81 . Iah-gang.
Auflage 2600.
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Amtliche«.
De« Kgl. Standesämter«
gehen mit der nächsten Post die Formulare a, d und o für die Statistik der Geburten, Eheschließungen >ud Strrbrfälle str 1908 mit der Weisung zu, dieselben nach Anleitung der Minisierialverfügungen vom 14. März 1876 (Reg.-Bl. S. 101) und vom 13. Dez. 1898 (Reg.Bl. S. 298) auszu- föllen, um seiner Zt. ««ter Anschluß der Auszüge aus de« Leichenregister« (8 3 Abs. 3 Min.-Verf. vom 13. Dez. 1898) und der Kostenzettel für die Fertigung der Verzeichnisse, (Reg.-Bl. 1876 S. 393) als portopflichtige Dienstsache hierher vorzulegen.
Nagold, den 12. Dez. 1907.
K. Oberamt. Ritter.
VoMische HleSerstcht.
Die neue Flotteuvorlage ist am Montag von der Budgetkommission des Reichstags in Beratung genommen worden. Bekämpft wurde sie bis jetzt nur von der Sozialdemokratie. Aus der Begründung der Vorlage durch den Staatssekretär von Tirpttz ist folgendes bemerkenswert: Durch die Einführung des Fernrohrvisiers ist die Gefechts- grenzr bedeutend erweitert, daher müssen Schiffe und Geschütze ganz wesentlich vervollkommnet werden. Die Entscheidung wird vielfach schon im Ferngefecht fallen. Die Krise wird sich in wenigen Minuten abspielen. Wir müssen dieser Evolution unbedingt Folge geben. Die Entwicklung hat uns die Vorlage einfach aufgezwungen. Eine Flotte gegen einen bestimmten Feind würde man nie bauen können. Deutschland würde aber von der politischen Bühne abtreten müssen, wenn es seine Wehrkräfte zur Sec nicht auf eine gewisse beachtenswerte Höhe bringen würde. Deutschland müsse eine Flotte besitzen, die es keiner Macht ratsam erscheinen läßt, mit Deutschland anzubindeu.
Der Rücktritt des Prinzen Rnpprecht von Bayern vom Protektorat über den Bayrischen Landesverband des deutschen Flotienvcreins hängt wie der Wahl des Generalmajors a. D. Keim zum Präsidenten des Vereins zusammen. In Generalmajor Keim erblickt man bekanntlich in Bayern den starren Vertreter d.r Politisterungs- bestrebungen im Flottenvercin, der satzungsgemätz sich seinen unpolitischen Charakter bewahren soll. Wie die „Münch. N. N." Mitteilen, hatte Prinz Rupprecht gegenüber dem Präsidium die Rücksicht geübt, so frühzeitig auf die Bedenken gegen die Berufung des Generals Keim an die Spitze der Geschäftsführung aufmerksam zu machen, daß die Vereins- lettung sehr wohl in der Lage gewesen wäre, eine für alle Teile des Vereins geeignete Persönlichkeit an die Spitze zu berufen. — Somit wäre dann der Konflikt im Flottenverein wieder akut.
In bezug ans die Ostmarkenvorlage scheint die preußische Regierung ihre Ansichten einer Revision zu unterziehen Die für gestern anberaumt gewesene Sitzung -er Ostmarkenkommission -des Abgeordnetenhauses ist auf Wunsch des Landwirtschaftsministers im letzten Augenblick wieder abgesetzt worden, damit die Regierung noch weitere Zeit für Erwägungen und Verhandlungen mit den Parteien gewinne. Nach der „Nordd. Allg. Ztg." wird indessen damit gerechnet, daß die zweite Lesung der Vorlage in der Kommission noch vor Weihnachten erfolgen kann.
Der schweizerische Nationalrat und der Stande- rat haben ein neues schweizerisches Zivilgesetzbuch einstimmig angenommen. Es tritt am 1. Januar in Kraft.
Ans die Zustände in Persien gestattet auch der folgende Vorgang einen Blick. Der Gouverneur von Aser- beidschaft hat dem Schah seinen Rücktritt mit der Begründung angezeigt, daß die Bedingungen, unter denen er sein Amt übernommen habe, nicht eingehalten werden und daß er von der Zeniralregierung keine Unterstützung erhalte, waS zur Folge habe, daß er völlig machtlos sei.
i Marokko ist zwischen Franzosen und Spaniern einerseits und dem Wachsen anderseits jetzt das folgende endgültige Abkommen getroffen worden: 1. Der Wachsen mmmt alle Entscheidungen betreffend die Unterdrückung der Kriegskonterbande an. 2. Die Polizei soll in allen Häfen sofort organisiert werden. 3. Zwei Ingenieure des diplomatischen Korps sollen, von zwei Beamten des Wachsen unterstützt, Abflußkanäle in Tanger bauen. 4. Der Artikel 60 der Algecirasakte betreffend die Erwerbung unbeweglicher Güter seitens der Europäer soll in Tanger unverzüglich und demnächst in den übrigen Städten der Küste durchgeführt werden. 5. Der Gemüse- und Kornmarkt in Tanger
Hlagold, Arettag dm 13. Aezewöer
soll einer Hygienekommisfiou unterstellt werden, die ihre Einnahmen mit dem Wachsen teilen wird. 6. Ein Re- gierungskommiffar wird die Kanalisationsbauten in Tanger überwachen. 7. Die Bestimmungen der Algecirasakte, die die Zölle betreffen und die Errichtung einer Sonderkaffe auordnen, sollen ausgeführt werden. 8. Die Abgaben für die städtischen Bauten sollen für zwei Jahre von 8 auf 5 Prozent herabgesetzt werden. 9. Der Wachsen schiebt den Plan, von den Tanger passierenden Waren eine Tranfittaxe zu erheben, noch auf.
Die deutsche Bischosskousereuz und die päpstliche» Erlasse.
Köln, 11. Dez. Die Köln. Ztg. meldet:
„Die Kölner Konferenz der deutschen Bischöfe, an der die bayerischen Kirchenfürsten und die Bischöfe von Kulm und Crmeland nicht teilnahmen, hat gestern bereits ihren Abschluß gefunden. Die Verhandlungen, die ursprünglich unter dem Vorsitz des Kardinals Kopp (Breslau) stehen sollten, wurden von Kardinal Fischer (Köln) geleitet.
In Bezug auf den Eheerlaß des Papstes, der nächste Ostern in Kraft treten soll, einigte sich die Versammlung auf den Standpunkt der Broschüre des Prof. Dr. Kerst in Bamberg.
Die päpstliche Enzyklika über den Modernismus scheint eine kleine Scheidung der Geister erzeugt zu haben. So viel verlautet, wurde von der großen Mehrheit unter Führung des Kardinals Kopp die Ansicht vertreten, Rom zu verständigen, daß es angebracht sei, sich erst in Deutschland zu unterrichten, bevor wieder päpstliche Erlaffe hinausgegeben werden, die auch für Deutschland Bedeutung haben sollen. Eine Opposition, die hinterher gegen eine Kundgebung deS hl. Stuhles einsetze, sei der kathol. Kirche schädlicher, als eine ablehnende Haltung von vornherein. Die Minderheit der Versammlung soll sich aus den Herren Fischer-Köln, Keppler-Rsttenburg und Korum-Trier zusammengesetzt haben.
Ein bemerkenswertes Ergebnis der Versammlung dürfte der Beschluß darstellen, im nächsten Jahre eine zweite Konferenz in Fulda abzuhalten, an der auch die bayerischen Bischöfe teilnehmen. Je einmütiger die Meinung des deutschen Episkopats sich offenbart, um so stärker wird der Eindruck in Rom sein. ES ist deshalb schon ein Gebot der Taktik, die Gesamtheit der deutschen Bischöfe zu hören; Fulda wird dazu die erwünschte Gelegenheit geben."
Parlamentarische Nachrichten.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 10. Dez
Skowronski (Pole) hat sein Mandat niedergelegt.
Das Handelsprovisorium mit England (Verlängerung um 2 Jahre) wird angenommen.
Nachtrags-Etat zur Förderung von Versuchen auf dem Gebiete der Motor-Lu fisch iss ahrt. Dem Grafen Zeppelin sollen 400 000 ^ zur Verfügung gestellt werden.
von Nicht Hofen (kons.) beantragt Ueberweisnng der Vorlage an die Budget-Kommisston. Der Antrag gelangt ohne Debatte zur Annahme.
Reichsvereins-Gesetzentwurf. — Btndewald (Refp.) erblickt in dem vorliegenden Entwurf einen Fortschritt nur für die Staaten mit ganz rückständigem Vereinsrecht. Seine Freunde sähen in der Gewährung des Rechtes zur Teilnahme an politischen Vereinen an die Frauen durchaus eine Verbesserung. Ferner meine er auch, daß junge Leute, die noch etwas lernen müßten, ebenfalls nicht in politische Versammlungen und Vereine gehörten. In der Kommission werde daher für Einschaltung einer Altersgrenze zu sorgen sein. Im Großherzogtum Hessen werde das Vereinsrecht durch diese? Gesetz nicht verbessert, sondern verschlechtert. Weiter widerspricht Redner namentlich der Anzcigepflicht und zumal der 24stündigen Frist.
Wetterle (Elf.) wendet sich gegen § 7.
von Schickert (kons.) verlangt Sicherheit, daß die staatstreuen Litauer, Masuren und Werden durch den § 7 nicht belästigt würden.
Spahn (Z.): Wenn gegen den Willen des Zentrums eine solche Bestimmung wie die des § 7 hineinkomme in das Gesetz, so werde das doch seine Freunde nicht hindern, an dem Gesetz und seiner Verbesserung mitzuwirken. Es sei gerade ein reichsdeutscher Gedanke, der seine Freunde dazu veranlasse, denn sie wollten mithelsen, daß auch den Süddeutschen, die jetzt vereinsrechtlich besser gestellt seien als die Norddeutschen, das Gesetz annehmbar werde. Tatsache sei, daß Beschwerden gegen die Handhabung des Ver-
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sammluugsrechts im Süden in viel größerer Anzahl laut
geworden seien als bei uns im Norden. Die Sprachensrage müsse so geregelt werden, daß alle Teile der Bevölkerung gleichmäßig von dem Gesetz behandelt werden. Die geschmacklosen Aeußerungen in Zentrumsblättern, die der Aba. Müller erwähnte, könne er nur bedauern. Aber Geschmacklosigkeiten kämen ja auch wohl in der freisinnigen Presse vor. Man habe dem Zentrum auch nachgesagt, daß es den Sozialdemokraten Heeresfolge leistete. Das sei nicht der Fall. Das Zentrum gehe auch nicht auS taktischen Gründen nach rechts oder links, es lasse sich nur durch sachliche Erwägungen leiten, auch bei diesem Gesetz.
Eberling (ul.): Die Frage des Prozesstonswesens, die das Zentrum nach den Aeußerungen der Herren Trim- boru und Spahn in das Vereinsgesetz hineinbringen zu wollen scheine, gehöre nicht in dieses Gesetz. Prozessionen störten den Verkehr und störten in gemischt-konfessionellen Bezirken den konfessionellen Frieden. Auch die Frage der Kongregationen gehöre nicht in dieses Gesetz. Redner erinnert noch daran, wie die Zentrumspreffe in letzter Zeit beflisse« gewesen sei, die Blockparteien durch einander zu verwirren.
Legien (Soz.) ist im Gegensatz zum Vorredner der Ansicht, daß in ein Gesetz, das fürs ganze Reich daS Ver- einigungsrecht regle, auch die religiösen Vereine hineinge- hörten. Grade die Ausführungen des Vorredners zeigen, daß der Widerstand desselben gegen die Wünsche des Zentrums nicht sachlichen Erwägungen entstammen, sondern vielmehr der Intoleranz. Redner plädiert dann für Einbeziehung der ländlichen Arbeiter in das vorliegende Gesetz. Unverständlich sei es, weshalb der Staatssekretär nicht jetzt gleich auch die Rechtsfähigkeit der Berufsvereine bringe.
Der Entwurf wird an eine Kommission von 28 Mitgliedern verwiesen._
Gages-Hleuigkeiten.
Aus Stadt Md Land.
Nagold, IS Dezember.
* Bom Weihnachtsmarkt. Als erfreuliches Zeichen guten Geschmacks und verfeinerten Kunstsinns sehen wir, daß ans die Ausstattung und Dekoration der Schaufenster große Sorgfalt verwendet wird. Wie wir eS bisher bei Neueröffnungen gehalten haben, so erwähnen wir diesmal im besonderen die Geschäftsräume deS Herrn Kaufmann Jakob Luz in der Vorstadt. Aus kleinen Anfängen heraus hat dieser rührige Geschäftsmann es in langjähriger Arbeit verstanden, sein Lager in einer Weise auszubauen, die in erster Geschäftslage einer Großstadt mit Ehren bestehen würde. Dabei trägt die Auswahl der Waren dem feineren Geschmack ebenso Rechnung wie den einfachsten Verhältnissen. Dir 6 mächtige Schaufenster enthalten in hübschem Arrangement alle die prächtigen oder hübschen Gegenstände der Galanterie- und sonsiiger Branchen, welche die Firma führt. Außerdem find die 6 Schaufenster der beibehalteuen alten Geschäftsräume mit Spielwaren reichlich auSgestattet. Kurz das ganze ist so vielseitig eingerichtet, daß das Publikum seine Ansprüche in jeder Beziehung zu befriedigen in der Lage ist. — Wir kommen nun zum gestrigen Krämermarkt und fanden wieder bestätigt, was wir schon einige Jahre her beobachteten, nämlich die Bewegung dieser Märkte auf dem absteigenden Ast. „Viel Geschrei und wenig Wolle" — so heißt es sonsi. Gottlob ist aber auch da- Geschrei (Ausrufen) weniger geworden, weil es glücklicherweise verboten wurde. Eine naive Bauersfrau scheint dies aber vermißt zu haben, denn sie fragte an einem Stand nach dem „Rufer im Streit". Der aber bedeutete ihr, es seien ihm 100 Schoppen Bier lieber als 10 Strafe. Die Ladeninhaber und ansässigen Geschäftsleute des Marktes machten ein befriedigendes Geschäft, da viele Leute kauften, allerdings überwiegend kleinere Gegenstände. Das Wetter will freilich nicht so recht zum Einkauf für Weihnachten passen. Wir wünschen nun allen Geschäften einen guten Absatz für die letzten 10 Tage vor dem Fest, bemerken aber zugleich den Käufern, sie möchten doch ja ihre Einkäufe beizeiten besorgen.
Weihnachts-Pakete. Erfahrungsgemäß gelangen sehr viele Pakete während der Weihnachtszeit deshalb nicht rechtzeitig in die Hände der Empfänger, weil die Aufschriften von den Paketen unterwegs abgefallen find. Das vom Empfänger sehnlichst herbeigewünschte Weihuachtspaket bleibt aus und irrt ohne Aufschrift am Weihnachtsabend weit ab vom Bestimmungsort umher. Insbesondere fallen die Aufschriften von solchen Paketen ab, deren Umhüllung aus grobem Packleinen besteht, auf das ein den Namen des Empfängers und dm Bestimmungsort enthaltendes Stück Papier geklebt worden ist. Um das Abfallen einer