81 . Jahrgang.

Erscheint täglich mit Ausnahme der Tonn« und Festtage.

Preis vierteljährlich hier 1 »«, mit Träger» ishu iLv ^r.im «eztrtt. und io dm-Berteh» 1 . 2 S im übrige» «ürttemberg 1LS «ouatSabonnemeutS »ach BerhältuiS.

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Mernsprechev Hkv. LS.

Auflage 2600 .

jAnzeigen-Gebühr f. d. Ispalt. Zeile a»S ! gewöhnt. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 H bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Mit dem Plauderstübche» und

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Amttiches.

Die Ortsbehörde« für die Arbeiterverficherung

werden darauf hingewtesen, daß bis 1. November d. Js. die im letzten Vierteljahr umgetauschten Quittungskarten als portopflichtige Dienstsache mittels eingeschriebenen Briefs dem Oberamt vorzulegen sind bzw. in dieser Hinficht Fehl­anzeige zu erstatten ist.

Nagold, den 30. Okt. 1907.

K. Oberamt.

__ Mayer, Reg.-Af s.

Dir erste und zweite Dienstprüfung für das humanistische Lehr­amt hat u. a. erstanden: Knodel, Wilhelm, Rektor in kkirchheim u. reck.

WoMische NeSerficht.

Fürst Hoheulohe-Laugeuburg hat am Montag Straßburg verlassen und sich nach Langenburg begeben. Vor seiner Abreise erließ er folgende Kundgebung:Der Bevölkerung Elsaß-Lothringens sage ich in dem Augenblick, wo ich das Land verlasse, herzlich Lebewohl. In den 13 Jahren, in denen ich die Verwaltung dieses herrlichen Landes zu leiten hatte, war es mein Bestreben, nach besten Kräften dem allgemeinen Wohl zu dienen. Von ganzem Herzen danke ich für das viele Freundliche und Gute, das mir im Land stets entgegengebracht worden ist. Ich bitte die Elsaß-Lothringer, meiner auch künftig freundlich zu ge­denken, wie auch mein Herz stets dem Land Elsaß-Lothringen gehören wird."

Der Zeutralverband deutscher Industrieller

trat am Montag in Berlin zu seinem Delegiertentag zu­sammen. Staatssekretär von Bethmann-Hollweg begrüßte die Versammlung in einer längeren Ansprache, in der er u. a. ausführte: Ich werde bestrebt sein, dem Unternehmer­tum und der Arbeiterschaft mit der gleichen Offenheit und Unbefangenheit gegenüberzutreten und die Auffassungen beider Seiten gleichmäßig zu würdigen, um in möglichst enger Fühlung mit dem wirklichen Leben das richtige Augenmaß für das Mögliche sowohl wie für das Notwendige zu ge- winnen und zu behalten. Ueber die Notwendigkeit einer

Magokd, Donnerstag den 31. AKtoöer

entschlossenen Fortführung der Sozialpolitik habe ich mich auf dem unlängst hier veranstalteten Arbeiterkongreß aus­gesprochen. Bei der Untrennbarkeit jeder fruchtbringenden Sozialpolitik von dem wirtschaftlichen Zustand der Industrie kann ich nur hoffen, daß der Aufschwung ohnegleichen, den die deutsche Industrie in den letzten zwei Jahrzenten dank der Energie der Unternehmer Md der Tüchtigkett des deutschen Arbeiters genommen hat, vor unmittelbaren Schwankungen bewahrt bleiben möge. Unter Hinweis auf gewisse Aus­wüchse in der ausländischen Industrie schloß der Staats­sekretär: Ich hoffe, daß Ihre Tätigkeit dazu beitragen wird, unsere Industrie in ruhigen Bahnen zu erhalten, und daß Ihre Beratungen einer kräftigen Md gesunden Weiterent­wicklung zu Ihrem Besten, zum Besten der Arbeiter und zum Besten der Gesamtheit dienen mögen.

Das brüske Borgehe« des Kardinals Fischer,

des Erzbischofs von Köln, gegen den Professor Schwer an der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Bonn hat die Entrüstung weiter Kreise erregt. Diese Entrüstung dürfte noch wachsen, wenn erst noch allgemeiner die Vor­geschichte des Konflikts bekannt wird, die in einem rheinischen Blatt folgendermaßen geschildert wird: Beim letzten Empfang des Kardinals Fischer in Bonn waren die Professoren nicht am Bahnhof erschienen. Der Kardinal versammelte gleich nach dem Gottesdienst alle anwesenden Geistlichen im Pfarr­haus der Münsterkirche um sich. Er zog gegen die Fakul­täten los, die in seinem Namen Theologie dozieren und bezeichnte es als eine Unanständigkeit, daß sie nicht er­schienen seien. Man müsse Bedenken tragen, den Schülern solcher Leute die Hände auszulegen. Professor Schwer hat daraufhin eine große Korrespondenz mit dem Kardinal ge­führt, worin er gegen die Vorwürfe Protest einlegte. Alle diese Schreiben hat Professor Schwer als vertraulich den einzelnen Geistlichen in Bonn zugesandt zur Kenntnisnahme, und alle mußten daraus ersehen, daß Kardinal Fischer wiederum Unrecht hatte. Er könnte noch eine Menge Bei­träge auf änderen Gebieten liefern, wollte jedoch einer Broschüre, die dieses besonders schildern wird, nicht vorgreifen. Diese Broschüre ist tatsächlich erschienen und hat, wie man weiß, den Zorn des Kirchengewaltigen erregt, gegen dessen Regiment auch noch in manch anderer Beziehung bittere Klage geführt wird. Daß er in seinem Zorn sogleich zu dem Rachemitel des Boykotts griff, ist eine Sache, die besonderer Beachtung wert erscheint. Rechtlich wird sich gegen diese unschöne Waffe nicht ankämpfen lassen, wenn­gleich auch das noch, namentlich von theologischer Seite in Frage gestellt wird, ganz wehrlos ist indessen, worauf ein katholischer Geistlicher in einem Berliner Blatt hinweist, die Regierung gegen das Vorgehen des Kardinals nicht. Sie braucht nur den von letzterem verhängten Boykott mit einem Priesterboykott über das Erzbistum Köln zu beantworten, indem sie die sämtlichen fiskalischen Freistellen im Bonner Theologenkonvikt sperrt, über die sie verfügt, wenn sie den Mut dazu hat. Was die bereits mitgeteilten Beschlüsse der Bonner Studentenschaft betrifft, läßt sich feststellen, daß sie überall einen vortrefflichen Eindruck gemacht haben. In einer Zuschrift an dieKöln. Ztg." heißt es z. B.:

1907

Die Jugend hat die Initiative ergriffen in einer Frage, welche die Lew- und Lehrfreiheit unserer Universität auf das tiefste berührt, und sie hat sich mit Takt und Geschick zum Sprachrohr der öffentlichen Meinung gemacht. Denn daß die Verwaltungsmaßregeln, welche fett Jahren von erzbischöflicher Sette beliebt wmden, nur den Zweck haben konnten, der Fakultät und ihren ernsten, wissenschaftlichen Bestrebungen die Lebensader abzubinden, das fühlt jeder, der Schroers Buch gelesen hat, das fühlt auch die Studenten­schaft, uud das berechtigt sie, nicht die bloße Sperrung der Vorlesungen, wohl aber das ganze Verfahren gegen die Fakultät als Angriff Ms die Freiheit der Wissenschaft und der Universität aufzufassen. Nur schade, daß den Beschlüssen der Bonner Studenten nicht auch die Tat folgen kann." Wie Ms Bonn gemeldet wird, hat Professor Schwer den ihm von der Studentenschaft zugedachten Fackelzug abge- lehut und den Beginn seiner Vorlesungen aus persönlichen Gründen vorläufig ausgesetzt.

Die mazedoutsche Baudeubeweguug scheint in bedenklicher Zunahme begriffen zu sein. Neuerdings wurden 8 Bulgaren in der Nähe von Blaka Uesküb ermordet auf­gefunden. Die Konsuln der Ententemächte besichtigten den Schauplatz und vermuten, daß die Tat von einer größeren serbischen Bande verübt wurde. Festgestellt wird, daß sich die Sicherheitsverhältnifse in jener Gegend arg verschlechtert haben. In der letzten Woche allein sind 13 Morde vorgekommen. Wegen des Ueberfalls bulgarischer Bauden auf das Dorf Rakovon richtete die Patriarchats­synode eine Protestnote au die Pforte. Diese Note soll auch alle vou den bulgarischen Bauden im September be­gangenen Missetaten enthalten Md in einer Kopie den Botschaftern der Großmächte überreicht werden. Die griechische Regierung ließ durch ihre Vertreter bet der Pforte Protest einlegeu wegen der Untätigkeit des Militärs in bezug Ms den Schutz des Dorfes Rakovon gegen den Angriff der bulgarischen Bande. Man glaubt in Athen, daß die Verantwortung für die Niederbrennung vollkommen dem Militär zuzuschreiben sei, dessen Haltung vollständig unerklärlich gewesen wäre. Von türkischer Seite mußte die Berechtigung dieser Klagen anerkannt werden. Es wurde auch eine Untersuchung versprochen, doch zweifelt man, ob diese Untersuchung praktische Folgen haben werde, durch welche eine Wiederholung ähnlicher Vorkommnisse verhindert werden könnte. Die Lage der Bauern, die ihres Eigentums beraubt und aller Mittel entblößt find, ist trostlos. Auch zu einer großen Protestversammlung in Athen führte der Ueberfall Ms Rakovon. Eine ungeheure Volksmenge, dar­unter mehrere 1000 aus Mazedonien geflüchtete Griechen, nahm an der Kundgebung teil. Es wurde eine Resolution angenommen, in der der Schutz der Mächte angerufen wird. Für den Fall der Fortsetzung der Untaten in Mazedonien würden die Griechen gezwungen sein, zur Selbsthilfe zu greifen. Nach Meldung türkischer Blätter ist in Saloniki eine Polizeischule unter Leitung eines belgischen Majors errichtet worden.

Aus Marokko bringen einige Blätter eine Privat­meldung wonach die Verhandlungen mit Raisuli über die

Abenüteuer

des Kntfpektev Wvaesig von Fritz Neuter.

Aber wo gung dieser Herr Presendent mit die beide Spitzbuben um! Wie die Sau mit dem Bettelsack! J< habe all mein Lebtage keinen in Stulpenstiewel so herunte machen gehört, als diesen nachgemachten Entspekter Bok möhler, mit Ausnahme von Knollen zu Rammelin sein Wirtschafter, wenn ihnen Knoll über die Landwirtschaft b< lehren tut.

Und nu der Bundesbruderl Dieser Krokodill grsi wieder zu seinen Thronen und stand da, als Waddick un Weihdag', indem er bald mich und bald den Herrn Presen deuten erbarmungswürdig ankuckte und dabei süfzte, als ei Windaben wo's Schott uich zugemacht is. Aber all' sein Leidigkeit half ihn nichts, er sollte die Uhre 'rausgeber - Die hatte er nich, sagte er. Und Bohmöhler sollte da Geld herausgeben. Das hätte er auch nicht, sagte ei Da stellte sich der Herr Presendent mitten in die Stub

^ies m^der linken Hand auf die beiden krimine lischen Bösewichte und sagte ruhig:Man führe ihnen ab.

Na, das geschah und wie sie'rausgebracht wurden, kai ein Telegraf hinein, der schon die Antwort von mein Bramborgschen Freunde brachte.

Jöching Lehndorf erklärte darin, ich sei ihm stellen weise von Perßohn bekannt geworden und könne er mic

bezeugen, daß ich seines Wissens keinen unmoralischen, wohl aber einen unmusikalischen Lebenswandel geführt Härte, indem daß ich mal in seinem musikalischen Konzert mich mit Jo­hann Knüppeln laut über meinen gnedigsten Herrn Grafen seine Kutschpferde unterhalten hätte; aber for einen offen­baren Schpitzbuben hielte er mir dennoch nich.

Flitzing Bolkshagen erklärte: er kennete mir sehr ge­nau, indem daß er vermöge meine Mithilfe allen Sandhäger Toback kaufe, der ihm durchaus zur Anfertigung der Im­portierten unentbehrlich sei; er stehe deshalb wohl for meine Moral ein, aber nich for meine etwanigen Schuldverhält- nifse; dies könnte er nich, denn er wäre leider erst ein An­fänger. Wenn er es könnte, so könnte er es auch wohl tun, aber da er es nicht könnte, so könnte er es auch nicht tun.

Herr Entspekter Bräsig," sagte der edle Presendent uud reckte mir die Hand hin,sehr gefreut Ihre Bekannt­schaft zu machen, Sie sünd nach dem Zeugüis dieser Ehren­männer ein moralischer Karakter "und können als sol­cher sogleich in Ihr geliebtes Vaterland zurückkehren. Mit Ihr Geld und Ihre Uhre sünd wir noch, wie Sie sehen, in Dunkelheit; kriegen wir sie, dann kriegen Sie sie." Sünd in guter Hand, Herr Presendent,"" sage ich höf­lich. -Schön," sagt er,ich werde Ihnen nun einen Zwangspaß ausstellen" so nennen sie in Preußen die vornehmsten und sichersten Regierungspäfseund Sie werden vermöge dessen binnen zwei Stunden Berlin und die königlichen Staaten verlassen. Reisen Sie mit Gott! >

Aber warten Sie, erst will ich mir die beiden Juden noch kaufen."

Somü wurde denn Moses Löwenthal und mein Jugend­freund Bexbacher hereingebracht.

Gott im Himmel! Wo ging der edle Presendent mit den beiden Glaubensgenossen um!

Ich will das nicht weiter verpupliziereu; aber MoseS hatte dicke Schwitztropfen auf der Stirne und Bexbacher rief alle Heiligen des jüdischen Kalenders an, um aus der Fttalitär herauszukommen.

Meine Herrn," sagte der Herr Presendent zuletzt, Sie haben es diesem moralischen Manne zu danken, wäre dieser z. B. ein Schinderhannes oder ein Käsebier, so wür­den Sie als Helfershelfer nach Landrecht Nummer so und so zu ca. 11 Jahren und einem halben Monat verurteilt; aber weil Sie mtt einer so ausgezeichneten Persöhnlichkett zu tun hatten" da meinte er mir mitsei Ihnen die Strafe in Gnaden erlaffen."

Dies sagte er, und als er dies sagte, richtete ich mir im gerechten Wohlgefühle der moralischen Anwandelung in der Höhe, indem daß ich die mich verführte Judenpackasche von oben ansah, was mich sauer ankam, denn Bexbacher war lang verstiepert.

Aber knappemaug hatte ich mich über die Juden er­hoben, so kam ein Mensch in die Türe hinein zu stehen und sagte:Herr Presendent, ich Presentiere Ihnen hier das wohlgetroffene Portrett des berüchtigten Raubmörders.""

Gott soll mich bewahren! Zeigt der Kerl mein Ge­sicht mit sämtliche Pockennarben und sämtliche Schwamm-

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