« 1 . Jahrgang.
Auflage 2600.
«»scheint täglich mit Ausnahme der Monn- und Festtag«.
Preis vierteljährlich hier 1 »«» mit Träger- loh« ILO ^e,tm Bezirks- und 10 tzm-Berkehr 1.25 im übrigen Württemberg 1L5 ^t. MonatSabounement» nach «erhältniS.
Gkskllslllllsttt
Ms- illid Anzci-k-M flr dm NdtMs-SM Wld.
Mevnspvecher Nr. LS.
Merrrfprecher Hlr. LS.
Anzeigen-Vekühr f. d. Ispalt. Zeile a«S ^ gewöhnl. Schrift oder deren Raum bei lmaU «inrückung 10 bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Mit dem Plauderftübcheu und
«chwäb. 8and«irt.
257
Magold, Irettag den 1. Movemöer
1807
SkWiW stl die Nmle üttdr. i. Wk.
können fortwährend gemacht werden.
Amtlicher.
Die Schnltheitzenämter,
welche mit der Vorlage der aus 1. d. Mts. verlangten Visitation-Protokolle über die Straße«- «ud Ge- «einde-Banmpflanznuge« noch im Rückstand sind, wollen dieselben in Bälde erstatten.
Nagold, den 1. November 1907.
__ K. O bcramt. Ritter.
Bekanntmachung,
betreffend Maßregel« für die Schule« bei ansteckende« Krankheiten.
Um in den Schulen der Verbreitung ansteckender Krankheiten vorzubeugen, wird nachstehendes wieder zur allgemeinen Kenntnis und genauen Beachtung bekanntgegeben.
1) Ansteckende Krankheiten find: Pocken, Cholera, Ruhr (Dysenterie), Unterleibstyphus, Scharlach, Dyphterie, Masern (rote Flecken), Keuchhusten, ansteckende Augcnentzündung und Krätze.
2) Schüler, welche an einer ansteckenden Krankheit
leiden, dürfen die Schule nicht besuche«.
3) Gesunde Schüler dürfen die Schule nicht besuchen:
u) wenn in einem Hausstande, welchem sie angehören, eine Person an Scharlach. Dyphterie oder Masern erkrankt ist, es können jedoch in einem solchen Fall gesunde Schüler dann zum Schulbesuch zugelassen werden, wenn sie eine ärztliche Bescheinigung vorlegen, daß sie durch ausreichende Absonderung oder aus sonstigen Gründen vor der Gefahr der Ansteckung geschützt sind, bei sehr leichten Maserepidemien auch dann, wenn nach dem Gutachten des Oberamtsarztes die Ausschließung gesunder Schüler unterlassen werden kann;
b) wenn in dem Hause, in welchem sic wohnen, oder in dem Hausstande, welchem sie angehören, ein Pocken- odcr Cholerakronkcr sich befindet; e) wenn die Schüler außerhalb des Schulorts wohnen und in ihre« Wohnort die Cholera herrscht, der Schulort aber von dieser Krankheit frei ist, oder wenn am Schulort die Cholera ausgetreten ist, der Wohnort der Schüler aber von der Krankheit freiest.
4) Schüler, welche hienach vom Schulbesuch ausgeschlossen sind, werden zu diesem erst dann wieder zugelassen und angehalten, wenn die Gefahr der Ansteckung nach ärztlicher Bescheinigung beseitigt oder die für die Dauer der Krankheit erfahrungsgemäß als Regel geltende Zeit abgelaufen ist.
Als regelmäßige Krankheitsdancr geüen bei Masern 4, bei Scharlach 6 und bei echter Dyphterie 4 Wochen
5) Bei den vom Schulbesuch ausgeschlossenen Schülern muß vor dem Wiedereintritt in die Schule eine gründliche Reinigung ihres Körpers und ihrer Kleidungsstücke stattfinden.
Nagold, den 1. November 1907.
K. Ober amt. Ritter.
Die Ortsbehörde« für die Arbeiterverfichernng
werden darauf hingewiesen, daß bis 1. November 1SVV die im Wege des Umtausches jabgegebenen Qnitttnngs- karte« der letzten Vierteljahres mittels eingeschriebenen Briefes in portopflichtiger Weise vorzulegen sind, eventuell Fehlanzeige zu erstatten ist.
Nagold, den 29. Okt. 1907. K. Oberamt. _ Mayer, Reg.-Ass.
Bek«uirtm«chimg,
betr. die landwirtschaftliche Bernfsgenoffenfchaft. Herr Gemeindepfleger Gauß in Wende« ist
auf den Rest der Wahlperiode 1907/1910 zum Vertrauensmann der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft für den Württ. Schwarzwaldkreis bestellt worden.
Es wird dies zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Nagold, den 31. Okt. 1907.
K. Oberamt.
^ __ Mayer, Reg.-As s. ^
Seine Königliche Majestät haben am L 9 . Okt allergnädigft geruht, die ForstamtmannSstelle bei dem Forstamt Liedenzell dem Forstafsefsor Lorey in «ltenfteig zu übertragen.
UoMische HleSerficht.
Der Pariser Stadtrat nahm einen Antrag an, den Soldaten, die in Marokko die Sache der Zivilisation und Menschlichkeit hochhielten und die schmählichen antimilitaristischen Theorien energisch zmückwiesen, seine Sympathie auszudrücken. — Zum Besuch des spanischen Königspaares in Paris wird gemeldet, daß Botschafter Revoil eine längere Unterredung mit dem spanischen Minister des Aeußern, Allen de Salazar, hatte.
Zur Eröffnung deS bulgarische» Parlaments hatten die Sozialisten in Sofia regierungsfeindliche Demonstrationen geplant. Trotz des Polizeiverbots versuchten sie sich zu Kundgebungen zu versammeln. Infolgedessen kam es zu einem Zusammenstoß mit der Polizei. Mehrere Sozialisten wurden verwundet. — Fürst Ferdinand ist am Dienstag aus dem Ausland nach Sofia zurückgekehrt.
General Drude meldet ans Easablauca, daß die 3000 Mann starke Hafidische Mahalla, der sich etwa 500 Aufständische angeschlossen haben/noch immer bei Sidi Assa lagere. Auf den nach Casablanca führenden Straßen werden von den Aufständischen täglich Räubereien verübt. Die von Ben Bagdadi befehligte Mahalla Abdul Asis ist noch immer in Fedara. General Drude forderte Ben Bagdadi auf, ihm mitzuteilen, welche Absichten er habe. — Die Ulemas erblicken in der Annahme des Kreuzes der Ehrenlegion durch den Sultan einen Verrat des Islam. „Daily Telegraph" meldet, die Mauren bei Casablanca seien mehr als zuvor kampfbereit. - Die „Köln. Ztg." läßt sich melden: In Mogador herrscht Entrüstung über den dortigen französischen Konsul, der an die Konsuln gerichtete Briefe Mulay Hastds abnahm, angeblich um sie zu verteilen, sie aber statt dessen an die französische Legation sandte. Es fand eine sehr bewegte Sitzung des Konsularkorps von Mogador statt. Das scharf gehaltene Protokoll über diese Sitzung wurde an das diplomatische Korps gesandt.
Tages-Meuigkeiten.
Aus Stadt Md Land.
Nagold, 1. November.
Vom Nathans.
* Gemeinsame Sitzung der bürgerlichen Kollegien am 30. Okt. Beschlossen wird nach voraus- gegangenen Erhebungen an Stelle von der alten Bockleiter eine neue Magirusletter (10 m hoch) zum Preis von 924 Mark und an Stelle der defekten Anstellleiter eine mechanische Schiebleiter zum Preis von 170 für die Feuerwehr anzuschaffen. — ^
Das Kgl. Oberamt hat von der gleichbaldigen Erledigung des Gemeindevisitations-Rezesses betreffend die Herstellung von Gehwegen an der Freudenstädter- und Herrenbergerstraße Abstand genommen, dagegen verlangt, daß bei dem unschönen, schlechten sowie stcherheitsgcfährlrchen Zustand der Herrenbergerstraße von der Vorstadt bis zum Haus des Gärtners Raas dieser Teil der genannten Straße in geordneten Zustand versetzt und mit Gehwegen versehen wird ^ ^ .
Die Kollegien beharren auf ihrem früheren Beschluß und bestreiten fernerhin den schlechten und stcherheitsgefähr- lichen Zustand dieser Straße, wie sie auch der Ansicht find, daß das Aufstchtsrecht sich nicht auf die Abbestellung von Unschönheiten erstrecken könne. Dafür, daß die Straße aufgeräumt bleibt und reinlich gehalten wird, ist Vorsorge getroffen und die Anbringung von Gehwegen kann erst in Betracht kommen, wann die Kanalisierung und Herstellung der Straße ausgeführt find. Hiezu find aber, wie schon wiederholt ausgeführt wurde, wegen anderer dringenderer Aufwendungen z. B. Brückenbauten zur Zeit keine Mittel vorhanden; doch ist in Aussicht zu nehmen, daß in einigen Jahren die Reihe auch an diese Straße kommt. Sollte das K, Oberamt auf der Auflage beharren, so haben die Gemeindekollegien die Erhebung der Beschwerde bei K. Kretsregierung beschlossen. Bei diesem Anlaß wird, da schon von bemfener Seite der Vorwurf erhoben worden ist, es geschehe in hiesiger Stadt zu wenig, vom Vorsitzenden an der Hand einer Statistik nachgewiesen, daß im Zeitraum von 20 Jahren einschließlich der Schuldentilgung insgesamt über 400000 ^ für außerordentliche Zwecke, namentlich Verbesserungen und Verschönerungen, verwendet worden find, eine Summe, wie sie wohl wenige Städte von der Größe Nagolds würden aufweisen können. —
Zur neuen Gemeindeordnung wird erwähnt, daß unsere Stadt in die 2. Klaffe der kleineren Städte und Landgemeinden rubriziere; nach § 10 Abs. 1 der Gemeindeordnung hat die Zahl der Mitglieder des Gemeinderats in solchen Gemeinden 6—12 zu betragen; es wird beschlossen bei 12 Mitgliedern wie bisher zu bleiben; weiter ist die Wahl von 6 Amtsversammlungs-Mitgliedern für den Rest des Jahres 1907 und die Peäode 1908/10 neu vorzuuehmen; zugleich wurde bestimmt 2 Stellvertreter aufzustellen. Wiedergewählt werden in geheimer Abstimmung die bisherigen Mitglieder Stadtschultheiß Brodbeck, Gemeinderäte I. Mayer, Buob, Schaible, H. Maycr und Sägewerksbesitzer K. Reichert und als Stellvertreter die Herren G.R. Rapp und B.A.-Obmaun Mayer. Nach dm
Abendteuer
des KnLspekter Mrcrefig von Fritz Nenter.
(Fertsetzuu,.)
Was is nu noch viel zu sagen? In Zeit von zwei Stunden saßen wir auf der Eiserbahn. Der mitgegebener Schutzmann war eben so hungrig und durstig, wie ich; auf jede Statschon wurde ein Seidel Bier vertilgt, und wenn mein betrübter Newöh ein sauer Gesicht machte, indem daß er bezahlen mußte, denn tröstete ihn der Schutzmann ümmer: »Herr Moses Löwenthal Strafe muß sin! Worum haben Sie den Freund Herrn Polizeipresendenten unwissentlich zu die Judenschaft verführt!"
So kommen wir denn gegen Wolfshagen, wo sich die Scheidung der meckelnburgschen und preußschen Grenze be- öibt; hier sagte uns der Schutzmann adjöh, und mit würk- licher Wehmütigkeit trennte ich mir von dem Mann, der so liebreich vor unser sicheres Fortkommen gesorgt hatte. Aber eS dauerte nicht lange Möglich, daß es das vaterländische Gefühl war, möglich, daß es die mannigfaltigen konsumtierten Bierseidel waren, ich kam in eine große Lustigkeit, so daß ich das Singen kriegte, wobei zwei junge Doms, die mit in dm Postwagen saßen, ümmer zusammenfuhren, as wenn ein Gewitter in der Luft' wär'. Ich rechne das auf ihre
Nerven; und ihre Nerven rechne ich wieder auf die neu- modschen Kreolinen, wo eine Verkühlung nicht ausbleiben kann.
So sung ich mir durch die kleine, aber ungebildete Stadt Woldegk hindurch bis gegen Bramborg, und als wir da bei's Posthaus vorgefahren und ausgestiegen waren, sagt Moses, indem daß er hellschen dallohrig aussah und so vermisquent, as en Pott vull Müs': „Herr Entspekter," sagt er, „is das gewesen ein Geschäft! Hätt' ich gewesen ein unmoralischer Freund, oder hätt' ich selbst gewesen ein Christ, oder hätt' ich Ihnen bloß einspunnen lassen in Berlin, hätt' ich gemacht ein groß Geschäft. — Was soll ich sagen zu Hause? — Sie meinen doch nicht, daß ich soll nehmen für mein Geld, noch 'ne Extrapost über Hauhner- wiem nach Wahren? Wir werden uns doch woll hüten! — Wir bleiben die Nacht hier und ich telegrafier', daß sie mich schicken meinen eigenen Wagen — kost't mich acht Groschen — und ich bleib' bei Bäcker Zwtppelmannen."— „„Tun Sie das, Moses,"" sag' ich, „„ich geh' in den goldnen Knop.""
Und ich geh' und als ich so geh', kommt mich einer von meine Retters entgegen, Fritzing Volkshagen und reicht mir einen freundschaftlichen Händedruck und sagt: „Herr Entspekter, nehmen Sie's mich nich übel; aber ich könnte ntch. Ich hätte in meine Verhältnissen und ich könnte in meine Umständen ..." — „„Lassen Sie das!"" sage ich.
„„Ihr Telegraf hat mich 'rauSgerisseu und Sie haben als Freund an mir gehandelt."" — Und als wir über den Mark gehen, kömmt Jöching Lehndorf angelaufen — denn er läuft immer wegen seiner notgedrungenen Provat Stunden — und sagt: „Ntch übel nehmen; aber als ehrlicher Mann — ntch anders als unmusikalisch zu taxieren . . ."
— „„Schon gut!"" sage ich und sag ihm dasselbe wie dem andern und so gehen wir in den Knop.
Knappemang sitze ich nu hier mang verschiedene Dok- ters und junge Avkaten und genieße ein Bifftück — denn ich bün for Hausmannskost und kein leckerwäuligter Burbong, der ümmer was Separates habe« muß — dünn kommt der Gewisse auch und als er mich steht, sagt er auf gewöhnlich Plattdeutsch — denn das ist seine entfamtigte Mode, daß er sich ümmer in plattdeutsche Redensarten unterhält und nich in einem gebildeten hochdeutschen Stile
— sagt er also auf Plattdeutsch: „Gun Abend, Unkel Bräfig! Wat maken Set, oll Früvd?"
(Schluß folgt.)
An» de« Meggendorfer-Bliitter«. IhrTrost. — „Wa»>? Sie find schon eine Tochter a«S der zweiten «he Ihres BatrrS?" Aeltliche: „Jawohl, da sollten Gir aber erst die au» seiner ersten Ehe sehen!" Verliebt — „Aber, hat Drin Bräutigam eine kolossale Glatze!" Braut: „Pah da» ist an ihm desto mehr Kußfläche." Angeboren. Krau (zur Nachbarin): , Also dar hat Sir gar nicht überrascht, daß ihr Sahn Sänger wurde?" Nachbarin: „Gar »et! Der hat schon als Kind viel geschrirn!"