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ermöglicht wäre auch nur vorübergehend Geschäfte zu machen. Man hört hier von einem Heilkünstler, der alle möglichen Krankheiten, auch schon vor 20 Jahren geheilte Fußleiden, aus den Augen absehe. — Eine „sie" von Horb aber kenne Mittel nicht nur für alle menschlichen Nebel, sondern erlöse auch Menschen und Vieh von den schrecklichen Qualen durch Hexen, die dann zur Strafe auf dem Dachfirst reiten oder zur Mitternachtsstunde in einem Kochhafen am Ufer des Baches erschossen werden müssen. — Ein Anhängsel auf der Brust getragen, auf dem alle anwesenden und noch kommenden Teufel schrecklich verflucht werden, feit jedmänniglich. Die — Leute glauben's und zahlen'« gerne.
Stuttgart. (Ausrottung des Schwarzwilds.) Auf der Jagd des Herrn Geheimen Kommerzienrats Siegle im Gerlinger Wald wurde am 25. d. Mts. ein Wildschwein (Keuler) im Gewicht von ca. 120 Psd. durch Herrn Hermann Ostertag von hier geschossen, nachdem dasselbe vorher infolge des Schneesalls bestätigt werden konnte. Nach der Versicherung eines mit den lokalen und jagdlichen Verhältnissen genau vertrauten Jägers ist die« das letzte der in hiesiger Umgegend vorhanden gewesenen Wildschweine und dürfte hiedurch die vom Jagdgesetz verlangte Ausrottung des außerhalb der Tiergärten befindlichen Schwarzwilds für unsere Gegend vollzogen sein.
— Ueber ein von der Kgl. Dampfschiffahrts-Verwaltung bei Escher, Wyß u. Cie. in Zürich in Bestellung gegebenes neues Salonboot „Württemberg" schreibt die „N. Z. Ztg.": Für das neue Schiff ist die Nutzbarmachung aller neuesten Errungenschaften im Schiffsbau in Aussicht genommen und dasselbe wird, wenn auch nicht hinsichtlich der Größe, so doch was Leistungsfähigkeit, Ausstattung der inneren Räume und äußeres Ansehen betrifft, sich besonders auszeichnen. Die neue Anordnung des Salons erster Klaffe wird denselben besonders wohnlich und hell gestalten. Die Ge> schwindigkeit des Schiffes soll bis auf 28 Kilom. in der Stunde gesteigert werden können und der Kohlenverbrauch ein äußerst kleiner sein. Um diese Leistungen zu erreichen, ist die Anwendung einer dreifachen Expansionsmaschine geplant, mit welchem System die Erbauer de« Schiffes an der von ihnen gebauten Maschine des Salonbootes „Jtalia" auf dem Langensee die besten Erfolge erzielt haben. Daß auf dem Salonboot „Württemberg" die elektrische Beleuchtung nicht fehlen darf, ist selbstverständlich.
Köln, 24. Febr. Vom Glücke begünstigt wurde ein hiesiger Brief- träger, dem Fortuna den zweiten Hauptgewinn der Dombaulotterie von 30,000 vkL in die Hände spielte.
Amsterdam, 27. Febr. Sämtliche Minister reisten abends nach Schloß Loo ab, da der Thronwechsel unmittelbar bevorsteht. Im ganzen Lande herrscht große Aufregung.
Calw.
^anäwir1^ck»astkick»er Oezir^8verein.
Aufforderung zum künstlichen Jutterbcru.
Der landw. Bezirkeverein hat sich seit dem Jahr 1863 die Aufgabe gestellt, durch Förderung des künstlichen Futterbaus nach Möglichkeit zur Hebung des landw. Betriebs auf dem Schwarzwalde beizutiagen, weil er hierin das beste, ja geradezu unentbehrliche Hilfsmittel zu diesem Zwecke erkannt hat und es wird ihm von keiner Seite das Zeugmß versagt werden können, daß er das Grundübel, an dem so viele Wirtschaften krank sind, Futternoth und Streunoth, in der allein richtigen Weise zu heben unermüdet bestrebt gewesen ist. Dieser sich selbst gestellten Aufgabe will aber der Verein auch in Zukunft nicht untreu werden, da die Nützlichkeit seines Verfahrens, seinen Mitgliedern ausgezeichneten Samen zu möglichst billigem Preise zu liefern, alljährlich in einer Weise Anerkennung findet, daß darin die dringende Aufforderung, in der bisherigen >
Weise auch ferner fortzufahren, ganz unzweideutig erkannt werden muß. Ja, der Verein trägt sich sogar mit der Hoffnung, daß Mancher, der den vom Verein empfohlenen künstlichen Futterbau immer noch mit etwa» Unglauben und Mißtrauen betrachtete, durch die vielen alljährlich vor Augen liegenden gelungenen Kulturen endlich überzeugt und zur bessern Einsicht bekehrt werden könnte.
Unter Wiederholung der festen Regel, deren Mißachtung sich selbst straft, daß nemlich der künstliche Futterbau nur in kräftigem und reinem Felde möglich ist, ladet nun der Verein seine Mitglieder ein, ihren Bedarf an Samen spätestens bis
Samstag, den S. März d. I.
bei dem Unterzeichneten Veremssekretär Ho rischer unter Angabe der Größe des Grundstücks oder in Pfunden, deren Zahl mit 5 theilbar sein muß, anzumelden.
Nichtmitqlieder, insbesondere die Mitglieder des landw. Con- sumverein«, in dessen Aufgabe die Beschaffung eines kleinen Quantums von Sämereien und die pfundweise Verteilung derselben nicht liegt, können aus- nahmsweise ihren Bedarf an Grassamen und dem zur Mischung gehörenden weißen und gelben Klee ebenfalls durch den landw. Bezirksverein beziehen, selbstverständlich jedoch nur zum Selbstkostenpreise, während die Mitglieder des landw. Bezirksvereins durch Uebernahme aller Unkosten auf die Vereinskasse Preis-Ermäßigung genießen.
Die Herren Ortevorsteher auf der Waldseite des Bezirks werden freund- lichst ersucht, Vorstehendes gehörig bekannt zu machen und die gesammelten Bestellungen mit der Namenliste der Besteller auf obigen Termin an den Vereinssecretär einzusenden.
Calw, den 7. Febr. 1889. Der Vereinsvorstand.
Supper.
E. Horlacher, Secretär.
Gbstbäume betre^enä.
Das letzte reiche Obstjahr hat es recht deutlich erkennen lassen, von welchem Werths der Besitz von Obstbäumen ist, und Mancher, der der Obstbaumzucht bis jetzt gleichgültig gegenüberstand, ist zu dem Entschluß gekommen, Obstbäume zu pflanzen, oder seine älteren, ungenügenden Pflanzungen zu vermehren. Um Allen, welche zu diesem Entschlüsse gekommen sind, die Ausführung desselben zu erleichtern, bin ick auch in diesem Frühjahr bereit, Obstbäume in schönster unv starker Qualität und zu billigstem Preise aus einer der renommirtesten Baumschulen mittelst persönlicher Auswahl zu besorgen und wollen Anmeldungen längstens bis Samstag, den S. März,
bei mir gemacht werden. Zur Anpflanzung empfehle ich neben den Kernobstbäumen (hochstämmig und Pyramiden) insbesondere auch veredelte Zwetschgen und Kirschen, die in kurzer Zeit schöne Erträge liefern, und mache ich insbesondere auch Gemeinden auf diese Gelegenheit zu billigem Bezüge von Bäumen aufmerksam.
Calw, 7. Febr. 1889. Der Vereinssecretär:
E. Horlacher.
Standesamt Kak«.
Geboren:
18. Febr. Ernst Wilhelm, Sohn des Wilhelm Weyhenmeyer, Werkmeisters.
22. „ Luise Karoline, Tochter des Christian Hammer, Schlossers.
27. „ Eugenie Elisabethe Maria, Tochter des Friedrich Klein, Oekonomen.
Gottesdienste am Sonntag, den 3. März 1889.
Vom Turm: 461. Normittagspredigt: Herr Helfer Eytel. 1 Uhr Christenlehre mit den Söhnen. 5 Uhr Bibelstunde im Vereinshaus: Herr Dekan Braun.
Eotteeäienste in äer Metkioäistenkapekk« am Sonntag, den 3. März 1889, morgens r/zlO Uhr, abends 5 Uhr.
wissen das nur zu wohl," versetzte Lionel scharf. „Ich habe Sie gewarnt, nicht um Ihretwillen, sondern Lady Lynwood's halber, und Sie kennen mich gut genug, um zu wissen, daß es nicht meine Gewohnheit ist, leere Prahlereien oder Drohungen auszusprechen."
Damit kehrte er ihm kurz den Rücken und schritt davon. In der Erregung des Augenblicks fragte er sich, ob er nicht augenblicklich zu Sir Ralph gehen und ihm über seinen würdigen Neffen die Augen öffnen solle. Ruhiger denkend, entschied er sich aber, es zu unterlassen, denn er hatte ja trotz Allem keine greifbaren Beweise für die Schuld des Elenden, und der Baronet, der ein unbegrenztes Vertrauen in seinen Neffen setzte, hätte seinen Argwohn vielleicht als einen Wahnsinn bezeichnet. Jedenfalls hatte er Otto gezeigt, daß Adrienne einen Beschützer habe, und er glaubte nicht, daß ihr Leben so bald wieder gefährdet werden würde, um so weniger, da auch ihr Benehmen in seinen Augen darauf hindeutete, daß sie von einem gewissen Mißtrauen gegen den Neffen ihres Gatten erfüllt war und daher auf ihrer Hut vor ihm sein würde.
Lionel's Herz krampfte sich entsetzt zusammen bei der Vorstellung, was ihr Geschick gewesen wäre, wenn nicht glücklicherweise der Hund vor ihr die Brücke betreten hätte. Sein Blut kochte vor Empörung gegen den Elenden, der — das stand unzweifelhaft für ihn fest — sie einem grausamen Schicksal hatte überantworten wollen, und unwillkürlich ballten sich seine Hände.
„Wenn ich die Kehle dieses Mannes in diesem Augenblick zwischen meinen Fingern hätte," murmelte er vor sich hin, „ich könnte ihn erbarmungslos erwürgen und dabei nur das Gefühl haben, daß ich volle Gerechtigkeit übe. Und dennoch ist die einzige Anklage, die ich gegen ihn Vorbringen kann, nur eine moralische Ueber- zeugung. Er hat Nichts gethan, was dem Gesetz eine greifbare Handhabe bieten könnte, und viele Leute würden jene Beweise, welche mir als so überzeugend erscheinen, gar nicht beachten. Vielleicht würde auch ich ihnen keine solche Wichtigkeit beilegen, wenn ich diesm Mann in seiner grenzenlosen Gewissenlosigkeit nicht kennen würde und wüßte, daß er zu jeder Unthat im Stande ist, wenn nur seinem persön
lichen Interesse damit gedient wird. Aber er soll es nur wagen, mehr zu thun; es wäre sein eigenes Verderben!"
25. Kapitel.
Mr. Farquhar war von Kings-Dene abgereist und, die Vorbereitungen zu der bevorstehenden Hochzeit der Tochter des Hauses abgerechnet, floß das Leben in dem alten Herrenhause ruhig dahin.
Lionel brachte einen großen Teil seiner Zeit damit zu, in den bestäubten, vergilbten Asien zu studieren, die er in dem altertümlichen.Schranke gefunden hatte, aber bis jetzt waren seine Forschungen gänzlich erfolglos geblieben. Er machte nach wie vor häufig Besuch in Lynwood-Hall, und zwischen ihm und Otto herrschte eine Art bewaffneten Friedens. Sie sprachen fast nie mit einander, wechselten keine Händedrücke, vermieden es aber, nach außen einen Bruch merken zu lassen, und bemühten sich, in gewissem Sinne den Schein nach beiden Seiten aufrecht zu erhalten.
Adrienne's Benehmen gegen Otto Lynwood war gleichfalls verändert. Früher hatte sie zu ihm auf dem freundschaftlichsten Fuße gestanden; jetzt lag eine gewisse kühle Zurückhaltung in ihrem Ton, wenn sie mit ihm sprach, und sie wich ihm aus, so viel es möglich war, ohne daß es gerade Sir Ralph auffallend geworden wäre. Eines Tages suchte Otto, dessen Berechnung dahin ging, mit ihr auf freundschaftlichem Fuße zu stehen, sie in ihrem Boudoir auf.
„Ich habe mir in einer ganz besonderen Angelegenheit erlaubt, bei Ihnen einzudringen. Lady Lynwood," begann er in ernstem, fast traurigem Tone. „Auf irgend eine Art scheine ich Sie beleidigt zu haben und ich möchte wissen, ob es nicht möglich ist, einen Fehler wieder gut zu machen, dem, ich gebe Jhnm darauf mein Ehrenwort, keine Absicht zu Grunde lag."
Adrienne erwiderte Nichts, sondern nahm ruhig die Stickerei, die sie bei seinem Eintritt bei Seite gelegt hatte, wieder auf.
(Fortsetzung folgt.)