81 . Jahrgang.

Auflage 2600 .

«»scheint täglich mit Ausnahme de» Monn- «nd Festtage.

Preis vierteljährlich hier 1 mit Träger. k,hu 1.20 im Bezirks, und 10 irm-Berkehr 1.23 im übrige» Württemberg 1LS »M. MonatSabonnementS «ach Verhältnis.

Amis- md LlM-M flr dm Wmwls-SeD NWli.

Alernspvechev Wv. LS.

Asevnfpvecher Mv. LS.

Anzeigen-Lebüh» f. d. ispalt. Zelle an«' gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei 1«ai. Einrückung 10. bei mehrmaliger rutsprechend Rabatt.

Mit dem Planderstübchs« und

»chwäb. »a«d»ikt.

.-U 371

AagoLd, Montag den 18. Wonemöer

1907

Amtliches.

Bekanntmachungen der K. Zentralstelle.

Handwerkerkurse.

UebrigenS empfiehlt es sich für diejenigen Gemeinden, welche einen stärkeren Verkehr mit den fraglichen Fahrzeugen haben, sich die Ueberficht anzuschaffcn.

Nagold, den 16. Nov. 1907. K. Oberamt.

Mayer, Reg.-Afs.

Kurs für Zimmerleute.

Wir beabsichtigen, in diesem Winter in der Zeit vom 2.14. Dezember in Stuttgart einen Kurs für Zimmerleute zu veranstalten. Unterrichtsgegenstände sind: das Anlegen eines Werksatzes, das Schiften und Austragen von Treppen auf dem Reißboden und Preisberechnung. Die Oberleitung ist der Beratungsstelle für das Baugewerbe übertragen.

Zu dem Kurs werden im Lande ansässige selbständige Handwerker und ältere Gesellen, in erster Linie solche, die sich selbständig zu machen im Begriff find, zugelaffen. Ein Unterrichtsgeld wird nicht erhoben.

Anmeldungen zur Teilnahme an dem Kurs sind durch Vermittlung der Gemeindebehörde des Wohnorts oder des Vorstandes einer örtlichen gewerblichen Vereinigung bis spätestens 27. November an die K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel einzureichen. Aus den Anmeldungen sollen ersichtlich sein: Namen, Beruf, Berufsstellung (ob sel- ständig oder Geselle), Wohnort und Alter der Angemeldeten.

Die Gemeindebehörden und die Vorstände der gewerb­lichen Vereinigungen werden ersucht, bei der Vorlage der An­meldungen sich darüber zu äußern, ob die Angemeldeten nach ihrer Ausbildung und ihren Fähigkeiten voraussichtlich in der Lage sind,-mit Erfolg an dem Kurs sich zu beteiligen «nd ob ihre Zulassung befürwortet werden kann.

Stuttgart, den 13. November 1907.

Mosthaf.

Kurs für Gipser.

Wir beabsichtigen, in diesem Winter in der Zeit vom 9.14. Dezember in Stuttgart einen Kurs zur Unterweisung von Gipsern über MateriMem (insbesondere auch über neuere: Terranova, Geflechte, Gewebe, Matten usw.). Decken- und Gesimsbildungen, Rabitz- und Monierkonstruktionen, farbige Behandlung des Putzes und dekorative Putzarten, sowie über Preisberechnung zu veranstalten. Die Oberleitung ist der Beratungsstelle für das Baugewerbe übertragen.

Zu dem Kurs werden im Lande ansässige selbständige Handwerker und ältere Gesellen, in erster Linie solche, die sich selbständig zu machen im Begriffe sind, zugelaffen. Ein Unterrichtsgeld wird nicht erhoben.

Anmeldungen zur Teilnahme an dem Kurs sind durch Vermittlung der Gemeindebehörde des Wohnorts oder des Vorstandes einer örtlichen gewerblichen Vereinigung bis spätestens 30. November an die K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel eiuzureichen. Aus den Anmeldungen sollen ersichtlich sein: Namen, Beruf, Berufsstellung (ob selb­ständig oder Geselle), Wohnort und Alter der Angemeldeten.

Die Gemeindebehörden und die Vorstände der gewerb­lichen Vereinigungen werden ersucht, bei der Vorlage der An­meldungen sich darüber zu äußern, ob die Angemeldeten nach ihrer Ausbildung und ihren Fähigkeiten voraussichtlich in der Lage sind, mit Erfolg an dem Kurs sich zu beteiligen und ob ihre Zulassung zu dem Kurs befürwortet werden kann.

Stuttgart, den 13. November 1907. _ Mosth af.

De« Ortsbehörden

wird die Anschaffung des im Verlag der W. Kohlhammer'schen Buchhandlung in Stuttgart erschienenen Büchleins:

Die gesetzlichen Vorschriften über die Unterbringung von Geisteskranken in den württ. Staats- und Privat-Jrrenheilanstalten, mit Anhang betr. Ver­pflegung sgeldersätze, Formulare rc., herausgegeben von C. Bran« in der K. Heilanstalt Weinsberg" empfohlen. Preis 2 ^ 40 *z.

Bestellungen nimmt die G. W. Zaiser'sche Buchhdlg. entgegen.

Nagold, den 16. Nov. 1907.

K. Oberamt. Ritter.

Vekaimtmatbrm«

betr. de» Berkehr «it Kraftfahrzeuge«.

. Die Ortspolizeibehörde» werden davon in Kennt ms gesetzt, daß beim Oberamt eine von Oberamtmam Lautenschlager rn Stuttgart zusammengestellte Ueberfich, über die Verteilung der Kennzeichen ««d Erke» «uugsnummeru der Kraftfahrzeuge unter di- zu ständige« Polizei., Zoll- und Steuerbehörden de, sämtlichen dentfche» Bundesstaaten vorhanden ist Ms welcher im Bedarfsfall die etwa erforderliche Aus knnft über die zur Vernehmung von Kraftfahrz«rgbesitzm bei Verfehlung und dgl. zuständigen Behörden erteilt wer den kann.

Bei der niederen jJustizdienstplüfung lfind u. a Kandidaten für befähigt erklärt worden: Schorp, Jofef, von Bieringen; Traub, Michael, von Eigen,ingen; Bett er, Eugen von Bondorf.

Am 15. Nov. ist von der Evangelischen Oberschulbehvrde die Gchulstelle in EttmannSweiler, dem Unterlehrer Aug. Wurster in Ellhofen, Be,. Willsbach (WeinSberg), sowie die Gchulstelle in Schietingen, dem Schullehrer Mienhardt in Kuppingen über» tragen worden. ^

WolAifche Hleverficht.

Die Sozialdemokraten find mit Klage« schnell bei der Hand, wenn sie Anlaß zu haben glauben, sich über den Terrorismus der bürgerlichen Parteien beschweren zu können. Sie können nicht genug Worte der Verdammung finden. Dagegen finden sie es ganz selbstverständlich, wenn sie selbst den schmählichsten Terrorismus ausüben. DerGewerkverein" weiß über die Stadtverordnetenwahlen in Halle a. S. zu melden:In Halle werden die Wahlen der dritten Abteilung an drei aufeinander folgenden Tagen vorgenommen. Am ersten Tag der Wahl schrien die Ge­noffen in ihrem Uebermut:DieHirsche" brauchen wir nicht, wir werden mit der Bürger- und Beamtenklique allein fertig." Als aber bei der Verkündung des Wahlresultats eine empfindliche Niederlage der Sozis festgestellt wurde, da da waren die Hirsche daran schuld, und es wurde gehörig aus sie geschimpft. In einem am Morgen des dritten Wahltags verteilten Handzettel standen an der Spitze folgende kraftvollen Worte:Arbeiter! Aus die Schanzen! Gestern hat der amtliche Apparat der Wahltyrannei mit empörender Brutalität gearbeitet. In Herden sind die Unterbeamten der Bahn, der Post, der Polizei usw. an die Wahltische getrieben worden und haben die Gegner der Arbeiter gewählt." Natürlich wäre eine amtliche Wahl- beeinfluffung, wenn sie stattgefunden hat, auf das schärfste zu verurteilen. Die Genossen sind aber nur über die Be- amtenbeeinflufsungen, die sich gegen sie richten, wütend; ihre eigene Wahltyrannei den Mitarbeitern gegenüber ist nach dem sozialdemokratischen Sittenkodex gestattet. Denn auf demselben Zettel, wenige Reihen tiefer, stehen folgende Worte: Arbeiter! Treibt die Lässigen zur Wahl. Wer nicht wählt, oder den Gegner wählt, ist ein Verräter an seinen Kameraden und ebenso verächtlich wie ein Streikbrecher." Heuchelei dein Name ist Sozialdemokratie!

Das Ungarische Abgeordnetenhaus, in dem schon seit Wochen von den Kroaten mit den verwegensten Mitteln obstruiert wird, war am Donnerstag der Schauplatz erregter Szenen. Um der Obstruktion zu begegnen, hat man zu einer scharfen Handhabung der Hausordnung namentlich durch Wortentziehung gegriffen. Als auch am Donnerstag wieder einem Kroaten das Wort entzogen wurde, begannen die kroatischen Abgeordneten einen furchtbaren Lärm und bedrohten den Präsidenten mit Fäusten. Sie setzten ihr lärmendes Auftreten trotz der wiederholten Ermahnung des Präsidenten fort, so daß mehrere kroatische Abgeordnete vor den Ausschuß verwiesen wurden. Dieser beantragte, daß vier von den kroatischen Abgeordneten, die den Präsidenten mit Fäusten bedroht haten, feierlich Abbitte leisten sollen. Die Beschuldigten erklärten, sie hätten nur heftig gestikuliert.

In die jüngste französische Spionageaffäre suchen französische Blätter den bisherigen deutschen Marine- Attache bei der deutschen Botschaft in Paris, Kontreadmiral Siegel, hineinzuzieheu. Sie deuten seine bevorstehende Ab­berufung zum Zweck der Verwendung im Marineministerium in diesem Sinn. Dem gegenüber stellt dieNordd. Allg. Ztg." fest, daß die Ablösung Siegels bereits im letzten Frühjahr auf eigenen Wunsch von den Marinebehörden in Aussicht genommen war. Da Kontreadmiral Siegel aber seit langem als Marinedelegierter für die Haager Konferenz bestimmt war, sollte der Wechsel erst nach ihrer Beendigung eintreten.

Rach Meldungen ans Marokko find die Anhöhen in der Umgebung von Casablanca von Kabylen besetzt worden. Die Marktzufuhr ist gänzlich abgeschnitten. In Tanger wurde in der Moschee unter Abfeuerung eines Saluts ein Brief des Sultans Abdul Asts folgenden Inhalts verlesen: Obgleich Udja und Casablanca sich noch in den Händen der Franzosen befänden, würden jetzt Vorkehrungen zur Mederherstellung geordneter Zustände getroffen. Der Sultan habe in die Gegend von Casablanca und Mogador sMahallas entsendet, um die dortigen Stämme zur Einstellung der Kämpfe zu zwingen. Die Ruhe im Land werde bald wieder hergestellt sein.

Ei« Vorschlag znr Decknng des Defizits.

AuS Finanzkreisen schreibt man demBeobachter": Das zu erwartende Reichsdefizit, das seit einiger Zeit wie ein rotes Gespenst in der Presse spukt, macht in allen Kreisen bis hinauf zum Schatzsekretär viel Kopfzerbrechen, und manche glauben, daß es die Gesundheit des letzteren bereits so angegriffen habe, daß er dieserhalb seine Ent­lastung nehmen wolle, was im gegenwärtigen Stadium nicht zu begrüßen wäre. ^ ^

Wenn es wahr ist, daß außerordentliche Umstande manchmal auch außerordentliche Mittel erheischen, so möchte ich als Palliativmittel folgendes Vorschlägen:

Man ermächtige den Schatzsekretär, die im Juliusturm aufbewahrten 120 Millionen Gold der Reichsbank zu über­geben, mit der Befugnis, dagegen 150 Millionen (nicht 360 Millionen, wie das Gesetz der Drittelsdeckung es ge­statten würde) Banknoten auszugeben; von welchen dieselbe 100 Millionen dem Reiche zur Deckung des Defizites gegen einen unverzinslichen Gutschein zur Verfügung zu stellen hätte, während die restlichen 50 Millionen für ihren Ver­kehr dienen sollten.

Die Reichsbank müßte sich dagegen verbindlich machen, das Gold bei Bedarf nach vorausgegangener 8tägiger Kündigung wieder jederzeit zurückzuvergüten.

Damit würde erreicht, daß das Defizit aus der Welt geschafft wäre, ohne daß man im jetzigen Augenblick neue Steuern nötig hätte. Und andererseits würde der momen­tane Goldmangel der Reichsbank, und im weiteren Sinne unseres ganzen Handels und Verkehrs behoben, so daß zwei Mücken mit einem Schlage getroffen würden.

And England. Das Präsidium der englischen Friedensgesellschaften erläßt nachstehende Kund­gebung:

Der Ausschuß der britischen Friedensgesellschafteu, der die Hauptorganisatiou hierzulande darstellt und dessen Ziel es ist, die Befestigung des internationalen Friedens sicher zu stellen, gestattet sich anläßlich des Besuchs des deutschen Kaisers wiederholt die feste Ueberzeugung auszudrückeu, daß kein Grund vorliegt, weder in ökonomischen noch politischen Verhältnissen, zu anderen als freundschaftlichen Gefühlen zwischen dem britischen und dem deutschen Volke. Voraus­gesetzt, daß die friedlichen Erklärungen, die in vielen inter­nationalen Verträgen niedergelegt find und welche jetzt vor der Welt wiederholt und treu gehalten werden, gibt es keine Gefahr, sondern großen Nutzen im industriellen und kommerziellen Wettbewerb der zwei Völker und besteht auch kein^ notwendiger Gegensatz in den politischen Interessen der zwei Völker. Es ist wahr, daß Ms beiden Seiten der Nordsee, nutzlose Mißverständnisse und das Vorwiegen selbst­süchtiger Interessen eine beständige Zunahme der Lasten verursacht haben, unter welchen beide Nationen leiden, das Interesse beider Nationen weist auf die Abhilfe ein Nachlassen der bewaffneten Nebenbuhlerschaft, welche in Wahrheit als eine zunehmende Bedrohung des Weltfriedens bezeichnet werden kann, und das vereinigte Zusammenwirken der durch die Haager Konferenz ausgearbeiteten Mittel zur friedlichen Regelung jeden künftigen Konfliktes hin. Wir hoffen, daß der Tag nicht mehr fern ist, wo die britische und deutsche Regierung dem steigenden Verlangen der öffent­lichen Meinung entsprechen werden und durch Verhandlungen der Frage eines obligatorischen Schiedsgerichts einem ge­meinsamen Stillstand ihrer Marinerüstungen näher zu treten. Die Besuche der deutschen Schriftsteller hier und diejenigen der Briten in Deutschland haben bewiesen, daß viel gegen­seitige Zuneigung und Achtung vorhanden ist, wie auch ein starker Wunsch in den Mafien des Volkes auf beiden Seiten, daß die Lärmnachrichten und Eifersüchteleien der letzten Jahre voller und geregelter Freundschaft Raum geben sollten.

Keine vernünftige Person in England hat daran gedacht unsere Flotte zu einem Angriff auf Deutschland zu benützen, und kein vernünftiger Deutscher hat es darauf abgesehen England anzugreifen. Die Angst auf beiden Seiten, ge­nährt durch einige Zufälligkeiten, hat keinen soliden Grund und doch ist diese grundlose Furcht die Ursache, daß beide Länder jährlich die Ausgaben ungeheuren Mehraufwandes für ihre Marine haben, wobei jede solche Vermehrung Ur­sache zu neuer Furcht und Besorgnis gibt. So wächst das Uebel durch seine eigene Nahrung.

Wir protestieren nachdrücklich nicht nur gegen die Idee des Waffenkonflikts, sondern auch gegen die Fortsetzung des Wettbewerbs der Flotten, während es daS gegenseitige Machtverhältnis unverändert läßt und eine enorme Ver- schweudung von Arbeit und Wohlstand beider herbeiführt. Jeder britische Arbeiter gibt den Ertrag von einer mehr­wöchentlichen Arbeit zur Aufrechterhaltung dieser unwürdigen