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Stalle untergebracht ist, erhielt nur einige unbedeutende Verletzungen an den Hinterfüßen.

Tübingen, 4. März. An Stelle des unschönen früheren Paffagier, rimmers wird in diesem Jahre im Anschluß an die dermalige Stadtpost unter Leitung des Postbaumeisters Ockert ein stattliches Gebäude erstehen. In dasselbe wird das Postamt vom Bahnhof verlegt, wodurch einem in geschäft­lichen Kreisen schon längst gefühlten Bedürfnisse entsprochen wird. Ohne Zweifel wird die k. Generaldirektion der Posten und Telegraphen auch der Bitte der bürgerlichen Kollegien entsprechen und in dem neuen Postgebäude 1 oder 2 Apparate zur Vermittlung des telegraphischen Verkehrs aufstellen lassen. Auf dem Bahnhof soll der Ausdehnung der Stadt entsprechend eine Poststelle verbleiben. Ausländische Studierende verlassen zum Teil jetzt schon unsere Stadt; der Abschiedskommers der 4 Korps fand letzten Sams- tag statt, die übrigen Verbindungen halten denselben in laufender Woche, die Vorlesungen werden jedoch erst vom 10.15. März geschloffen.

Reutlingen, 2. März. Der Liederkranz, dessen Masken- ball den Glanzpunkt der diesjährigen Fastnachtsfeiern bildete, hatte heute seinen Mitgliedern einen überaus vergnügten Abend bereitet. Wer hätte während der Aufführung der komischen OperetteDer Fürst wider Willen", in der besonders die Rollen des Bürgermeisters von Schöppenstädt, des Meisters Winkelmaß und des Fürsten in die besten Hände gegeben waren, des Lachens sich erwehren können? Unter den weiteren heiteren Ausführungen seien besonders erwähnt die Gesangsszeneder Heuschreck" und die Vor- führung von Barnums Menagerie, während deren die Lachmuskeln der Zu­hörerschaft nie außer Thätigkeit gesetzt wurden. Eine Probefahrt auf der Bahn Reutlingen-Honau-Ulm und die tollen Sprünge der zwei seiltanzenden Frösche trugen wesentlich zur Erhöhung der Heiterkeit bei. Bis zum ersten Hahnenschrei vergnügte sich die junge Welt bei Tanz und Sang und noch in Metzingen, dem Ziel der heutigen Ausfahrt, führte Prinz Karneval da» Szepter.

Ulm, 3. März. Neben dem Schlachthaus hat die Stadt bezw. die hiesige Metzgerinnung ein Kühlgebäude errichten lasten. Die Kühlhalle hat 360 qm Bodenfläche. Die Luft in der Halle wird auf niedriger Temperatur erhalten durch das Verfahren mit Hilfe von Ammoniakgas, das durch Ma. schinen in Röhren durch die Kühlräume getrieben wird. Die Dampfmaschine hat 60 Pferdekräfte. Die Einrichtung ist nach Lindes Patent von einer Ge­sellschaft in Wiesbaden erstellt worden. Den riesigen Dampfkessel hat die Firma Eisenmann und Wagner in Cannstatt geliefert. Die Maurerarbeiten u. dergl., die wegen der Maschinen besonders sorgfältig ausgeführt werden mußten, waren in der bewährten Hand des hiesigen Werkmeisters Maier, der auch, wie bekannt, die große neue Wasserleitung Ulms, trotz der Ungunst der Witterung im vorigen Jahre, in kurzer Zeit vorzüglich herstellte.

Weingarten, 3. März. Der große Kaiser stein (ein Find­ling aus dem 10 km von hier entfernten Vogler Walde) hat heute zur Freude der Einwohnerschaft seinen Bestimmungsort erreicht. Um 9 lM vormittags kam er, reich bekränzt, auf starkem, stämmigem Schlitten, der ungefähr von 300 kräftigen Salden gezogen, bez. auf abschüssiger Bahn auf- gehalten wurde, angefahren. Drei Böllerschüsse verkündeten seine Ankunft. Die gute Schlittenbahn der letzten Tage hat seinen Transport wesentlich gefördert. Seine schöne Form und ungewöhnliche Größe machen ihn be­sonders geeignet zu einem Gedenkstein für den Heldenkaiser. Oberst v. Alberti hat sich hiedurch den allgemeinen Dank erworben.

In einer Sitzung des Frankfurter landwirtschaftl. Vereins vom Samstag kam auch die Streufrage zur Sprache. Wir entnehmen den Bericht dem Frkf. I.: Generalsekretär Müller sprach über die Bedeutung der Torf st reu für Stadt und Land." Deutschland besitze, so führte Redner aus, 40,000 Kilometer Moor, welche zu dem bezeichneten Zweck ausgebeutet würden; daß diese Moore nicht als ein Segen für das Land betrachtet würden, erscheine selbstverständlich, weil sie einen sehr geringen Ertrag abwürfen und außerdem auf die Gesundheits- Verhältnisse einen ungünstigen Einfluß ausübten. Die Torsstreu sei indes, weil sie die Fähigkeit besitze, eine große Masse Feuchtigkeit aufzusaugen (715 pCt.) ein ganz vorzügliches Mittel zur Reinhaltung der Stallungen, aus denen sie auch Ungeziefer vertreiben, auch sei sie das geeignete Material zum Einstreuen in die Klosets und Aborte und erhalte die menschlichen Exkremente der Landwirtschaft. Magdeburg sei die einzige Stadt in Deutsch­land, welche dies Torfstreuversahren eingeführt habe; dort habe e» sich treff­lich bewährt. Die Verwendung der Streu ermögliche ferner die Herstellung einer reinen Stall-Atmosphäre und brauchten bei ihrer Anwendung die Stände nicht mehr nach hinten geneigt zu werden. Als die be»e Torsstreu wurde

der Rhöntorf bezeichnet, der 15 pCt. Feuchtigkeit aufsauge. An den Vor. trag schloß sich ein lebhafter Meinungsaustausch, in welchem namentlich von den größeren Oekonomen lebhaft dem seitherigen Verfahren der Strohstreu und der Anwendung von Chilisalpeter und sonstigen Phosphaten das Wort geredet wurde."

Straßburg, 4. März. Heute morgen explodierte im Zentral­bahnhof ein Kessel im Maschinenraum der elektrischen Beleuchtung. Der Heizer wurde schwer verwundet. Der Brand wurde von der Bahnhofs, und Stadtfeuerwehr in zwei Stunden gelöscht. Der Betrieb ist voraus- sichtlich bis zum Abend wieder hergestellt.

Uermifchtes.

Die beiden ältesten Söhne unseres Kaiserpaare», der Kronprinz und der Prinz Eitel-Friedrich, empfangen seit dem 1. Febr. d. I. durch den königlichen Seminarlehrer Fechner den ersten Elementar, unterricht. Herr Fechner ist einer der besten praktischen Rechenlehrer, die wir haben, und wurde aus diesem Grunde auch an das königliche Seminar zu Berlin berufen; von ihm stammt die bekannte Anleitung für den Rechen­unterricht, die in Schulkreisen als mustergiltig bezeichnet wird. Er war auch als Elementarlehrer am preußischen Hofe bereits einmal thätig und zwar als Lehrer der Prinzessin Luise Margarethe von Preußen, der jetzigen Herzogin von Connaught. Wie dasBerl. Tagebl." erfährt, besitzen die kleinen Prinzen, welche jetzt seiner Leitung anvertraut sind, fast keinerlei Vorkenntnisie. Einige Kindergebete, ein wenig Zahlenkenntnis, das ist Alle». Die neuere Ansicht der Pädagogen spricht sich gegen den Beginn des metho­dischen Unterrichts vor dem vollendeten siebenten LÄensjahre aus. Somit wäre für den Kronprinzen, der am 6. Mai dm siebente« Geburtstag feiern wird, der Zeitpunkt zutreffend gewählt, während Prinz Eitel-Friedrich (ge- boren am 7. Juli 1883) für die Anstrengung des Unterrichts fast noch zu jung erscheint. Allein dieser Prinz ist körperlich ebenso kräftig entwickelt wie geistig gut beanlagt.

Der Niagara.Fall hat sein Aussehen wesentlich verändert. Nachdem im vorigen Jahre auf der amerikanischen Seite ein mehrere hun- dert Tonnen schweres Felsstück fortgebrochen war, haben am 4. und 5. Jan. auf der canadischen Seite zwei große Felsstürze stattgefunden, durch welche die Form des Hufeisenfalls erheblich verändert wordm ist. Der letzte StuH- war von solchem Umfange, daß die in der Nähe stehenden Gebäude heftig - erschüttert wurden. ^

Eine österreichische Bauernhochzeit echten Schlages fayd, wie die Linzer Tagespost berichtet, dieser Tage in Judendorf bei Wolfern statt. Bräutigam war Philipp Mair, Wirt und Fleischhauer daselbst, Braut Katharina Leeb, Tochter des reichen Krapfenbergerbauern Thaddäus Leeb - in Wolsern, welcher seiner Tochter eine Aussteuer von 30,000 fl. bar mit ' auf den dornenvollen Weg des Leben« gab. Bei der Hochzeitstafel wurde»

15 Lämmer, 10 Kälber und 10 Schweine, sowie ganze Körbe Geflügel ver- zehrt, wozu viele Eimer Kaffee, Wein und Bier getrunken wurden, während " noch morgens ein kleiner Handwagen nötig war, um die Ueberbleibsel « Backwerk rc. wegzuschaffen. Der Brautvater ist einer der angesehensten Bauern des Kreises.

Neues in der Bibliothek.

1 ) Jahrbuch der deutschen Landwirtschaft«.Gesell- schüft, herausgegeben vom Direktorium. Band 3. 1888.

2) Kaiser Wilhelm, von Archibald Forbes. Nach dem Englisch« bearbeitet.

3) Internationale Elektrotechnische Zeitschrift und Bericht über die Elektrische Ausstellung in Wien 18Ä. Mit 500 Abbildungen.

4) Festrede zur Enthüllung de« Dannecker. Denkmal«, gehalten im Königsbau am 18. November 1888 von Prof. vr. A. Wintterlin.

5) Die Aerztin im 19. Jahrhundert. Von vr. meä. Caroline Schultze zu Paris.

r .

Donnerstag, den 7. März.

Feier des Geburtsfestes Seiner Majestät de« König«. Vormittagspredigt um 10 Uhr, Hr. Dekan Braun.

Freitag , den 8. März.

Vormittags 10 Uhr in der Kirche, Vorbereitung und Beichte für die Abend- mahlSfeier am Landesbußtag, Hr. Helfer Ehtel.

Amtliche Kekavutmachungen.

Äußeroräentkickle Oenerakversummkung

der Bezirkskrankenkasse

findet am

Mittwoch, den 13. März, nachmittags 4 Uhr,

auf dem Rathause in Calw statt.

Tagesordnung:

Aenderung der Statuten hinsichtlich der Aufnahme der land. und forst­wirtschaftlichen Arbeiter und der Vereinfachung der Wahl der Vertreter zur Generalversammlung.

Der Vorsitzende:

Louis Korndorfer.

Hirsau.

Liegenschafts- Verkauf.

Die zur Jakob Sto^ 'scheu Verlaflenschaftsmaffe Liegenschaft im Wei­ler Ernstmühl (in Nr. 24 dieses Blattes näher beschrieben) kommt am nächsten

Montag, den 11. d«. Mts., vormittags 9 Uhr,

voraussichtlich zum letztenmal auf hie- sigem Rathaus zum Verkauf, wozu Liebhaber eingeladen werden:

Waisengerichtsvorstand: Sr ein er.

Krivat-Auzeigerr.

Nächste Woche backt

LcrugenbveheL'n

Heinrich Mehl.

Aidtttnger

Fkafeüenöier

über die Straße, ist zu haben bei Friedr. Schroth, Bäcker.

IggAe Raucher rühmen den neuen 3-Aöuigstabak v. Schmuck, Nördlgn. d>/, Pfd. 3»g. 30H Nachnahme.