«1- Jahrgang.
Auflage 2600 .
Wrscheint täglich mit Ausnahme der Go»»- und Festtage.
Preis vierteljährlich hier 1 mit »räger. l»hn IM i« Bezirk»« und 10 dmVertrhr 1L8 »«r, im übrige» Württemberg i.ss MouatSabounemeutS »ach »«hältutS.
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Mit de« Plauderstübche» und
Schwäb. Rmdwirt.
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können täglich gemacht werden.
Amtliches.
Einladung zur Beteiligung au der württembergischeu Bauausstelluug, verbunden mit einer Ausstellung
künstlerischer Wohnräume, Stuttgart 1908.
Die K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel in Stuttgart veranstaltet im Sommer 1908 in den Monaten Juni bis Oktober in der Gewerbehalle und auf dem Gewerbehalleplatz in Stuttgart eine Bauausstellung größeren Umfangs, deren Leitung der Beratungsstelle für das Baugewerbe übertragen ist. Die Ausstellung soll den gegenwärtigen Stand der bürgerlichen Baukunst und der heimischen Bauweise in Württemberg nicht nur Fachleuten, sondern auch dem großen Publikum an ausgeführten Beispielen und durch die Vorführung von Plänen, Schaubildern, Photographien und Modellen vor Augen führen. Die weitesten Kreise sollen dadurch mit den neuzeitlichen Bestrebungen auf diesem Gebiete des Bauwesens vertraut gemacht werden. Außerdem soll auf der Ausstellung alles vertreten sein, was an Materialien, Konstruktionen, Fortschritten der Technik für das gesamte Gebiet des Baugewerbes und des Wohnungswesens von Wichtigkeit ist. Es soll daher alles zugelassen werden, was auf das Baugewerbe und die mit ihm im engsten Zusammenhang stehenden Gewerbe und Industriezweige Bezug hat. Ausgeschlossen werden dagegen solche Gegenstände sein, die gegen den guten Geschmack verstoßen. Ich lade alle Jnteressentn, Baumeister (nur in Württemberg ansässige oder aus Württemberg stammende), Angehörige des Baugewerbes, Behörden, Fabrikanten von einschlägigen Gegenständen, aller Art, Baumaterialienhandlungen, Verleger von Fachzeitschriften und Fachliteratur zur Beteiligung an dieser Ausstellung ein.
Anmeldungsformulare und Bedingungen find von der Beratungsstelle zu beziehen. Die Anmeldefrist ist am 1. Januar 1908 abgelaufen.
Stuttgart, den 29. November 1907.
Der Vorstand
der Beratungsstelle für das Baugewerbe: _ Schmoh l._
Beksrmrmachnug
betr. die Hühnerpest.
Die Hühnerpest in dem Gehöft des Bauers Christian Wurster in Ebershardt ist erloschen.
Nagold, den 30. Nov. 1907. K. Oberamt.
Mayer, Reg.-Afs.
Aagold, Montag den 3. Iqemö«
UoMische HleSerficht.
Die Leipziger Sozialdemokratie hat einen schmerzlichen Verlust erlitten. Nach dem Breslauer sozialdemokratischen Blatt ist Franz Mehring aus der Redaktion der „Leipziger Volkszeitung" auSgeschieden. Die Ursache seines plötzlichen Wegganges soll in Differenzen mit seinem Kollegen Dr. Lensch liegen, die bis zum Essener Parteitag zurückreichen und sich neuerdings verschärft haben. Wer „macht" nun an der „Leipz. Volksztg." in „Sauherdenton"?
Der russische Miuisterrat verhandelte am Mittwoch über die Vorlage des Marin eministers betr. den Bau von Kriegsschiffen. Es wurde beschlossen, eine besondere Kommission einzusetzeu, welche die Bedingungen für die beabsichtigten Bauten festsetzen soll und dann einen Wettbewerb mit der unerläßlichen Bedingung auszuschreiben, daß der Auftrag auf russischen Werften und mit russischem Material ausgeführt werden muß.
Das rnmäuische Parlament ist am Donnerstag durch den König, über dessen Gesundheitszustand vor einiger Zeit unrichtige Meldungen umliefen, persönlich eröffnet worden. In seiner Thronrede, in der das Bestehen guter Beziehungen zum Ausland festgestellt wird, kündigte der König eine durchgreifende Bauernreform an, sowie eine teilweise Entschädigung der durch die Aufstände in Mitleidenschaft gezogenen Gutsbesitzer.
Ueber neue Untaten bulgarischer Bande« wird berichtet: Eine 100 Mann starke Bande überfiel das serbische Dorf Otaschnitza in Altserbten, verbrannte mehrere Häuser und ermordete mehrere Einwohner. Türkische Truppen erschienen und Hollen etwa 50 Mann der Bande ein, welche sich in eine Mühle einschlofsen. Die Mühle verbrannte und fast die ganze Bande mit ihr. Eine andere Bulgarenbande hat Las Gehöft Zirorman im Wiiajet Saloniki niedergebrannt, wobei 12 Personen, darunter Frauen und Kinder, verbrannt bezw. ermordet worden sind.
Die Ereignisse in Marokko haben eine für die französischen Truppen recht ungünstige Wendung genommen. Mehrere tausend aufständische Marokkaner aus den Gebieten um Udschda haben die algerische Grenze überschritten und bedrohen die etwa 35 Kilometer von der marokkanischen Grenze gelegene französische Küstenstadt Nemours. Vorher hatten sie der französischen Abteilung, die in den letzten Tagen schon bei einem Zusammenstoß mit Marokkanern am Kiß-Fluß ungünstig abgefchnttten war, eine Niederlage bereitet. Die Franzosen hatten hierbei 10 Tote, darunter einen Offizier, sowie 6 Verwundete, darunter ebenfalls einen Offizier. Mehrere kriegsstarke Kompanien Turkos sind in die gefährdeten Gebiete abgegangen. In Frankreich steht man diese Wendung allgemein als eine sehr ernste an, und die hieraus entstandene Erregung führte bereits zu einer Aussprache in der Kammer. Krtegsminister Picquart suchte
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das HauS zu beruhigen, indem er versicherte, man verfüge in den gefährdeten Gebieten über genügende Machtmittel, um allen Eventualitäten gewachsen zu fein. Ein Telegrmnm General Drudes bestätigt die Niederlage Bucht« ben Bag- dadis. Es fügt hinzu, daß die Sieger der fchertfischen Mahalla viele Lebensmittel und Munition raubten.
Parlamentarische Nachrichten.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 28. Nov.
Reichshaushalts-Etat. — Schatzsekretär Stengel.: Die diesmalige Etat-Aufstellung sei in Einnahmen und Ausgaben ungemein schwierig gewesen. Wenig sympathisch werde dem Hause wohl der finanzielle Abschluß dieser Aufstellung sein. (Große Heiterkeit.) Zunächst wolle er einige Worte über den Etatabschluß pro 1906 sprechen. Derselbe habe für die Bundesstaaten, die in dem Etat pro 1906 mit 82 Millionen belastet worden waren, eine wesentliche Entlastung gebracht. Auch der Enttäuschung, die die neuen Steuern bereitet hätten, gedenkt der Schatzsekretär. Die größte Enttäuschung: 12'/. Mill. Ausfall gegen den Etat- Ansatz habe die Fahrkartensteuer bereitet. Was das Jahr 1907 aulange, so müsse er sich bei der Schätzung deS Ergebniffes große Reserven auferlegen. Soviel aber glaube er sagen zu dürfen, daß die Aussichten recht trübe seien, (Hört, hört) sowohl in Bezug auf den Ertrag der Ueber- weisungssteueru wie in Bezug auf die Ergebnisse der Eigenwirtschaft des Reiches. Es hätten sich Mehrausgaben und Mindereinnahmen ergeben und zwar beträchtliche Mehrausgaben. Auch die Schuldzinfen feien gewachsen, pro 1907 schon 180 Millionen, pro 1908 würden es bereits 200 Millionen fein. Huosgns tkmckvm? Von den neuen Steuern habe die Erbschaftssteuer sich in ihrem Ertrage gehoben. Anders liege die Sache bei der Fahrkartensteuer, nämlich so, daß bereits erwogen werde, ob nicht das ganze System der Fahrkartensteuer geändert werden müsse. (Hört, hört. Ruf: Abschaffen.) In der allgemeinen Heiterkeit verhallen die folgenden Worte des Schatzsekretärs ungehört. — Bei der Postverwaltung seien die Einnahmen Wetter gestiegen, freilich auch die Ausgaben. Der Ertrag der Erhöhung des Orts- Md Nachbarortsportos pro 1907 dürste ungefähr auf 6 Mill. geschätzt werden. Nun zu 1908! Sparsamkeit sei dringendes Gebot. Jede Ausgabe werde auf ihre unbedingte Notwendigkeit geprüft; aber sparen lasse sich nicht überall, so nicht bei Ausgaben für die Schlagfertigkeit des Heeres und der Flotte. Das ordentliche Defizit betrage deshalb 124 Millionen. Niemand bedauere eS mehr, als die verbündeten Regierungen selbst, daß das Defizit diese Höhe erreicht habe. Mit Ursache seien die gesteigerten Kosten der Naturalverpflegung. Die letzte Steuer- Reform habe etwa nur 140 Millionen gebracht statt 240.
Mcrtev und SoHn*
von A. Supper. (Nachdr. vrrb.)
Jedes Kind hat sie gekannt, die zwei. Der eine war „'s Frieders Michel", der andere ,,s'Frieders Michels Bue".
Wenn man sie ausschreiten sah, die holperigen Wege zwischen den steinigen Aeckern dahin, dann mußte man von weitem nie, welches der Frieders Michel und welcher des Frieders Michels Bue war. So sehr ähnelten sie einander, die zwei, an Gestalt, Haltung und Gang.
Auch die Gesichter waren fast gleich. Zwei tiefbraune, eckige Gesichter mit Nasen wie aus hartem Holz geschnitzt, von spärlichen Haaren umstanden. Die Haare waren bet Michels Frieder schneeweiß, beim Bue erst graumeliert, das war der Unterschied.
Dem Vater wie dem Sohne war das Weib im ersten Wochenbett gestorben. Der Alte hatte dazumal den neugeborenen Buben behalten dürfen, beim Jungen hatte man das Kind mit der Mutter fortgetragen. Das war der zweite Unterschied.
Ueber das alles war schon seit langen Zetten das Gras gewachsen. Kein Mensch im Dorf dachte mehr daran oder wvßre, daß die zwei auch einmal Weiber gehabt hatten, daß sie nicht immer so einschichtig und für sich allein ihren Weg gegangen waren von einen Taglohn in den andern.
Ob man sie gern hatte im Dorf? Wer will das saaen! Wenn die Arbeit drängte und jede Hand, die ordentlich zulangen -konnte, begehrt war, dann standen s' Michels Frieder und 's Michels Frieders Bue in Gunst und Ehren.
*) Au, „Leut , Verlag Eugen Salzer in
SchwarzwalderzLhlungen von A. Suppe n Heilbronn.
Man lief daun den zweien das Haus schier weg.
Dieses kleine, armselige Haus, das hinter dem Gemeindebackhaus stand, winzige, altersgrüne Fensterscheiben und ein Schindeldach hatte, und in das in ruhigen Zeiten selten ein Fuß trat, wenns nicht der Fuß des Pfarrers war, der von Zelt zu Zeit in jedem Dorfhaus eintrat.
Sonst spielten Vater und Sohn weiter keine Rolle. Man sah keinen von den beiden je im Lamm, dem stattlichen Wirtshaus. Wie konnten sie also eine Rolle spielen? Und in der Kirche übersah man sie, wo doch alle, die irgendwie im Dorfe vorne dran waren, gesehen sein wollten. Nur bei der harten Arbeit auf anderer Leute Feldern gewahrte man stets die zwei aufrechten, dürren, harten Gestalten, die aussahev, als seien ihnen alle lebendigen Säfte eingetrockuet, die aber trotzdem Zugriffen, daß es eine Freude war.
Und dann hieß es auf einmal mitten in der drängenden Ernte: 's Frieders Michel will sterbe!
„Au' voll!" schrie erbost der reiche Johannes Pfrommer, „i Han 'n doch scho' auf nächste Woch' zum Gersteschnetde b'stellt."
„Domms G'schwätz!" rief ein anderer, „d'r Alt' Hot doch gestert no' bei mir Garbe g'lade."
„Und mir will 'r helfe mei' Kraut hacke."
„Und mir meine späte Mumbirne (Kartoffeln) häufle."
„Und mir Gülle 'nausführe."
So klang eS durcheinander und in jeder Stimme lag ernste Mißbilligung, in jedem Wort ein unmutiger Vorwurf für den Mann, der es wagte, jetzt, wo man alle Hände voll zu tun hatte, ans Sterben zu denken.
Es war schon Abend, als die mißliebige Kunde auskam, später, dunkelnder Abend nach einem langen arbeitsreichen Tag. Jedermann war rechtschaffen müd und drängte
heimwärts, sonst hätte wohl der eine oder der andere den kleinen Umweg an des Frieders Michels Haus vorbei gemacht und hätte nachgeseheu, was an der Geschichte Wahres wäre. So aber verschob man's auf morgen.
Ueber dem kleinen Häuslein von Vater und Sohn lag die schwüle Sommernacht. Die Fenster gegen das Gemeindebackhaus hin standen offen. Uud wer darunter vorbeigegangen wäre, der hätte von Zeit zu Zeit ein schweres, stöhnendes Atmen hören können.
Aber es ging keiner vorbei, außer des Schulzen schwarzem Kater, der die alleinige Befugnis hatte, im Backhaus dm Gemeindemäusen aufzulauern. Unhörbar schlich er vorüber, der Schwarze, und 's Frieders Michels Bue, der eben ans Fenster trat, sah die Katzenaugen wie Phosphor durchs Dunkel leuchten.
Der hagere Mann zog den Kopf zurück. Ein jäher Schrecken durchzuckte ihn.
Jetzt glaubte er das, was er bis zu dieser Minute nicht hatte glauben wollen und können: daß es mit dem Alten zu Ende gehe. Er konnte sich nicht klar machen, in welchem Zusammenhang die Feueraugen in der schwarzen Nacht da draußen mit seines Vaters Tod stehen sollten; aber nichtsdestoweniger war ihm soeben die Gewißheit aufgegangen, daß diese Nacht etwas Schlimmes bringen müsse.
(Fortsetzung folgt).
A«S de« Mrggrudorfer-Blättrr«. Parallel». Tochter (weinend): »Er hat mir aber geschworen, mich auf den HLnden zu tragen!" Bat«: „Ra, dazu ist der nicht sicher genug auf den Füßen!" Rhetorischer Erfolg. Abgeordneter: „Ichhabe i« Parlamente auch schon einmal dröhnenden Beifall geerntet." — „Für eine besonder» gut« Rede?" Abgeordneter: „Nein, weil ich auf daS Wort, zu dem ich mich gemeldet, verzichtete."