schofsener Torpedo von 8 92 den Herzraum von 8 15. Letzteres sprang leck und wurde nach Mürtvick geschleppt. Niemand wurde verletzt. Der Unfall fand vor Glücksburg statt. Dem „Berl. Tgbl. zufolge wurden auf der Strecke Seseritz-Zielenzig drei auf den Schienen spielende Kinder von einem Personeuzug überfahrenund sofort getötet.
Berlin, 9. Nov. Neue Tabaksteuer. Es ist fraglos, daß das Reichsamt sich mit einer Mehrbelastung des Tabaks beschäftigt. Es unterliegt keinem Zweifel, daß diese Mehrbelastung in Gestalt einer Banderolensteuer erfolgen wird.
Berlin, 8. Nov. Von dem preußischen Eisenbahnminister Breitens ach ist den ihm unterstellten Beamten ein Gerichtserkenntnis mitgeteilt worden, durch das der Direktor und der Prokurist einer Firma wegen Be- amrenbeleidigung verurteilt worden sind, weil sie bei der Prüfung von Lieferungen mitwirkenden Beamten Geschenke angeboten hatten. Der Minister spricht dabei die Erwartung aus, daß jeder Beamte derartige ehrenrührige Zumutungen alsbald zur Kenntnis der Vorgesetzten Behörden bringen werde.
Heidelberg, 8. Nov. Der bei der Rheindamps- schiffahrts-Gesellschaft Köln beschäftigt gewesene Zahlmeisteraspirant Karl Kühnle von Gaildorf (Wttb.) wird seit dem 26. Oktober vermißt. Zn einem an seine Eltern hinter- laffenen Brief hat Kühnle diesen mitgeteilt, daß er in Heidelberg seinem Leben ein Ende machen und in der Nähe des Schlosses zu finden sein werde. Die bisherigen Nachforschungen waren erfolglos.
r. Aus Bayer«, 9. Nov. In Memmingen versuchten einige Personen die spanischen Schatzschwindler zu fassen, indem sie auf eingelaufene Briefe derselben das verlangte Telegramm absandten, gleichzeitig aber, das deutsche Konsulat in Madrid benachrichtigten. Von diesem ging dann die Antwort ein, daß es bet den herrschenden Poltzeiverhält- nissen in Madrid nicht in der Lage sei, etwas zur Ergreifung der Schwindler zu tun.
Nürnberg, 8. Nov. (Ein feiger Mordversuch.) Aus Thüringen, 6. Nov., schreibt man dem Fränk. Kurier: Ein Liebesverhältnis, das nicht ohne Folgen blieb, unterhielt im Dorf Dannheim der 24jähr. Dienstknecht Rudolf Lösche mit dem 19jähr. Dienstmädchen Lina Baumann aus Viernau. Der Liebhaber lockte, um sich des Mädchens, das zur Hochzeit drängte, zu entledigen, die Baumann in ein unbewohntes Gehöft seines Arbeitgebers und erklärte ihr dort, daß sie mit ihm gemeinsam in den Tod gehen müsse. Er wußte das Mädchen nach dem auf dem Hof befindlichen 7 Meter tiefen Brunnen zu drängen und es dort plötzlich hineinzustoßen. Der Bursche hatte vorher eine Bohle vom Belag entfernt und seinen Schurkenstreich wohl vorbereitet. Nach unendlicher Mühe gelang es dem Mädchen, nach mehreren Stunden sich zu retten; es dürfte jedoch dauernden Schaden an seiner Gesundheit davontragen. Der Bursche der alles leugnete, wurde in das Arnstädter Gerichtsgefäng- nis eingeliefert.
Fraukfurt a. M., 10. Nov. Die linksliberale Einigungsversammlung wurde heute unter außerordentlich zahlreicher Beteiligung im „Hippodrom" abgehalten. Es sprachen Reichstagsabg. Konrad Haußmann über die Frage: Wie fördert der demokratische Freisinn die gesunde Entwicklung des Vaterlandes?; Abg. Müller-Meiningen über die Liberalisierung des Reichsgedankens; Abg. Dr. Naumann über Liberalismus. Sämtliche Redner ernteten großen Beifall.
Kassel, 9. Nov. Auf dem Heimwege von Brilon im Sauerlande erfror der Schuhmachermeister Engelmann aus Ursel, der sich in betrunkenem Zustande niedergesetzt hatte.
Hamburg, 7. Nov. Das hamburgische Seeamt verhandelte heute über das Verschwinden des 21jährigen Stewards Schäffer vom Dampfer „Kronprinzessin Cecilie" der Hamburg-Amerika-Linie. Der Steward hatte eine an Bord befindliche Tochter des französischen Feld« marschalls Bazaine in ihrer Kabine überfallen. Die Dame hat erzählt, daß der Ueberfall erfolgte, als sie schlief. Sie habe den Mann abgewehrt und sei an Deck gelaufen. Fräulein Bazaine hatte verschiedene Wunden am Kopfe,
die ihr der Steward mit einem schweren Instrumente beigebracht hatte. Das Seeamt kam zu dem Resultat, daß Schäffer nach dem Mordversuch über Bord gesprungen und ertrunken sei.
Breme«, 7. Nov. Eine starke Zunahme der Auswanderung über Bremen war im Oktober zu verzeichnen. Es wanderten 24 274 Personen aus gegen 15 284 im Vorjahr, darunter Deutsche 2304 (1753). In den letzten zehn Monaten find 204 695 Personen ausgewandert gegen 172686 im Vorjahr, darunter Deutsche 15083 (14567).
Schulschiff „Blücher".
Kiel, 8. Nov. Dir amtliche Verlustliste vom „Blücher" weist einschließlich 1 Vermißten 10 Tote, 3 Schwerverletzte, 21 minder Schwerverletzte und 3 Leichtverletzte auf. (Mpst.)
Kiel, 9. Novbr. Das frühere Schulschiff „Blücher" wird, nachdem die Lehrapparate an die „Niobe" abgegeben find, Mitte kommender Woche zur Reparatur nach der Kaiserwerft Kiel gebracht werden. Bet der Dockung wird sich Herausstellen, ob es wieder als Wohnschiff verwendbar sein wird. (Mpst.)
Flensburg, 9. Nov. Heute nachmittag 2 Uhr 30 Minuten erfolgte die feierliche Beisetzung der Opfer der „Blücher"-Katastrophe. Nachdem im Garten des Garnisonslazaretts die Trauerfeier stattgefuuden hatte, bewegte sich um 3 Uhr der Trauerkondukt nach dem Kirchhofe. Auf dem Wege dorthin bildete die hiesige Garnison Spalier. Zwölf von den Toten wurden auf vier Wagen nach dem Friedhof übergeführt, während die Leichen des Obermatrosen Nikan aus Berlin und des Oberbotteliergast Schräder aus Osterode im Harz in ihre Heimatsorte gebracht werden. Außer den zahlreichen Abordnungen der verschiedenen Marineteile von Kiel, Flensburg und Sonderburg nahmen die Vertreter der städtischen Kollegien und des Seeamts, sowie sämtliche Krieger der Marinevereine an der Beisetzungsfeier teil. _
Zur Euglaudreise des Kaiserpaares.
Berlin, 9. Nov. Der Kaiser und die Kaiserin haben gestern abend 11'/» Uhr die Reise nach England angetreten.
Blissingen, 8. Nov. Die Jacht „Hohenzollern", sowie die Kriegsschiffe „Scharnhorst", „Königsberg" und „Sleipner" gingen heule vormittag 11 Uhr 45 Minuten auf der hiesigen Reede vor Anker.
Rotterdam, 9. Nov. DaS Kaiserpaar traf heute nachmittag 4 Uhr mit Sonderzug in Blissingen ein. Es war heiteres Wetter ohne Nebel, so daß der Zug keine Verzögerung erlitt. Der Bahnhof war einfach und geschmackvoll geschmückt. Der Bahnsteig war mit Teppichen belegt und wies Verzierungen von Tannengrün und Blumen auf. Heute nachmittag war die Hohenzollern schon mit dem Reichstelegraphenamt verbunden, um dem Kaiser Gelegenheit zum Telegraphieren zu bieten. Am Hafen unweit der „Hohenzollern" lag das Depcschenboot „Sleipner", auf der Reede die Kreuzer „Scharnhorst" Md Königsbergs, welche schon um 2 Uhr Salut zu Ehren der Geburt des zweiten Enkels des Kaiserpaares abgefeucrt hatte. Die „Hohenzollern" wurde sogleich über die Toppen beflaggt. Auf dem Bahnsteig waren zum Empfang des Kaiserpaares erschienen: Der Bürgermeister, der Kommandant der Garnison, der Kommandant des Stationsschiffcs Bever, der stellvertretende deutsche Konsul und der Admiral der Kaiserjacht, Jngenohl. Der Kaiser trug Marineuniform und sah munter aus. Der Bürgermeister begleitete ihn an Bord der Jacht. Der deutsche Admiral führte die Kaiserin. An Bord wurde sofort die kaiserliche Standarte gehißt. Die Kriegsschiffe feuerten den Kaisersalut. Der deutsche Konsul erhielt nach einer Stunde im Hotel Zeeland die Einladung des Kaisers zur Audienz. Es verlautet, daß das Kaiserpaar in Vlis- fingen Depeschen von der Königin Wilhelmine, Prinz Heinrich und dem englischen Königspaar erhalten habe, welche zur Geburt des Enkels gratulierten und glückliche Reise wünschten, worauf der Kaiser mit einer Depesche zur Beglückwünschung zum Geburtstage des Königs Eduard antwortete. Morgen früh '/-7 Uhr, fährt, falls kein Nebel herrscht, die „Hohenzollern" nach England ab. (Mpst.)
Asslaud.
Paris, 8. Nov. Der Ingenieur Eduard Velin hat einer Gesellschaft von Gelehrten und Zeitungseigentümeru einen von ihm erfundenen Apparat für Fernphotographie vorgeführt, mit welchem er ausgezeichnete Resultate erzielt. Die mit diesem „Telestereograph" genannten Apparat hergestellten Bilder sollen viel deutlicher sein als die von Professor Korn erzielten. Velin verwendet für seinen Apparat keine Selenplättchen und macht fick den Umstand zu Nutzen, daß gewisse Gelatinekliches ein Relief aufweisen.
Superior (Wisconsin), 9. Nov. Durch eine Feuersbrunst wurde der Elevator der Great Northern-Eisenbahn zerstört, in welchem 700000 Bushels Getreide lagerten. Ferner verbrannten drei Mühlen und vierzig Pferde.
Landwirtschaft, Handel «mtz Verkehr.
Wildberg, 8. Okt. Am heutigen Jahrmarkt wurden zugeführt: I Paar Stiere, 47 Kühe, 19 Kalbinnen, 36 St. Kleinvieh, 130 St. Läufer und 455 St. Milchschweine. Verkauft wurden: 13 Kühe von 268—375 X, 5 Kalbinnen von 280—383 14 St. Kleinvieh von 115—170 110 Läufer von 40-105 per Paar, 350
St. Mtlchschweine von 14—25 ^ per Paar. Handel gedrückt.
r. Stuttgart, 9. Nov. (Vom Wochenmarkt.) Auf den Wochenmärkten beginnt eS nun stiller zu werden. Die Haushaltungen sind zum größten Teil mit den Winlervorrätrn versorgt. Es wird auf den Märkten nur mehr der Tagesbedarf an Butter, Eiern, Ge- müfsn, Geflügel usw. gedeckt. Die Preise jfind ziemlich feststehend. Auf dem heutigen Grohmarkt waren hauptsächlich Quitten, Acpfel und Birnen zugeführt; für letztere verlangte man 10—25 H. Einheimisch» Trauben find nur noch vereinzelt zu sehen; fir kosteten 40 ^ per Pfd., während man anSIändische Trauben zu 25—30 verkaufte. Bpäth'mbeeren kosteten 30 ^ das Pfd. Auf dem Ge- müsemarkt verkauite man zu den seitherigen Preisen, ebenso auf dem Wildbret- und Geflügelmarkt. Von Flußfischen kosteten Schuppfische 45—50 Barben 60 Hecht 90 von Seefischen Schellfisch 35 und 40 Schollen 50 H, Seelachs 30 und 35 Merlans 25 per Pfund.
Wochenbericht der ZeutralvermittluugSstelle für Obst- verwertrmg i« Stuttgart.
AuSgegeben am 9. Nov 1907.
Dies» Woche sind rinzegangrn:
Angebote in Aepfeln aus Stuttgart, Rottweil, Friedrichs- hafen, in Birnen auS Oppenweiler, in Quitten auS Breitenholz, Hessigheim.
Di» Vermittlung geschieht kostenlos. Vorschriften und Formulars sofort und franko erhältlich.
r. Flei«, 9. Nov. Der heurige Herbsterttag stellt sich auf 1540 dl Rot- und 1080 dl Weißwein zusammen 2620 KI. Hiefür wurden insgesamt 143 956 ^ gelöst; eingekeltert wurde Wein für 28 407 fodaß das ganze Erzeugnis Heuer 173 363 ergab, gegen 231916 im Vorjahr.
Das Novemberheft vo« Velhageu sd Klasiugs Monatsheften bringt eine mit zahlreichen Gemäldereproduktionen geschmückte Darstellung der Münchener Künftlergruppe „Die Scholle". Fritz Freiherr von Oftini ist der Verfasser des fesselnden Textes. Au reichillulttirrten Aufsätzen finden wir in dem Heft Prof. vr. Ed. Hiycks flotts Plauderei über die Herrenmode im XIX. Jahrhundert — „Frack und Zylinder, zwei zahm gewordene Revolutionäre" — und eine feuchtfröhliche Herbstfahrr von Carl Freiherrn von Bin« centi „Im Weinparadtese Ungarns". Neben den großen Romane« „Die verbotene Frucht" von Paul Oskar Höcker und „Santa Erve»" von Max Geißler erscheinen in dem künstlerisch vornehm ausge- statteten Heft noch mehrere kürzere Erzählungen — u. a. eine neue Novelle »on Rudolph Stratz „Komm mit!" — und Aufsätze Geh. OderregierungSrat Max Werner nimmt das Wort zu dem in letzter Zeit vielbesprochenen Thema „Staatsanwalt und Verteidiger", Prof. Dr. Rich. M. Meyer gibt eine kritische Studie über „das literarisch, Jung-Wien", Freiherr von der Goltz steuert persönliche Erinnerungen an einen Ritt durch das Ländchen Zagor an der Grenze von Epirus und Albanien bei. Außer Gedichten von Ludwig Fulda, Will Vesper, Marx Möller, Julius Berstl und Gustav Falk, bringt das Heft noch einen fesselnden Essay von Carl Busse über literarische Neuerscheinungen, eine aktuelle illustrierte Rundschau sowie Kunst- beilagrn und Einschaltbilder von dem bekannten Pariser Frauen- porträtiflen Paul C. Hellen, von Heinrich Zügel. Franz von Stuck, Franz Skaibina, Carl Piepho, Rudolf Hellwag, Richard Engelmann, Hermann Groeber, Herm. Linde und Td. von Gebhardt.
Zu beziehe« durch die « M. Ue»I»«»'sch« vuchhandkune.
I»«L v«rr»Kvir«k 1«>ii rrnel »»8A»«1»lA, IttO Ar. I'« 4»—1Ä» 1'tA. !>»«! Viel». Lonäitorei
Druck und Verlag der G. W.Zaifer'fchr» vuchdruüerei (Emil Zaiser) Nagold. — Für dt« Redaktion verantwortlich: K Däne
Die Mitteilung von der Schlacht bei Weißenburg am 4. August rief Trauer hervor, aber meist in Gestalt großer Verwunderung. Man fing also nicht gleich mit dem Siegen an. Nun, der Sieg würde schnell folgen. Und wirklich, am nächsten Morgen durchlief wie ein Lauffeuer eine Siegesnachricht die Stadt. Alles flaggte; alle Pferde hatten Fähnchen an der Stirn; die Leute hatten sich kleine Fähnchen an die Hüte gesteckt. Im Laufe des Tages erfuhr mm, daß alles Unwahrheit gewesen, und die Niedergeschlagenheit war groß. Als das schreckliche Telegramm des Kaisers kam und angeschlagen wurde: „Setzt eiligst Paris in Verteidigungszustand!", brachte das Erstaunen eine Art Lähmung Hervor. Die Erbitterung, die sich Luft schaffen mußte, wandte sich zunächst gegen die Minister, und, lächerlich genug, sollte der Erlaß an die Presse, über die Bewegungen der Truppen zu schweigen, an den Niederlagen die Schuld tragen. Dann drehte sich die Erbitterung gegen den Kaiser. Mitte August bezeichnte Edmond About in der Presse ohne weiteres den Kaiser als den letzten Bonaparte. Ernst Renan, von Spitzbergen zurückgekehrt, sagte: „Jeder denkende Mensch mußte es sich sagen, daß die Erklärung dieses Krieges Wahnsinn war." Taine war niedergeschlagen wie Renan. Von Deutschland, wohin er gereist war, um eine Abhandlung über Schiller vorzubereiten, war er zurückgekehrt. Philaröte Charles, in dessen Haus ich eingeführt worden war, sah in den Niederlagen eine Bestätigung seiner tagaus, tagetn verkündeten Lehren, daß die lateinischen Völker in immer
reißenderem Niedergänge begriffen seien. Wie infolge des Dranges, ganze Schlachten in den Zusammenstößen der Feldherren zu personifizieren, Volkssagen sich bilden — genau wie zur homerischen Zeit oder bei Shakespeare — das verriet sich in folgender Anekdote, die erzählt wurde: „Der Kronprinz von Preußen kämpfte bei Wörth sehr tapfer in der ersten Reihe. Daß er die Turkos in Verwirrung brachte, beruhte darauf, daß ein Sonnenstrahl auf den silbernen Adler fiel, den er auf seinem Helm trug. Die Araber sahen darin ein Zeichen des Himmels. Mac Mahou, der im Glied stand und schoß, war dem Kronprinzen so nahe, daß dieser auf Französisch zu ihm herüberrief: „VoilL au llommv!- Aber der Frmzose überbot ihn an ritterlicher Artigkeit, denn er faßte anseine Mütze und mtwortete: -Voilst im liöros!""
Die Tage der Teemaschine sind wieder gekommen, d. h. die langen und kühlen Ader,de, an denen man recht gern die Teemaschine summen hört und ein paar Taffen chinesischen Tee zu sich nimmt. Er regt an und vertreibt die Müdigkeit. Ein Buddhistenpriester tat nach einer alt- chinesischen Sage zum Besten seiner Seele das Gelübde, sich den Schlaf abzugewöhnen. Endlich sanken ihm aber doch vor Ermattung die Augenlider zu, und deshalb schnitt er sich diese ab Md warf sie von sich. Ihnen entsproßte der Teestrauch, dessen Blätter eine anregende, wachhaltende Eigenschaft entwickelten. Jedenfalls bauten ihn die Chinesen
schon zu Anfang des sechsten Jahrhunderts an, und bereits im Jahre 778 berichtete ein arabischer Reisender, daß der Kaiser von China vom Kochsalz und von einem Gewächs, dessen Blätter in Wasser gebrüht, ein Getränk geben, also vom Tee, Steuern erhob. In Europa wird der Tee von dem italienischen Geschichtsschreiber Giovanni Battista Ra- musto zum ersten Male erwähnt. 1636 kam der erste Tee nach Paris. Nach Rußland brachten ibn 1638 tatarische Gesandte an den Zaren. Später, als Rußland seine Eroberungspolitik in Asien erfolgreich durchführt«, wurde er ein gesuchter Handelsartikel, der auf der Karawanenstraße, entlang dem Aralsee und dem Kaspischen Meere über Moskau nach den Häfen des Schwarzen Meeres und nach Petersburg gebracht wurde Md noch heute auf demselben Wege nur weit schneller mit Hilfe der Eisenbahnen als „Kara- wancntee" ansgeführt wird. Neben dem Branntwein wurde der Tee in so hohem Grade das Volksgeträuk der Russen, daß sie das Trinkgeld mit „na Tschai" d. h. „zu Tee" bezeichnten. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gewann er die Gunst derAerzte. Sie preisenden > Tee als Mittel, das Alter Methusalems zu erreichen. Wie ! erfolgreich aber auch die Engländer und die Holländer den Teestrauch in ihren Kolonien angebaut haben, so ist doch noch heute der chinesische Tee der beste geblieben, wenngleich die feinsten Sorten vom Beherrscher des himm- ! lischen Reichs für sich in Anspruch genommen werden.