Iahrgitttz.
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Mit dem Plauderstübch und
Gchwäb. Landrrtrr.
249
Nagold, Mittwoch den 23. Oktober
1S07
AmtlichLS.
Geksutttmachnag
betr. Aenderungeu der Statute» der Oberamtssparkaffe Nagold.
Er wird hiernit zur allgemeinen Kenntnis gebracht, daß der Beschluß der Amtsversammlung vom 13. Juli d. Js. betreffend
Aenderung des § 2, der Statuten der Oberamtssparkaffe, wonach die öffentlichen Körperschaften, reichs- «nd landesgesetzlichen Krankenkaffe« im Oberamts- bezirk Einlage» in unbeschränkter Höhe machen dürfen, durch Entschließung der Kgl. Regierung des Schwarzwaldkreises vom 15. Okt. ISO? in widerruflicher Weise und die
Ergänzung des Z 2 durch einen letzten Absatz:
„Der Sparkasse bleibt Vorbehalten, in Zeiten großen Geldüberfluffes die Annahme von Einlagen zu beschränken."
ferner die Aenderung des H 4, Ziff. 1, Abs. 2: „Für Einlagen, welche nicht 1 Monat stehen bleiben, wird ein Zins nicht gewährt" und des H 4, Ziff. 2:
„Die Verzinsung jeder Einlage ist eine halbmonatliche; sie beginnt mit dem 1. bezw. 16. des auf die Einlage folgenden Monatstags und hört auf mit dem 1. bezw. 15. des Monats, in welchem die Rückzahlung erfolgt."
sowie die Aenderung des ß 4, Ziff. 4, Satz 2, wornach Zinse, welche bis zu dem dem Ablauf des Kalenderjahrs folgenden SL. Januar nicht erhoben find, zum Kapital geschlagen und vom 1. Januar an verzinst werden, endlich die Aenderung des 8 5a, Ziff. 7:
„Der Zinsfuß für Remendarlehen soll bis auf Weiteres 4"/, bis 4'/,°/o — je nach dem Ermessen des Verwaltimgsausschufses — betragen" genehmigt worden ist.
Nagold, den 21. Oktober 1907.
K. Oberamt. Ritter.
Zweiter deutscher Arbeiter-Kongreß.
(Unber. Nachdr. Verb.) >-. 8. u.L. Berlin, 20. Okt.
Reichstagsabg. Liebermaun von Sounenberg sprach im Namen der WirtswaftOHcn Vereinigung, die durch persönliche Beziehung jcL^'Ärt mit der christlich-nationalen Arbeiterbewegung verbunden sei Er erklärte: Wir find im Reichstage schon für die christlich-nationale Arbeiterbewegung eingetreten und haben in ihr eine rettende Tat gesehen, als sie noch von vielen Parteien verkannt wurde. (Beifall.) Wir haben stets die Wahl von Arbeitcrvertreter« zum Reichstage unterstützt. Der Sozialdemokratie muß das
angemaßte Monopol der Arbeitervertretung durch die christlich-nationale Arbeiterschaft genommen werden. Wir müssen zeigen, daß es möglich ist, auf dem Boden des Vaterlandes die Interessen der deutschen Arbeiter zu vertreten. Einem Teil der deutschen Arbeiterbewegung ist es schon gelungen, sich von der Sozialdemokratie völlig frei zu machen, das find die deutschnationaleu Handlungsgehilfen (Beifall). Die christlich-nationale Arbeiterbewegung wird mithelsen, daß den schweren Nöten und Sorgen unserer Zeit abgeholfen wird, daß der Landflucht und anderen Uebelu gesteuert wird. Dann wird der Damm fest und lückenlos sein, an dem die Wogen der internationalen Sturmflut machtlos abprallen (lebhafter Beifall). — Reichstagsabg. Erzberger, lebhaft begrüßt, wies darauf hin, daß die Geschichte des Zentrums zugleich die Geschichte der deutschen Sozialpolitik sei, denn das Zentrum sei stets mit aller Wärme für die Arbeiter eingetreten. Arbeitervcrtreter sitzen im Reichstage und in den Landtagen als gute Kameraden in den Zen- trumsfrakiionen. Der Arbeiterstand muffe in die heutige Gesellschaft als vollberechtigtes Glied eingefügt werden. Es liege nicht am Zentrum, wenn noch nicht alle berechtigten Wünsche der Arbeiter erfüllt seien. Schuld daran sei, daß die bürgerlichen Parteien in den Arbeiterfragen nicht immer zusammengehallen hätten. Die erfolgreichste Bekämpfung der Sozialdemokratie sei die, die berechtigten Wünsche der Arbeiter zu erfüllen (lebhafter Beifall). — Reichstagsabg. Linz begrüßte den Kongreß im Namen der freikonservativen Partei. — Prof. Dr. Francke-Berlin überbrachte Grüße der Gesellschaft für Sozialreform. Reichstagsabg. Behrens dankte den Rednern und erinnerte daran, Laß ein Manu am Kongreße teilnehme, der vor 30 Jahren zum ersten Male den Hetzrednern der Sozialdemokratie in Berlin wirksam entgegengetreten fei, das sei der Reichstagsabg. und Hofprediger a. D. Stöcker (lebh. Beifall). Leider könne Hofprediger Stöcker infolge feiner angegriffenen Gesundheit nicht persönlich zum Kongreß sprechen, er lasse diesem aber seine herzlichsten Glückwünsche übermitteln (lebh. Beifall.) — Der Leiter des Kongresses verlas darauf eine Reihe von Begrüßungstelegrammen. Vom Oberbürgermeister Kirsch- ner-Berlin, der auch zur Teilnahme am Kongreß eingeladen war, war folgendes Telegramm eingelaufen: „Auf Ihr gefl. Schreiben erwidere ich ergebenst, daß ich zu meinem Bedauern durch anderweitige Inanspruchnahme verhindert bin, der Einladung Folge zu leisten. Kirschner". (Gelächter und Zurufe). — Zu Vorsitzenden des Kongreffes wurden Bebrens-Essen und Stegerwald-Köln gewählt. — An den Kaiser wurde folgendes Huldigungstelegramm gesandt: i „Der zweite deutsche Arbeiterkcongreß, der von 300 Dele- i gierten aus allen Gauen des Reiches der verschiedenen Be- i rufe und Existenzen beschickt ist, bringt Ew. Majestät seine i Huldigung dar. Er versichert seine unwandelbare monar- ! chifche Treue und nationale Gesinnung. Die mehr als eine
Million hier vertretenen Arbeiter- und Angestelltenverbände stehen treu zu Kaiser und Reich, Fürst und Vaterland. Der Kongreß vertraut dem von Ew. Majestät in dem Erlaß vom 17. Februar 1906 ausgesprochenen allerhöchsten Willen, daß die Gesetzgebung auf dem Gebiete der sozialpolitischen Fürsorge ruhe und in Erfüllung der vornehmsten Christenpflicht aus den Schutz und das Wohl der Schwachen und Bedürftigen fortgesetzt bedacht sei. Behrens, Stegerwald, Vorsitzende." (Lebh. Beifall.) — Daraus erstattete Reichstagsabg. Behrens-Effen den Bericht des Ausschusses. Er hob hervor, daß der Ausschuß zu allen sozialpolitischen Fragen der Neuzeit Stellung genommen habe und mit entsprechenden Wünschen an die zuständigen Stellen hcrange- tretcn sei. Die christlich-nationale Arbeiterbewegung habe sich erfreulich entwickelt. Mehr als eine Million Mitglieder gehöre ihr an, die sich durch keine Verletzung die Freude am Christentum und am Vaterlande verärgern lassen (lebh. Beifall). — Die Frankfurter Forderungen: Erstens Sicherung und Erweiterung des Koalitionsrechtes der Arbeiter, zweitens Anerkennung der Berufsvereine, drittens Einrichtung von Arbeitskammern seien leider! noch nicht erfüllt. Das sei ein Fehler der Regierung, der bald gut gemacht werden muffe (lebh. Beifall). Die vornehmste Aufgabe der christlich-nationalen Arbeiterbewegung sei nicht der Kampf gegen die Sozialdemokratie, .sondern die, den Standpunkt der christlichen Weltanschauung, der Treue zu Kaiser und Reich zu verteidigen, und für die soziale und wirtschaftliche Hebung der deutschen Arbeiterschaft einzutreten zum Segen der Arbeiter und des Vaterlandes (lebh. Beifall.) Mt den sozialdemokratischen freien Gewerkschaften hat die christlich- nationale Bewegung keine Gemeinschaft, auch nicht mit den sogenannten „gelben" Gewerkschaften, die für ein paar Sack Kartoffeln ihre Koalitionsfreiheit verschachern (Beifall).
Es hat in der vergangenen Zeit unter den dem Kongreß angehörenden Organisationen über bestimmte Angelegenheiten noch nicht die volle Einigkeit hergestellt werde» können. In mancher Beziehung fehlt es noch an Geschlossenheit. Darunter litt die Stoßkraft unserer Bewegung. Wenn der Kongreß durch seine Berliner Tagung den Erfolg erzielt, die Geschlossenheit und das Bewußtsein der Waffenbrüderschaft zwischen christlich-nationalen Gewerkschaften und Berufsverbänden einerseits und den konfessionellen Arbeitervereinen andererseits zu stärken, ferner durch seine Verhandlung die Sozialreform in kräftiger Weife zu fördern, wird . er für Arbeiterschaft und Vaterland von Segen fein (lebh. Beifall.) Reichstagsabg. Schack erstattete dann den Kassenbericht. Er schlug eine Umlage von einem halben Pfennig pro Mitglied vor, der der Kongreß zustimmte.
Darauf schloß Behrens die erste Sitzung des zweiten Arbeiterkongreffes. Am Nachmittage fand im Kriegervereius- haus eine öffentliche Volksversammlung statt, in der Land- tagsabg. Oswald-Aschaffenburg, Frl. Margarete Behm-
Abenüteuer
ües Krrtspekter Wvaestg von Fritz Nenter.
(Fortsetzung.)
„Wrschen Sie ab! Wischen Sie rssch ab!" ruft mich eine Stimme zu, die ich aber nicht sehen kann, weil mich die Augen verkleistert find, „wischen Sie rasch ab! Der Gift frißt Ihnen sonst die Kleider entzwei."
Aber womit? Mit dem Schnupptnch? Ja, hätte ich auch einen? — Ich hätte keinen. — Ich fühle aber, wie mich der dis jetzt noch ganz unbekannter Freund zu fassen krigt und mir wischt und als ich die Augen ausmachen kann, sagt er: „Aber warum holen Sie nicht Ihren Schnupptnch 'raus?" — „„Weil sie mich dm gestohlen haben?"" -
„Haha," sagt er und lacht, „Sie find also wohl noch ein Grüner?"
Sehen Sie, das ts das Ganze, woher sich der obi dumme Schnack auf der Kegelbahn stammt, mir hat kein grün angemalt, sondern dieser Mann hat mir blos gri benannt und das is nich in den Affenkasten gewesen, d, passierte mir bei der Lama-Bucht.
Wie er mich nun so abwischt, kommt er auch uni« halb die Magengegend und fragt: „Was haben Sie dei hier für einen Knudel?" — „„Das ist mein Geldbeutel/ sag' ich, „„den ich da wegen der Taschendiebe verfesti habe/"' — „Das is recht," sagt er. „Sie scheinen mi ein vorsichtiger Mann zu sein. Aber wo in aller Wi kommen Sie zu diesem Lama?" — „„Je,"" sag' ich, „„j wollt' ihn bloß en Bischen brüden"" und dabei seh' ich m meinen neuen Freund genauer an.
Er hätte Stulpenstiewel und einen Möckintosch*) an, obschonst die Witterung trocken wie ein Spohn war und in der Hand hätte er eine Reitpfeitsche. Ich sage also zu ihm: „Auch woll en Oekonomiker?" — „„En richtigen!"" sag: er. — „En Meckelbürger?" frag' ich. „„Beinah,"" sagt er. „„En Ukermärker."" — „Kennen Sie woll einen gewissen Trebonius, Colomus, Pistorius, Prätorius und LivoniuS?" — „„Sehr gut,"" sagt er. „„Sind meine besten Freunde."" — Na, nn wußte ich denn, daß ich mit einem ordentlichen Menschen zu tun hatte und wir gehen zusammen aus dem wilden Tiergarten.
Mein neuer Freund und Mitkollege erzählte mich denn vielerlei, denn er hatte es hellisches ruit's Maul. „Herr Entspekter Bräsig," sagte er — denn ich hatte mir mtt meinem christlichen Namen namkünnig gemacht, und er auch und hieß ,Bohmöhler', — „Herr Entspekter," sagt er also, „Sie is es akkerat mit den Lama so gegangen, wie die Zehlendorfer Bauern mit dem großen französischen Filosofm Wolltähr. Kennen Sie ihm?" — „„Nee,"" sage ich, „„einen gewissen Wollter kenne ich wohl, aber das ist ein Zuckerkanditer in Stemhagen/"' — „Den meine ich nicht," sagte er, „ich meine Wolltähren, welcher ein Zeitgeist von den ollen Fritz war. Na, diesen hatte sich der olle Fritz aus Frankreich verschrieben, indem daß er bei ihm noch in die französischen Provatstunden gehen wollte. Na, er kam auch, war aber schauderhaft häßlich anzusehen und dabet war er ein nichtswürdiger falscher Karnallje. Nun begab es sich aber, daß dieser Wolltähr einmal bei 'ner Gelegenheit einen von den ollen Fritzen seine Kammerjunker» häßlich auf die Leichdörner trat. — Na, die Kammerjunkers — haben Sie die Art auch bei sich zu Hause?" — „„Natürlich,"" sage ich, „„denn wir leben in Meckelnborg auch
*) Regenrock -
in einem nützliche« Staate."" — „Na, also die Kammerjunkers sünd überall hellisch pfiffige, junge Menschen und dieser war einer von der richtigen Sorte. — Er wollte Wolltähren ein Sticken stechen, und weil er wußte, daßjdieser in einer Kutsche zu dem alten Fritz nach Potsdamm in die Provatstunden fahren mußte, jagte er zu Pferde vorauf nach Zehlendorf und sagte zu die Bauern im Kruge, sie sollten anfpaffen, es würde eine Kutsche kommen, da säß' den ollen Fritzen sein Leibaffe in, und sollten ihn jo nicht 'rauslassen, denn das Biest wär' falsch und rackerig und biß auch. Na, als die Kutsch' nu anhielt, stellten sich die Bauern um den Wagen und als Wolltähr nu 'raus wollte, kloppten se ihn immer auf die Finger und tahrten ihn: „Trr, Ap, Bittst ok?" Und wenn er die Nase 'raussteckte, denn kriegte er eins auf den Schnabel: „Trrr Ap! Littst ot?"
„„Herr Entspekter Bohmöhler,"" sage ich, „„Ihre Geschichte paßt auf meinem Lama ganz genau, bloß daß mich zuletzt dieser seinen Gift in die Augen verabfolgte.""
„O," sagte der Entspekter, „wenn's weiter nichts ist! Das hat Wolltähr auch getan, der hat seinen Gift nicht bloß über die dumme» Zehlendorfer Bauern, nein, über den König und das ganze preußische Land ausgespieen."
_ (Fortsetzung folgt.)
AaS de« Meggesdorfer-Blätter«. Valgenhumor. Förster: .Merkwürdig, der Baron trennt. Dir doch bei jeder Treibjagd eir-eS hinauf.' Treiber: .Ja, der hat st' bei mir scho' ei'g'- schoss'»!' Umgefteckt. Wirt(zu mihreren Herren, dir schon lange hrrumwählen): .Und was werden die .Herrschaften' bestellen?' — »Bringen fir unS fünf Paar Würstel!' Wirt (zum Oberkellner): »Diese .Leute' kriegen fünf Paar Würstel!' Verrannt. Onkel (zum Neffen, der Student ist): .Der Gerichtsvollzieher, der »den vorbei ging, hat Dich aber sehr auffallend gegrüßt!' Neffe: .Staun» selbst! . Er könnt« doch bei mir noch nie 'waS kriegen?'