81 . Jahrgang.
«rscheint täglich mit Ausnahme der Tonn- und Festtag«.
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Aevnfpvecher Hlv. LS. A»vnspvch-v Mr. »V.
Auflage 2S00.
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Mit dem
Planderstübchs,
und
«chwäb. Landwirt.
^ 374
Hlagokd, Donnerstag den 21. Uovemöer
1Z07
Seine Königliche Majestät haben am Lb. Okt. d. I. aller- guädigst geruht, die zweite evangelische Stadtpfarrstelle in Nagold dem Repetenten Paul Merz am cv.-theol, Seminar in Tübingen zu übertragen.
WoMifche HloSerfichl.
Die russische Duma trat am Montag wieder zu einer Sitzung zusammen und wählte sich ein Vizepräfidium. Es wurden Fürst Wolkonski (Verband echt russischer Leute) erster und Baron Mayendors (baltischer konstitutioneller Monarchist) zweiter Vizepräsident. Zum Sekretär wurde der Professor an der Universität Warschau, Sosandwitsch (Monarchist), gewählt. Ein langer Errett entwickelte sich hierauf über die zu wählende Anzahl der Sekretärgehilfen und deren Parteistcllung. Die Rechte suchte zu verhindern, daß die oppositionellen Parteien ins Präsidium gelangen. Zn einer Einigung ist man noch nicht gekommen — Nach dem mit dem Budget der Duma vorgelegten Finanzexposö sind die Einnahmen um fast 190 Millionen Rubel geringer als die Ausgaben. Dieser Fehlbetrag soll durch Anleihen gedeckt werden.
Im türkisch-persischen Konflikt zeigen die Türken ein „unentwegtes" Vorgehen. Neuerdings bestellten sie in dem von ihnen besetzten Sardascht einen Verwaltungsbeamten, unter dessen Einfluß benachbarte Chane die türkische Unter» tanenschaft annahmen. Die sunitische Bevölkerung Kurdistans wirkt den Türken wenig entgegen, die eine Entsendung von Truppen dahin ankündigen.
Aus Marokko liegt ein Telegramm Drudes vor, nachdem die Truppen Buchta ben Bagdadis bis 35 Kilometer nordöstlich von Casablanca vorgedrungen find. Sie bestehen aus Anhängern des Sultans Abdul Asis. Eine Verstärkung dieser Truppen ist unterwegs. — Eine Rekog- uoszierungsobteilung traf in einer Entfernung von acht Kilometern vor Casablanca auf Eingeborene, die sich über Plünderungen beklagten. Die Plünderer, etwa 100 berittene Eingeborene, wurden eingeholt, konnten jedoch mit ihrer Beute durch die Flucht entkommen. — Der französische und der spanische Gesandte hatten mit dem Machsen Vorbesprechungen über eine sofortige Organisation der Polizei, wie sie in Algeciras vorgesehen ist. Der zur Erörterung gelangende Plan würde mit Rücksicht auf die Lage im Süden Marokkos im gegenwärtigen Augenblick die Bildung von Polizeikorps auf Tanger, Tetuan, Larrasch und Rabat beschränke».
Die amerikanische Finanzkrisis macht den Finanz- Srzten größere Schwierigkeiten, als man anfangs geglaubt
Geschichte von Marokko.
(Fortsetzung.)
Die Tributzahlung an Marokko dauerte aber noch fort und besonders die Hansastädte (Hamburg, Bremen Md Lübeck) konnten sich erst spät davon befreien.
Die Eroberung Algeriens durch die Franzosen wirkte natürlich auch sehr aufregend auf die Marokkaner, die den Stammes- und Glaubensgenossen mit Truppen zu Hilfe rillen, aber 1844 vollständig geschlagen wurden, nachdem die Franzosen Tanger und Mogador bombardiert hatten; England war, wie immer, auch hier der Beschützer Marokkos. Es wurde die Grenze zwischen Algerien und Marokko neu festgelegt, wobei die Oasen Jsch und Ftgig bei Marokko verblieben.
Seit 1844 ist die Einrichtung getroffen, daß die Gesandten der fremden Mächte nicht mit dem Sultan direkt verkehren, sondern mit dessen Vertreter in Tanger, was im allgemeinen heute noch gilt.
Abdel Kader, der bekannte Führer der Nigerianer gegen die Franzosen, suchte dann in Marokko wieder gegen die Franzosen zu Hetzen und wurde erst 1847 unschädlich gemacht und nach Syrien verbannt.
-, Unterdes dauerten sowohl die inneren Unruhen als aut die Seeräuberet der Rifioten fort, sodaß Dänemark uni Schweden die Hilfe Englands in Anspruch nahmen, um fit von dieser Handel und Verkehr im Mittelmeer schädigende! Plage zu befreien. 1862 versuchte Lord Napier vergebt die Risptraten zu züchtigen und ebensowenig hatte ein preußische Fregatte Erfolg.
Kurz vor seinem Tode schloß Abd-er Rahman not neue Handelsverträge mit England und Holland ab uni ließ schließlich doch das Reich in großer Unordnung seinen ältesten Sohne Sidi Mulei Muhamed, der von 1859- 1873 die Herrschaft führte. Die Rifioden hatten die Spa »ier in ihren Besitzungen angegriffen, so daß ein blutige und für die Spanier verlustreicher und kostspieliger Krte,
hatte. Bis jetzt ist eine durchgreifende Sanierung noch nicht gelungen, so daß sich das Schutzamt zu einer weiteren Hilfsaktion genötigt sieht. Es wird 50 Millionen Panamakanal-Bonds ausgeben, die von den Natioualbanken als Sicherheit für ihren Notenumlauf hinterlegt werden können. Wenn es sich als nötig erweisen sollte, will das Schatzamt noch mit weiteren Mitteln eingreifen.
Der mexikanische Senat genehmigte einen Vertrag zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten von Nordamerika, wonach den letzteren auf 3 Jahre eine Kohlenniederlage und ein Schießplatz an der Magdalena-Boy überlasten wird. Mexiko verlangt indessen Gegenleistungen.
Zwischen Argentinien «nd Urngnay ist eine Lockerung der Beziehungen eingetreten, da man über das Flußrecht auf dem La Plata in Differenzen geraten ist. Die Argentinier hatten vor 3 Monaten die Mannschaft eines uruguayschen Schiffes verhaftet, welche die Bergung eines uruguayschen Dampfers von der uruguayschen Küste aus vornahm. Die Angelegenheit führte zum Rücktritt des uruguayschen Ministers des Aeußeru Dr. Romen.
Gages-Weuigkeiten.
Aus Stadt Md Land.
Nagold, 21. November.
* Vom Nathans. Verlesen wird der Vertrag mit der Firma Magirus in Ulm über die Anschaffung der mechanischen Feuer- und Rettungsleiter. — Aus Gesuch wird die Einrichtung von 5 elektrischen Lampen im Schulzimmer der Oberklasse der Knabenvolksschule genehmigt. — Das Stadtbauamt legt den auf Grund des Beschlusses vom 18./10. 06 betr. Anpflanzung des Friedhofs mit Bäumen mit G. Raaf, Gärtner besprochenen Plan in Gestalt einer Skizze vor. Dem Gemeinderat erscheint die beabsichtigte Anpflanzung zu weit ausgedehnt und wird deshalb ein neuer Vorschlag unterbreitet werden. — Verlesen wird eine Eingabe der Entenbefitzer wegen Anlage eines Entengartens bei der Renlschler'schen Fräserei. In Erwägung, daß die Lage eines solchen Gartens für alle Teile zentral sein sollte und daß evtl, der Gänsegarten in Verwendung zu nehmen wäre, wird dieser Gegenstand behufs weiterer Erhebungen zurückgestellt. — Mitgeteilt wird, daß Donnerstag vormittags 9 Uhr die Brückenbelastungsprobe der neuen Brücken beim Schiff und beim Schnabel'schen Wehr stattfinde. — Für am 2. Dezember vorzunehmende Viehzählung werden in die unter dem Vorsitz des Ortsvorstehers zu
entstand. Wiederum vermittelte England, 1861 kam der Frieden zustande, Marokko mutzte 100 Mill. Franken Entschädigung zahlen, und Spanien behielt einstweilen die eroberte Stadt Tetuan in Besitz; jetzt ist dieselbe längst wieder marokkanisch.
Auch ein aus dem 16. Jahrhundert stammender Besitz Spaniens an der südatlantischen Küste Marokkos, der unter dem Namen Lauts, 0ru2 äs 1 s msr psgusus bekannt war, das man aber nicht wieder auffand, kam bei diesem Friedensvertrag wieder in Erinnerung und man einigte sich schließlich dahin, darunter den Hafenplatz Jfni zu verstehen.
Es wurden dann wieder neue Handelsverträge mit Spanien. Belgien und Frankreich geschloffen, und 1873 starb Sidi Muhamed, dem nun der in der Geschichte der neuesten Zeit eine wichtige Rolle spielende Mulei Hassan folgte, ein Sohn des verstorbenen Sultans; er konnte bis 1894 die Herrschaft behaupten.
Die Regierungszeit dieses Sultans ist bezeichnet durch zahlreiche prunkvolle Gesandtschaftsreisen, von seiten der großen europäischen Staaten nach der Hauptstadt Fez, und umgekehrt solcher von dort aus nach Berlin, London, Paris usw.; in Berlin erschienen 1878 und 1886 marokkanische Gesandte und seit dieser Zeit ist das englische Handelsmonopol etwas gebrochen und der deutsche Handel in ganz beträchtlicher Weise gewachsen.
Im Jahre 1880 fand die berühmte Marokkokonferenz statt, an der sich die Mehrzahl der europäischen Mächte beteiligte und die vor allem die Schutzrcchte der in Marokko lebenden Europäer regeln sollte. Die Hauptbestimmungen find die folgenden: „Die fremden konsularischen Vertreter und Missionschefs können ihre Dolmetscher und Beamten unter den marokkanischen Untertanen oder sonst auswählen; dieselben entrichten keine andere Abgabe oder Steuer als den Bodenzius, die sog. Türsteuer. — Die von fremden Vertretern und Konsularagenten bestellten marokkanischen Untertanen genießen mit ihren Familien das Schutzrecht; es dürfen dieselben jedoch weder aus der marokkanischen Armee gewählt werden, noch Scheiks, noch sonst Regierungs
bildenden Zählungskommisfion berufen die Herren H. Mayer und Buob; außerdem werden 5—6 Zähler bestellt werden. — Damit ist die öffentliche Sitzung geschloffen.
* Telephonsache. Der schon früher angekündigte Fernsprechautomat im hiesigen Bahnhofgebäude ist jetzt aufgestellt; er dient zum Verkehr innerhalb der 10 Pfennig-Zone.
* Versammlung. Dem Zug der Zeit entsprechend alle Berufsarten zu organisieren und ihre sozialpolitische und wirtschaftliche Betätigung zu ermöglichen, werden sich die Gemeindeunterbeamten des Bezirks am nächsten Sonntag in der „Traube" versammeln, um einen Verein zu gründen. Wir verweisen auf den Anzeigenteil.
-t. Ebhauseu, 20. Nov. Unter dem Vorsitz von Bezirksschulinspeltor Pfarrer Schott von Altensteig-Dorf fand gestern hier die zweite Hauptkonferenz mit sämtlichen Lehrern des Bezirks statt. Der erste Hauptgegenstand der Tagesordnung war ein Vortrag von Schull. Böhmler in Altensteig über Schulgesundheitspflege. Der belehrende i Vortrag gab Anlaß zu regem Gedankenaustausch, woran ! sich außer dem Vorsitzenden auch Regierungsrat Ritter be- ! teiligte. Anschließend an die Debatte stellte die Lehrerschaft den einstimmigen Antrag, das Kgl. Oberamt wöge beider nächsten Amtsversammlung die Aufstellung eines Schularztes befürworten, der nicht bloß sämtliche neuantretenden Schüler auf ihren Gesundheitszustand zu untersuchen, sondern auch noch vierteljährliche Gesundheitsvisttationen in sämtlichen Schulen vorzunehmen hätte. Interessant war auch der Vortrag von Schull. Arnold-Nagold über Reformzeichnen. Ein weiterer für die Konferenz vorgesehener Vortrag von Schull. Wolff in Schönbronn über die Naturgeschichte im neuen Lehrplan mußte der vorgeschrittenen Zeit wegen auf die nächste Hauptkonferenz zurückgestellt werden. Den Schluß der Konferenz bildete das gemeinschaftliche Essen im Waldhorn.
r. Notteuburg, 20. Nov. Heute mittag V» 2 Uhr ereignete sich beim Hirsch ein bedauerlicher Unglücksfall. Das 3jährige Kind des Maurers Karl Hahn wurde von einem Fuhrwerk überfahren. Das Hintere Rad des schwerbeladenen Pritschenwagens ging dem Kinde über Kopf und Leib, was den sofortigen Tod zur Folge hatte.
r. Stuttgart, 19. Nov. Reichstagsabgeordneter Dr. Stresemann-Dresden sprach heute abend in einer von der deutschen Partei und dem jungliberalen Verein einberufenen zahlreich besuchten Versammlung über „die nationale Bebeamte sein; auch darf keine Anklage auf ihnen lasten. — Das Schutzrecht wird auf die Familie des Schutzgenießenden ausgedehnt; ist jedoch nicht erblich, mit der einzigen Ausnahme der Familie Benchimol, wie dies bereits in der 1863er Konvention festgestellt worden ist. Sollte übrigens der Sultan diesbezüglich irgend einer Macht weitere Begünstigungen einräumen, so hat jede der anderen Signatur« Mächte das Recht, dieselbe Begünstigung für sich zu beanspruchen. — Die Diener, Pächter und einheimischen Beamten der einheimischen Konsulatssekretäre uud Dolmetsche genießen kein Schutzrecht. — Wenn ein im Dienst eines Fremden stehender marokkanischer Staatsangehöriger jemanden tötet oder verwundet, oder das Hausrecht verletzt, wird er sofort festgenommen, und die diplomatische oder konsularische Behörde, welcher der Täter untersteht, zugleich verständigt. — Das Eigentumsrecht aller Fremden in Marokko wird anerkannt; Grundstücke können jedoch nur mit Bewilligung der Regierung erworben werden. — Jede der Signaturmächte dieser Konvention ist als meistbegünstigte Nation zu behandeln." Auch wurde ein Memorandum zugunsten der Gewissensfreiheit nicht nur der Katholiken allein, sondern aller Konfessionen verfaßt, von den Vertretern der elf Garantiemächte unterzeichnet und dem marokkanischen Gesandten Sidi Muhamed Bargasch zur Ueberreichung an seine Regierung übergeben.
Dieses internationale Uebereinkommen erregte natürlich unter der Bevölkerung Marokkos auch Verstimmung, da man eine zu weit gehende Begünstigung der Ausländer darin zu erblicken glaubte, und da die Schulden des Landes bedeutend gestiegen waren. Der Steuerdruck und die Willkür der Beamten verbitterte das Volk und es mußten öfters Aufstände unterdrückt werden. Auch die Landschaften im Süden des Atlasgcbirges,' wie das Wad Sus mit der bedeuteudm Stadt Tarudaut, sowie das Gebiet der Sidi Hescham, welches sich schon ganz vom Einflüsse des Sultans befreit hatte, wurden 1866 von Mulei Hassan wieder tributpflichtig gemacht.
(Fortsetzung folgt).