wurde. Der Betrüger, anscheinend Jsraelite, tritt elegant und sicher auf, ist ca. 38 Jahre alt, 1,65 m groß, schlank, hat mageres blasses Gesicht, schwarze Haare, gepflegten Schnurrbart, eleganten schwarzen Gehrockanzug, schwarzen Ueberzieher und sprach Rheinländerdialekt. Gleiche Betrugsversuche hat er auch bei anderen Juwelieren und Uhrmachern versucht.
Darmsheim, 19. Okt. Auf der Brandstätte Darmsheim herrscht reges Leben: gegen 300 Arbeiter sind mit dem Wiederaufbau der Gebäude, mit der Herstellung neuer Straßen und über 30 Fuhrwerke mit der Schuttabfuhr beschäftigt. Schnell wachsen, dank der guten Witterung, die Neubauten aus dem Boden: schon sind 10 Häuser aufgerichtet, eines davon ist bezogen und bei andern find die Keller und Grundmauern fertig, so daß bald auch schützende Dächer über diese Bauten sich ausbreiten. Bei dem Brande hatte die Turmspitze Feuer gefangen, das große, eiserne Turmkreuz fiel mit Knopf und Turmhahn herab und lag in Trümmern. Tübinger Bürger, die Herren Zänker und Sohn zum Kupferhammer haben, in überaus lobenswerter Weise, die unentgeltliche Wiederherstellung des Kreuzes und die Neuherstellung seiner Zier, des Messingknopfes und des Turmhahns übernommen. Stolz kräht der wohlgelungene Gockel dem Wind entgegen und krönt mit farbigen Bändern geziert, die Turmspitze. Die Ausführung des gangen Turmschmucks ist meistermäßig gearbeitet und verdienen die edlen Stifter Dank und Lob.
r. Göppingen, 22. Okt. Wir haben gestern über einen gräßlichen Unglücksfall aus Maitis berichtet. Durch einen sich unversehens lösenden Böllerschuß beim Laufscbießen am Ktrchweihsonntag wurde dem 20jährigen Fabrikarbeiter August Maier die Schädeldecke zerrissen. Zu diesem bedauerlichen Unglücksfall wird dem „Hohenstaufen" noch geschrieben: Angesichts dieses traurigen Falles war das Verhalten derjenigen Bürger von Maitis, die Augenzeugen des Unglücksfalles waren, ein empörendes. Ueber eine volle Stunde lag der Schwerverletzte in seinem Blute röchelnd auf dem feuchten Erdboden, umstanden von vielen Leuten, und keiner war trotz wiederholter Aufforderung zu bewegen, den Unglücklichen vom Platze zu tragen, viel weniger noch dazu, ihm im Hause auch nur die einfachste Lagerstätte zu bereiten. Sogar der Ortsvorsteher, der an der Unglücksstätte war, erklärte, daß ihn diese Sache nichts angehe. Die Sonne scheine ja so warm, daß sich der Unglückliche nicht erkälten könne. Endlich erbarmten sich zufällig anwesende Bürger von Hohenstaufen des Unglücklichen, verlangten in einem Hause in Maitis energisch Leintücher und trugen den zum Tode Verwundeten in das Gasthaus zum Engel, wo er dann in einem Bette Unterkunft fand. Da die Gemeinde Maitis im Rufe großer Frömmigkeit steht und ein großer Teil der Einwohner fleißig in die „Stunde" geht, io dürfte es sich empfehlen, daß die nächste „Andacht" über den Text Evang. Lukas 10, 25—37 abgehalten wird.
GerW-sasl.
Tübingen, 23. Okt. Schwurgericht. Am Montag 1. Juli abends hat der 61jähr. verheiratete Holzhauer Adam Seitz von Aichelberg seinen 29jähr. verheirateten Sohn Gottlieb Seitz, Schuhmacher nach vorausgegangenem Streite erschossen. Der Angeklagte und sein Sohn wohnten im gleichen Hause, elfterer als Leibgedinger. Anläßlich seiner 1905 erfolgten Verheiratung übernahm der Getötete von dem Angeklagten dessen Anwesen um 5000 Die Reichung des Leibgedings und sonstige Kleinigkeiten gaben öfters Anlaß zu Streitigkeiten zwischen Vater und Sohn. An dem 1. Juli gerieten die Beiden wegen einer Pfanne in Streit und Handgemenge. Als hernach der Sohn sich anschickte wieder an die Arbeit zu gehen und in gebückter Haltung in die Scheuer hineinsah, krachte ein Schuß, er sank zusammen unter den Worten: „Mein Vater hat mich geschossen, holt den Schultheißen und den Landjäger, solange ich noch sprechen kann!" Der Angeklagte hatte sein mit vielen Schrotkörnern geladenes Gewehr gegen den Sohn abgefeuert, dadurch das Gehirn verletzt, was in kurzer Zeit den Tod zur Folge batte. Das linke Auge war ausgeschossen. Gleich nach der Tat behauptete der Angeklagte, sein Sohn habe ihm die Scheiben eingeschlagen und er habe sich um sein Leben wehren müssen. Alsdann ging der Angeklagte flüchtig, wurde aber am 3. Juli verhaftet. Er brachte zu seiner Recht-
fertigung vor: er habe seinen Sohn nicht töten, sondern blos schrecken wollen. Die Äeweisaufnahme ergab, daß auch der Getötete selbst Schuld an den Zerwürfnissen trug, er war gegen seinen Vater roh und hatte ihu.auch geschlagen. Dem Schutzvorbringen des Angeklagten gegenüber behauptete dessen Schwiegertochter, nach dem Schüsse habe der Angeklagte sofort geäußert: „So jetzt hast Eins". Diese Aeußerung wurde auch von mehreren anderen Zeugen bekundet. Nachdem die Geschworenen die Frage nach Totschlag nebst mildernden Umständen bejaht hatten, wurde Angeklagter zu 4 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Staatsbehörde vertrat Oberstaatsanwalt Dr. Cleß, die Verteidigung führte Rechtsanwalt Dr. Hayum und als Obmann der Geschworenen fungierte Sägewerksbesitzer Rehsuß von Höfen.
Prozeß Moltke-Harden.
Berlin, 23. Okt. Vor dem Amtsgericht Berlin-Mitte begann heute unter großem Andrang die Verhandlung im Moltke-Harden-Prozeß; elfterem steht Justizrat Gordon, letzterem Justizrat Bernstein zur Seite. Der Vorsitzende teilte mit, daß vom Gericht nur als Zeugen geladen seien der Reichskanzler, der Chef des Militärkabinetts und Graf Lynar; die ersten beiden seien wegen Abwesenheit von Berlin, letzterer wegen Abwesenheit verhindert. Eine Reihe von Sachverständigen ist geladen. Von der Verteidigung sind geladen und anwesend mehrere Unteroffiziere, zwei Kafsenboten, Tierbändiger Thielbach und der Standartenträger Moldenhauer. Ausgeblieben sind Fürst Philipp Eulenburg, der zwar trotz feiner Krankheit nach Berlin gekommen lst, aber sich nur in feinem Zimmer vernehmen lassen kann; Graf Fritz Eulenburg, Frau Emmy Heyden, die Grafen Wilhelm Hohenau und Fritz Hohenau und der französische Botschaftsrat Lecomte. Zur Anklage stehen einige Sätze aus dem bekannten Artikel der „Zukunft." Graf Moltke erblickt in einzelnen Stellen dieses Artikels den Vorwurf, homosexuelle Neigungen zu haben.
Der Vorsitzende geht die einzelnen vom Privatkläger als beleidigend angesehenen Stellen der Artikel durch, wobei es zu lebhaften Auseinandersetzungen zwischendenParteten kommt.
Harden bestreitet in jedem einzelnen Fall, daß aus den Ausführungen, die er aus rein politischen Gründen gemacht habe, das herausgelesen werden könne, was der Privatkläger herauslese.
Deutsches Reich.
Boundorf (Schwarzwald), 22. Okt. Bei einem Rencontre in Reustadt mit der Gendarmerie wurde ein Arbeiter lebensgefährlich durch ein Seitengewehr verletzt. Ein anderer ging flüchtig.
r. Aus Bayer«, 22. Oktober. Ein wichtiger Fang scheint den Sicherheitsbehörden in Sulzemoos, der Heimat Kneißls, geglückt zu sein. Es wurde der Taglöhner Popfinger verhaftet, der in dem dringenden Verdacht steht, die in Sulzemoos in den letzten Jahren vorgekommenen 14 Brände gelegt zu haben. Anläßlich einer Haussuchung fand man in der Wohnung des Verhafteten Briefe, aus denen hervorgeht, daß er Knettzl, während der fogenannnten Kneißljagd längere Zeit beherbergt hat. Auch fand sich ein von dem Inhaftierten herrührender, jedoch nicht abgeschickter Brief aus dem hervorgeht, daß Popfinger der Schreiber der zahlreichen Drohbriefe war, die während der Kneißljagd an das Bezirksamt und die Gendarmen gelangten.
Dessau, 21. Okt. Ihren 103. Geburtstag begeht am 23. Okt. die hier im Hause ihres Sohnes des Pastors Benno von Kügelgen lebende Frau Julie von Küg eigen. Sowohl körperlich wie geistig erfreut sich die alte Dame einer verhältnismäßig außerordentlichen Frische. Sie ist die Witwe des im Jahre 1867 in Bernburg verstorbenen Hofmalers und Kammerherrn Wilhelm von Kügelgen, welcher als Verfasser der „Jugenderinnerungen eines alten Mannes" bekannt ist.
Neuwied, 23. Okt. Die Beerdigung des gestern an einer Lungenentzündung unerwartet verstorbenen Fürsten Wilhelm zu Wied erfolgt am Samstag nachmittags 2 Uhr aus dem fürstlichen Friedhöfe in der Nähe des Schlosses Monrepos. Heute nachmittag 5 Uhr fand die erste Trauerfeier statt, welcher die bis jetzt hier eingetroffenen Familienmitglieder Md sämtliche Beamten der fürstlichen Hofhaltung
beiwohnten. Die öffentliche Aufbahrung der sterblichen Hülle findet morgen Donnerstag auf Schloß Monrepos statt. Die Schwester des Fürsten, die Königin von Rumänien, trifft morgen vormittag hier ein. Zur Beisetzung werden der Kaiser, der König von Württemberg und der Prinz Hendrik der Mederlande hier erwartet.
Ausland.
Wie«, 23. Okt. Der Kaiser verbrachte die Nacht ruhig; wohl war der Schlaf mehrfach gestört, doch waren die Hustenanfälle nicht mehr von so langer Dauer und solcher Intensität wie früher. Die katarrhalischen Erscheinungen sind in weiterer Abnahme begriffen. Der Kräftezustand und der Appetit find befriedigend.
Fuus Persouen verbräunt. Einen furchtbaren Ausgang hat in dem Orte Alland bei Baden ein Streit zwischen Eheleuten genommen. Es wird darüber berichtet:
Wien, 22. Ott. Der Holzhändler Neuhauser in Alland der mit seiner Frau in Unfrieden lebte, warf, als er nach Mitternacht betrunken heimkehrte, im Streit eine brennende Lampe nach ihr. Diese explodierte, das Haus geriet in Brand. Die Frau flüchtete mit schweren Brandwunden, der Mann und die sechs Kinder blieben im brennenden Hause. Als die Feuerwehr ankam, waren der Mann und vier Kinder im Alter von vier bis neun Jahren tot. Die zwei jüngsten Kinder wurden gerettet.
Paris, 22. Ott. Das lenkbare Luftschiff „Patrie" welches in der letzten Zeit beträchtlich vergrößert worden war, hat heute bei ruhigem Wetter eine 2'/,ständige durchaus gelungene Fahrt von Meudon nach Paris unternommen. Im Ballonkorb befanden sich 8 Personen.
Paris, 21. Ott. SantosDumont unternahm ruft seinem Hydroplan, dem Gleitfahrzeug, das 100 km in der Stunde gestatten soll einen neuen Versuch. Zahlreiche Zuschauer, unter denen sich auch der Erzherzog Leopold Salvator befand, waren am Ufer versammelt. Nach langen vergeblichen Bemühungen gelang es endlich den Motor iu Gang zu bringen. Santos Dumont begann die Fahrt langsam und erreichte schließlich bei 300 m eine stündliche Geschwindigkeit von 60 km. (Mpst.)
New Uork, 22. Okt. Nach der „Sun" suchen die Vereinigten Staaten in China einen Hafen als Kohleu- station für eine Flottenbafls.
Landwirtschaft, Handel mrd Verkehr
-t. Wart, 23. Okt. Der Handel mit Most- und Tafelobst ist bei uns gegenwärtig immer noch ein lebhafter. Elfteres gilt hier 6 ^ 20 bis 6 50 pro Ztr, letzteres 10—11 ^ Bor
räte an gutem Mostobst, besonders ad»r an gutem Tafelobst, sind mmer noch vorhanden, ebenso in unseren Nachbarorlen Wenden ^und Ebers Hardt.
r. Stuttgart, 22. Okt. Kartoffeiaroßmarkt auf dem Leonhardsplatz Zufuhr 1000 Ztr Preis 2.60 - 4 ^ per Ztr. - Krautmarkt auf dem Marktplatz Zufuhr 1100 St. Preis :2—15 per 100 Stück.
r. Stuttgart, 32. Oktober. Schlachtviehmarkt
Ochsen. Bullen. Kalbeln u. Kühe. Kälber. Schweine. Zugetrieben: 27 S1 202 211 6S1
Verkauft: 25
123
211
629
Erlös aus Pfennig
V, kx Schlachtgewicht.
Pfennig
Ochsen
von 32 ois
85
Kühe
von
60 bis
70
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Kälber
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85
Stiere und
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81 „
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Schweine
65 .
66
79 .
80
63 .
64
76 .
77
68 .
59
Verlauf des Marktes: mäßig belebt.
Die Lenkbarkeit der Luftschiffe ist eine Frage des Tages. — Der Kommandeur des Kgl Prcuß. Luftschiffer-Bakaillons, Major Groß — also einer der hierfür maßgebendsten Fachmänner — hat nun in einer Broschüre „Die Entwicklung der Motorluftschiffahrt im 20. Jahrhw dert" eine anschauliche und kurze Darstellung der Entwicklung der modernsten Luftschiffe gegeben; sie ist durch die G. W. Zaise r'sche Buchhdlg. zum Preise von 1 ^ zu beziehen.
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vorzüglich in Geschmack und Aroma, ist durch di- bekannten Verkaufsstellen erhältlich. Besonders empfohlen: Meßmers Englische und Russische Mischung 100 6r Pakete (sog Probepakete) KV bezw. 80 Pfg.___
Witteruugsvorhersage. Freitag' den 25. Oktbr. Wolkig, mild, etwas regnerisch.
Druck und Verlag der G. W. Zaifer'kcheu vuchdruckrret (»«N gaifer) Nagold. — Für dir Redaktion verautwortlich: K Vanr.
kkanntmachung.
Die K. Post- und Telegraphenverwaltung beabsichtigt, entlang der Körperschaftsstraße Aichhalden-Sirumersseld ein Fernsprechge- stäng zu erstellen.
Der Plan ist in Gemäßheit des § 7 des Telegraphen-Wege-Ge- setzes vom 18. Dezember 1899 bei den K. Postämtern Altensteig und Calw auf die Dauer von 4 Wochen öffentlich ausgelegt.
Tübinge», den 23. Oktober 1907.
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Letzte Mahnung zur Holz-
Zahlung und Holz-Abfuhr.
Das Stamm-, Stangen- und Brennholz, für welches der Zahlungsund Abfuhr-Termin abgelaufen ist, muß spätestens bis 11. Novbr. (Martini) d. I. bezahlt und abgeführt sein, widrigenfalls die Säumigen die in den Holzverkaufsbedingungen angedrohtm Folgen zu gewärtigen hätten.
Gememderat:
A. A.
__ Vorstand: Brodb eck.
Kalender
empfiehlt
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