Jahrgang.

^ --7.

Auflage 2600.

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Magokd, Donnerstag den 28. Movemöer

UoMifche KeSerstcht.

Der Entwurf eines Reichs-Bereins-nnd Ver­sammlungsrechts. der mit so großer Spannung erwartet wurde, ist dem Reichstag zngegangen. Seine Hauptbestim­mungen sind: Oeffentliche Versammlungen zur Erörterung öffentlicher Angelegenheiten sind vorher bei der Polizeibe­hörde anzumelden; die Verhandlungen in öffentlichen Ver­sammlungen find in deutscher Sprache zu führen, soweit nicht die Landeszentralbehörde Ausnahmen zuläßt. Der größte Vorzug des Entwurfs ist, daß er überhaupt endlich eine einheitliche Regelung des Vereins- und Versammlungs- Wesens sin das ganze Reich bringen und der hier und da getriebenen Nadelstichpolttik ein Ende bereiten will. Im übrigen wird man nicht alle Forderungen erfüllt sehen, denen ein zeitgemäßes.Gefetz eigentlich Rechnung tragen sollte.

Ans dem Reichstag wird von Montag geschrieben: Heute soll derbesser gekleideten Räuberbande" das find nach Pfarrer a. D. Naumann und Genossen Schetde- mann, welcher die sozialdemokratischeBrotwuchrr-Jnter- pellaiion" begründen soll, die Blockleute die Maske vom Gesicht gerissen werden. Ein zugkräftiges Thema in dieser Zeit, wo jede Hausfrau klagt, Fleisch ist nicht mehr zu bezahlen, Brot wird immer teuerer, und nun gar die Kohlen! Aber die Tribünen sind trotz aller Reklame ziem­lich leer. Drüben in der Bundesratsloge vier Damen. Zwischen einigen schlafenden Zivilisten ein blutjunger Jn- santcrieleutnant, der auch mal die illustre Gesellschaft der Reichsboten belauschen möchte, welche drunten im Dämmer­licht dm Reden folgen. Der Staatssekretär des Innern, von Bethmarm-Hollweg, steht antwortbereit auf der Bundes­ratsestrade, eine hohe, muskulöse Gestalt mit gesunder, brauner Gesichtsfarbe, die so kräftig vom grauen Schopf absticht, keine Spur von Bücherwurm tretz seiner Vorliebe für philosophisch gefärbte Gedankengänge. Daneben steht der preußische Landwirtfchaftsminister,-Herr von Armin, Viel weniger agrarisch aus, diese überschlanke, elegante Er­scheinung mit dem schmalen, gepflegten Bart, ein Mann, der geradewegs vom Parkett der Diplomatie zu kommen scheint. Welch ein Gegensatz zu diesen beiden, als nun der Agitator Scheidemann die Rednertribüne betritt! Der kleine Volksrribi-u weiß, daß seine Rede auf die Genossen draußen wirken soll, daß sie im Kneipen qualm vorgelefen und be­grüßt werden wird, und darauf richtet er sich ein. Aus­beutung des Volkes! Gewinngicr der Junker! Hungers­not im Arbeiterhaus! Fort mit den Zöllen! Ocffnung der Grenzen! (Und herein mit den Trichinen!" möchte man fortfahren) Eine stille Heiterkeit verbreitet sich im Haus, man erkennt die lieben bekannten Redensarten. So­gar der Zentrumsmann Müller-Fulda, der vom Block in Wiuterstürmen so hart bekämpfte, schmunzelt gemeinsam mit dem Konservativen von Heydebrand und der Barde weiland Eugen Richters, der Abgeordnete Träger, plaudert vergnügt mit dem Ägrariertzäuptling Dr. Dlederich Hahn. Herr von Buhmann widerlegt Schlag auf Schlag die sozialdemokra­tische Unterstellung, daß die Agrarier sich vom Ausland

Arbeiter verschreiben ließen, um die Löhne drücke» zu Helsen. Der Arbeitermangel sei vielmehr chronisch bei erheblich ge­stiegenen Löhnen. Dabei bessere sich fortgesetzt die Lebens­haltung der unteren Klaffen und die Teuerung im Ausland überstiege bei weitem die unsrige. Sie sei ein allgemeines Uebel und habe mit den Zöllen nichts zu tun. Nun prasseln die Abgeordneten Dr. Roestcke und Dr. Böhme mit überreichem Material auf die Roten nieder. Nament­lich der letztere, einalter Herr" des Vereins deutscher Studenten, kann nicht gut antisozialer Gesinnnung bezichtigt werden; er hat seine Laufbahn als Sekretär des Instituts für Gemeinwohl in Frankfurt a. M. begonnen und steht auch nicht gerade nach gesättigtem Protzentnm aus. Aber noch hofft Singer aus Sukkurs. Noch hat die Linke nicht gesprochen. Aber der freisinnige Abgeordnete Gyßltng aus Königsberg knickt sofort die Blüten dieser Hoffnung, indem er trocken erklärt, zwar gebe die Linke ihre zollpolitischen Prinzipien nicht auf, aber sie lege die Akten darüber bei­feite. Vergeblich war also der erste Ansturm wider den Block. Naumann ersteigt auch noch schwer atmend die Tribüne zurück, du rettest den Freund nicht mehr! Dieser wunder­volle Rattenfänger entlockt seiner Pfeife auch heute anhei­melnde Töne, fesselt das ganze Haus, aber vorsichtig, allzu vorsichtig zieht er sich doch aus der Affäre mit einigen Allgemeinheiten, mit ein paar Sätzchen aus einem für Damen zugeschnittenen nationalökonomischen Kolleg. Und als zum Schluß Singer die P obe auf das Exempel macht, als er Fortsetzung der Debatte für morgen verlangt, da stimmt dafür nur sein eigenes kleines Häuflein und dagegen der ganze übrige Reichstag, neuer Block und alter Block, alles von Normann über Spahn bis zu Gothein. Die Roten stehen dem Reichstag bis an den Hals."

I« der zweite« sächsischen Kammer gelangte gestern die viel erörterte Reform des sächsischen Wasferrechts zur Beratung. Die Regierung erklärte, daß sie den Prin- zipiensireit, ob die fließenden Gewässer öffentlich-rechtliches oder Privateigentum seien, unentschieden lassen wolle, damit überhaupt etwas zustand komme. Im übrigen sei sie bereit, sich im wesentlichen den Vorschlägen der Zwischendeputation beider Kammern anzupassm. Die Debatte wurde gestern noch nicht zu Ende geführt.

Wer die Abneigung der Engländer gegen die Erlernung fremder Sprachen kennt, wird folgende Empfehlung derMorning Post" zur Herbeiführung besserer Beziehungen zwischen England und Deutschland zu würdcgen wissen: Der beste Weg, für die Beziehungen zwischen Deutschland und England eine solide Grundlage zu schaffen, würde der sein, das; möglichst viele Engländer Deutschland kennen lernen, und hierzu würde der erste Schritt Kenntnis der deutschen Sprache sein und der zweite, so viele Besuche in Deutschland zu machen, daß es möglich ist, das deutsche Volk kennen zu lernen, wie es zu Haus ist.

Kurdische Reiter-Regimenter unternehmen seit einiger Zeit unter ihrem berüchtigten Chef Ibrahim Pascha im Wilajet Diarbekir Plünderungen und Brandschatzungen in großem Umfang. Bis jetzt wurden nicht weniger als 141 christliche und 10 muselmanische Ortschaften von ihnen

Heistige Fähigkeiten der Eingeborenen Südafrikas.*)

Die geistige Passivität ist ein hervorragendes Merk­mal der Negerraffe. Besteht doch die Geschichte Afrikas seit dm ältesten Zeiten wesentlich darin, daß fremde Völker ihre Kultur in diesen Erdteil vervflanzen und in verhält­nismäßig kurzer Zeit an der Passivität dcr Neger zugrunde gehen. So sehen wir auch noch heutzutage in Südafrika, daß der Neger dem Europäer fremd und feindlich gegen­überstehl. Zwar nimmt er in vielen Dingen äußerlich dessen Kultur an, innerlich bleibt er ihm aber vollständig fremd. Selbst die Annahme des Christentums ändert an dieser Stellungnahme wenig. Ganz anders der Hottentott. Die reme Rasse geht zugrunde, aber das entstehende Mischbolk §eht in der europäischen Zivilisation vollständig auf. Der Buschmann verhält sich in diesem Punkte allerdings auch ganz anders als die ihm stammverwandte Rasse der Hotten- totten. Er geht in Berührung mit dem Europäer voll- standig zugrunde und in wenigen Jahrzehnten wird auch der letzte Repräsentant dieser uralten Rasse verschwunden sein. , - ^nen anfallenden Unterschied weisen Bantu und Koin- kom bezüglich ihrer Begabung für Gesang auf. Letztere haben meist sehr klangvolle Stimmen, besitzen eigene, auch

) AuS Passarges Südafrika eine Landes-, Volk»-und schaftSkunde." 887 S. mit 47 Abbildungen und 34 »arte, Orrglnalband 8 DaS Werk dürfte unS die erste ,usa fastende Darstellung Südafrikas bieten.

für das Ohr des Europäers melodisch klingende Lieder. Europäische Gesänge lernen sie leicht und schnell und singen sie mit Verständnis. Die Neger dagegen haben im allge­meinen kräftige und laute, aber unschöne klanglose Stim­men und bei der Wiedergabe europäischer Lieder legen sie mehr Gewicht auf lauten Schall als aus Melodie und Har­monik.

lieber den Charakter einer Raffe zu urteilen, ist immer ein mißliches Ding, da man gar zu leicht individuelle Eigen­schaften für Raffeneigenschaften hält und zu vorschnell ver­allgemeinert. Es ist aber roch wohl kaum zu viel gesagt, wenn man behauptet, daß der Neger dem Europäer als ein großes Kind erscheint, charakterlos, leichtsinnig, gedanken­los, ohne Energie, Ausdauer und Zähigkeit im Handeln und Verfolgen von Plänen. Besonders der Leichtsinn springt sehr in die Augen, dabei läßt es sich nicht leugnen, daß sie außerordentlich intelligent sind, schnell auffaffen und sich mit überraschender Geschwindigkeit in neue Verhältnisse schicken. Wie schwerfällig, stupide, hilflos, unfähig erscheint uns ein deutscher Bauernjunge, der zum erstenmal in die Stadt kommt, oder eine Landpomeranze beim ersten Eintritt in den städtischen Dienst. Wie ganz anders benimmt sich dagegen ein Neger junge, der aus seinem heimatlichen Kraal als Dienstbote in ein europäisches Haus kommt. Die neue Welt ist für ihn viel fremdartiger und doch wird er sich im allgemeinen bald ganz geschickt benehmen.

In noch viel höherem Grade ist aber der Neger dem Nordeuropäer überlegen auf dem Gebiete der Beredsamkeit und der Fähigkeit, zu diskutieren und sophistisch zu argu-

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verwüstet. Im Wilajet herscht allgemeiner Schrecken, da der staatliche Schutz versagt. Die Bevölkerung hat den Walt von Diarbekir, welcher total unfähig ist, aus Gründen der Selbsthife gefangen gesetzt und vom Telgraphen Besitz ergrif­fen; angeblich sollen Truppen abgesandt werden, um die stark erschütterte Autorität wieder herzustellen.

In Marokko find jetzt die Truppen der beiden Sul­tane zum erstenmale aufeinander gestoßen. In Rabat eingetroffene Meldungen berichten von einem Kampf, der zwischen den Herren Kuchta ben Bagdadis und Mulay Raschids stattgefuuden hat, in dem letzterer unter Verlust von 2 Toten das Feld behauptete. Die Truppen Mulay Raschids, also des Heerführers Mulay Hafids, setzten sodann den Vormarsch fort. Andererseits wird auch aus Mazagan gemeldet, daß die dort gelandeten scheriftschen Truppen die Stadt ohne Zwischenfall besetzt haben und von der Be­völkerung lebhaft begrüßt worden sind. Auch die von Mulay Hafid eingesetzten Beamten nahmen an der Be­grüßung teil.

Parlamentarische Nachrichten.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 26. Nov.

Interpellation, welche Maßnahmen der Reichskanzler zu dem Mißstand der hohen Kohlenpreise zu ergreifen gedenkt.

Molkenbuhr (Soz.): Aus den amtlichen Berichten über die Bergarbeiterlöhne und über die Verhältnisse der Arbeiter bei den staatlichen Eisenbahnen könnne der Minister ersehen, daß es mit der Lohnsteigerung sogar in Len staat­lichen Betrieben nicht weit her sei. Redner erörtert in längeren Ausführungen die Syndikatspolitik, die der Staat durch seinen Ausnahmetarif noch unterstützt und fördert. Redner verlangt die Expropriation des Kshlen-Kartells und die Enteignung des ebenso schlimmen preußischen Bergfiskus durch das Reich.

Graf Kanitz (kons.): Darin, daß besonders eine Preis- Herabsetzung der fiskalischen Kohle wünschenswert sei, habe der Abgeordnete Molkenbuhr recht. Die hohen Koks- und Kohlmpreise bedeuteten eine ungeheure Schädigung der Industrie. Auch die jetzige Krise sei nicht nur eine Folge der Zustände auf dem Geldmarkt, sondern hänge kaum weniger mit den hohen Kohlenpreisen zusammen.

Preußischer Handelsmtnister Delbrück: Unsere Kohleu- preise haben zwar die höchste Höhe erreicht, die wir jemals früher gehabt haben, aber und das ist die Hauptsache sie haben noch nicht erreicht die Preishöhe der englischen Kohle. Der Reichskanzler verfolge auch diese Frage mit Aufmerksamkeit, aber es ist doch nicht so leicht, sie zu lö­sen, wie man glaubt, die Preissteigerung ist auch keines­wegs eine bloße Folge der Profitwut des Kapitals. Die Kohlenpreise find vielmehr abhängig erstens von den Pro­duktionskosten und zweitens von den Verhältnissen des Marktes. Der Minister legt dann dar, wie die Produk­tionskosten gestiegen seien unter Mitwirkung unter Anderem

Mentieren. Hierin könnte höchstens der Südeuropäer mit ihm konkurrieren. Fast jeder ist ein geborener Cicero be­züglich der Gewandheit und Ausdruckswetse; die Schärfe des Denkens und die Beweiskraft der Argumente lassen allerdings sehr viel zu wünschen übrig.

Ist also bezüglich der Intelligenz und Beweglichkett des Geistes der Neger dem Weißen gegenüber keineswegs im Nachteil, so mangelt es ihm doch in hohem Grade an Selbstüberwindung, Zielbewußtsein, Zähigkeit und Charakter­festigkeit, also gerade an denjenigen Eigenschaften, ohne die eine eine höhere Kultur, ein kompliziertes modernes Staats­wesen nicht recht denkbar ist.

Erscheint nun schon der Neger dem Europäer leicht­sinnig, unbeständig und gedankenlos, so ist das beim Hotten­totte» in noch viel höherem Grade dcr Fall. Verglichen mit den Hottentotten ist der Neger wirklich umsichtig, ener­gisch und zielbewußt zu neunen. Am schlimmsten steht es freilich mit dem Buschmann, der von allen diesen Eigen­schaften noch sehr viel weniger besitzt. Er ist der charakter­loseste, unbeständigste, gedankenloseste Geselle den man sich nur vorstellen kann und mit Recht hat ihn daher Fritsch genannt,das unglückselige Kind des Augenblicks." Frei­lich ist diese Auffassung nur bis zu einem gewissen Grade richtig, lernt mau den Buschmann näher kennen, so stellt man mit Erstaunen fest, daß dieses charakterlose, wetter­wendische gedankenlose und träge Kind zu den größten An­strengungen fähig ist und mit beispielloser Ausdauer und anerkennenswertem Zielbewußtsein zu handeln imstande ist, nämlich dann, wenn es sich um Wild und Jagd handelt.