Auflage 2600.

WSS-

82. Jahrgang.

Erscheint täglich mit «»»nähme der Sonn- und Festtage.

Prei» vierteljährlich hier 1 X, mit Träger« lohn i SO »a, im Bezirk», und 10 Lw-Berkehr I. im übrige» Württemberg 1.S5 MonatSabonnement» »ach Berhältni».

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Fernsprecher Wr. 29.

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Mt dem Plauderftübchr»

und

Echwäb. Landwirt.

^ 17

Mttwoch den 22. Januar

Ivos

A«Mchee.

Die Herren Verwaltnugsaktuare, sowie die Gemeinderäte

werden hiemit darauf aufmerksam gemacht, daß der Vor­anschlag über die Einnahme» und Ausgabe» deS GemeindehanshaltS (Gemeindeetat) für das Rech­nungsjahr 1. April LSV8/VS nach den Vorschriften der Art. 122 ff. der Gemcindeordrinng und dir W 157 ff. der Vollzugsverfügung hiezu aufzustillen, daß hiezu ein der Anlage 12 zu dieser Vsllzirgsverfügmlg entsprechendes For­mular zu verwenden und daß derselbe nach 8 164 d. Vollz.- Berf. so zeitig fertig z« stelle» ist, daß nicht nur die Beschlußfassung der Gemetndekollegten über die Feststellung des Voranschlags und über die Deckungsmittel, sondern womöglich anch die Vollziehbarkeitserklärnug durch das Oberamt noch vor dem Beginn deS Voran- schlagSjahrs erfolge« kan».

Der Voranschlag (Etat) soll daher schon im März d. I. hteher vorgelegt werden.

Nagold, den 20. Jan. 1908. _ K. Oberamt. Ri tte r.

Die Schnltheißenämter

werden hiemit unter Hinweis aus 8 51 Abs. 2 der Voll;. Verf. z. Bez. Ordg. veranlaßt, dafür zu sorgen, daß die AmtSvergleichnngskostenverzeichuisse enthaltend die in der Zeit vom 1. April bis S1 Dezbr. v. I. ange- fallknen EinquarlittungS und Femrlöschkostm binnen 14 Tage» irr doppelter Ausfertigung mit den erforderlichen Belegen an die Amtspflege vorgelegt werden, oder Fehl­anzeige erstattet wird.

Besonders zu liquidieren sind die von der Amtskorpo- ration It. oberamtl. Bekanntmachung vom 7. Scpt. 1893 (Ges. Nr. 106) zu gewährenden Schutzgelder für die Erlegung von Raubvögeln, ebenfalls für die Zeit vom 1. April bis »1. Dez. v. I.

Nagold, den 20. Jan. 1908, _ K. Oberamt. R itter.

Die Ortsbehörde» für die Arbeiterversicherung

werden > hiemit angewiesen, die Gebühren für den Einzug der in her Zeit vom 1. April bis »1. Dezbr« v. I. angefalkenen Beiträge der nicht bei Krankenkassen versicherten Personen zur Jnvaliden-Verstcherunz gemäß dem Amtsver­sammlungsbeschluß 8 20 vom 31. Aug. 1901 und 8 30 vom 27. Juni 1903 spätestens bis 1. k. MtS. bet der Amtspfllge zu liquidieren.

Nagold, den 20. Jan. 1908.

K. Oberamt. Ritter.

politische Kebsrficht.

Bei der diesjährige» Feier des Krönnngs- «ud Ordensfestes, die am Sonntag im königlichen Schloß zu Berlin unter dem üblichen Zeremonie! begangen wurde, haben sich cine Reihe von Ordensauszeichnungen auch in

den großen Wallotban verirrt. 14 Mitglieder deS Reichs­

parlaments, darunter sechs Mitgliederder entschiedeuenLinken, zwei Nattonalliberale und zwei Zentrumsherren find zum Teil mit hohen Orden bedacht worden. Es erhielten: der Reichstagsprästdent Graf Stolberg den Roten Adlerorden

II. Klaffe mit Stern, zweiter Vizepräsident Kämpf (ir. Vp.) den Roten Adlerorden HI. Klaffe mit Schleife und Krone, Abg. Spahn (Ztr.) den Roten Adlerorden lll. Klaffe mit Schleife, die Abgg. Gyßling (fr. Vp.) vr. Hieber (natl.), Liebermann von Sonneuberg (Wirtfch. Vgg.) vr. Mugdan (fr. Vp.). vr. Röstke (B. d. L.) und vr. Wiemer (fr. Vp.) den Roten Adlerorden lV. Klaffe, die Abgg. Baffermann (natl.) und vr. von Heydebrand und der Lass (kons.) den Kronenorden ll. Klaffe, die Abgg. Eickhoff (fr. Vp.) Fisch­beck (fr. Vp.) und Graf Praschma (Ztr.) den Kronenordcn

III. Klaffe. Daß die freisinnige Volkspaitei so zahlreich bedacht worden ist, könnte zu der humorvollen Auffassung verleiten, daß für stein besonderem Maß einige Besänftigungs­pflaster für notwendig erachtet wurden. Ob aber Fürst Bülow sich nicht täuscht, wenn er glaubt, hierdurch eine mildere Auffassung seiner Rede über die preußische Wahl­rechtsreform bei den Freisinnigen gesichert zu haben, mag dahingestellt bleiben. Oder bilden die Orden den Dank für die treue Mitarbeit an der Blockpolitik?

Da- bayrische Abgeordnetenhans bewilligte am Freitag auch das Postulat für den Bau einer eingleisigen Hauptbahn mit elektrischem Betrieb von Garmisch-Parten­kirchen nach Scharuitz in Tirol. Weiter nahm das Haus einen Zenirumsantrag an, der eine Erhöhung des Tarifs für Mehl gegenüber dem Getreidetarif fordert. Der An­trag bezweckt einen Schutz der kleinen Mühlen. Der Reichsrat stimmte'in seiner letzten Plenarsitzung der Er­richtung eines Zentraljustizgeläudcs für Nürnberg zu und sprach sich für das Projekt beim Zellengefängnis aus.

Der norwegische Storthing hat einstimmig dm Jntegritätstraktat genehmigt. Als eine weitere Folge des Traktats werden Verhandlungen bezeichnet, die seit einiger Zeit zwischen den Ostseem ächten über eine Aufrechterhaltung des stntns qno auf der Ostsee schweben sollen. Alle hier­über vorliegenden Nachrichten find jedoch roch so ungenau, daß sich der Kern der ganzen Sache noch nicht erkennen läßt. Die Regierungen aber hüllen jsich sin Stillschweigen.

Die britische Flottenliga bittet in einem Aufruf um die Unterstützung der Oeffentlichkeit, damit ste in der Lage sei, für England das zu tun, was der deutsche Floitcnverein mit seiner gewaltigen Mitglicderzahl und seinen bedeutenden Jahreseinkünften sür Deutschland leistete.

Nach Meldungen aus Marokko hat die jüngst erfolgte Festnahme von 3 Aust ftcrn der Metzeleien in Casa­blanca bei den Europäern ei en sehr guten Eindruck gemacht. In Rabat ist alles ruhig; in Tctuan, Elksar und Larrasch, deren Gouverneure dem Sultan Abdul Affs treu geblieben sind, hat die Verkündigung des heiligen Kriegs in Marra- kesch keinen Erfolg gehabt. Soweit amtlich bekannt ist, befinden sich keine Fremden im Innern und alle Missionare haben die Küste erreicht. Nach Mitteilungen des Tangerer Vertreters derKöln. Ztg." erklärte ein Vertreter Mulay

Hafids, Mnlay Hafid sei durchaus fremdenfreuudlich und beabsichtige selbstverständlich, alle bestehenden Verträge ein­schließlich der AlgeciraSakte zu achten. Nm wegen des Zeitpunkts zur Einführung der Polizei werde er Vorbehalte machen müssen. Durch das fortgesetzte weitere Eindringen französischer Truppen in das Innere sei Mulay Hafid ge­zwungen gewesen, den heiligen Krieg zu erklären. Die ver­drängten und beraubten Stämme hätten sich hilfesuchend an ihn gewandt. Als Sultan von Marokko müsse er sür Wiederherstellung der Integrität des Reiches eintreteu. Wenn das gefährliche Spiel der Franzosen nicht bald ein Ende nehme, werde keine Macht der Erde eine allgemeine Erhebung verhindern können. Nach einer Mitteilung aus Fez wurden dort 75 000 waffenfähige Leute ermittelt, die auf die verschiedenen Stadtteile verteilt wurden. Es wurde ein Stellvertreter des Sultans ernannt. Man versuchte, dt» Menge dazu aufzureizeu, die Wohnungen der Mitglieder des Wachsen zu zerstören. Im öffentlichen Gebet wurde der Name Mulay Hafids zum erstenmal am Freitag ge­nannt, wobei der Vertreter den Wunsch aussprach, die Christen vertreiben zu können. Die Städte Ssou und Zarkum wurden gezwungen, Mulay Hafid zum Sultan auszurufeu. Ueber ihr weiteres Verhalten sind sich Frankreich und Spanien noch immer nicht völlig im kla.en. Nur soviel steht bis jetzt fest, daß Spanien nicht die ge­ringste Lust verspürt, sich von Frankreich in kriegerische Abenteuer Heineinreißen zu lassen. Insofern ist also Pi- chous Reise nach Madrid ohne jedes Ergebnis gewesen. lr»n,iMthkn Devutiertenkawmer ist eine dritte

Z« der Kasseler Tagung deS FlottenvereiuS.

8. a. 8. Berlin, 20. Jan. In der Presse geht mau allgemein von der Auffassung aus, der bayerische Landes­verband sei nach der Annahme der Resolution in der dem Präsidium das Vertrauen ausgesprochen wurde aus dem Flottenverein ausgeschieden. Das ist nicht der Fall. Die bayerischen Mitglieder haben allerdings bald nach Annahme dieser Resolution den Saal verlassen, lediglich aber, um zu bekunden, daß sie mit der Resolution nicht einverstanden seien, nicht aber, um damit ihren Austritt zu dokumentieren. Der bayerische Vertreter, Herr von Braun, erklärte aller­dings nach Verlesung der sogenannten Thüringer Resolution, daß bei Annahme derselben der bayerische Landesverbano austreten würde. Diese Resolution ist aber nicht in der ursprünglichen Fassung angenommen worden, sondern man hat im Laufe der Debatte den Absatz fortgestrichen, der als eine Beleidigung des bayerischen Landesverbandes und seines Protektors aufgefaßt wurde. Nachdem der Resolution der Giftzahn ausgebrochen war, blieb den bayerischen Delegierten die Pflicht erspart, sofort auszuscheiden. -

Wie unser Korrespondent ans Kassel meldet, haben die bayerischen Mitglieder noch gestern abend beschlossen, bei ihrer Rückkehr nach München eine Sitzung des daher. Landesverbandes einzuberufen und diesem die Stellung« chme zu den Kasseler Beschlüssen zu unterbreiten.

- Meister Martin

der Küsuer und seine Kesellen von E. T. A. Hoffman«.

(Fortsetzung.) (Nachdr. verb )

Es kam so, wie Meister Martin wohl vermutet. Rein­hold bestieg den Singestuhl und sang Lieder in unterschied­lichen Weisen, die alle Meistersinger erfreuten, wiewohl ste meinten, daß dem Sänger zwar kein Fehler, aber eine ge­wisse ausländische Art, selbst könnten sie nicht sagen, worin die eigentlich bestehe, vorznwerfen sei. Bald darauf setzte sich Friedrich aus den Singestuhl, zog sein Barett ab nnd begann, nachdem er einige Sekunden vor sich hingeschaut, dann aber einen Blick in die Versammlung geworfen, der wie ein glühender Pfeil der holden Rosa in die Brust traf, daß ste tief anfseufzen mußte, ein solches herrliches Lied im zarten Ton Heinrich Frauenlobs, daß alle Meister einmü- tiglich bekannten, keinen unter ihnen vermöge den jungen Gesellen zu übertreffen.

Als der Abend herangekowmcn und die Singschule ge­endigt, begab sich Meister Martin, um den Tag recht zu ge­nießen, in Heller Fröhlichkeit mit Rosa nach der Allerwiese. Die beiden Gesellen, Reinhold und Friedrich, durften mit­gehen. Rosa schritt in ihrer Mitte. Friedrich, ganz ver­klärt von dem Lobe der Meister, in seliger Trunkenheit, wagte mancher kühne Wort, das Rosa, die Augen verschämt

niederschlagend, nicht vernehmen zu wollen schien. Sie wandte sich lieber zu Reinhold, der nach seiner Weise allerlei Lustiges schwatzte und sich nicht scherte, seinen Arm um Rosa's Arm zu schlingen. Schon in der Ferne hörten ste das jauchzende Getöse auf der Allerwiesr. An den Platz gekommen, wo die Jünglinge sich in allerlei zum Teil ritterlichen Spielen ergötzten, vernahmen ste, wie das Volk einmal über das andere ries: gewonnen, gewonnen er isi's wieder, der Starke! ja gegen den kox mt nie-' and auf! Meister Martin gewahrte, als er sich durch's Volk gedrängt hatte, daß alles Lob, all.s Jauchzen des Bilks niemandem anders galt, als seinem Gesellen Konrad. Der halte tm Wettrennen, im Faustkampf im Wurfspicßwcrfcn alle Uebrigen übertroffen. Als Martin herankam rief Kon­rad eben: ob es jemand mit ihm aufnehmen wolle im lust gen Kawpfspiel mit stumpfen Schwertern? Mehrere wackere Patrizier-Jünglinge, solch ritterlichen Spiels ge­wohnt, ließen sich ein auf die Forderung. Nicht lange dauerte es aber, so hatte Ksnrad auch hier ohne alle große Mühe und Anstrengung sämtliche Gegner überwunden, so daß des Lobpreisend seiner Gewandtheit und Stärke gar kein Ende war.

Die Sonne war berabgesunken, das Abendrot erlöschte und die Dämmerung stieg mit Macht herauf. Meister Mar­tin, Rosa und die beiden Gesellen hatten sich an einem plätschernden Sprtngquell gelagert. Neinhold erzählte viel Herrliches von dem fernen Italien, aber Friedrich schaute still und selig der holden Rosa in die Augen. Da kam Konrad heran leisen, zögernden Schrittes, wie mit sich selbst

uneins, ob er sich zu den andern lagern solle oder nicht. Meister Martin rief ihm entgegen:Nun Konrad, kommt nur immer heran, Ihr habt Euch tapfer gehalten auf der Wiese, so kann ich's wohl leiden an meinen Gesellen, so ziemt ed ihnen auch. Scheut Euch nicht Geselle! setzt Euch zu uns, ich erlaub' es Euch." Konrad warf einen durch­bohrenden Blick auf den Meister, der ihm gnädig zunickte, und sprach dann mit stumpfer Stimme: Vor Euch scheue ich m ch nun ganz und gar nicht, Hab' Euch auch noch gar nicht nach der Erlaubnis gefragt, ob ich mich hier lagern darf oder nicht, komme überhaupt auch gar nicht zu Euch. Alle meine Gegner Hab' ich in den Sand gestreckt im lust­igen Ritterspiel, und da wollt' ich nur daS holde Fräulein fragen, ob ste mir nicht auch wie zum Preis des lustigen Spiels den schönen Strauß verehren wollte, den sie an der Brust trägt. Damit ließ sich Konrad vor Rosa auf ein Knie nieder, schaute mit seinen klaren braunen Augen ihr recht ehrlich ins Antlitz und bat: gebt mir immer den schönen Siegespreis, holde Rosa, Ihr dürft mir das nun durchaus nicht abschlagen. Rosa nestelte auch sogleich den Strauß los und gab ihn Konrad, indem sie lachend sprach: Ei, ich weiß ja wohl, daß eine« solchen tapfer« Ritter, wie Ihr seid, solch ein Ehrenzeichen von einer Dame ge­bührt und so nehmt immerhin meine welkgewordcnen Blumi n. Konrad küßte den ihm dargeboteuen Strauß und steckte ihn dann an sein Barett, aber Meister Marlin rief, indem er ausstand: Nun seh' mir einer die tollen Posen! doch laßt uns nun nach Hause wandeln, die Nacht bricht ein. Herr Martin schritt vorauf, Konrad ergriff mit Mget»,