen. Daß uns und allen Deutschen dies immer wieder zum Bewußtsein komme, ist eine wesentliche Bedeutung des heutigen Tages, damit wir zu jeder Stunde gerüstet sind, in engerem oder weiterem Kreise allen Gefahren, woher sie auch kommen mögen, sei es von außen, sei es von innen, zu begegnen. Wir wollen es doch nie vergessen, daß ein Volk ohne Staat in der steten Gefahr schwebt sein Volkstum zu verlieren, und daß ein Staat ohne zielbewußte, starke Führung und ohne die Unterstützung eines Volkes, das an seine Ehre alles setzt, unbedingt die leichte Beute seiner Feinde werden muß. Wir sagen und empfinden mit Schi> er: „Nichtswürdig ist die Nation, die nicht ihr alles freudig setzt an ihre Ehre" und hören seine ernste Mahnung: „Ans Vaterland, aus teure, schließ' dich an, das halte fest mit deinem ganzen Herzen. Hier find die starken Wurzeln deiner Kraft."
Aber je mehr unsere Herzen mit jedem Pulsschlag dem Kaiser zujubeln, um so tiefer und schmerzlicher empfinden wir eS mit dem geliebten Monarchen, daß noch viele abseits stehen und unsere Festesfreude nicht teilen,, ja daß sie sogar offen gegen Recht und Gesetz, gegen ihren Landesherrn und gegen ihr eigenes Vaterland wütend und bestrebt find, das Bestehende umzustürzen. Das^vötigt uns nicht nnr zu einem festen Zusammenschluß) zur Abwehr, sondern fordert uns zu einem Angriff heraus, der immer das beste Mittel der Verteidigung ist. So wollen wir denn heute von neuem geloben, fest und treu zu stehen zu Kaiser und Reich. Kaiser Wilhelm, in allem Guten unser bewährter Führer, wird unS auch hier die Wege zeigen, die wir ein- schlagen müssen, und er wird mit Gottes Hilfe, unter seinem gnädigen Beistand seine Pläne zu Deutschlands Ehre vollenden und dann wird Deutschland auch seine weltgeschichtliche Aufgabe lösen.
Das sei das Ziel, dem wir zustreben. Und wenn wir uns jetzt huldigend dem erlauchten Geburtstagskiude nahen, dann seien unsere Herzen erfüllt von dem heiligen Gelübdet unverrückt und fest zu stehen zu Kaiser und Reich, als treue Arbeiter an unserem. inneren Wachstum und als treue Gärtner an unsere« Volke dem Vaterlande zu dienen. Laßt uns Mitwirken, daß das Unkraut immer mehr ausgejähet werde, damit sich die herrliche« Triebe, das heißt deutsches Denken und Empfinden, deutsches Wollen und Vollbringen, deutsche Sitte und deutscher Glaube, deutsche Kraft und deutsche Stärke, immer mehr ausbreüen und au Boden gewinnen.
So, aber auch nur so, kann uns sowie unserem geliebten Volke der 27. Januar, unser höchster nationaler Fest- und Ehrentag, zum bleibenden Segen werden. Gott lenke und leite unser Volk, er gebe ihm zu ernstem sittlichen Wollen auch die Kraft des Bollbringens! Er sei mit unserem Kaiser und gebe ihm zum Heile „des Volkes sowie zum Ruhme des Vaterlandes eine lange, gesegnete Regierung!
Meister Martin
der Küfuer urrö feine Hefellen
von G. T. A. Hoff«»«».
(Fortsetzung.)
(Nachdr. verb.)
Reinhold, der ermüdet einige Minuten in der Werkst« geruht hatte, und nun wieder zum Gerüst hinaufsteigc wollte, hörte Holzschuers Worte und sprach, den Kopf um ihm wendend: et lieber Herr Holzschucr, die Lust na. unserm Fäßlein laßt Euch nur vergehen, das arbeitm w für den hochwücdigeu Herrn Bischof von Bamberg! - Meister Martin, die Arme über den Rücken zusammeng. schlagen, den linken Fuß vorgesetzt, den Kopf in den Nacke geworfen, blinzelte nach dem Faß hin und sprach dann m stolzem Ton: mein lieber Meister schon au dem ausgesuchte Holz, au der Sauberkeit der Arbeit hättet Ihr bemerke können, daß solch ein Meisterstück dem fürstlichen Kelle ziemt. Mein Geselle Reinhold hat richtig gesprochen, ua< solchem Werk laßt Euch die Lust vergeh», wenn die Weinles vorüber, werd' ich Euch ein tüchtiges schlichtes Fäßlein fertige lassen, wie eS sich für Suren Keller schickt. Der alte Holz schuer aufgebracht über Meister Martins Stolz, meinte do gegen, daß seine Goldstücke gerade so viel mögen, als di des Bischofs von Bamberg, und daß er anderswo auch woh für sein bares Geld gute Arbeit zu bekommen hoffe. Mei ster Martin, überwallt von Zorn, hielt mühsam an sich, e durfte den alten, vom Rat, von allen Bürgern hochverehrte Herrn Holzschuer wohl nicht beleidigen. Aber iu der Augenblick schlug Konrad immer gewaltiger mit der Schlägel zu, daß alles dröhnte und krachte, da sprudelt
Meister Martin den innern Zorn aus und schrie mit heftiger Stimme: Konrad — Du Tölpel, was schlägst Du so blind und toll zu, willst Du mir das Faß zerschlagen? Ho, ho! rief Konrad, indem er mit trotzigem Blick umschaute nach dem Meister, ho, ho, du komisches Meisterlein, warum denn nicht? Und damit schlug er so entsetzlich auf das Faß loS, daß klirrend das stärkste Band des Fasses sprang und den Reinhold hiuabwarf vom schmalen Brett des Gerüstes, während man am hohlen Nachklange wohl vernahm, daß auch eine Daube gesprungen sein müßte. Uebermannt von Zorn und Wut sprang Meister Martin hinzu, riß dem Valentin den Stab, an dem er schabte, aus der Hand und versetzte, laut schreiend: Verfluchter Hund! dem Konrad einen tüchtigen Schlag über den Rücken. Sowie Konrad den Schlag fühlte, drehte er sich rasch um und stand da einen Augenblick wie sinnlos, daun aber flammten die Augen vor wilder Wut, er kuirrschte mit den Zähnen, er heulte: geschlagen? Daun war er mit einem Sprung herab vom Gerüst, hatte schnell das auf dem Boden liegende Lenkbeil ergriffen und führte einen gewaltigen Schlag gegen den Meister, der ihm den Kopf gespalten haben würde, hätte Friedrich nicht den Meister beiseite gerissen, so daß das Beil nur deu Arm streifte, aus dem aber das Blut sogleich hiuausströmte. Martin, dick und unbeholfen wie er war, verlor das Gleichgewicht und stürzte über die Fügbank, wo eben der Lehrbursche arbeitete, nieder zur Erde. Alles warf sich nun dem wütenden Konrad entgegen, der das blutige Lenkbeil in den Lüften schwang und mit entsetzlicher Stimme heulte und kreischte: zur Hölle muß er sahren — zur Hölle! Mit Riesenkraft schleuderte er alle von sich, er holte aus zum zweiten Schlage der ohne Zweifel de« armen Meister, der auf dem Boden keuchte und stöhnte, deu GarauS gemacht haben würde, da erschien aber vor
Schrecken bleich wie der Tod, Rosa iu der Türe der Werk- statt. Sowie Konrad Rosa gewahrte, blieb er mit dem hochgeschwungeneu Beile stehen, wie zur toten Bildsäule erstarrt. Daun warf er das Beil weit von sich, schlug die beiden Hände zusammen vor der Brust, rief mit einer Stimme die jedem durch das Innerste drang: o Du gerechter Gott im Himmel, was habe ich denn getan! und stürzte aus der Werkstatt heraus ins Freie. Niemand gedachte ihn zu verfolgen.
Nun wurde der arme Meister Martin mit vieler Mühe auf- gerichtet, es fand sich indessen gleich, daß das Bell nur iuS dicke Fleisch des Arms gedrungen und die Wunde durchaus nicht bedeutend zu neunen war. Den alten Herrn Holzschuer, den Martin im Fall niedergerissen, zog «an nu« auch unter deu Holzspänen hervor und beruhigte so viel als möglich der Frau Marthe Kinder, die unaufhörlich um deu guten Vater Martin schrie« und heulten. Der war ganz verblüfft «nd meinte, hätte der Teufel von bösem Gesellen nur nicht das schöne Faß verdorben, aus der Wunde mache er sich nicht so viel.
Man brachte Tragsessel herbei für die alten Herren, denn auch Holzschuer hatte sich im Fall ziemlich zerschlagen. Er schmählte auf ein Handwerk, dem solche Mordinstrumente zu Gebote ständen, und beschwor Friedrich, je eher desto lieber sich wieder zu der schönen Btldgießeret, zu den edlen Metallen zu wenden.
(Fortsetzung folgt.)
A«s do« Meßge«d»rser-vlStter». verhaspelt. Fürst: „Jetzt kommt ich durch dirsrn Ort, und kei« Mensch ist »ur Benützung am Bahnhof, daS ist doch dir höchste Unverschämtheit! Kammer- Herr : „Die allerhöchst» sogar, Durchlaucht!-