81. Iah»-an-.

Auflage 2600.

«»scheint täglich mit Ausnahme der Lonn- und Festtag«.

Preis vierteljährlich hier 1 mit rräger« ;«hu ILO^t.im «e»ir!S. und 10 1»««rr«hr I.L5 im üLrigrn Bkrttember, 1LS AonatSabonnemeutS «ach «tthältnt».

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Mnzeigen-Gebühr s. d. ispalt. Zeile a«S ' gewöhn!. Schrift »der deren Raum, bei Im»!, «inrückung 10 >z, bei mehrmalig« entsprechend R«d«tt.

Mit de« Plauderstüdchr« und

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UoMische Hieöerkicht.

Verschiedene liberale Zeitungen haben bereits die Märchen, welche dieKölnische Volkszeitung" und andere ultramontane Blätter gegen den Reichskanzler und verschiedene Führer des Blocks verbreiteten, mit aller Entschiedenheit zurückgewiesen. Das verhindert jedoch nicht, daß unter allen möglichen Ausflüchten in der Kaplanspresse immer wieder dieselben Geschichten dem Volk ausgettscht werden. Es ist nun lehrreich, in derKölnischen Volkszeitung" zu lesen: Hätte Dr. Müller-Meiningen in seiner Rede oder an an­derer Stelle ein Dementi über die Erzählung der Vorgänge am 4. Dezember gegeben, so hätten wir davon loyalerweise Kenntnis gegeben " Demgegenüber verweist Abgeordneter Dr. Müller-Meiningen in einer Zuschrift an dieFreisinnige Zeitung" darauf, daß er in einer Reihe von Zeitungen bereits vor einer Woche die ganze Erzählung für erlogen erklärt hat. Er erklärt nunmehr folgendes:1. Es ist er­logen, daß ich unter Tränen den Reichskanzler angefleht habe, seine Demmission nicht zu nehmen. 3. Es ist erlogen, daß ich den Reichskanzler um Verzeihung für den Liberalismus bat und ihm sagte, er solle uns verzeihen, es solle nie mehr Vorkommen usw. Auch ähnliches habe ich nie gesagt. 3. Es ist erlogen, daß bei jener Gelegenheit überhaupt von Konzessionen materieller Art gesprochen wurde. 4. ES ist erlogen, daß wir jemals unsere Zustimmung zum Reichs­vereinsgesetzohne Murren" versprachen, um die Kanzler- krifts zu beseitigen. Es ist lediglich wahr, daß ich erklärte, daß der Zwischenfall Paasche uns nichts angtnge, die Situation für uns daher die gleiche fei wie vorher." Boshaft setzt Dr. Müller-Meiningen hinzu auf Wunsch derKöln. Volks- zritunz": Mit Vergnügen erkläre ich, daß dieses Blatt nichts weniger istals eine Eintrittskarte ins Himmelreich". Interessant ist auch die Verhöhnung der klerikalen Presse durch Dr. Müller-Meiningenüber die Heine pikante Schel­merei über die Blockfrucht und die deutschen Frauen", welche die Intelligenz des Zentrums für eineEntgleisung" hielt.

Die Krisis im deutsche» Flotte»verei» drängt bereits zu einer Entscheidung. Schon für kommenden Mitt­woch ist eine Präsidialsitzung mit folgender Tagesordnung anberaumt worden: 1. Stellungnahme zu der Erklärung des geschäftsführenden Ausschusses des bayrischen Landes­verbandes des deutschen Flottcnvereins vom 13. Oktober 1907, 2. Beschlußfassung über die Einberufung einer außer­ordentlichen Hauptversammlung. Diese Eile scheint in der Tat geboten, da die Austrittsbewegung einen geradezu be­denklichen Umfang aammmt. Denn auch in Berlin find bereits zahlreiche Austrittserklärungen erfolgt, so daß die Brandenburger Provinzialgrupp« fich genötigt sieht,an alle Mitglieder die Bitte zu richten, ihre Entschließungen betreffend ihren eventuellen Austritt so lange zurückzustellen, bis eine Klärung der ganzen Sachlage erfolgt ist." Wie tief die Erregung in Bayern ist, zeigt der inzwischen eben­falls erfolgte Austritt des Ministers Frcihrrrn von PodewilS aas dem Flottenverein und die Niederleguug des Ehren- vorsttzes der Ortsgruppe Regensbnrg durch den Fürsten von Thurn und Taxis. Durch dieMünch. N. N." wird die gegenwärtige Stimmung in Bayern folgendermaßen gekenn­zeichnet:Es scheint leider wenig Hoffnung, daß der bay­rische Landesverband des deutschen Flottenvereins noch über den 29. d. M. (außerordentliche Generalversammlung) hinaus erhalten bleibt. Denn es besteht eine tiefe Abneigung, einen eigenen bayrischen Flottenverein zu gründen; und die Zu­gehörigkeit zum Gesamtverein unter dem gegenwärtigen Präsidium ist wegen der dort jetzt endgültig zur Herrschaft ge­langten Richtung und wegen der beispiellosen Brüskieruug des Prinzen Rupprecht seitens des Präsidiums und einzelner Prastdialmitglieder unmöglich." Hoffentlich wird am Mitt­woch ein Mittel gefunden, die Katastrophe zu vermeiden.

Türkische n«d bulgarische Grenzwache« wechselte» zwischen Barakli und Promih bet Dschumat Bala abermals türkischer Seite ist ein Unteroffizier verwundet und ein Soldat tot; auch ein Bauer wurde verwundet.

. Wfge» der Wirre» in Südchiua hat es der Chef des deutschen ostastatischen Geschwaders für erforderlich ge-

n, zu den drei in Hongkong versammelten deutschen Kriegsschiffen noch ein viertes stoßen zu lassen. In Hong­kong werden dann nötigenfalls weitere Maßnahmen getroffen, um eine Stationierung der Schiffe im Kanton-Becken in die Wege zu leiten.

. Legierung wird zur Verbesserung

der Landesverteidigung für die nächsten drei Jahre jährlich

Torpedobootszerstörer neuesten Typs für den Küstendtenst anschaffen. Ferner sollen die militärischen Streitkräfte erheblich verstärkt werd^ U diesem Zweck ist eine obligatorische militärische Ausbildung

Nagold, Mittwoch den 18. Aezemöer

aller jungen Leute vorgesehen, sobald sie das achtzehnte Lebensjahr erreicht haben. Die Regierung hofft, durch diese Maßregel in acht Jahren ein Korps ausgebildeter Mann­schaften in Stärke vou 218000 Mann verfügbar zu haben.

Gages-Weuigkeiten.

Aus Stadt uud Land.

Nagold, 18 Dezember.

Postsache. Wegen des gesteigerten Weihnachtsver­kehrs ist der hiesige Postschalter am nächsten Sonntag den 22. Dezember geöffnet:

vormittags von 1V'/, bis 12 Uhr, und nachmittags von 3 bis 4 Uhr.

Expreßgutverkehr vor de« Weihuachtsfeier- tage»; Zur Vermeidung von Störungen im Lauf der Schnell- und Personenzüge durch den Expreßgutverkehr wird in der Zeit vom 18. bis 24. Dez. die Expreßgutbe­förderung in einer Anzahl von Zügen ganz ausgeschloffen und in anderen nur in beschränkter Weise zugelaffen, wäh­rend dagegen zur Beförderung von Expreß- und Eilgütern besondere Züge ausgeführt werden. Näheres ist aus dem Anschlag auf den Stationen zu entnehmen, auch erteilen die Gepäckstellen weitere Auskunft. Auf frühzeitigen Ver­sand deutliche und genaue Adressierung, gute Verpackung uud dauerhafte Befestigung der Adressen rc. an den Stücken möchte auch hier htngewiesen werden.

Vollmariuge«, 16. Dez. (Mäusevergiftung.) Vom Frühjahr bis Spätherbst sind auf hiesiger Markung über 53000 Mäuse getötet und an die Gemeindeverwaltung ab­geliefert worden. (H. Ehr.)

r. Calw, 17. Dez. Für den Bezirk soll ein Elek­trizitätswerk erstellt und mit dem Bau in allernächster Zeit begonnen werden. Die Wasserkraft soll die Nagold oberhalb der Station Teinach liefern. Um ca. 200 Pferde­kräfte zu erlangen, soll die Nagold mittels eines 380 m langen Stollens durch den Schloßberg geleitet werden. Außerdem wurde der Waldeckerhof um 45 000 ^ und die Wasserkraft der Talmühle um 55 000 ^ erworben. Durch einen weiteren 1800 m langen Stollen glaubt man 600 Pferdekräfte gewinnen zu können. Für das Unternehmen, das in 1'/, Jahren vollendet sein soll, haben sich 24 Ge­meinden zu einem Verband zusammengeschlofsen, es kommen aber über 65 Ortschaften in Betracht.

Liebenzell, 16. Dez. Gestern abend um V>11 Uhr brannte in der Nähe der Mathildenstraße eine Holzhütte mit Schweinestall total nieder.

r. Rotteuburg, 17. Dez. Der wertvolle Hund eines hiesigen Jagdpächters kam im Eifer über die Grenze und geriet im Staatswald in eine Fuchsfalle (sogenanntes Tellereisen) Er wurde von seinem Herrn wohl befreit, wird aber eingehen.

Neuenbürg, 13. Dez. Gegenwärtig macht sich in hiesiger Bevölkerung, namentlich in Arbeiterkreisen wegen Erhöhung der Brotpreise eine starke Erregung fühlbar. Der hiesige evang. Arbetterein, hat auf seiner letzten Monats­versammlung beschlossen, ein Gesuch um Erbauung eines weiteren Gemeindebackofens an die bürgerlichen Kollegien zu richten, damit jedem Einwohner Gelegenheit geboten sei, sich sein Brot selbst zu backen.

r. Stuttgart, 16. DezT" Der Polizeibericht schreibt zu dem von uns bereits gemeldeten Brandfall im K. Jn- jerimstheater: Gestern abend (es wurde der letzte Abend des NibelungencykluS, die Götterdämmerung von R. Wagner gegeben) entstand auf der Bühne des K. Hoftheaters während der Aufführung ein unbedeutender Brand, der von der Sicherheitsmannschaft der Berufsseuerwehr im Entstehen unterdrückt werden konnte, sodaß die beiden alarmierten Feuerwehren wieder eiurücken konnten. Wie es fich heraus­stellte, kam ein Bediensteter mit einem Feuerzeug einem Tuche zu nahe, wodurch das Tuch Feuer fing. Die Vor­stellung wurde nach kurzer Unterbrechung wieder ausge­nommen.

Die Hoftheaterfrage ist, wie das N. T. aus guter Quelle hört, noch nicht erledigt und wird voraussichtlich eine endgültige Lösung erfahren, die von der Bevölkerung mit mehr Befriedigung ausgenommen werden dürste, als die bisherige.

r. St«ttgart, 17. Dsz. Eine umfangreiche und in­teressante Arbeit veröffentlicht soeben die Handelskammer Stuttgart mit ihrem 50sten Bericht über den Geschäfts­gang in den einzelnen Gewerbezweigen im Jahre 1906. Der jetzt vorliegende II. Teil des Berichts ist vermutlich das letzte größere Werk, das die Handelskammer unter der

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Leitung ihres langjährigen, dieser Tage zurückgetretene« Syndikus Professor Dr. Huber fertiggestellt hat. Der Be- richt umfaßt in 242 Druckseiten eine Reihe wertvoller Zu­sammenstellungen, die vorzüglich Handel und Industrie, Detailhandel, Verkehrswesen und das PersouenverzeichniS der Handelskammer umfassen. In den einzelnen Unttt- kapiteln behandeln 15 Aussätze die Nahrungs- und Genuß- mittel. 7 chemische Produkte, 2 Baugewerbe und Stetn- industrie, 8 Holzhandel, Verarbeitung und Pianofortefabri­kation. 7 Fabrikation mufikalischer Instrumente. 11 die Textilindustrie, 9 tierische Rohstoffe, 11 die Metallindustrie, 7 die Polygraphischen Gewerbe und 9 sonstige Industrie- und Geschäftszweige. Die weiteren Aufsätze betreffen nächst dem Detailhandel namentlich das Verkehrswesen in 10 bezw. 7 Untertiteln und die Bewegung der Großhandelspreise der wichtigsten Rohprodukte an den deutschen Plätzen in den letzten zehn Jahren.

A«g«st Jirnkerma«« in Stuttgart wurde anläßlich seines 75. Geburtstages vom König von Württemberg be­glückwünscht und zum Ehrenmitglied des Hoftheaters er­nannt. Aus der ganzen Kunstwelt gingen Junkermann Gratulationen und Angebinde zu. An der Spitze der Berliner Gratulanten war Polizeipräsident von Borries. Abends trat Junkermann alsOnkel Brästg" im ausver- kausten Wilhelma-Theater, stürmisch bejubelt und gefeiert, auf; der Jubilar wurde mit Lorbeeren und Blumen­arrangements bedacht.

r. Stuttgart, 17. Dez. Sestern nachmittag von 3 bis V'7 Uhr fand im Nebensaale des Stadtgartens eme Konferenz für die Bildung eines Süddeutschen Arbeit- geberschutzverbandcs für das Tapezier-, Dekorateur- Sattler- und Möbelgewerbe statt, zu welcher an sämt­liche Handwerkskammern des Landes Einladungen ergangen waren. Die Handwerkskammer Ulm lehnte unter Hinweis auf 8 103 der Gewerbeordnung die Einladung ziemlich schroff ab, auch die Handwerkskammer Stuttgart ließ sich nicht vertreten, schickte aber ein höfliches Schreiben. Ebenso die Zentralstelle für Gewerbe und Handel. Da die Hand­werkskammer eigentlich nicht blos die Vertretung für die Meister, sondern auch für die Arbeiter und Lehrlinge sein soll, wurde beschlossen, einen württembergischen Landesver­band für die genannten Gewerbe zum Schutze der berech­tigten Interessen zu errichten gegenüber dem Arbeitnehmer- Verband, wobei auch der Plan in Ausficht genommen wurde, auch die Handwerkskammern in Bayern, Hessen und Baden mit dem württembergischen Verbände zusammeuzugliedern. Es wurde eine Kommission gewählt, die «ehr für die wirt­schaftlichen Ziele der betreffenden Verbände, als für die speziellen Interessen der Arbeitgeber eintreteu solle. Ge­wählt wurde als Vorfitzender dieser Kommission der Vor­fitzende des Tapeztermeistervereins vou Groß-Stuttgart Theodor Fischer. Ferner die Herren: Kern-Ludwtgsburg, Barlhe-Stuttgart, Frühling-Eßlingen, Schwinghammer- Stuttgart, Jrion-Stuttgart, Kille-Reutlingen, Wtdmann- Calw, Müller-Metzingen, Kißling u. Binder-Heilbronn, Holz­warth Hall, Mailänder-Ulm, Strobel-Ulm und Weimer- Göppingen. Den Verhandlungen wohnte auch der Land- tagsabg. Hiller bet.

Kniebis, 15. Dezbr. Die Wirtschaft zur Zuflucht, 940 m hoch aus der Kniebisfiäche einsam gelegen, wurde heute von ihrem neuen Besitzer M. Schmelzte und Sohn in Mitteltal, der sie der Stadt Oppeuau abgekauft und durch Umbau bester eingerichtet hat, dem Betrieb übergeben. Im Jahr 1835 ließ die Stadt Oppenau, derm Markung fich bis hieher erstreckt, in der Mitte zwischen der Schwaben- und Schwedenschanze ein kleines Wirtshaus nebst Stallung erbauen, das dem Wanderer, der im tiefen Schnee leicht jede Wegspur verlor, Unterkunft und Hilfe gewähren sollte. Der Betrieb der Wirtschaft wurde einem Mann namens Anton Bester übertragen, der diesen für Württemberg und Baden gleich wichtige» Ort zu einer Art Hospitz gemacht hat. An den langen Winterabenden ging er in der Einöde, in der sich schon mancher Uuglückssall zugetragen hat, um­her, um etwaige im Schnee verunglückte Reisende zu suchen und auf diese Weise rettete er in dem einzigen Winter 1837 4 Menschen das Leben. Der Großherzog von Baden er­freute den wackeren Mann nicht bloß mit einem Belobungs­schreiben, sondern ließ ihm auch die goldene Verdienstmedaille nebst einer Geldgabe vou 150 fl. zustellen. So ist denn das alte Wirtshaus an der berühmten Heerstraße vou Freudenstadt nach Oppeuau, in dessen Nähe der Württ. Jngenieurmajor Jakob Friedrich Rösch im Jahr 1796 die Röschenschanze auf dem Roßbühl gegen die Franzosen ge­baut hat, wieder in württ. Hände übergegangen.

r. Vom Hagenschieß, 17. Dezbr. Da Heuer die Hopfen nur einen geringen Preis erzielten, so daß fich der