81 . Jahrgang.
Auflage 2600.
Erscheint täglich mit Ausnahme der Tonn- und Festtage.
Preis vierteljährlich hier l mit Träger« !»hu 1.20 «<e,tm Bezirks« und 10 tm-Berkehr 1 . 2 S im übrige« Württemberg 1LS »st. MonatSabouuemenk» «ach BerhältniS.
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Mit dem PlauderstÜbcht» und
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MagoLd, Montag den 28. Oktoöer
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Amtliches.
Beknttvtmachrmg
der Sk Zentralstelle für die Landwirtschaft betreffend die Abhaltung einesvierzehntägigen Kurses über Obst- und Beerenweinbereitung an der
Weinbanversnchsanstalt z« Weinsberg.
Gemäß Z 3 Ziff. 5 lit. e der Verfügung des K. Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens, betreffend die Weinbauversuchsanstalt in Weinsberg, vom 80. Juli 1901 (Reg.-Bl. S. 218), wird in dem mikroskopischen und chemischen Laboratorium der Weinbauversuchsanstalt vom 18. bis 30. November d. I. ein Kurs über Obst- und Beerenweinbereitung abgehalten.
In diesem Kurse, zu dessen Teilnahme besondere Vorkenntnisse nicht erforderlich sind, werden durch tägliche theoretische Vorträge und sich daran anschließende praktische Hebungen behandelt werden:
1. im theoretischen Teil: Chemische Zusammensetzung der verschiedenen Obst- und Beerensäfte. Grundsätze für die Bemessung der Wasser- und Zuckerzusätze. Sonstige Zusätze. Bereitung von Obstmost'als Haustrunk. Wesen, Verlaus und Kontrolle der Gärungsvorgänge der Obst- und Beerensäfte. Die wichtigsten der in den betreffenden Säften und Weinen auftretenden Lebewesen; ihre Entwicklung, Tätigkeit und ihr Einfluß aus die Eigenschaften der Gärprodukte. Die verschiedenen Arten der Weinhefen, die Wirkung verschiedener Weinhefen auf die Obst- und Beerensäfte. Die praktische Verwendung reingezüchteter Weinhefen für die Obst- und Beerenweinbereitung. Die chemischen Veränderungen der betreffenden Säfte bei der Gärung. Die Abstiche der Obst- und Beerenweine. Die praktische Verwendung der Reinhefe bei der Umgärung fehlerhafter und kranker Obst- und Beerenweine. Die chemischen und physiologischen Grundlagen der Kellerbehandlung der Obstmoste; deren Klärung. Krankheiten der Obstmoste (Umschlagen, Esfigstich, Kahmigwerden, Zähewerden, Milchsäurestich, Schwarzwerden, Braunwerden rc.) Gesetzliche Bestimmungen über den Verkehr mit Obstweinen;
2. im praktischen Teil: Anstellung von Gärversuchen. Anwendung der Oechsleschen Mostwage. Quantitative Bestimmung der Gesamrsäure im Obst- und Beerensaft. Praktische Berechnung der Wasser- und Zuckerzusätze aus Grund der beiden letztgenannten Untersuchungen. Vermehrung der reingezüchteten Weinhefe in Obstsaft und Obstwein. Mikroskopische Untersuchung der wichtigsten in. den Obst- und Beerensäften vorkommenden Lebewesen. Ausführung von Schönungsversuchen im kleinen. Vorprüfung der Weine hinsichtlich ihrer Filtrierfähigkeit. Anwendung
der Kohlensäure zur geschmacklichen Verbesserung der
Obstweine. Vergleichende Kostproben gesunder und fehlerhafter Obst- und Beerenweine.
Bon Württembergern wird ein Honorar für den Besuch des Kurses nicht erhoben. Für Nichtwürttemberger beträgt das Honorar 25 Im übrigen hat jeder Kursteilnehmer 10 ^ Ersatzgeld für Materialverbrauch usw. und 1 ^ für Bedienung zu bezahlen. Das Honorar und die sonstigen Gebühren sind vor Eröffnung des Kurses an das Kaffenamt der K. Weinbauschule Weinsberg zu entrichten.
Gesuche um Zulassung zu dem Kurs find spätestens bis 6. November d. Js. an das Vorsteheramt der Weinbauversuchsanstalt zu Weinsberg zu richten, das sie mit seinen Anträgen der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft zur Entscheidung vorlegen wird.
Stuttgart, den 19. Oktober 1907.
v. O w.
Bekanntmachung
der K. Zeutralftelle für die Landwirtschaft, betreffend die Abhaltung eines vierzehntägigen Kurses über Weingäruug, Hefereinzncht, Krank heiten der Weine «sw. an der Weinbanversnchsanstalt z« Weinsberg.
Gemäß § 3 Ziff. 5 11t. a der Verfügung des Königlichen Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens, betreffend die Weinbauversuchsanstalt in Weinsberg, vom 30. Juli 1901 (Reg.-Bl. S. 213), wird in dem mikroskopischen Laboratorium der Weinbauversuchsanstalt vom 9. bis 21. Dezember d. I. ein Kurs über Weingärung, Hefereinzncht, Krankheiten der Weine usw. abgehalten.
In diesem für Weingutsbesttzer, Weinhändler, Küfermeister re. berechneten Kurse, zu dessen Teilnahme besondere Vorkenntniffe nicht erforderlich sind, werden durch tägliche theoretische Vorträge und daran sich anschließende praktische Uebungen behandelt werden:
Wesen, Verlaus und Kontrolle der Gärungsvorgänge des Traubensastes. Die verschiedenen im Traubensaft, Most und Wein auftretenden Lebewesen; ihre Entwicklung, Tätigkeit und ihr Einfluß auf die Eigenschaften der Gärprodukte. Die verschiedenen Arten der Weinhefen; die Wirkung verschiedener Heferassen, die Hefereinzucht. Die praktische Verwendung reingezüchteter Weinhefen für die Trauben-, Obst- und Beerenweinbereitung, sowie für die Schaumweinbereitung. Die Abstiche der Traubenmoste. Die praktische Verwendung der Hefen beim Umgären fehlerhafter oder nicht durchgegorener Moste. Die Infektionskrankheiten der Moste und Weine (Esfigstich, Kahmigwerden, Zähewerden, das Umschlagen). Die Behandlung trüber Weine auf Grundlage der mikroskopischen Untersuchung. Die wichtigsten Pilzkrankheiten der Rebe, wie Blattfall
krankheit, Meltau, schwarzer Brenner usw. und ihre Be
kämpfung.
Von Württembergern wird ein Hon'orar für den Besuch des Kurses nicht erhoben. Für Nichtwürttemberger beträgt das Honorar 2b Im übrigenchat jeder Kursteilnehmer 10 ^ Ersatzgeld für MaterialtzMrauch usw. und 1 ^ für Bedienung zu bezahlen. Das Honorar unv die sonstigen Gebühren sind vor EröffnMf des Kurses-an das Kassenamt der K. Weinbauschule Weinsberg zu entrichten.
Gesuche um Zulassung zu dem Kurs, welche das Alter und den Beruf des Gesuchstellers enthalten muffen, sind spätestens bis zum 17. November d. I. an den Vorstand der Weinbauversuchsanstalt zu richten, me sie mit seinen Anträgen der Zentralstelle für die Landwirtschaft zur Entscheidung vorlegen wird.
Stuttgart, den 19. Oktober 1907.
Bekanntmachungen der K. Zentralstelle.
Banhandwerkerschnle in Biberach.
Am 4. November d. I. wird die neue Bauhandwerkerschule in Biberach eröffnet werden. Der Zweck der Schule ist, Bauhandwerker, und zwar Maurer, Steinhauer und Zimmerleute, in zwei je fünfmonatlichen Winterkursen soweit auszubilden, daß sie den Anforderungen gewachsen sind, die bei einer ernst genommenen Meisterprüfung mich in theoretischer Beziehung an sie gestellt werden muffen. Der Unterricht erstreckt sich auf Bauzeichnen, Baukonstruktion, Gebäudekunde, Bauführung. Baukostenberechnung, Buchführung und Gesetzeskunde.
Als Schüler werden solche Leute ausgenommen, die in einem der genannten Handwerkszweige die Gesellenprüfung erstanden und das 18. Lebensjahr zurückgelegt haben. Vorläufig haben sämtliche Schüler den Besitz der nötigen allgemeinen Vorbildung durch eine einfache Aufnahmeprüfung nachzuwetseu. Die Anforderungen entsprechen dabei im wesentlichen denjenigen, die au einen Volksschüler bei der Schulentlassung zu stellen find.
Das Schulgeld für jeden der beiden fünfmonatlichen Kurse beträgt 20 Es ist beim Eintritt in die Schule zu bezahlen. Unbemittelten tüchtigen Schülern kann eS nach Schluß des Kurses ganz oder teilweise nachgelassen werden.
Für Wohnung Md Verköstung haben die Schüler selbst zu sorgen. Auch haben sie sämtliche zum Schreiben und Zeichnen erforderlichen Gegenstände selbst zu beschaffen.
Der erste Kurs beginnt am Montag, den 4. November d. I., an welchem Tage vormittags 8 Uhr in dem Schulgebäude iu Biberach zunächst die Aufnahmeprüfung stattfindet. Der Kurs endet am Dienstag den 31. März 1908.
Gesuche um Aufnahme in die Schule find bis zum 20. Oktober d. I. beim Vorstand der Bauhandwerkerschule
Abenöteuerr
des Kntfpektev ZSvaesig von Fritz Aenter.
(Fortfetz««g.)
Moses resauute und posaunte die halbe Nacht, er schimpfte auf die Berliner Polizei, aus mir und auf die Flöhe; denn es war tu der heißen Sommerzeit. Ich war still, ich hatte mich drein gefunden' denn ich hatte mir selber wieder gefunden und Flöhe tun mir nichts, was ich dem frühzeitigen und mannigfaltigen Umgang mit Pferden zuschreibe; ich schlief ruhig ein, denn ich war müde und hatte die vorige Nacht wenig geschlafen.
Den andern Morgen wird die Tür aufgeschloffen un herein kommt ein Mensch mit ein großes Bund Schlüffi und sagt weiter nichts als „Guten Morgen! Zum Rasieren! Und hinter ihm her kommt en langer Mensch mit aufg, krampte Aermel und en Scherbeutel. Nu hatte ich alle: dings natürlich schon einen dreitägschen Bart; aber noi "lerntage nich hatte ich mir eine frömde Hand in das Gi Ich sage also: „Bitte, geben Sie mii das Geschirr her, ich will mich selbst rasieren." — „„Da Sie sich hier vor unseren sichtlichen Augen den Hals al schneiden!"" sagte der Kerl mit die Schlüssel. — „„Ne." sagt er, „„so dumm sünd wir hier nicht."" — Gott so mich bewahren! Wo schlecht mußte meine Sache sicher daß sie eine Handanlegung bei mir vermuteten!
Na, ich sage aber nichts und setze mich wie ein Lamr auf vie Schlachtbank; aber was ich geduldet, kann sich jedi denken; denn ich habe überall einen starken Bart und diel mal einen dreitägschen und dazu bün ich noch in mein jungen Jahren hellschen mit die Pocken behast geweser
weswegen Knüppel — der ümmer voll schlechte Witzeu steckt — mein Gesicht ümmer das Waffelkucheneisen nennt. Denken Sie sich nun bei diese Voraussetzungen dazu, daß dieser Balbterer nur ein einzigstes Messer besaß, was for alle paffen mußte, und Sie können sich meine Tortuhr ein- btlden. Er schund mir also auch gehörig und mußte mir wegen der Blutung Feuerschwamm auflegen, wodurch es sich auch stoppte. Mit Moseffen gung es besser, weil er bloß einen eintägschen hatte, obschonst er auch nüdliche Gesichter zog, als er unter dem Messer befindlich war.
Sie gingen und wir waren wieder eine zeitlang allein, da wird wieder aufgeschloffen, und der Kerl mit das Schlüsselbund kuckt in die Tür und ruft: „Mitkommen!" Das ist nähmlich hier die Angeführte Manier, womit sie einen eine Einladung auzeigen. Na, wir gungen nu auch mit und kamen endlich auf einem Hofe, allwo ein einfacher Stuhl stand und hinter dem eine Art Bettschirm. „Sitzen gehn!" rief der Kerl und winkte mir.
„„Wie Sie sehen,"" sagte ich, „„bün ich schon balbiert, und zu's zweitemal habe ich keine Lust."" — „Maul halten!" sagt er. „Sitzen gehn!" — Na, was sollte ich dazu sagen? Die Gewalt hätten sie, und ich könnte mich jo auch Hinsehen, das täte mir jo doch noch nichts. Ich fetze mir also.
Wie ich nun so in der Erwartung fitze, kommt ein Mensch mit einer abschreckenden Maschinerie zum Vorschein und stellt sie mir gerade gegenüber, indem daß er sie auf mich richtet. — Na, das is mir denn doch mich gleichgültig; ich springe also auf und sage: „Bleiben Sir mich mit das Ding vom Leibe!" „„Sitzen bleiben!"" ruft der entfamte Kerl wieder. „„Ganz still fitzen bleiben!"" — Na, was sollte ich tun, die Gewalt hätten sie. Ich setz' mir also wieder.
Da sängt Moses an zu lachen und sqgt: „Herr Ent-
fpekter, wissen Sie was Neues? Sie sollen potograstert werden, ich kenn' die Maschinerie, und der Mann mit der Decke über'm Kopp ist ein gewöhnlicher Meschantikus." — „„Potograstert?"" frage ich. „„Moses, tut das weh?"" — „Gar nich," sagt er, „es ist 'ne bloße Abbildung vou Ihnen." — „„Also,"" sag ich, ,,„eS tut nich so weh, als das Balbieren?"" — „Gott bewahre," sagt er, „aber Sie müssen still sitzen und dabei lächeln, denn wenn's gut werden soll, müssen Sie still fitzen, und wenn's schön werden soll, müssen Sie lächeln." — Na, ich fitz' nu also auch still und lächel' nun also auch auf meine Art, so gut ich'S gelernt habe.
Sehen Sie, nu saßen mir aber bei diesem Lächeln die entfamten Schwammproppen von wegen des Balbierens in dem Wege, und wenn ich recht schön lächerlich ausseheu wollte, denn schreinte mich das, und aus diesem Gesichtspunkte ist ein Bild entstanden, welches mich — wie nachher uns' Herr Paster sagte — ,unter Tränen lächelnd' darstellte.
Knappemang war der Meschantikus mit meiner Abbildung fertig, so kam der Schutzmann von gestern angelaufen und ranzte den Kerl mit den Schlüsseln an und sagte: „Petermüller, was machen Sie hier for dummes Zeug? Sie sollen den Raubmörder von Nummer 134 po- lografieren lassen und nu votografieren Sie Nummer 135, meinen Levi Josephi aus Prenzlan!"
„„Herr,"" sage ich falsch, denn diese Schinderei war mich denn doch über — erst balbiert und denn noch poto- grafiert — „„der Deubel is Ihr Levi Josephi, ich bün der Entspekter Bräfig!""
„WaS Sie sünd, wird sich ausweisen," sagt er und wendet sich auch an Moseffen: „Rasch! Sie kommen gleich vor." (Fortsetzung folgt.)